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Geschrieben von irulan am 17.09.2003, 9:56 Uhr

Nazi-Terror in Deutschland! Was geht denn jetzt ab?

Hallo zusammen,

bin etwas beunruhigt. Die ganze Zeit hört man vereinzelt zwar was von rechten Gruppierungen und Übergriffe auf Mitbürger mit Migrationshintergrund (was ich schon schlimm genug finde), aber was jetzt so alles berichtet wird, hört sich beunruhigend an. Die geplanten Anschläge hatten es ganz schön in sich. Sonntags in Spiegel-TV haben sie (investigativ) darüber berichtet, dass sich die Rechten Immobilien en masse kaufen, um Schulungszentren (vorwiegend im Osten) zu betreiben. Ist es nur mein Gefühl oder gibt es in der Welt wieder einen Trend zu Radikalisierung (religiös, nationalisitsch o.ä.). In Deutschland wäre der Zeitpunkt, da wirtschaftliche und soziale Flaute, ja ideal, um ihre besch... Ideologie und zweifelhaften Lösungsvorschläge unters Volk zu bringen.

Besorgte Grüße

Irulan

 
12 Antworten:

Re: Nazi-Terror in Deutschland! Die Richtigen asollte es erwischen, aber die Stasiakten sind ja verpanzert

Antwort von JoVi66 am 17.09.2003, 13:33 Uhr

quasi eine Situation fast ähnlich der nach dem 1.WK in Dtl. Abgesehen davon das unsere Medien ( Fernsehen, Video Zeitschriften ( schon allein aus Journalistischen Gründen) das alle aufbauschen müssen und somit die eigentlichen "nur" Mitläufer auf eine "geile" Idee bringen da mitzumachen, sind es ja nicht die arbeitslosen 16-20 jährigen oder die Jugendlichen aus sozial schwach gestellten Familien (wen nicht gerade der Vater ein Altnazi ist (die aber letztendlich dafür in den Knast wandern) die das ANZETTELN sondern diese rechtsrückende Erschreckenheit geht nicht unhäufig von ehemaligen höherrangigen Militärs des Ostens aus (Ex-DDR), die sich mit ganz gezielter (und leider oft sehr geschulter Art und Weise ihre "Schäfchen "züchten), am besten mit leicht "Arischem Einschlag" (nicht nur aussehenstechnisch). Denn zählt man sich selbst (aus welch verschrobenen Gründen auch immer, zu einer machthabenden Minderheit (da interessieren die fast 60 Jahre die dazwischen liegen überhaupt nicht und dass das mit dem Machthaben von ein paar ganz schlauen Köpfen ausgetüftelt wurde um an noch mehr Kapital zu gelangen -in diesem Fall an jüdisches-) interessiert unsere Springerstiefelhelden eh nicht, Hauptsache gefürchtet um in ihrem armseligen Leben vermeintlich doch noch etwas zu sein . Auch ein schlechter Ruf ist ein Ruf und Leute nehmen plötzlich von Underdogs Kenntnis. Man müsste die Häupter dieser Organisationen an den Kragen und sehr harte Strafen für DIE verhängen, denen liegt nämlich etwas an Macht und Geld und nicht an 4qm mit Innenklo. Die mitlaufenden Kahlköpfe fühlen sich im Knast möglich sogar noch wohl. Da sind sie unter Ihresgleichen
Ciao JoVi

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Ich denke nicht, daß es sich hier um ein wirklich "neues" Phänomen handelt...

Antwort von Moneypenny77 am 17.09.2003, 15:11 Uhr

...rechtsradikale Gruppierungen waren in den vergangenen Jahren immer aktiv, nur nimmt leider niemand Kenntnis davon, wenn die Medien gerade andere "Aufhänger" haben.

Ich denke, daß das Grundproblem in unserer Gesellschaft und den Lücken unserer Demokratie begründet ist. Das Prinzip und die Strukturen, mit denen rechtsradikale Organisationen operieren, sind doch letztlich die gleichen wie vor 70 Jahren. Geht's den Menschen, vermeindlich, schlecht, wird ein Sündenbock gesucht, um das eigene Selbstwertgefühl wieder herzustellen. Wer fällt darauf herein? Jugendliche, die im Elternhaus keine Werte vermittelt bekommen, keine Arbeit, keine Perspektive. Aber auch die "anderen", reiche Eltern, "gutes" Zuhause, aber keine Aufmerksamkeit. Wie in Sekten werden die Bedürfnisse erfüllt, nämlich, sich endlich "groß und besser" zu fühlen. Letztlich ein Auffangbecken für soziale Versager, die ihren emotionalen Frust an Minderheiten ablassen.

