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Geschrieben von Ralph am 12.07.2004, 18:37 Uhr

Mal ganz provokativ gesagt... (und auch mal eine neuen Thread)...

An alle Mehrarbeitbefürworter und "man soll doch nicht so heulen...":

Ich drehe den Spieß jetzt einfach mal um: Wer so viel arbeitet, hat es sich doch auch ausgesucht, also, der soll dann auch nicht krakeelen, daß er keine Zeit mehr zum Einkaufen findet... (etwas krass formuliert, ich weiß, aber im gegenzug gab es auch schon recht rustikale Thesen... *gg*).

Und Mobilität... in Maßen ist das ok, aber was einige hier fordern, bis hin zur europaweiten Mobilitätsbereitschaft... hallo, geht`s noch? >:o(( Traurig, traurig, wenn Bodenständigkeit hier als negative Eigenschaft abgestempelzt werden sollte.

Wir sind doch alle Menschen, mit ganz unterschiedlichen Eigenschaften. Ich z.B. bin bodenständig, kann mir nicht vorstellen, aus meiner Stadt wegzuziehen. Das lasse ich mir nicht vorwerfen. Ich bin nun mal kein Globetrotter und deshalb als Globalplayer-Manager ebensowenig geeignet wie als Diplomat.
Dafür gibt es andererseits Menschen, die immer irgendwie auf der Durchreise sind, Globetrotter, vielleicht auch sehr neugierige und wißbegierige Menschen, denen nichts mehr zuwider ist, als länger als 2-3 Jahre an einem Fleck zu bleiben. auch diese menschen sind in ihrer Eigenschaft genauso wertvoll.

Unsere Welt wird immer turbulenter, nicht besser. Warum haben wir heutzutage soviele Probleme mit Kindern, Jugendlichen und zunehmend immer mehr Erwachsenen. Warum bewundern wir jüngeren manchmal insgeheim die Gelassenheit der Großvätergeneration? Warum können sich Eltern z.T. immer weniger um ihre Kinder kümmern, warum haben wir immer mehr Zappelphilippe unter uns, Depressionen, psychosomatische Erkrankungen?
Weil wir uns immer mehr aufgeben und uns einreden lassen, nur so könne die Wirtschaft überleben. Ja, die Argumente von marit und auch Moneypenny klingen überzeugend, aber sie dienen nur dem Unternehmen, damit irgendwo auf der Welt irgendwelche Maschinen günstiger und vor allem rund um die Uhr laufen können.
Der Mensch bleibt aber auf der Strecke. Vor 50 Jahren haben die menschen auch mehr gearbeitet, trotzdem gab es aber ganz klare Grenzen, auch bei den Öffnungszeiten. Verhungert ist niemand, und die Kinder waren ausgeglichener.
Offensichtlich halten manche hier Sozialbindungen für völlig irrelevant, denn sonst könnte diese radikale Forderung nach hemmungsloser Mobilität ja nicht so vehement vertreten werden! Aber genau das halte ich für verhängnisvoll. Bindungen, insbesondere Sozialbindungen, sind ungemein wichtig, auch und insbesondere für Kinder.

Ich lasse mir auch nicht einreden, daß ein begründetes Interesse daran besteht, bis abends 21 Uhr einkaufen zu können, und das auch am Wochenende. Wer niemals in der Woche Zeit hat zum Einkaufen, der sollte nicht nach noch mehr Einkaufsmöglichkeiten am späten Abend und frühmorgens schreien, sondern ernsthaft sich selbst mal kritisch fragen, wer um Himmels willen eigentlich nicht mehr alle Tassen im Schrank hat: Die murrende Verkäuferin, oder der Workaholic? ;-)

Zusammenfassend möchte ich einfach nur noch einmal betonen: ICH arbeite, um zu leben, und nur bis zu einem ganz bestimmten Punkt lebe ich, um zu arbeiten!! Die Arbeit sollte Spaß machen, aber das ist heute nicht mehr selbstverständlich, und für viele ist die Arbeit stumpfsinnig geworden, hat sie ihre Ideale verloren, ohne daß die Menschen an dieser Entwicklung in ihrer konkreten Situation ändern können, (Krankenschwestern, Altenpflegerinnen, Ärzte in Kliniken, um nur ein paar Sparten zu nennen).
Sich damit abfinden und ab sofort sehenden Auges weiter in den Sog gezogen zu werden und das auch noch gut finden, ist eine Sache. Ich für meinen Teil habe beschlossen, zu bestimmten Entwicklungen und Bedingungen NEIN zu sagen und dies mauch zu vertreten! :-)

Viele Grüße
Ralph/Snoopy

 
25 Antworten:

Und ich wage mal zu behaupten,

Antwort von nini+ am 12.07.2004, 19:21 Uhr

dass Menschen, die die absolute Mobilität fordern, in ihrem Leben noch nicht mehrfach umgezogen sind, oder?

Das ist nämlich beschissen. Und es wird schlimmer, je älter man wird.

Nur so als nicht-repräsentative Ergänzung...

LG
nine

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Re: Mal ganz provokativ gesagt... (und auch mal eine neuen Thread)...

Antwort von Moneypenny77* am 12.07.2004, 20:55 Uhr

Klar, hat es sich jeder, der mehr als "gefordert" arbeitet ausgesucht. Nur stellt sich ja jeder irgendwann die Frage, wieviel er beruflich gern erreichen will und damit geht einher, wieviel man dafür tun muß. Es ist absolut in Ordnung, wenn man, aus welchen Gründen auch immer, gern geregelte Arbeitszeiten hat und örtlich gebunden ist. Das respektiere ich absolut. Klar ist aber auch, daß die Kollegen, die eben mehr Einsatz zeigen, im Zweifel auch die ein oder andere Stufe weiter auf der Karriereleiter kommen, da darf man dann auch nicht beleidigt sein.

Zum Thema Mobilität: wenn man ein Arbeitsverhältnis eingeht, ist die Mobilität Teil des Arbeitsvertrages, dort steht drin, daß der AG berechtigt ist, den AN deutschland- oder europaweit zu versetzen. Niemand wird gezwungen, das zu unterschreiben. Und wenn jemand arbeitslos ist und außer vielleicht ein paar Freunden am Wohnort keinerlei Argumente zu bieten hat, warum er nicht umziehen kann, der muß bereit sein, für einen Job umzuziehen. Das ist beim Wehrdienst oder bei der Studienplatzvergabe auch nicht anders!

Mein Mann und ich haben das zwei Jahre gemacht: er in Frankfurt, ich in Mönchengladbach. Klar, ich hätte locker dorthin ziehen und noch weitaus mehr verdienen können. Meiner Karriere wäre Frankfurt nur zuträglich gewesen. Aber darauf haben wir aus familiären Gründen bewußt verzichtet. Auch als bei ihm Berlin zur Debatte stand, habe ich gepasst und gesagt, daß er dann weiter pendeln müßte. Für uns war aber immer klar, daß uns unser Standort wichtig ist und wir nicht überall leben können. Aber: dererlei Ansprüche können wir uns auch (noch) erlauben. Würde er arbeitslos und müßte umziehen würde ich ihm jetzt, wo unser Sohn da ist, auch nach Timbuktu folgen. (Genauso wie ich in diesem Fall auch in einer 2-Zimmer-Wohnung ohne Balkon in 'nem Scherbenviertel leben könnte).

Mein Mann arbeitet viel, wie ich ja schon unten geschrieben habe. Trotzdem denke ich, daß unser Sohn es besser hat und haben wird, als viele andere Kinder, bei denen die Eltern mindestens ab 17 Uhr zu Hause sind. Und zwar nicht aus materiellen Gründen, sondern, weil er uns dadurch, daß er sich derart reinhängt ermöglicht, daß ich nicht arbeiten gehen muß (und zwar ohne staatl. Förderung) und somit für meinen Sohn da sein kann und weil er in der Zeit von 19 bis 22 Uhr sicherlich ein besserer Vater ist, als die, die um 17 Uhr nach Hause kommen und dann eh nur vor der Glotze sitzen oder auf ihren Kindern herumhacken.

Und über fehlende soziale Bindungen konnten wir bisher auch nicht klagen *ggg*.

