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Geschrieben von tina14 am 07.01.2019, 1:38 Uhr

Meine Probleme mit dem Binnen-I, oder „woran Gleichberechtigung scheitert!“

Zunächst mein persönlicher Hintergrund: ich bin berufstätige Mutter von 4 Kindern. Ich bin berufstätig, weil ich meinen Beruf mag, weil ich dabei Geld verdiene, und weil ich natürlich dieses Geld zu Leben brauche. Ich bin Mutter, weil ich schon immer eine sein wollte. Kinder zu haben ist Teil meines Lebensplans. Ich habe das nicht hinterfragt, Kinder zu haben erfüllt mein Leben.
Ich habe natürlich einen Mann, der Vater meiner Kinder. Und wir teilen uns die Erziehungsarbeit. Wir arbeiten beide in Teilzeit, 80%. Wir lieben beide unseren Job, und unsere Kinder. Und mit diesem Modell sind wir in unserer Gesellschaft wohl ziemlich ungewöhnlich.
Warum fühle ich mich nicht gleichberechtigt? Unsere Gesellschaft arbeitet doch stark daran. Keine Rede eines Politikers vergisst das „Bürgerinnen und Bürger“, keine Stellenanzeige das (m/f/d). Liebe „Bewerberinnen und Bewerber“ heißt es, am Elternabend werden „Väter und Mütter“ angesprochen. Am Wahlabend sind es die „Wählerinnen und Wähler“, in der Kirche natürlich „Brüder und Schwestern“
Es bleiben hohle Worte.
Wenn mein Mann mit unserer Jüngsten zum „Eltern-Kind-Turnen“ geht, wird er angeschaut wie ein Außerirdischer. Es ist auch schwer für ihn, als einziger Mann, umgeben von 20 Frauen. Wenn ich irgendwo erwähne, dass ich berufstätig bin und vier Kinder habe, kommt gleich die besorgte Nachfrage: „Wie schaffen sie das nur?“ meist dicht gefolgt von „bestimmt hilft die Oma kräftig mit, oder?“. Im selben Kontext hört mein Mann eher: „Wow, vier Kinder, dann hat ihre Frau bestimmt viel zu tun“. Und darauf hört er gerne noch: „da müssen sie sich ranhalten, genug zu verdienen, ihre Frau kann ja dann nicht arbeiten.“ Die Grundschullehrerin meiner Tochter nannte selbstverständlich ein kleines Heftchen zur Kommunikation zwischen Schule und Elternhaus „Muttiheft“ und konnte gar nicht verstehen, warum ich diese Bezeichnung ungünstig fand. Elternräte und ähnliche Gremien sind fest in weiblicher Hand. Mein Mann wird angestaunt, wenn er in der Schule erscheint, um ein plötzlich erkranktes Kind abzuholen, die Lehrerinnen haben mit dem Vater nicht gerechnet. Überhaupt, Grundschullehrerinnen und Erzieherinnen. Man kann sich hier getrost die gendergerechte Ausdrucksweise sparen. Männer sind in diesen Jobs nicht zu finden. Personalchefs hört man auch gerne mit dem Satz: „Ich kann es mit echt nicht leisten, noch so eine junge Frau einzustellen. Die wird dann ja doch nur wieder gleich schwanger, und ist gleich wieder weg.“
Kindererziehung ist in unserer Gesellschaft ein Frauenjob, egal ob persönlich oder professionell.
Und deswegen sind wir von Gleichberechtigung endlos weit entfernt.
Nein, ich werde nicht vorschlagen, dass in Zukunft die Männer schwanger werden. Aber ich habe konkrete Vorschläge. Unsere Gesellschaft wird sich nicht von selber umstellen, die Strukturen sind zu tief eingefahren. Wir können mit Quoten durchsetzen, dass auch Frauen den Firmenvorständen angehören, dann können wir auch mit gesetzlichen Regelungen durchsetzen, dass Männer sich an der Erziehung beteiligen
Zunächst der Mutterschutz: Jede Mutter muss zur Geburt ihres Kindes 14 Wochen Mutterschutz nehmen. Diese Zeit ist von Gesetz her vorgeschrieben, und muss auch gegen den ausdrücklichen Willen wahrgenommen werden. Warum gibt es keine ähnliche Verpflichtung für Väter? Wir müssen es ja nicht „Vaterschutz“ nennen, die Regelung des Mutterschutzes diente ja ursprünglich dazu, werdende und frischgebackene Mütter vor beruflicher Überlastung zu schützen. Aber auch Väter müssen erst „werden“, so nennen wir doch 14 Wochen Vaterzeit: „verpflichtende Entwicklungszeit der Erziehungskompetenz für Väter“. Zu nehmen innerhalb der ersten 12 Lebensmonate des Kindes. Die Mütter können dann in dieser Periode den beruflichen Wiedereinstieg wagen. Der Vater kümmert sich ja ums Kind.
Anwesenheitspflicht für Väter: Überstunden und Dienstreisen für Männer werden verboten, wenn ein unter 3jähriges Kind im Haushalt lebt. Außerdem haben Vollzeit berufstätige Väter die Verpflichtung, ihre Erziehungsarbeit nachzuweisen, z.B. durch die Anwesenheit an Elternabenden, durch Besuche von Sprechstunden, Begleitung von Ausflügen, Vorlesestunden in der Kita oder einfach nur dadurch, dass sie anwesend sind, während die Mutter arbeitet. Gelingt es den Vätern nicht, diese Mitarbeit nachzuweisen, werden sie zu Teilzeitarbeit verpflichtet, um ihren Erziehungsauftrag besser wahrnehmen zu können.
Einführung einer Quotenregelung für Erzieher und Lehrer: Was für Vorstände von DAX-Unternehmen gefordert wird, ist doch auch für die KiTa geeignet. 30% (oder vielleicht wenigstens 20%, ich will ja nicht komplett unrealistisch sein) des Personals in KiTas oder der Lehrer an Grundschulen muss mindestens männlich sein. Wie sollen unsere kleinen Jungen, die Väter von Morgen, lernen, dass auch Männer erziehen können, wenn ihnen jegliches Vorbild dafür fehlt?
In diesem Sinne, auf dem Weg in eine gleichberechtigte Gesellschaft!

 
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