Dazu eine Bundespolitik, die noch Öl ins Feuer gießt (Zuwanderungsgesetz, doppelte Staatsbürgerschaft etc.), während gleichzeitig ein längst fälliges NPD-Verbot scheitert. Lächerliche Debatten darüber, ob eine Lehrerin im Unterricht ein Kopftuch tragen darf helfen auch nicht gerade bei der Integration. Oder nehmen wir die Möllemann'sche bzw. Friedmann'sche Meisterleistung...

Und in den Köpfen der meisten ist doch der Rassismus bzw. Antisemitismus weitaus mehr verbreitet, als wir meinen. Es ist ja auch so leicht, Vorurteile widerzukäuen, anstatt sich mit den Kulturen zu beschäftigen. Aber wehe, es sagt jemand was über die Deutsche, da wird gleich der Italien-urlaub storniert.

Dieses ganze dämlich Gequatsche dieser Kleingeister ist derart enervierend... Der größte Anteil der Sozialschmarotzer bei uns sind Deutsche, alle Kinderschänder der letzten Jahre waren Deutsche... Für die Mißstände in unserem Land mag es ja viele Gründe geben, aber der Ausländeranteil oder die in Deutschland lebenden Juden (diese Ausdrucksweise hasse ich sowieso, denn hat jemand schonmal von den "in Deutschland lebenden Katholiken" oder den "in Deutschland lebenden Taubenzüchtern" gesprochen???) tragen nicht mehr dazu bei, als jeder andere auch!



Mein Rezept gegen das braune Gift?

KZs öffnen, 4 Wochen Internierung und "Kraft durch Freude" am eigenen Leib erleben müssen. Klingt hart, aber vielleicht hilft's.
Ein Besuch in Buchenwald in meiner Schulzeit hat mir gereicht, es war das grausamste Erlebnis, das ich je hatte. Aber das passiert ja nicht und solange das so ist werden sie schalten und walten wie sie wollen, die Gewalt wird wachsen und das Volk schaut dumpf zu.

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Re: Ich denke nicht, daß es sich hier um ein wirklich

Antwort von helenaspapa am 17.09.2003, 19:30 Uhr

Hi heute ich bin ich zum erstenmal mit eigenem Nick dabei.

Also diese Problem ist wirklich in unserem Land nichts Neues.
Das dumme ist nur, daß wir immer selber daran Schuld haben, daß solche Gruppierungen zu bestimmten Zeiten immer stark werden.
Zur Zeit der Weiomarer Republik war es das selbe. Man hat den Leuten eingeredet, daß Deutschland die alleinige Kriegsschuld trgen muß, daß eine NICHT FESTGELEGTE SUMME als Kriegsentschädigung zu zahlen war, hat uns unsere nationale Souveränität beschnitten und was das Ergebnis war haben wir alle gesehen. Es hätte vermieden werden könne!
Heute redet uns sogar unser eigener Bundspräsident ein, daß man nicht stoz darauf sein darf Deutscher oder Deutsche zu sein, daß unsere nationale Identität nichts mehr wert sei und das Wort Nation über ei böses Wort sei, daß durch eiene übertriebene Europa-Euphorie endgültig erstezt werden soll. Und damit haben wir selbst ähnliche Probleme geschaffen, wie in der Weimarer Republik. Wir schütten jedes mal selber mehr Öl ins Feuer.
Aber ein anderer Punkt. Schon der Propagandapparat der Nazis hat erkannt, daß wenn man den Leuten 500000 mal am Tag das selbe erzählt, daß sie es glauben. Naja, was passsiert dann wohl erst, wenn Leute wie Michel Friedmann in jedem Interview 5 bis 8 mal sagt, daß 20 % der deutschen Bevölkerung latent anti-semitisch veranlagt seien? Das Wort "veranlagt" hat schon einen gewissen Klang. War die angebliche Genetische Überlegenheit des deutschen Volkes nicht Auslöser für viele Greultaten, sogar die schlimmsten? Und dann behaupten solche Leute es sei Veranlgung? Was soll man davon halten?

Billy

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Re: Nazi-Terror in Deutschland! Was geht denn jetzt ab?