Zum Thema längere Ladenöffnungszeiten: wenn Du uns "Worcaholics" schon kein entspanntes Einkauferlebnis gönnen willst ;-)... Was machen denn dann die Krankenschwestern, Feuerwehrleute oder Busfahrer, die Nachtdienste schieben??? Und die "murrende Verkäuferin" hat sich ihren Job ja auch ausgesucht, um bei Deinem Argument zu bleiben, dafür hat sie ja auch irgendwann wieder frei, die Wochenarbeitszeit wird ja dadruch nicht mehr.

Bei allem Verständnis für die AN-Belange... Unternehmen sind auch keine Wohlfahrtsunternehmen, das ist immer ein gegenseitiges Geben und Nehmen und ich bleibe dabei, daß es den AN bei uns im "Gesamtpaket" sehr gut geht.

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Re: Mal ganz provokativ gesagt... (und auch mal eine neuen Thread)...

Antwort von Moneypenny77* am 12.07.2004, 20:56 Uhr

Klar, hat es sich jeder, der mehr als "gefordert" arbeitet ausgesucht. Nur stellt sich ja jeder irgendwann die Frage, wieviel er beruflich gern erreichen will und damit geht einher, wieviel man dafür tun muß. Es ist absolut in Ordnung, wenn man, aus welchen Gründen auch immer, gern geregelte Arbeitszeiten hat und örtlich gebunden ist. Das respektiere ich absolut. Klar ist aber auch, daß die Kollegen, die eben mehr Einsatz zeigen, im Zweifel auch die ein oder andere Stufe weiter auf der Karriereleiter kommen, da darf man dann auch nicht beleidigt sein.

Zum Thema Mobilität: wenn man ein Arbeitsverhältnis eingeht, ist die Mobilität Teil des Arbeitsvertrages, dort steht drin, daß der AG berechtigt ist, den AN deutschland- oder europaweit zu versetzen. Niemand wird gezwungen, das zu unterschreiben. Und wenn jemand arbeitslos ist und außer vielleicht ein paar Freunden am Wohnort keinerlei Argumente zu bieten hat, warum er nicht umziehen kann, der muß bereit sein, für einen Job umzuziehen. Das ist beim Wehrdienst oder bei der Studienplatzvergabe auch nicht anders!

Mein Mann und ich haben das zwei Jahre gemacht: er in Frankfurt, ich in Mönchengladbach. Klar, ich hätte locker dorthin ziehen und noch weitaus mehr verdienen können. Meiner Karriere wäre Frankfurt nur zuträglich gewesen. Aber darauf haben wir aus familiären Gründen bewußt verzichtet. Auch als bei ihm Berlin zur Debatte stand, habe ich gepasst und gesagt, daß er dann weiter pendeln müßte. Für uns war aber immer klar, daß uns unser Standort wichtig ist und wir nicht überall leben können. Aber: dererlei Ansprüche können wir uns auch (noch) erlauben. Würde er arbeitslos und müßte umziehen würde ich ihm jetzt, wo unser Sohn da ist, auch nach Timbuktu folgen. (Genauso wie ich in diesem Fall auch in einer 2-Zimmer-Wohnung ohne Balkon in 'nem Scherbenviertel leben könnte).

Mein Mann arbeitet viel, wie ich ja schon unten geschrieben habe. Trotzdem denke ich, daß unser Sohn es besser hat und haben wird, als viele andere Kinder, bei denen die Eltern mindestens ab 17 Uhr zu Hause sind. Und zwar nicht aus materiellen Gründen, sondern, weil er uns dadurch, daß er sich derart reinhängt ermöglicht, daß ich nicht arbeiten gehen muß (und zwar ohne staatl. Förderung) und somit für meinen Sohn da sein kann und weil er in der Zeit von 19 bis 22 Uhr sicherlich ein besserer Vater ist, als die, die um 17 Uhr nach Hause kommen und dann eh nur vor der Glotze sitzen oder auf ihren Kindern herumhacken.

Und über fehlende soziale Bindungen konnten wir bisher auch nicht klagen *ggg*.

Zum Thema längere Ladenöffnungszeiten: wenn Du uns "Worcaholics" schon kein entspanntes Einkauferlebnis gönnen willst ;-)... Was machen denn dann die Krankenschwestern, Feuerwehrleute oder Busfahrer, die Nachtdienste schieben??? Und die "murrende Verkäuferin" hat sich ihren Job ja auch ausgesucht, um bei Deinem Argument zu bleiben, dafür hat sie ja auch irgendwann wieder frei, die Wochenarbeitszeit wird ja dadruch nicht mehr.

Bei allem Verständnis für die AN-Belange... Unternehmen sind auch keine Wohlfahrtsunternehmen, das ist immer ein gegenseitiges Geben und Nehmen und ich bleibe dabei, daß es den AN bei uns im "Gesamtpaket" sehr gut geht.

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Re: Mal ganz provokativ gesagt... (und auch mal eine neuen Thread)...

Antwort von Jamu am 12.07.2004, 21:17 Uhr

Also, ich als Krankenschwester ;-)) muß sagen: trotz Vollzeit - Job und Kind von 3 Jahren schaffe ich es immer.Egal was es ist: ich schaffe es.Ich bin es gewöhnt, mein Leben zu organisieren. Einkaufen gehe ich grundsätzlich niemals am Samstag!!! Ich hasse es!Ich erledige dies einfach irgendwann wann Zeit ist, und wenn ich nach der Arbeit noch losdüse und danach erst mein Kind bei den Omas abhole... Und ich gehe imer nur einkaufen wenn ich Frühdienst habe. Denn Stress vor der Arbeit kann ich nicht leiden;-))

Einkaufszeiten/Öffnungszeiten: ich denke, die Zeiten die wir haben sind völlig okay - mehr braucht es nicht werden. Warum sollten die Läden bitte am Sonntag aufhaben????

Oder Einkaufen mitten in der Nacht: da schlafen alle,die tagsüber arbeiten.Und die, die Nachts arbeiten sind arbeiten... Oder geht jemand heimlich shoppen?????? "ggg"

Ich denke das langt.
Was flexibilität am Arbeitsplatz angeht: jeder, der einen einigermaßen guten Job hat muß damit rechnen, daß er aus seiner Umgebung evtl. mal weg muß. Sollten alles Stricke reißen, werde ich auch eines Tages woanders leben - dabei will ich hier nicht weg!!!!Aber ehe ich hier umkomme ohne Geld... hm, wie komme ich jetzt von Höckschen aufs Stöchschen????

G ruß von Jamu

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Re: Mal ganz provokativ gesagt... (und auch mal eine neuen Thread)...

Antwort von Ralph am 12.07.2004, 22:18 Uhr

Penny,

nur weil Du es st#ändig wiederholst, wird es nicht richtiger! :-)

Viel Arbeit bei gleichzeitiger überdurchschnittlicher Mobilität, und sei es auch nur per Flugzeug durch die Wlt hetzen, wurde und wird auch überdurchschnittlich bezahlt. Dagegen habe ich nichts, daran habe ich nie gewzeifelt, und das ist hier nicht das Thema. Ganz abgesehen davon, daß, wenn ich das entsprechende gehalt habe, ich dann auch manches abfedern kann. Notfalls fliegt einen die Familie mittels Lear-Jet halt mal auf halben Wege entgegen.
Das alles hat aber nichts mit der Forderung nach berdurchschnittliche Mobilität der breiten Masse zu tun, die aber prangere ich an, diese Forderung.

Wenn jemand meint, 50, 60 oder auch 80 Stunden in der Woche arbeiten zu müssen/wollen, bitte, meinetwegen kann er entsprechend verdienen, ich beneide ihn nicht mal drum, sondern bedaure ihn.

Und ein Arbeitsvertrag für die breite Masse, daß der AG den AN deutschland oder europaweit nach seinem Gusto einsetzen kann, halte ich in der regel für menschenunwürdig.
Natürlich, wenn ich als Manager eine Handelsvertretung einer großen Firma repräsentiere, dann bringt es allein schon mein beruf mit sich, daß ich evtl. in 2 Jahren nach Kopenhagen geschickt und weitere 2 Jahre nach Dubai geschickt werde. Aaaaber, ich werde entsprechend entlohnt! Wenn ich als AG solch eine Flexibilität erwarte, dann habe ich die auch zu bezahlen, denn das geht über die reine Arbeitleistung hinaus! :-) Du wirst mir aber zustimmen, daß dies bei Facharbeitern nicht im großen Stil der Fall sein wird.

