Nachbarschaft!!!

Meine Diagnose ist ja, dass du dir viel (eingebildeten) Ärger hättest ersparen können, indem du mit dem Mann erst mal selbst geredet hättest. Wieso kann man im Konfliktfall nicht das Nächstliegende tun und mit der Person reden, über deren Fehlverhalten man sich ärgert? Wieso muss da gleich die "nächsthöhere Instanz" eingeschaltet werden? Wenn mir die Kassiererin falsch rausgibt, beschwere ich mich gleich beim Marktleiter, wenn der Lehrer mein Kind schief anschaut, beschwere ich mich gleich beim Schulamt, oder wie?

Ich denke, wenn der Mann so ein Alkoholproblem hat, wie du es schilderst, wird er nach dem Anruf/Anschreiben des Vermieters bei sich gedacht haben: "Mist, jetzt ist die neue Nachbarin schon sauer auf mich, weil ich das mit der Putzordnung in meinem besoffenen Kopp vermasselt habe. Vielleicht sollte ich ihr was Nettes schreiben?" Und dann bastelt er dir so ein Postkarten-Schamhaar-wasweißich-Mobile, um gut Wetter zu machen, und du schreist nur "Igitt, so ein besoffenes Schwein, der will mich wohl anbaggern! Dass der mir mal bloß vom Leib bleibt! Meinen Vornamen will der wissen? Der soll mal schön seine Finger bei sich behalten, und mein Kind fasst der auch nicht an!"

Hast du mal versucht, das Ganze nicht aus deiner "Anständige-Mieterin-mit-älteren-Rechten-hier-im-Haus"-Perspektive zu betrachten? Du machst aus einem älteren Mann mit Alkoholproblem und zugegebenermaßen etwas unbeholfenen Versuchen, eine nachbarschaftliche Kommunikation (wieder-)herzustellen, die du von vornherein kategorisch ausgeschlossen hast, weil er nicht in dein Weltbild passt, in deiner Phantasie einen distanzlosen, geilen alten Bock, der sich jetzt auch noch an deinem Kind "vergreift". Soziophobisch ist die passende Beschreibung für dein Verhalten, da gebe ich STT Recht.

LG

Nicole