Antwort von elalena am 17.09.2003, 21:16 Uhr

Hallo,
habe eure Beiträge gelesen. Bin auch größten Teils eurer Meinung.
Will nur dazu sagen: Wenn man sieht, welche Personen da mitlaufen, dann weiß ich alles.
Die glauben doch alles, weil sie oft "milieu-geschädigt" sind und jetzt jemanden haben, an den sie sich hängen können.
Die "Obersten" gaukeln denen was vor (solche Sprüche: "ihr seid die Besten.. usw.) und die glauben das natürlich. Fühlen sich verstanden.

Tja was soll man machen. Und wenn die rechten Parteien noch so verboten werden...
Wenn sie es gut anstellen, umgehen sie das Versammlungsverbot irgendwie.

Die Polizei ist machtlos oder der Abtreter.
Da muß die Regierung ran, aber die interessieren sich nur für Sparen und Diäten erhöhen.

GrußM.

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Hmmm...

Antwort von Ralph am 17.09.2003, 23:17 Uhr

Hi Billy,

erstmal herzlichen Glückwunsch zur eigenen Visitenkarte hier... :-)

Was die Einschätzung der Befindlichkeit in der Weimarer Republik angeht, das sehe ich ganz anders.
Die Siegermächte des Ersten Weltkrieges haben sich in der Behandlung Deutschlands mehr als dilettantisch verhalten. Die Reparationszahlungen Deutschlands, das zweifelt heute kein renommierter Historiker mehr an, waren Auslöser der großen Inflation von 1923 mit ihren fürchterlichen Folgen für Wirtschaft und Menschen. Dazu Elsaß-Lothringen und das Saarland abgegeben, das Rheinland entmilitarisiert, die Armee zurechtgestutzt bis zur Unkenntlichkeit... dabei stand zu Kriegsende kein einziger aliierter Soldat auf deutschem Boden...
Winston Churchill hat in seinen Memoiren konstatiert: "Der Versailler Vertrag hat den 2.Weltkrieg vorprogrammiert!"
Wenn man sich die gesamte Entwicklung von 1918 bis 1933 anschaut, muß ich ihm Recht geben in seiner folgerichtigen Einschätzung. Was folgte wissen wir auch.

Aber, es gibt einen entscheidenden Unterschied, und der gibt Grund zu berechtigter Hoffnung: Damals gab es nicht ansatzweise das soziale Auffangnetz in Deutschland wie heute. Meine beiden Großväter sind viele, viele Jahre arbeitslos gewesen, haben erst unter Hitler wieder Arbeit gefunden. Von einem weiß ich, daß er Sozialdemokrat war, vom anderen nur, daß er zu Wahlen meist auf den Weltmeeren umherkurvte und mit Politik und besonders den Nazis nicht viel am Hut hatte. Dadurch konnte er übrigens einen alten See-Kameraden bei den Engländern nach Kriegsende im Zuge der Entnazifizierung rehabilitieren.

Und ich gebe Dir Recht: Jedes Volk, dem man die Identität und gesunden Nationalstolz raubt oder verbietet, wird krank, weil es nicht imstande ist, eine Volksgemeinschaft zu bilden und vor allem sie zu pflegen.
Deshalb will Deutschland das schaffen, was kein anderes Volk der Welt schaffen kann, auch die USA nicht: Multikulturelle gemeinschaft, Doppelstaatsangehörigkeit, Verständnis für Straftaten ohne anschleißende Abschiebung... siehe Fall Kaplan... wer soll das mit gesundem Menschenverstand begreifen...

Das wird natürlich schon kontrovers diskutiert, gottlob ist das inzwischen ja wieder möglich. Klar auch, daß dann auch die Neonazis ihre Stimme erheben.
Sollen sie, bloß nicht unterdrücken. Sonst gehen sie in den Untergrund, und da wird es viel gefährlicher (siehe die alte KPD im Dritten reich, die war für die Nazis im Untergrund auch viel gefährlicher als als offizielle Partei).