Ich denke auch, daß man das alles sowieso nicht verallgemeinern kann. Ich z.B. bin mit Freundschaften nicht so reichlich gesegnt, d.h. die weinigen, die ich habe, sind mir sehr viel wert. Für mich z.B. wäre es katastrophal, wenn ich diese Bindungen aufgeben müßte, die z.T. schon über Jahrzehnte bestehen (mein Freund und ich feiern dieses Jahr 30jähriges...*gg*).

Ich finde es sehr bemerkenswert, wie Du mit Deinem Mann das schafft oder geschafft habt. Dieses Rezept aber per Blankoscheck allen anderen als die Phantasto-Medizin verordnen zu wollen halte ich einfach für einseitig.
Und noch etwas: Woher weißt Du, daß der VAaer Deinem Sohn nicht fehlt? Das ist eine Lotterie auf die Zukunft. Kann sein, daß es gut geht, kann auch sein, daß er vieles in sich hineinfrißt.
Ich komme, wenn ich das sagen darf, aus, wie man so sagt, geordneten Familienverhältnissen. Meine Mutter ist zuhause geblieben, weil sie keinen KiTa-Platz für mich bekam mit der begründung, daß sie ja einen versorger hätte (meinen Vater). Also die klassische 60er Jahre-Familie.
Hört sich gut an, nicht? Trotzdem hat die Sache einen Haken: Meinen Vater habe ich in den ersten 10 Jahren meines Lebens ganze 3x Weihnachten gesehen, und oft genug ein halbes oder auch 1 1/4 Jahr überhaupt nicht. Er war bestimmt kein schlechter VAter, nur... er war Seemann, fuhr bei der HAPAG als Schiffsingenieur. Ich habe nie etwas gesagt, aber ich kann Dir versichern, daß ich ihn oft vermißt habe. Wenn anderen Jungen etwas kaputtging, war deren Papa da und hat repariert, ich habe 10 Moante ein Schrottfernlenkauto gehabt, bis dann endlich mein Papa von Bord kam und dann erstmal 3 Tage reparaturschicht einlegen durfte...
natürlich wußte ich, daß es sein mußte, wenn es wieder raus auf See ging, und es ist ja auch ein ehrbarer Beruf, auch habe ich mich nicht einmal vernachlässigt gefühlt, und doch... vermißt habe ich ihn, wochenlang, monatelang!
Vielleicht verstehst Du mich ein wenig, daß ich so allergisch reagiere, wenn es noch mehr Arbeiten für Eltern heißt (und nicht nur für die). Mir ist einfach in den letzten Jahren mehr und mehr bewußt geworden, wie wichtig und kostbar es ist, Zeit für einander haben zu können.

Zum Schluß noch ein Kommentar zu Deinem gedanken über Schichtarbeiter wie Krankenschwestern etc.! Die haben ja nun Wechselschichten, und wenn sie heute nicht einkaufen können, dann erledigen sie es halt übermorgen. Ganz abgesehen davon, daß es, gleich in welcher schicht man gerade arbeitet, es immer zeiten gibt, zu der man einkaufen kann, vormittags oder nachmittags, Einkauf kurz nach der Nachtschicht um 8.30 Uhr... ja warum denn nicht? Das muß ich als "TAgarbeiter" doch auch, nur findet es bei mir um 18 oder 19 Uhr statt.

Ich gebe Dir nur in einem recht: Es ist ein Geben und Nehmen, betriebe sind keine Wohlfahrtsverbände, auch richtig, ABER AN sind auch keine Sklaven, die man so mir nichts Dir nichts einsetzen kann wie es einem in den kram passt. Es sind eben keine Maschinen, sondern menschen, mit allen Vor- und Nachteilen. :-)

Viele Grüße
Ralph/Snoopy

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Das glaube ich aber nicht...

Antwort von Ralph am 12.07.2004, 22:28 Uhr

... ich mache eher die Erfahrung, daß diese breite Mobilitätsforderung von Leuten kommen, die sogar häufig, auch berufsbedingt, umgezogen sind, damit gut zurechtkommen (was ich auch glaube), dies aber allen anderen als die Lösung schlechthin verkaufen wollen.

Und seit die Wirtschaft auf den Dreh gekommen ist, die Arbeitsplätze irgendwo günstig aufzustellen, wo aber die Arbeitskräfte fehlen, seitderm heißt es mehr und mehr, die Arbeitssuchenden sollen dahin gehen, wo der Arbeitsplatz steckt. Bis zu einem gewissen Grad halte ich das auch für vertretbar. Aber es gibt grenzen, bei dem einen vielleicht keine, bei dem anderen weniger, beim Dritten mehr.

Menschen, die mit der Mobilität sehr gut zurechtkommen, halten das natürlich für das Nonplusultra, verkennen aber offenbar dabei, das für andere Dinge (lebens)wichtig sind, die sie selbst als zweitrangig empfinden.

LG
Ralph/Snoopy

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Re: Mal ganz provokativ gesagt... (und auch mal eine neuen Thread)...

Antwort von Moneypenny77* am 12.07.2004, 22:38 Uhr

Habe leider heute abend nicht mehr so viel Zeit, weil ich ins Bettchen muß... Aber eines vorweg: Ich halte unser Lebensmodell bei weitem nicht für das Nonplusultra... Was bei uns klappt, muß noch lange nicht bei jedem klappen, das ist mir schon klar und das habe ich auch nie behauptet. Wir haben auch Gegenbeispiele im Bekanntentkreis, deren Ehen an der Mobilität gescheitert sind!!!
Ich wollte nur darauf hinaus, daß es eben auch nicht automatisch schlecht sein muß, sondern daß es, wie immer im Leben, darauf ankommt, wie man diese Situationen (die wie auch nicht toll fanden) meistert, eben ohne das man darunter leidet.
Ich gebe Dir aber insofern recht, daß es wichtig ist, daß ich abfedere, daß mein Mann als Vater etwas fehlt. Unser Sohn ist jetzt 3 Monate alt... Als mein Mann jetzt das ganze WE weg war, hat der Kleine geschrien, als er ihn auf den Arm nehmen wollte. Schön ist anders! Dafür hat er ihn dann aber auch 6 Stunden am Stück betüddelt... Das machen eben auch nicht alle Väter.



P.S.: Freue mich, daß wir mal wieder im Dialog sind!!!! Lerne ja auch immer dazu :-)))

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Re: Mal ganz provokativ gesagt... (und auch mal eine neuen Thread)...

Antwort von Ralph am 13.07.2004, 0:26 Uhr

Hi Penny,

das Lob gebe ich gerne zurück... finde nur leider nicht immer die Zeit, hier regelmäßig mitzumischen... außerdem darf ich nicht den Eindruck aufkommen lassen, ich sei als Beamter tagsüber mit Arbeit nicht ausgelastet... *gg*

Noch in Sachen Mobilität und Flexibilität... nach über 8 Jahren im Sozialamt und einem guten Jahr Ordnungswidrigkeitensachbearbeitung ín der Taxenstelle bin ich jetzt im Gefängnis gelandet... auf Seiten der Obrigkeit natürlich... :o)))

Ausgesucht habe ich mir das auch nicht, hätte gerne die alte Tätigkeit in der Taxenstelle weiter ausgeübt. Außerdem, wer gibt schon gerne einen Arbeitsweg von 5 Minuten mit dem Fahrrad freiwillig auf... ich bin ja so mobil... ;-)

Würde auch gern ins Bett gehen, muß aber noch ein wenig zusammenräumen, da wir morgen in allen Räumen neue Fenster eingebaut bekommen.

Liebe Grüße aus Hamburg
Ralph/Snoopy

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Re: Mal ganz provokativ gesagt... (und auch mal eine neuen Thread)...

