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Geschrieben von Hase67 am 13.09.2020, 10:43 Uhr

Moria

Hallo Jana,

in dem ZEIT-Artikel steht - soweit ich das lese - dass die Abschiebungen vor allem wegen Corona ausgesetzt sind. Sie sind auch vorher schon insgesamt zurückgegangen, das hatte, wie ich schon schrieb, verschiedene Gründe, die man schlecht über einen Kamm scheren kann - auch eine Ausreisepflicht kann aus verschiedenen Gründen in eine Duldung umgewandelt werden. Gerade im Fall von Afghanistan, das offiziell als "sicheres Herkunftsland" gilt, wo aber auch im ersten Halbjahr diese Jahres wieder über 1000 Menschen bei Anschlägen in Kabul getötet wurden, ist die Abschiebepraxis sowieso generell sehr umstritten, und es gibt auch hierzulande viele kirchliche und Flüchtlingsorganisationen, die sich in Einzelfällen gegen Abschiebungen einsetzen - auch wenn sie bereits beschlossen sind.

Über die anderen Flüchtlinge in Transitzonen muss natürlich auch nachgedacht werden, auch wenn Moria jetzt eine Akutsituation ist. Das momentane Verhalten der griechischen Behörden zeigt aber auch, dass man sich einerseits Einmischungen von außen verbittet (sicher auch deshalb, weil die anderen EU-Staaten seit Jahren Sonntagsreden schwingen und Minimalzugeständnisse machen, aber nicht wirklich etwas passiert), andererseits die Lage aber auch überhaupt nicht mehr im Griff hat.

Was dein Beispiel mit den Obdachlosen in der Nachbarschaft angeht: Die Situation ist nicht vergleichbar, in meiner Nachbarschaft wird sehr viel für "Obdachlose" (die man hier "Wohnungslose" nennt, weil einige auch lieber draußen leben, statt in den Notunterkünften der Stadt unterzukommen) getan. Es gibt hier etliche Anlaufstellen, Streetworker, Suppenküchen, Notunterkünfte. 100 Meter Luftlinie von uns wohnt gerade ein Mann unter einer Brücke, der auch betreut wird. Die Not (auch wenn es zynisch ist, Armut und Not miteinander zu vergleichen) ist nicht die gleiche. Es hat nichts mit Spießigkeit zu tun, Gewalt abzulehnen - ich finde Gewalt, wie sie in den letzen Wochen z. B. in Connewitz stattgefunden hat, auch hirnlos und dumm, auch wenn ich mit dem Anliegen, gegen Mietwucher und Gentrifizierung anzukämpfen, grundsätzlich sympathisiere. Aber man kann das nicht mit der ausweglosen Situation der Leute in Moria vergleichen. Das ist ein Geflüchteten-Gefängnis, wo die Leute eingepfercht sind, damit man sie uns nicht zumuten muss. Und das finde ich zum Kotzen.

 
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