Mir ist vollkommen klar, daß jetzt erstmal wieder auf Deutschland gezeigt wird. Unverständlich, denn jedes Land hat seine rechten Gesinnungsgenossen, jedes. Solange wir aber in Deutschland diese Gruppierungen mit halbwegs demokratischen Mitteln einigermaßen kontrollieren, sollen sich andere bitte zurückhalten! :-)

Viele Grüße
Ralph

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ich wuerde jetzt gerne ausfuerhlicher schreiben,.....mt

Antwort von sasu am 18.09.2003, 8:41 Uhr

aber mir fehlt die zeit. leider.

hier ein kurzer internet-tip zum thema:

www.izan.de (---> lest das mal rueckwaerts)
ist in meinen augen ein beweis dafuer, dass sich dieses thema durch alle gesellschaftsschichten zieht und nicht nur randgruppen, untere schichten usw. betroffen sind vom "extrem-patriotismus"....

lg,
sasu

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Re: Selbstwertgefühle stärken statt Herdentum

Antwort von JoVi66 am 18.09.2003, 9:45 Uhr

Wenn es nur am Stolz auf sich selbst und am mangelnden Selbstwertgefühl fehlen sollte, müsste ein Land mit einer weltweit extrem hohem "Psychologenrate" in der Lage sein , diese Underdogs in einigermaßen richtige Positionen zu lenken. Jeder muss in irgendeiner Weise stolz auf sich sein und ich bewundere immer wieder Leute wie z.B. Beus (mit Hut) dessen "Kunstwerke weniger aufgeklärte Reinemachefrauen als Fettecken beseitigen. Aber er ist wer. Und wer alles Bücher schreibt möchte ich mir ersparen .
Passt nur halb zum Thema , aber man sollte- sollte man dieser Pseudoneonazis habhaft werden - erst einmal ihr Selbstwertgefühl auf eine ganz andere Art und Weiße quasi psychologisch trainiert stärken und man wird ( meine Prophezeiung) viel bessere Resultate erzielen als bisher.
Ich erspare es euch jetzt auch über Versailles, Weimar mein Krampf, etc. .. und die (damals)noch vielen anderen widrigen Umstände zu sprechen., da es meiner Meinung nach eh jeder im "Aktuell" weiß wie's bestellt war.
liebe Grüße Johanna

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Re: Hmmm...

Antwort von Moneypenny77 am 18.09.2003, 9:52 Uhr

In dem Punkt, daß das soziale Auffangnetz in Deutschland einen Grund zur Hoffnung bietet möchte ich Dir gern widersprechen. Ich denke, daß das soziale Auffangnetz die Argumentation der Nationalisten lediglich verlagert.

Der Sozialstaat mit seinen unabstreitbaren großen Vorteilen bringt leider auch Sozialneid mit sich. Wenigverdiener oder sozial schlechter Gestellte die von den sozialen Leistungen profitieren sollen, schimpfen konsequent auf "die Reichen" und "die da oben". Der klassische Spruch "die Reichen werden immer reicher und die Armen immer ärmer" bildet den Nährboden zum staatlich-sozialen Kahlschlag. Hieraus resultiert meines Erachtens ein großer Teil der Ausländerfeindlichkeit, mit ihren Vorurteilen, Ausländer nähmen die Arbeitsplätze und Asylanten schmarotzten sich durch das Sozialsystem, denn Argumente gegen Minderheiten sind eben einfacher zu verkaufen als gegen die eigenen Landsleute. Die Botschaft "Die anderen sind Schuld, daß es Dir so schlecht geht. Also müssen die anderen weg, dann geht es Dir automatisch besser". Das zieh und schafft Anhänger.

Eine andere Frage die ich mir im Rahmen der Integration unser ausländischen Mitbürger stelle ist: Wieso werden sie einerseits konsequent wie Gäste und "Geduldete" behandelt, müssen sich aber gleichzeitig auf Teufel komm raus der deutschen Kultur anpassen?

Ein guter Weg wäre meiner Meinung nach, wenn in den heutigen multikulturellen Schulklassen viel mehr darauf geachtet würde, daß die deutschen Kinder etwas über die Identität ihrer türkischen, italienischen, kroatischen Mitschüler lernen. Im Verständnis liegt der Schlüssel und nur was fremd ist, macht Angst. Die ausländischen Kinder müssen die viel größere Anpassungsfähigkeit an den Tag legen, um sich in einer fremden Kultur zurecht zu finden. Das wäre ein guter Schritt, um mit den gegenseitigen Vorurteilen endlich aufzuräumen und unseren Kindern die Chance zu geben, mit Toleranz füreinander aufzuwachsen.