Antwort von marit am 13.07.2004, 9:51 Uhr

Hallo Ralph,

hm, ich denke da haben wir gründlich aneinander vorbeigeredet. Wenn du dir meine Beiträge im Thread gründlich durchliest, vor allem die ersten, wirst du sehen, daß ich mir meine langen Arbeitszeiten erstens so nicht gewünscht habe (ich wußte tatsächlich während meiner Ausbildung nicht, wie am Ende mein Job aussieht, das ist in der Wissenschaft leider so) und zweitens sogar einen Vorschlag gemacht habe, wie man Familienanrbeit gerechter verteilen kann. Ich habe gesagt, daß ich nicht 42 Stunden-wochen eine Zumutung finde, sondern eher die Tatsache, daß einige Leute 60-80 Stunden verfügbar sein müssen oder meinen zu müssen. DIES, habe ich gesagt, sollten die Gewerkschaften viel eher bekämpfen, weil es dazu führt, daß gerade Männer sich aus der Familienverantwortung stehlen können, und daß bei Frauen "Karrieren" häufig gleichbedeutend sind mit Kinderverzicht. Ich habe gefordert, daß es VERBOTEN sein sollte, länger als 9 Stunden täglich zu arbeiten, daß ich im Gegenzug den Streit um 38 oder 40 Stunden pillepalle finde. Ich wurde liebend gerne "nur" 9 Stunden täglich arbeiten, und ehrlich gesagt könnte ich dasselbe auch in kürzerer Zeit erledigen. Aber warum sich mit der Arbeit beeilen, wenn man um 20 Uhr noch einen Vortrag halten muß, es gerade mal 18 Uhr ist und die Zeit nicht lange genug, um zwischendurch nachhausezufahren.

Auch was die Mobilitätsanforderungen angeht, habe ich keineswegs verlangt, daß man alle 3 Jahre umziehen muß (ich bin oft umgezogen und habe die Erfahrung gemacht, daß das, wovor auch ich anfangs Angst hatte mehr als wettgemacht wird durch die neuen Chancen (gerade auch private), die sich dadurch ergeben).Aber wie gesagt, nicht jeder muß das mögen. Aber daß sich jemand in einer ausweglosen beruflichen Lage nicht einmal überlegt EIN MAL im Leben seine Stadt zu verlassen - DAS kann ich eben nicht verstehen. Wenn man das nie getan hat, WEISS man doch gar nicht, ob es so schrecklich ist, wie man es sich vorstellt. Unten hab ich zum Thema Obdachlosigkeit in München gepostet, über eine Reportage, die ich da gesehen habe: Da gingen die Leute lieber mit der kompletten Familie in die Obdachlosigkeit, statt ihre Heimatstadt zu verlassen. Muß ich das wirklich verstehen??? Ja, es mag arrogant klingen, aber ich denke es ist für jeden Menschen gut, sich einmal so richtig (und eben auch örtlich) vom Elternhaus und Freundeskreis gelöst zu haben. Das heißt ja nicht, daß man nie zurückkommen kann - aber es gibt soviel Kraft, wenn man spürt, daß man irgendwo ganz alleine zurechtkommt und ich bedaure wirklich alle, die diese Erfahrung nie gemacht haben. Wenn man ein nettes offenes Elternhaus hat, mag diese Nähe ja noch angehen- Aber viele Menschen bleiben ihr ganzes Leben lieber in vollkommen ungesunden selbstzerstörerischen Bindungen verquickt (durch ein fieses Gemsich an Schuldgefühlen und Selbstgerechtigkeit gefesselt)- und das tut mir weh, wenn ich es sehe. Das Leben ist doch so lang, daß man verschiedene Lebensmöglichkeiten ausprobieren kann und sich nicht schon mit 18 nach der ersten Lehre für immer festlegen muß. Was an meiner Einstellung menschenfeindlich und unternehmerfreundlich sein soll, kann ich nicht feststellen. Mir ist es an sich egal, ob ein "Unternehmen" große Gewinne macht, Hauptsache die Gewinne reichen aus, um den Standort und die Arbeitsplätze zu halten. Viele Unternehmen sind im Umgang mit ihren Mitarbeitern und Zulieferern reichlich dubios - ich boykottiere auch eine ganze Menge Unternehmen - z.B. habe ich wegen der Verstrickung des Reemtsma-Konzerns in schlimmste Ausbeutung der Tabakbauern (und aus der Vermutung heraus, daß das mit anderen Firmen in dieser Branche nicht anders ist) aufgehört zu rauchen, ich habe noch NIE im LEBEN jemand in Schwarzarbeit beschäftigt (auch wenn wir monatlich nach Miete und Schuldentilgung nur noch 600 Euro übrig haben)ich kaufe kein Obst und Gemüse aus Spanien, weil dort Marockaner und Rumänen ausgebeutet werden und ich bin sehr dafür, daß sich Unternehmer-Gehälter nicht nur an den Aktionkursen, sondern auch an den Mitarbeiter-Gehältern in ihrem Betrieb orientieren (da könnte man sicher einen Quotienten entwicklen). Auch muß man sich von einem Unternehmen nicht alles bieten lassen. Mein Mann hat seinen Job wegen dem unzumutbaren Betriebsklima und den Beleidigungen seiner Chefin gekündigt - wir haben die dreimonatige Sperrzeit in Kauf genommen. Niemand muß sich bieten lassen, mies behandelt zu werden und es ist prima, daß unser Staat in solchen Fällen das Existenzminimum sichert. ABER: es kann doch keine Zumutung sein, wenn ein Unternehmen den Standort wechselt und dem Mitarbeiter anbietet, mitzukommen. Daß die Menschen dorthin gehen, wo sie ihren Lebensunterhalt bestreiten können, ist auf der ganzen Welt so und war schon immer so. Du kannst doch nicht so tun, als wäre es eine ganz neue Errungenschaft neuerer Zeit. Natürlich wird es auch wieder Wechselwirkungen geben. Wenn z.B. im Osten Deutschlands durch diese Wegzüge Wohn und Büroräume so billig geworden sind, daß es ein Riesenvorteil ist, sich dort anzusiedeln, dann wird es auch wieder eine Welle zurück geben. Vorstellbar ist auch, daß die Unistädte im Osten jede Menge Studenten ziehen, da die dort vom Bafög sehr gut leben können. Mit dem Ergebnis, daß dort in 10 Jahren eine junge innovative Agentur nach der anderen aus dem Boden schießt und die Städte auf ganz neuen Ebenen florieren. Das kann man z.B. in fast jeder Unistadt mit vormals "verschriehenen" Stadtteilen beobachten.

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Schön, dass es noch Leute gibt, die sich nicht völlig aufgeben

Antwort von Kömi am 13.07.2004, 10:01 Uhr

Hallo!

Ich war schon total verunsichert, weil hier einige die Ansicht vertreten, man/frau muss durch die Weltgeschichte gondeln, zur Not auch Haus und Grund aufgeben, kann man sich ja neu erwerben. Das soll so einfach gehen? Wer macht denn sowas? Mal eben?
Ich kenne Leute, die ihre Häuser selber gebaut haben, denen soll man abverlangen, mal eben so einfach alles zu verkaufen??? Wir haben übrigens kein Haus und sind auch schon berufsbedingt umgezogen. Muss ich nicht immer haben.

Meiner Tochter würde auch ein Vater, der ab 19 Uhr daheim ist, nicht viel nützen. Sie geht um 19 Uhr ins Bett, damit sie am nächsten Tag fit für den Kiga ist.
Mein Mann gehört auch zu den Männern, die sich um ihr Kind kümmern und sich auch nie vor dem Windelwechseln gescheut haben. Am Wochenende steht mein Mann sogar früh auf und geht um 8 Uhr morgens mit ihr auf den Spielplatz, weil die Kleine darauf besteht!!!! Na, wessen Mann macht das noch? Er ist genauso unglücklich wie unsere Tochter, wenn sie sich wegen einem späten Feierabend abends nicht mehr sehen. Und die schönsten und aufregendstens Jahre seines Kindes zu verpassen, dass ist kein Job der Welt wert!
Das ist meine Ansicht - heute!

Ich habe früher beim Anwalt gearbeitet, bekannt für Überstunden. Sieben Jahre war ich in einer Kanzlei, Fachgebiete Mahn-/und Zwangsvollstreckung und Unfallsachbearbeitung bis zur Klageerhebung. Ich hatte mein eigenes Büro und habe meine 50 Stunden immer geleistet und das für 2500 DM brutto. Anwälte sind chronisch geizig, aber mir hat mein Job und die damit verbundene Verantwortung gefallen. Dann wurde die Arbeit noch mehr und knapp ein halbes Jahr war ich dann sogar noch am Wochende arbeiten! Einkaufen: ging immer nur samstags vormittags, weil ich bis 19 Uhr immer mindestens im Büro. Aber nach diesem halben Jahr Wochenendarbeit war ich auch platt und hatte fast etwas sehr wichtiges verloren: meine sozialen Kontakte. Aufgefallen ist es mir erst, als ich von einem Freund nicht zum Geburtstag eingeladen wurde. "Oh, Entschuldigung, ich dachte, du gehts eh arbeiten". Nein auf den Geburtstag wollte ich und so war auf dem Samstag abend auch dort, direkt nach der Arbeit um 22.45 Uhr.

