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Geschrieben von Elisabeth mit Fumi & Temi am 06.10.2004, 16:31 Uhr

Reaktionen auf Statistik

Hallo,

wer kann sich heute noch irgendwas leisten? Jeder setzt ja auch die Prioritäten anders. Für den einen ist der Zweitwagen unverzichtbar, der andere braucht nicht mal ein Auto, um glücklich zu sein. Kann man, sagen wir mal, einen Boris Becker fragen, warum er nicht mehr Kinder in die Welt gesetzt hat, er hätte es sich ja leisten können? Muß man einen Beckenbauer loben, weil er ständig neue Kinder mit anderen Frauen zeugt, schließlich hinterlassen die Kinder ja kein bemerkenswertes Loch in seinem Vermögen?

Und: Gibt es "gute" und "schlechte" Motive fürs Kinderkriegen? Welche sind erlaubt, welche nicht?

Ich bilde mir ein, daß ich eine durchschnittlich gute Mutter bin. Aber - ganz ehrlich - auch ich entdecke mich dabei, meine Kinder für eigene Motive zu "mißbrauchen". Zum Beispiel gehe ich gerne mit den Kindern auf Familienfeste, weil ich dann etwas Positives, Vorzeigbares habe. Ohne Kinder gehe ich nicht gerne, weil ich selber mir da immer vorkomme wie die große Familienenttäuschung.

Ich bin der festen Überzeugung, daß die meisten gar nicht wissen, warum sie jetzt wirklich ein Kind wollen. wahrscheinlich wissen es die, die keines wollen, schon eher. Ich habe ja meine Kinder relativ spät bekommen (bei Fumis Geburt war ich 30). Und ich wußte immer genau, warum es vorher gerade NICHT paßte. Im Nachhinein kann ich aber nicht wirklich sagen, warum es dann irgendwie doch paßte.

Aber es gibt da doch etwas, was mir Bauchweh bereitet. Wahrscheinlich kommt das jetzt sehr stammtischmäßig rüber, aber ich sag es trotzdem:
Es ist und bleibt eine Tatsache, daß Sozialhilfebezug erblich ist. Rein gesellschaftspolitisch sind "Akademikerkinder" eine bessere Investition als "Sozialhilfeempfängerkinder". Natürlich gibt es auch Kinder von Sozialhilfeempfängern, aus denen etwas wird, und es gibt auch Akademikerkinder, die auf der Straße landen. Aber rein statistisch hat einfach ein Kind aus einer besserverdienenden Familie bessere Chancen, einen gesellschaftlich wertvollen Beitrag zu leisten, als ein Kind von einem am Existenzminimum herumkepelnden Sozi-Empfänger. Das war ja eines der - so empfand ich es zumindest - traurigsten Ergebnisse, die PISA zutage gefördert hat.

So, was heißt das jetzt? Sozi-Empfänger sterilisieren? Deren Kinder in Heime stecken? Akademiker kriegen mehr Kindergeld?

Ich weiß es nicht. Ich vermute mal, es gibt keine einfache Lösung. Es wird auf Förderung, Betreuung, Hilfe hinauslaufen - und das ist immer der problematischste Weg, weil man da jeden Einzelfall betrachten muß und die Gefahr besteht, daß der eine oder andere auf der einen oder anderen Seite hintenrunter fällt. Aber meines Erachtens ist es der einzige Weg, der mit einem Rechtsstaat vereinbar ist.

Nur: Um den Weg gehen zu können, müssen die Tatsachen anerkannt und thematisiert werden. Und das sehe ich nicht. Ich finde, daß immer noch viel zu viele Eltern mit ihren Kindern alleingelassen werden. Daß man Eltern viel eher - auch mit leichtem Zwang - Hilfe anbieten, notfalls sogar aufdrängen muß. Leider haben die 68er da das Pendel zu stark von der staatlichen Überfürsorge zum Lassez-faire schwingen lassen. Und es muß wieder mehr Geld in die Förderung fließen. Leider wird ausgerechnet da derzeit ständig gekürzt - das fliegt uns mit Sicherheit in 10 bis 20 Jahren ganz fürchterlich um die Ohren.

So, das waren meine 10 Cent dazu. Ich mache erneut darauf aufmerksam, daß ich auch keine idiotensichere Lösung weiß, die sich mit der Demokratie, dem Rechtsstaat und mit der menschlichen Selbstbestimmung vereinbaren läßt.

So, und jetzt gehe ich die Kinder abholen.

Schönen Gruß,
Elisabeth.

 
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