Übrigens: es sind gar nicht unbedingt nur die Neonazis die geistiges Gefahrengut in die Köpfe transportieren, sondern auch die "Wölfe im Schafspelz" wie m.E. z.B. ein Herr Schill, der während seiner, glücklicherweise sehr kurzen Amtszeit, durch mehr als fragwürdigen Ideen und Praktiken auffiel und dafür in Hamburg (zunächst) auf breiten Zuspruch traf.

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Sehe ich anders! :-) sehr lang, sorry! :-)

Antwort von Ralph am 18.09.2003, 14:01 Uhr

Natürlich, da stimme ich Dir zu, gibt es heutzutage Probleme, die auch Munition für die Neonazis hergeben, keine Frage. Aber Du wirst nicht ernsthaft bestreiten können, daß wir heute in der "Wohlfahrt", wie es früher hieß, ganz andere Standards erreicht haben als vor noch rund 80 Jahren.

Das heißt aber nichts anderes, daß die politische Brutstätte "Armut" insofern heute gar nicht die Rolle spielen kann wie damals. Du hast Recht, wenn Du beklagst, daß die Reichen immmer reicher und die Armen immer ärmer werden. Das ist aber nur scheinbar ein ähnliches Thema. Es spiegelt eher die Gesamtentwicklung weltweit wieder, hat damit ganz andere Dimensionen und muß selbstverständlich behandelt werden, von wem auch immer. Mit Ausländerfeindlichkeit oder Sozialneid hat das nicht im geringsten zu tun. Eher hängt damit die Wut über "die Reichen" zusammen, die in Deutschland ihre Kohle machen, sich aber durch eine verfehlte Steuerpolitik - ganz legal übrigens - arm rechnen oder ihr Vermögen ins Ausland schleppen.
Ergebnis: Immer weitersinkende Steuereinnahmen bei anhaltender Inanspruchnahme aller Errungenschaften dieses Landes durch diese Bevölkerungsschicht, sei es Infrastruktur, kulturelle Einrichtungen (auch deren Opernkarten werden vom Staat fein subventioniert, nur ein Beispiel), wenn der Otto-Normal-verbraucher aber eine Karte für die Bayreuther Festspiele haben möchte, schaut er in die Röhre...

Eine sehr ärgerliche Sache mit bestimmt unendlich viel Sprengstoff, nur verbinden sich damit nicht automatisch tiefe Existenzängste, und das, finde ich, ist der große Unterschied zu damals.

Deine Ansicht von Integration von ausländischen Mitbürgern, genau da kommen wir dem eigentlichen Problem näher, und genau das ist es, womit man m.E. Deutschland und die Deutschen schlichtweg überfordert.

Wenn ich als Deutscher in ein anderes Land gehe, um dort zu heiraten, um dort zu arbeiten, um dort zu leben, dann muß ich mich der dortigen Kultur anpassen, ich muß es tun! Die gastgebende Nation kann es mir erleichtern, indem sie mir freundlich Zugang zu ihrer Kultur verschafft, das ist richtig, aber ich kann und darf nicht erwarten, daß dieses Volk seine Kultur ändert, damit es mir besser geht! Wie anmaßend wäre solch eine Einstellung!
Jeder regt sich zurecht über die deutschen Touristen auf, die in der Türkei oben ohne sich am Strand räkeln, und findet es richtig, daß sie von der Polizei aufgegriffen werden. Ja, es ist richtig! Diese Deutschen (oder meinetwegen auch Briten, Amerikaner usw.) haben sich in diesem Falle nicht an den Moralcodex der gastgebenden Nation gehalten und müssen dann halt die Konsequenzen tragen. Da wird auch nicht herumlamentiert, die Türken sollen sich doch mal nicht so haben und die Touristen gewähren lassen! :-)

Du schreibst, daß es wünschenswert wäre, wenn die deutschen Schulkinder etwas über die Identität der türkischen, kroatischen oder italienischen Mitschüler lernen würden. Das unterschreibe ich Dir blind! Keine Frage, solches Wissen erweitert den Horizont, erhöht damit Verständnis und Toleranz. Nur bin ich der Meinung, daß auch und vor allem die ausländischen Mitschüler und ihre Familien sich mit der deutschen Kultur auseinanderzusetzen haben. Diese Integrationsleistung, die Du erwähnst, wird doch von vielen Familien gar nicht erst erbracht, insbesondere in den sozialen Brennpunkten nicht! Da besteht null Interesse.