Damals war ich überzeugter Single, hätte wohl anders auch gar nicht funktioniert. Aber heute bin ich reifer, älter und Mutter einer wundervollen Tochter. Meine Ansichten haben sich radikal geändert. Was nützen einem Kind gutverdienende Eltern, wenn es sie nicht mehr sieht? Kein Geld der Welt, kann gemeinsames Toben, Lachen, Reden oder Kuscheln ersetzen. Wir sind Menschen, keine Maschinen. Ich denke auch, dass die allgemeine Verrohung ein Paradebeispiel dafür ist, das unsere Gesellschaft nicht mehr richtig "tickt", siehe diese schrecklichen Übergriffen in den Klassenräumen. Früher wurde auch gezankt, aber fing einer an zu weinen, war die Kloppe vorbei.
Burnout-Sydrom, Depressionen, Schlafstörungen, alles Symptome der neuen Arbeitswelt.

Unternehmen werden auch mit Sicherheit nicht die Produkte günstiger machen, weil die Abeitskräfte mehr dafür arbeiten. Am Ende wird es heißen "wir sind froh, dass wir das Preis-Niveu halten konnten (und die Vorstände noch ein bisschen mehr Prämie in den Taschen haben).

Es ist nunmal eine Tatsache, dass nur mehr Umsatzt gemacht wird, wenn das Geld dazu da ist. Und Leute die mehr arbeiten aber nicht mehr verdienen können auch nicht mehr kaufen. Punkt. Ende.

Ich arbeite gerne, aber nicht um jeden Preis. Familie und soziale Kontakte haben Vorrang. Auf meinem Grabstein wird auch nicht stehen: Die Firma dankt. Würde mir dann auch nichts mehr nützen.

Gruß Moni

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Re: Mal ganz provokativ gesagt... (und auch mal eine neuen Thread)...

Antwort von krissie am 13.07.2004, 10:15 Uhr

Hallo Moneypenny,

irgendwie liest sich das aber wie das Programm einer (neo)liberalen Partei, oder? Und zwar einer PArtei, die höchstens die Interessen von 10 Prozent der Bevölkerung vertritt, wahrscheinlich weniger. Ich persönlich kann solchen populären Forderungen nach höherer Arbeitszeit etc. wenig abgewinnen, zumal wenn es von Leuten gefordert wird, die ohnehin schon soviel mehr arbeiten und das auch entsprechend entlohnt bekommen, weil sie eben nicht kleine Arbeitnehmer sind.
Vom (männlichen! oder weiblichen, kinderlosen!) Arbeitnehmer wird Mobilität und 60 STunden Woche gefordert bzw. er bringt es natürlich dann gern und freiwillig, wenn er mit hohem Verdient (und möglichst geringen Steuer- und Sozialabgaben) belohnt wird (auf Verkäuferinnen trifft das zum Beispiel sicher nicht zu). Im Privatraum fängt es dann die Frau auf, indem sie ganz auf Arbeit verzichtet oder zumindest auf Karriere und es "abfedert", dass die Kinder Papa kaum sehen. So in etwa wie in den vorigen Jahrhunderten im Bürgertum bzw. dann in den 1950er Jahren auch bei kleineren Angestellten. Nur am Rande: Sie kann es ja gar nicht wirklich abfedern! Spätestens 2jährige brauchen sehr viel mehr Papa, vielleicht brauchen sie Papa sogar mehr als Mama, wenn man das überhaupt so sagen kann.

Gut, ich glaube Euch, dass Ihr so glücklich seid, aber für mich zum Beispiel bedeutet Lebensqualität etwas ganz anderes, nämlich dass es beiden Elternteilen möglich ist, etwas interessantes, qualifiziertes zu arbeiten in Teilzeit, und beide Zeit für die Kinder haben. Ich muss ehrlich sagen, unter diesen Umständen (Vater 12 Stunden täglich weg,...) hätte ich kein Kind bekommen, sicher geht es einigen Frauen so. Nicht umsonst bekommen ja gerade hoch ausgebildete Frauen keine Kinder mehr, ich finde durchaus, dass Politik und Arbeitswelt endlich auf diesen viel zu raschen Bevölkerungsschwund reagieren muss (ein langsamer Rückgang wäre ja hingegen wünschenswert), denn das wird unsere Sozialsysteme vollends zum Einsturz bringen.

Ich denke, bei einer vernünftigen Stundenzahl von beiden kommt die Familie auch einigermaßen über die Runden, ohne sich staatlich zu stark subventionieren zu lassen. Ich möchte ja auch kein Vollzeitgehalt dafür fordern, aber ich wünschte, das Bild würde sich endlich verändern, dass nur dann jemand ein "Leistungsträger" ist, wenn er auf Kosten seiner Familie 60+ Stunden die Woche arbeitend mitmischt, und das immer und überall.
Die Eigenheimzulage finde ich nebenbei gesagt, wie viele hier, auch extrem unsinnig.

LG Kristina

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Re: Mal ganz provokativ gesagt... (und auch mal eine neuen Thread)...

Antwort von marit am 13.07.2004, 10:29 Uhr

Hallo krissie,

diesen Beitrag kann ich unterschreiben, denn ich halte auch nichts von 60-Stunden-Wochen (wenn ich auch derzeit gezwungen bin, sie zu leisten). Ich finde auch, daß solche Arbeitsplätze darauf setzen, daß da jemand im Hintegrund ist, der einem den Rücken freihält - und darauf zu spekulieren ist eigentlich skandalös. Nicht umsonst haben gerade im Bereich Wissenschaft fast alle Männer Familie (mit Frau, die gar nicht oder nur Teilzeit arbeitet und ansonsten das Leben drumrum organisiert) und fast alle Frauen KEINE Familie, was ich unglaublich traurig finde. Das Leben mit Louise können wir nur deshalb organisieren, weil ich auf ALLES außer Arbeit und Familie verzichtet habe. Ich pflege keinerlei Hobbies mehr, habe mein politisches Engagement zurückgefahren und viele Freunde leiden darunter, mich viel zu selten zu sehen. Zum Glück ist das bei mir nur während des Semesters so, und in der vorlesungsfreien Zeit, teile ich mir meine Arbeit selbst ein. Da schaffe ich dann auch nicht weniger, aber in viel kürzerer Zeit, weil ich eben nicht an Sitzungstermine gebunden bin.
Ich habe ja mal ein Modell in diesem Forum zur Diskussion gestellt, das statt Erziehungsgeld und Eigenheimzulagen etc. zu zahlen eher fördert, daß Eltern von Kindern unter 3 Jahren ihre Stunden reduzieren können, ohne ihre Karrieren begraben zu müssen. Zugleich würde es aber nicht gefördert, wenn jemand ganz aus dem Beruf aussteigt. Das wäre m.E. eine viel gerechtere Lösung als das jetzige Modell.

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Re: Mal ganz provokativ gesagt... (und auch mal eine neuen Thread)...

Antwort von Moneypenny77* am 13.07.2004, 12:21 Uhr

Zur Klarstellung meines Standpunktes: ich bin ganz sicher NICHT für die Einführung einer 60-Stunden-Woche, selbst die Debatte um die 50-Stunden-Woche halte ich für Quatsch. Ich habe lediglich gesagt, daß ich eine 40-Stunden-Woche für durchaus zumutbar halte.

