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Geschrieben von maleja am 12.12.2005, 20:30 Uhr

Weihnachten/Spiele/Pädagogisch wertvoll/PISA etc

Gestern in der Sonntag aktuell:

"Spaß auch ohne Lernzwang
von Ursula Ott

Als ich mit meinen Kindern neulich den Wunschzettel für Weihnachten zusammenstellte, fragte einer ganz schüchtern: "Dürfen wir uns auch was wünschen, was uns nicht schlauer macht?" Au weia. Offenbar habe auch ich es die letzten Jahre übertrieben mit dem Lerncomputer von Bob der Baumeister, dem Bilderbuch zum Uhrzeit-Lernen und dem großen Kinderuni_Spiel, bei dem man mit kleinen Doktorhüten und Studienbüchern aus Pappe schon mit den Sechsjährigen Vorlesungen, Seminare und Sprechstunden besucht.

Alles ist jetzt immerzu pädagogisch wertvoll. Wir wissen, dass Deutschland der PISA-VErlierer ist, dass in Kindergärten zu wenig frühkindliche Bildung stattfindet. Also helfen wir kräftig nach, wir ambitionierte Eltern. Deshalb ist Lernspielzeug in diesem Jahr zu Weihnachten der Megatrend, sagen die Experten vom Bundesverband des Spielwaren-Einzelhandels.

Arme Kinder. Schon im Fernsehen gibt es kaum noch eine KIndersendung ohne superschlaue, schwarz bebrillte Mädchen, die einem erklären, warum der Himmel blau ist und das Handy schnurlos telefonieren kann. Es sind gut gemachte Sendungen, von den ich oft selber etwas lerne, und so manche Börsen-Nachricht habe ich erst bei den Kindernachrichten "Logo" wirklcih verstanden.

Bloß- es muss auch sinnfreien Quatsch geben dürfen im Fernsehen. Und unterm Weihnachtsbaum. Ohne Bildungsanspruch, sagt ein BEkannter, der Kindersendungen entwirft, kriegt er heutzutage nichts mehr los bei den Sendern. Am besten, es fallen neben den Vokabeln "Sprachförderung" und "Forschergeist" die Schlüsselbegriffe "frühkindliches Lernen" und "Hirnentwicklung". Ohne Hirnforschung geht nämlich gar nichts mehr.

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Jetzt müssen die armen Kinder schon ab 4 Monaten zur "Musikakademie", damit die "Entwicklungs-Zeitfenster im Gehirn optimal genutzt" werden, so heißt es in einem Werbe-Flyer. Und man karrt sie auch nicht mehr zum puren VErgnügen mit dem Kinderwagen durch den Wald, sondern man zeigt ihnen Karten aus der Serie "Baby Einstein", auf dem alle Bäume abgebildet sind. Denn: "Alles, was ein baby sieht, beeindruckt die Art und Weise, in der sich sein Gehirn aufbaut". Natürlich bildet sich in der Kinderwelt nur ab, was die Gesellschaft als Ganzes umtreibt: eine umwerfende Wissenschaftsgläubigkeit. Eine Panik, etwas zu versäumen und sein Potenzial nicht optimal auszuschöpfen. Die Funktionalisierung des gesamten Lebens. Schluss mit lustig.

Allein in der letzten Woche gab es in meiner Familie zwei Angebote, unsere GEhirne zu optimieren. Meine Kinder könnten zum Lerncoach - der verteilte auf dem Elternabend seine Flyer. Er will meinem Grundschüler der dritten Klasse helfen, seine verschiedenen Hirnbereiche zu "integrieren". Und mir schickte die Frauenärztin eine Einladung zum "Brain-Gym", damit ich die "hohen Anforderungen von Beruf und Privatleben besser meistern kann".

Jetz tfrag ich mich: Warum zahle ich Steuern für ein Schulsystem, das seine Kinder nebenher zum Gehirntuning schuicken muss? Können die das nicht zwischen acht und zwölf im Unterricht erledigen? Und wenn die Anforderungen in meinem Leben zu hoch sind - sollte ich sie nicht besser runterfahren, statt mein Hirn hochzupushen? Ach ja, zu Weihnachten kriegen die Kinder übrigens die heiß ersehntes Hot-Wheels-Bahn. da lernen sie garantiert nichts dabei. Außer, dass ihre Mama sie auch im neuen Jahr selbst dann liebt, wenn sie nicht so furchtbar schlau werden."

 
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