Ich habe langjährige Berufserfahrung in einem Hamburger Sozialamt mit absolut hohem Multi-Kulti-Anteil, glaub mir, ich weiß wovon ich spreche! Da habe ich Frauen vor mir sitzen gehabt, die seit 30 Jahren in Deutschland leben und kein Wort Deutsch verstanden haben, geschweige denn selbst sprachen! Kein Einzelfall! 30 Jahre, wo bitte ist da der Integrationswille?

Es hat keinen Sinn und demoralisiert einfach die eigenen Bemühungen, wenn offen auf fremde Eindrücke, Sichtweisen und Lebenseinstellungen eingegangen werden soll, das Ganze dann aber als Einbahnstrße sich entpuppt oder, noch viel schlimmer, schon als Erwartungshaltung an die Deutschen an den Tag gelegt wird.

Da gab es vor einigen Jahren einmal einen Beitrag in der ARD. Darin äußerte sich ein in Deutschland lebender türkischer Jugendlicher etwa folgendermaßen: "Deutschland ist voll Sch..., wenn ich da auf die Straße gehe, dann sind dort hauptsächlich Deutsche, die Türkei ist viel besser, wenn ich da auf die Straße gehe, treffe ich Türken!" In die Türkei wollte er aber auch nicht übersiedeln.
Gut, das ist ganz gewiß ein extremer Einzelfall, nur hatte ich keine Idee, was ich meinem Sohn, der damals 11 oder 12 Jahre alt war und den Beitrag auch gesehen hatte, daraufhin sagen sollte. Plausibel war das nicht. Als ich schwieg, entgegnete mein Sohn: "Ja, verdammt, dann soll er doch in die Türkei gehen!!" Ich habe dem nichts hinzugefügt, was sollte ich sagen? Einwenden, daß seine in meinen Augen dem puren Menschenverstand folgende Schlußfolgerung falsch, oder gar ausländerfeindlich sei?
Mein Sohn hat eine ganze Reihe ausländischer Freunde im Laufe der Jahre gehabt, und er weiß ganz genau, daß die Nationalität nichts damit zu tun hat, ob ein Mensch gut oder böse ist.

Ein weiteres Beispiel: Nach offziellen Schätzungen gibt es in Hamburg etwa 500 farbige Dealer. Asylbewerber oder illegal hier Lebende. Gleichzeitig leben etwa 17500 Menschen afrikanischer Herkunft in Hamburg. Dabei handelt es sich um eine bunte Mischung aus Sozialhilfeempfängern, Kaufleuten, Studenten, Ärzten, Straßenkünstlern etc. Diese beklagen, daß sie teilweise seit Jahrzehnten für einen guten Beumund in der Bevölkerung gekämpft haben, und das sei schwer genug. Diese 500 Dealer machten die Arbeit von Zehzntausenden kaputt. Warum, so die Frage, würde Hamburg denn diese "Brüder und Schwestern nicht endlich rausschmeißen"??

Ich schreibe und schildere dies, um darzulegen, wie grotesk unser (zutiefst deutsches) "Freiheitsverständnis" geworden ist.
Ich gebe auch zu, daß ich für's Erste keine Lösung habe, Grundgesetz, Humanitätsgedanken usw. spielen da ja auch hinein. Nur habe ich in einigen bereichen immer mehr den Eindruck, daß unser Land als einzige Nation Rechte verleiht, die andere, sehr wohl demokratische, Nationen so unumstößlich nicht aufrecht erhalten. Das nagt an der Glaubwürdigkeit und Nachvollziehbarkeit staatlichen Handelns.
Zumindest muß man über manche Bereiche nachdenken müssen, wenn selbst das nicht erlaubt ist, öffnet man grade dadurch rechtem Gedankengut Tür und Tor.

Tut mir leid, daß es so lang geworden ist. Dieses Thema kann man aber auch nicht in 2 oder 3 Sätzen abhandeln.

Viele Grüße
Ralph/Snoopy, der seine Mittagspause jetzt beendet... :-)

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@Ralph

Antwort von helenasmum am 18.09.2003, 20:20 Uhr

HalliHallo!