Natürlich ist eine 60-Stunden-Woche familienfeindlich, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren. Ich habe auch niemals Mobilität von Familien oder anderweitig familiär gebundenen AN gefordert! Aber von einem Mitte 20jährigen Single, dessen Eltern topfit und unabhängig sind, kann ich doch wohl verlangen, daß er, wenn er ansonsten keinen Job findet, mal über seinen räumlichen Tellerrand hinausschaut, oder?
Keine Frage, ist es nicht zumutbar, wenn ein Familienvater, der mit allem nur nicht damit rechnen mußte, plötzlich 500 km von zu Hause weggeschickt wird. Aber so einfach geht das auch nicht. Mit dem Hinweis auf die vertragliche Regelung meinte ich, daß ein AG einen AN nur dann räumlich versetzen kann, wenn das ausdrücklich im Arbeitsvertrag steht (der AN kann sich das vor Vertragsunterzeichnung problemlos streichen lassen, das darf nicht zur Rücknahme des Vertragsangebotes führen), sonst geht das nicht! Aber Verträge sind auch da, um eingehalten zu werden und WENN ich das als AN unterschreiben, kann ich ja nicht hinterher sagen: och nööö, ich dachte das hätte da nur so dringestanden.
Grundsätzlich sollen Versetzungen natürlich immer genauso sozialverträglich geschehen, wir betriebsbedingte Kündigungen auch.

Zu unserer persönlichen Situation kann ich nur sagen: die Alternative wäre für's erste gewesen, daß mein Mann in Frankfurt geblieben wäre und er weiterhin nur am WE, vielleicht mit einem Tag Home-Office zu Hause gewesen wäre. Ein Modell, daß für uns MIT Kind nicht in Frage kam. Ein Umzug kam für uns, wie schon erwähnt, aus anderen Gründen auch nicht in Frage. Also, durchaus auch unter, aber verschmerzbaren, gehaltlichen Einbußen ein neuer Job in Wohnortnähe, aber als Banker liegen die Jobs außerhalb Frankfurts auch nicht mehr auf der Straße. Da der Laden in der Entwicklungsphase steckt und die Gesellschaft in 2 Jahren "Break-even" sein MUSS(das schreibt das Bundesaufsichtsamt so vor!), bleibt ihm z.Zt. nunmal nichts anderes übrig, als mehr als andere zu arbeiten. Und als Chef kann er ja wohl auch kaum nach seinen Mitarbeitern kommen und vor ihnen gehen mit dem Argument: ich bin Vater, das sind andere nämlich auch. Morgens fängt er auch nicht vor 9 Uhr an, so daß er unseren Sohn, wenn er um 7 Uhr wach wird jeden Morgen aus dem Bettchen holt und mind. 1 Stunde mit ihm kuschelt. Abends zwischen 19 bis 21 Uhr das gleiche. Übrigens: seinen Mitarbeitern mit Kindern gewährt er eine ganze Menge Freiheiten: in Notfällen dürfen sie ihre Kinder mitbringen, für Einschulungen, KiGa-Feste oder was auch immer in derart gibt's frei, ohne das dafür Urlaub eingereicht werden muß. Sie haben auch immer die erste Wahl bei der Urlaubsplanung. Das funktioniert aber auch nur, wenn alle an einem Strang ziehen und Sensibilität für die Lebenssituation der Kollegen aufbringen. Und komischerweise sind gerade diese Leute in den vergangenen Monaten wesentlich produktiver geworden...
Klar springt er nicht in die Luft, wenn Meetings fürs Wochenende in Hotels angesetzt werden und der dort übernachten muß, aber seine Chefs sind halt oft nicht so familienfreundlich wie er.

Ich bin z.B. dafür, daß Unternehmen Steuererleichterungen erhalten sollten, die einen Betriebskindergarten einrichten. Sowas finde ich toll! Oder eben, daß es möglich ist, sein Kind mit zur Arbeit zu bringen oder von zu Hause aus zu arbeiten (gerade in diesem Bereich bieten die neuen Technologien doch tolle Möglichkeiten). Nur, weil ich mir für uns nicht vorstellen kann, daß ich in naher Zukunft wieder arbeite (meine Verpflichtungen beschränken sich nicht nur auf Mann und Sohn, sondern da hängt noch einiges mehr dran), heißt das doch nicht, daß ich andere Lebensmodelle ausblende. In einer anderen Lebenssituation (und wenn ich wüßte, daß mein SOhn gut versorgt ist), würde ich vielleicht auch früher oder später wieder arbeiten gehen, Wenngleich ich 1. gern meinen Job als Hausfrau, Mutter und "Familienpflegerin" nachkommen, weil ich dort mehr zurückbekomme, als jemals von meinem Chef und ich 2. mit meinem Mann und engen Freunden, weitaus tiefsinnigere und intelligentere Gespräche führe, als mit meinen Kollegen oder Kunden. Natürlich weiß ich, daß das bei vielen anderen anders ist und ich würde mir niemals anmaßen, hier pauschale Urteile darüber zu fällen, wie jemand sein Familienleben organisiert.

So, das wollte ich nur mal klarstellen, bevor ich hier wieder die Buhfrau bin :-))

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Gnz erstaunt bin... *grins*

Antwort von Ralph am 13.07.2004, 12:43 Uhr

Hi Penny,

... und zwar darüber, daß Du meine Tesen so schön bestätigst! :o)))

Was die 40 oder auch 42-Stunden-Woche angeht... darüber läßt sich absolut diskutieren, das halte ich nicht für abwegig.
Und auch Deine Vorstellungen von Mobilität, wie Du sie jetzt formulierst, kann ich sehr gut unterstützen. Das kam bisher bei mir aber anders an, und deshalb auch meine heftigen Reaktionen. :-)

Nun aber zu Deinem Mann und seiner Einstellung zu seinen Mitarbeitern: Du schreibst selbst, daß durch seine Art, sich als Arbeitgeber anzupassen, seine Mitarbeiter produktiver geworden sind. Ich wette meine Weisheitszähne, daß diese Mitarbeiter ihn nicht im Stich lassen und ohne Zusatzlohn auch Überstunden leisten werden, wenn der Betrieb es für eine gewisse Zeit erfordert. Wenn der Mitarbeiter weiß, daß er sich auf seinen Chef/den betrieb verlassen kann, wenn er mal tief im Modder steckt, dann ist dieser Mitarbeiter auch bereit, diesem an sich tollen Betrieb zu helfen, indem er so gut es geht zurücksteckt.
Das aber habe ich gemeint in einem meiner Postinmgs unten, daß nur in solchen Btrieben, wo der Chef seine Mitarbeiter kennt, solch ein Betriebsklima entstehen kann. So haben beide Seiten etwas davon, Dein Mann hochmotivierte Mitarbeiter, die Angestellten eine Arbeit, die offenbar flexibel genug eingestellt werden kann, um Unvorhergesehenes einzubinden, und das verträglich für beide Seiten.

Das aber ist leider die große Ausnahme, und kommt umso weniger vor, je größer der Btrieb oder der Konzern ist, und umso weniger (Sozial-)Kompentenz den Betriebsleitern, Abteilungsleitern usw. von der Chefetage zugestanden wird. Hier sind meines Erachtens die Chefplaner der Großkonzerne gefragt.

Als Buh-Frau hab' ich Dich nicht gesehen... auch Marit nicht! Trotzdem ist es schön zu erfahren, daß unsere Ansichten doch gar nicht so weit auseinander liegen, wie es zunächst den Anschein hatte... :o)

Liebe Grüße
Ralph/Snoopy

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Re: Gnz erstaunt bin... *grins*

Antwort von Moneypenny77* am 13.07.2004, 12:58 Uhr

Das mit der "Buhfrau" war auch nur ein Spaß...

Offensichtlich sollte ich lernen, meine Thesen klarer zu formulieren. Ich denke aber (mag aber sein, daß ich mich da täusche), daß gerade in großen Unternehmen die AN vor Mehrarbeit in hohem Maße (bez. auf die Mehrarbeit ;-)) geschützt sind und zwar durch die Macht der Betriebsräte. Ich denke, der Abteilunsgleiter hat es schwerer, von seinen Sachbearbeiter Mehrarbeit zu "erpressen", als der Schreiner von seinem Gesellen. Unbestritten ist es aber immer die Frage, wie es in den Wald hineinschallt.

Es gibt aber auch immer AN, die Vorzugsbehandlungen durch ihren Chef schamlos ausnutzen. Wenn ich meinen Mitarbeiter nach Hause schicke, damit er seine Tochter vom KiGa abholt erwarte ich auch, daß er das macht und ich nicht erfahre, daß er das (an einem Freitag) nur als Vorwand benutzt hat, um schon einen Tag früher mit seinen Kumpels zum Formel-1-Rennen am Hockheimring anzureisen. So geschehen bei uns im Büro... Bei einem Kollegen, dem wir zwischen Weihnachten und Neujahr IMMER den Vortritt beim Urlaub gegeben haben etc. Mal als anderes Beispiel. Grundsätzlich denke ich aber, daß man nicht die schlechten Beispiele anführen sollte, wenn man Betriebsklima schafft.

Soziale Kompetenz ist ein gutes Stichwort. Ich frage mich immer, was Führungskräfte eigentlich auf den vielen Seminaren, auf denen sie immer für einen Haufen Geld herumlungern, so lernen. Wenn mein Chef von einem wiederkam, fühlte ich mich immer so an die Referendare aus meiner Schulzeit erinnert: so, jetzt probieren wir mal am lebenden Objekt aus, was wir so gelernt haben. Fand ich immer totlustig, weil die "Ziele" so durchschaubar waren. Der beste Chef den ich hatte, war mein Mann und die Tatsache, daß das auch einige andere von ihm sagen, scheint etwas wahres dran sein zu lassen. Übrigens: "gelernt" hat er das bei der Bundeswehr und in dem er sich (und mir) einfach immer folgende Frage stellt: wie möchte ich selbst gern behandelt werden?

Sozialkompetenz ist ein Wort, daß man jetzt in den Betrieben immer wieder hört... Ein tolles Wort... Aber die meisten Leute können damit nichts anfangen, weder beim BLick nach oben, noch nach unten. Das Problem ist, daß keiner den Anfang machen will, mal nicht nur an sich, sondern auch an andere zu denken, weder die AN nch die AG (die ja meistens auch wiederum nur AN sind).

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Zustimmung! :-)

Antwort von Ralph am 13.07.2004, 13:19 Uhr

Hi Marit,

folgenden Satz aus Deinem Beitrag finde ich bemerkenswert:

"Ich finde auch, daß solche Arbeitsplätze darauf setzen, daß da jemand im Hintegrund ist, der einem den Rücken freihält - und darauf zu spekulieren ist eigentlich skandalös."

Damit hast Du den Nagel auf den Kopf getroffen. Auch Deine sehr plastischen Darstellungen Deines Arbeitsumfeldes finde ich sehr hilfreich. Ich denke aber, daß das gar nicht auf die Wissenschaft beschränkt ist, sondern sich letzztlich auf inzwischen so viele Bereiche ausdehnt, daß man es nicht für möglich hält.
Meine Ex-Frau hat z.B. in einer sehr speziellen Ambulanz eines sehr rennomierten Instituts gearbeitet, und zwar von morgends 8 Uhr bis eigentlich immer 18 Uhr, oft bis 19 Uhr, hin- und wieder darüber hinaus (20.30 Uhr war mal Rekord). Das wurde stillschweigend geleistet, vom Chefarzt gefordert, vom überforderten Personalrat geduldet. Als ich intervenierte, hatten wir Krach. Meine Ex-Frau war Abend für Abend erschossen, Privatleben fand nicht statt, ich selbst war noch in der Ausbildung und durfte den gesamten Haushalt schmeißen, neben Klausuren vorbereiten und Hausarbieten schreiben. Daneben "liefen" dann noch 2 Kinder.

An die Situation mußte ich denken, als ich Deinen Satz las. Nur mit dem Unterschied, daß ich nicht voll im Hintergrund sein konnte, und wir uns das finanziell nicht erlauben konnten. Denn mehr verdient hat meine Frau ja auch nicht, und DAS, fand und finde ich einfach nur noch... &%§(&"$$... nein, ich sag's lieber nicht! :-)

Dein Ansatz hinsichtlich der Förderfähigkeit einer teilzeitarbeit in den ersten 3 Lebensjahren des Kindes wäre sicherlich eine Möglichkeit. Das wäre sicherlich auch zu finanzieren.

Wobei ich allerdings eher bei den Steuersubventionen ansetzen würde als z.B. bei der Eigenheimzulage. Aber das ist ein anderes Thema, was ich hier nicht weiter ausbreiten möchte, das würde den Rahmen sprengen... :-)

Viele Grüße
Ralph/Snoopy

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Re: Zustimmung! :-)

Antwort von Moneypenny77* am 13.07.2004, 13:43 Uhr

Aber was ist schlimm daran, wenn ein Paar sich in "beiderseitigem Einvernehmen" entschließt, die "klassische" Rollenaufteilung zu präferieren? Bin ich dumm, nur weil ich im Hintergrund den Rücken freihalte? Oder bin ich eine Dinosaurierin, nur weil ich meine Erfüllung nicht in einem Job finde, der sich nur um's Geld dreht und in dem ich in 8 Jahren mehr erreicht habem als manch anderer bis zum Eintritt ins Rentenalter, sondern darin, mich für eine harmonische und glückliche große Familie einzusetzen?

Ich finde es schade, daß ich oft den Eindruck habe, daß gerade Frauen untereiander sich vorwerfen, nicht oder eben doch zu arbeiten bzw. erwerbstätig zu sein. Als wenn ich mit meiner "neuen Rolle" (so heißt das doch) den Untergang der Emanzipation oder der Frauenbewegung heraufbeschwören würde. Da kriege ich immer das Gefühl, als Hausmütterchen abgestempelt zu werden, das sich nur um ihre Kinder und den Supermarkt dreht. Im Grunde mache ich doch nichts anderes als eine berufstätige Erzieherin... Tagsüber erziehe ich mein Kind, abends meinen Mann *ggg*. Als wenn man auf mich herabsehen könnte, nur weil ich meine Bestätigung anderweitig suche und finde. Da kommt dann auch gern "bist Du überfordert gewesen im Büro" oder "die muß ja schlecht gewesen sein". Hier haben so viele geschrieben, daß man nicht lebt, um zu arbeiten... Nu gehe ich nicht arbeiten und bin auch die Deppin???
(Mal spaßig gefragt *ggg*)

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Re: Zustimmung! :-)

Antwort von marit am 13.07.2004, 14:15 Uhr

Hallo moneypenny,

nein natürlich bist du nicht dumm. Es geht mir (wir haben ja schonmal länger darüber diskutiert) ja auch nicht um persönliche Entscheidungen, sondern um gesellschaftliche Entscheidungen dahingehend, welches Modell GEFÖRDERT wird. Heute kann man es sich kaum leisten, zu zweit zu arbeiten, weil die Betreuungs- und Fahrtkosten fast das Gehalt bei Steuerklasse 5 auffressen. Das finde ich perfide. Als gerechter empfände ich es, wenn ein 1A Betreuungsystem zunächst einmal für alle Kinder vorhanden ist, und dann die Eltern, die es sich leisten könnten immer noch entscheiden können, ob einer ganz zu hause bleibt.

Erst dann, wenn Arbeitgeber nicht mehr AUTOMATISCH davon ausgehen, daß sie, wenn sie eine Frau einstellen, ein riesiges Ausfallrisiko haben (und wenn das genauso bei der Einstellung eines Mannes passieren kann), kann es wirklich Gleichberechtigung auf dem Arbeitsmarkt geben. Solange das die Regel und nicht die Ausnahme ist, sind Frauen eines gewissen Alters automatisch benachteiligt - selbst die, die gar keine Kinder haben und wollen, stehen hier unter einem Generalverdacht. Das finde ich ungerecht und dem würde ich gerne entgegenwirken.

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Re: Zustimmung! :-)

Antwort von Moneypenny77* am 13.07.2004, 14:20 Uhr

Stimmt, darüber haben wir vor Monaten bereits diskutiert und ich habe meine seinerzeitigen Standpunkte überdacht und korrigiert!

Schade finde ich nur, diese "entweder oder" Entscheidung, weil man weder das eine noch das andere Modell als grundsätzlich besser bewerten kann. Ich halte es für genauso zu respektieren, wenn frau wieder oder weiter berufstätig ist, als wenn sie das eben nicht ist. Daher sollte auch beides gleich gefördert werden und zwar insofern, daß das Erziehungsgeld auch den Müttern gezahlt wird, die eben doch arbeiten gehen... Dann hätten sie nämlich die Möglichkeit, sich Tagesmütter zu nehmen oder Familienmitglieder für ihren Einsatz zu entlohnen. So herum könnte doch auch ein Schuh draus werden?