Deiner Meinung zum Integrationswillen leider vieler Ausländischen Mitbewohner kann ich mich nur anschließen.
Habs sehr deutlich im Kiga gesehen, wenn wir irgendwelche Festivitäten hatten.
Die türkischen Mütter haben sich alle "zusammengerottet" auch diejenigen, die gut deutsch sprachen, ja dagegen spricht ja nichts werden jetzt viele danken. ABER: Sie haben keine deutschen Mütter reingelassen. Es gibt ja doch immer wieder so gute Seelen, die sich um alle kümmern, aber die wurden richtig ausgegrenzt. Und zwar extremst.
Da haben wir uns dann auch gefragt. Und im Nachhinein wurde uns sogar hinterrücks vorgeworfen, den Kindern Wiener aufzuzwingen (waren extra reine Putenwiener). Wenn die nämlich nicht wollen, dann kann sich unsereins auf den Kopf stellen und als Dank bekommt man noch eins auf die Mütze.
Gottseidank, hatten wir aber auch ganz tolle, türkische (kroatische,serbische usw.) Mamas.

LG
Claudia

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zum Thema Integration @ Ralph und helenasmum

Antwort von irulan am 20.09.2003, 12:14 Uhr

Hallo,

hab leider nicht viel Zeit, könnte aber sooo viel schreiben dazu. Ich lebe in Frankfurt und sehe jeden Tag die Missverständnisse zwischen den Kulturen. In der U-Bahn (z.B. Omas halten ihre Taschen fest, wenn sich Jugendliche mit schwarzen Haaren dazu setzen), beim Einkaufen, etc. Mir ist aufgefallen, dass viele Mitbürger eine Art Komplex haben, d.h. wenn sie nicht drankommen oder schief angeschaut werden, beziehen sie es gleich auf die Hautfarbe bzw das Kopftuch u.s.w. Jede/r Mitbürger/in mit Migrationshintergrund macht so seine guten bzw. schlechten Erfahrungen mit den Deutschen. Und genauso anders herum. Die schlimmen Erfahrungen werden dann im Bekanntenkreis herumerzählt und jede/r hat so seine Horrorstory dann wird geschimpft auf die Deutschen oder entsprechend auf die "Ausländer". Da festigt sich dann ein Bild und man schottet sich ab. Die Brennpunkte kommen zustande, weil die Deutschen nicht da wohnen wollen, wo "zuviele Ausländer" (was auch immer das heißen mag) leben und das Wohnungsamt sorgt für den Rest. Dort entstehen dann Subkulturen (türk. Supermärkte, etc.) und dann brauchen die Leute nicht mehr Deutsch sprechen. Die Mentalitäten sind sehr verschieden. Die "Deutschen" sind eher zurückhaltend (würden einen jetzt nicht unbedingt grundlos auf der Strasse anquatschen). Die "Ausländer" interpretieren das als ablehnende Haltung und entziehen sich dann solchen Situationen, bleiben lieber unter sich. Ich habe bemerkt, dass "Ausländer" in anderen Ländern viel schneller und besser die dortige Landessprache beherrschen, wenn die Mentalitäten ähnlich bzw. die Menschen kommunikativer sind (z.B Italien, USA). Da wird viel mehr kommunziert ohne entsprechenden Anlaß z.B. wird man im Park, auf der Straße, beim Stammbäcker angequatscht. Übrigens (habe ich selbst erfahren) wird man in Deutschland häufiger angesprochen, wenn man mit einem Hund unterwegs ist. Ansonsten geht es über ein kritisches Mustern nicht hinaus.
Fazit: Kommunikation ist von beiden Seiten abhängig und Sprache lernt man am Besten, wenn man viel Gelegenheit bekommt sie anzuwenden.
LG Irulan

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@irulan

Antwort von helenasmum am 20.09.2003, 14:09 Uhr

Hallo Irulan!

Ich verstehe schon was Du meinst. Fühle mich aber nicht angesprochen. Habe viele "ausländische" Freunde. Kenne also auch keine Berührungsängste. Ich glaube sowas dürfte ich mir, schon wegen meiner Arbeit (jetzt EzU) im Kiga nicht erlauben.
Was ich vorher sagen wollte ist das, das sich manche wirklich selbst ausgrenzen und sich auch nicht anpassen wollen. Und ich musste feststellen, das werden immer mehr.
Hab mich auch deswegen schon mit Leuten unterhalten, die aus dem gleichen Land kamen und die mir dies bestätigt haben. Vor allem islamische Mitbürger sind da z. T. sehr extrem. Von einem türkischen Vater wurde mir erklärt (er ist aber sehr westlich eingestellt), diese würden sich für etwas besonderes halten und auch auf die Deutschen runterschauen. Muss zugeben, so etwas ägergert mich dann doch.
Wobei man sagen muss, in jedem Land gibt es solche und solche.

LG
Claudia

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