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Das ist ja nun totaler Quatsch! oder auch "Ode an die Hausfrau"! :-)

Antwort von Ralph am 13.07.2004, 14:20 Uhr

Penny,

ich halte nichts davon, pauschal irgendein Modell für das einzig Wahre hinzustellen. Mal ganz abgesehen davon, daß ich schon aus rein biologischen Gründen dafür bin, daß zumindest in der allerersten Zeit die Frau zuhause bleiben sollte, insbesondere wenn sie stillt.
Gut, ich habe auch schon von als "Powerfrauen" bezeichnete Müttern gehört, die Stillen, Rückbildungsgymnastik etcetera auf's wundervollste mit einem Fulltime-Mega-Job in Verbindung zu bringen wußten... ob das dem Baby so gut getan hat, wage ich zu bezweifeln. Nun gut. :-)

Ich habe nicht den Eindruck, als ob gerade Du Dich hinter dem Job als Hausfrau versteckst. Und wenn Ihr beide mit dieser Konstellation glücklich seid, sowohl sozial als auch finanziell, dann ist das nicht irgendwie anti-emanzipatorisch (richtig??), sondern - Alice Schwarzer möge es mir verzeihen - absolut modern und angemessen!!! Punkt! :o)

Und, um es auf die Spitze zu treiben, der Job Hausfrau benötigt, verantwortungsbewußt ausgeübt, ein hohes Maß an Sozialkompetenz (*kicher*!!!). Eine Mutter (oder auch Vater als Hausmann) ist Erzieherin, Erste-Hilfe-Schwester, Psychologin, Köchin, Schneiderin, Finanzjongleurin, Chauffeurin, evtl. Gärtnerin, Elektrikerin, Fußbodenreinigungsingenieurin, Nachhilfskraft... wenn das alles auch noch wie am Schnürchen klappt in einer gewissen Zeit, ist sie auch noch ihr eigener Chefplaner, übt Controlling aus über Organisationdsabläufe ihres Haushalts... jaja, noch mehr gefällig?? Vielleicht kommen ja auch noch "Dienstleistungen" hinzu wie Frühstück ans Bett der Kinder, Pantoffel und Chips für Männe bereitstellen... nein, jetzt wird's zuviel... stopp!!! *lach*

Es gab mal diesen unsäglichen Schlager "Das bißchen Haushalt...!", und viele sind auch heute noch dieser irrigen Ansicht. Völlig fehl am Platze.

Natürlich gibt es diese typischen "Heimchen am Herd", die verschämt und unsicher abends ihren Mann erwarten und sich dann Zoten darüber gefallen lassen, warum dies oder jenes nicht erledigt sei. Da ist dann echt Hopfen und Malz verloren, DAS ist die Klientel für Emanzen-Zicken usw., aber nicht Menschen, die die Hausarbeit ganzn offensiv als das darstellen, das sie ist: Eine verantwortungsvolle und sehr vielschichtige Ganztagsbeschäftigung, zumeist rund um die Uhr! :-)))

So, genug des "Honig-um-den-Mund-schmierens"! :o)

Liebe Grüße
Ralph/Snoopy

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Re: Zustimmung! :-)

Antwort von marit am 13.07.2004, 14:42 Uhr

Ja, das wäre so eine Möglichkeit - aber dann hätten ja wieder die Kitas nichts davon. Ich werde als Hauptverdienerin leider gar nicht die Wahl haben zu Hause zu bleiben da das Gehalt meines Mannes plus etwaiges Erziehungsgeld niemals ausreichen würde um unsere Fixkosten zu decken. Wenn ich weiterarbeite und mein Mann Erziehungszeit nimmt, wäre mein Gehalt vermutlich über der Erziehungsgeldgrenze (spätestens aber nach 6 Monaten). Das ganze Modell, so wie es jetzt ist, bringt uns also nichts. Wir würden auch keinen winzigen Säugling sofort nach dem Mutterschutz zur Tagesmutter geben, sondern es die ersten Monate mit Abpumpen und Betreuung durch den Vater versuchen. NUR: die beruflichen Nachteile habe trotzdem ICH, obwohl wir für mich karrieretauglich regeln. Meine Chancen, als frischgebackene Mutter ein Forschungsstipendium zu bekommen sind gleich NULL, meine Chancen auf einen Lehrstuhl berufen zu werden, wenn ich mit schwangerem Bauch oder gar einem Säugling im Schlepptau meinen Probevortrag halte, sind gleich NULL. Das wäre einfach nicht so, wenn Deutschland über ein lückenloses Betreuungssystem verfügen würde, die Ressentiments, die mir (und vielen anderen Frauen, die sich auf verantwortungsvolle Posten bewerben) entgegenschlagen, liegen ausschließlich an diesem 50erJahre Mütterideal, das in Deutschland überwiegend praktiziert ist.

Wenn beide Optionen gleichwertig Normalzustände SIND, kann man auch beides gleichermaßen fördern. Solange das Pendel aber derart unmißverständlich in eine Richtung schlägt, muß einfach erst mal gegengesteuert werden. Immerhin haben wir ja auch noch ein Sozialhilfesystem, das es jeder Mutter erlaubt, sich ausschließlich um ihr Kind zu kümmern. Insofern gäbe es ja auch ohne Erziehungsgeld eine Entscheidungsfreiheit dafür. Es gibt aber keine Möglichkeit zu verhindern, daß eine Frau wegen eines Schwangerschaftsrisikos nicht eingestellt wird.

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@ Moneypenny

Antwort von krissie am 13.07.2004, 15:06 Uhr

Hallo Moneypenny,

es geht ja nicht darum, dass Du dumm bist, weil Du Dich zum Hausfrausein entscheidest. Im Gegenteil, es ist ja finanziell, stressmässig etc. gesehen eigentlich das in unserem System klügere Verhalten... Und auch privat ist es ja nicht zu Deinem Schaden und auch nicht zu dem Deines Kindes.
Es geht nur darum, dass Du Dir bewusst sein musst, wenn Du nach Mehrarbeit und Mobilität schreist und betonst, Dein Mann leiste das ohnehin schon, dass das eben mit Familie nur zu vereinbaren ist, wenn einer bzw. eine sich in den häuslichen Bereich zurückzieht. Wenn man grenzenlose Mobilität und zig-Stunden Woche fördern will, muss man sich klar sein, was das bedeutet: entweder arbeiten wirklich nur noch die Männer qualifziert (und vernachlässigen dafür ihre Kinder), allenfalls noch die kinderlosen Frauen (wenn da nicht die Angst wäre, sie könnten schwanger werden), oder es gibt keine Kinder mehr. Das eine ist tatsächlich ein emanzipationsfeindlihces Modell, das andere ein trauriges.

LG Kristina

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Re: Das ist ja nun totaler Quatsch! oder auch

Antwort von Moneypenny77* am 13.07.2004, 15:18 Uhr

Ich brauche mich auch hinter meinem Job nicht zu verstecken, weil mein Mann niemals fragen würde "was ich eigentlich so den ganzen Tag mache". Mein Onkel z.B. fragte mich aber gestern (unser Sohn ist 3 Monate alt): "Du solltest Dir aber jetzt doch mal eine vernünftige Beschäftigung suchen... So den ganzen Tag zu Hause, da hat doch einen sehr begrenzten Horizont". Ich habe ihn dann aufgeklärt, daß das Abonnement einer Tagszeitung oft Abhilfe schafft und es hilft, die "Tagesschau" als Serie zu sehen *lach* Und wenn wir so mit Freunden zusammen sitzen muß ich sagen, daß ich damit weitaus "informierter" bin, als manch eine (Ehe-) Frau von Freunden ohne Kinder, die außer den langweiligen Jobstories nichts zu erzählen hat...
Was man aus sich selbst macht, hängt nicht davon ab, wie man interne Familienpolitik betreibt.
Was für mich leider oft außer Acht gelassen wird, ist die Frage, was für das Kind das Beste ist. Ich kenne auch Mütter, die besser arbeiten gehen und ihr Kind von Leuten erziehen lassen würden, die sich mit sowas auskennen ;-)

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Re: @ Moneypenny

Antwort von Moneypenny77* am 13.07.2004, 15:25 Uhr

Ich schreie doch gar nicht nach Mehrarbeit und Mobilität für Familien... Das habe ich doch schon lange richtiggestellt!

Und ich habe auch klargestellt, daß ich sehr wohl der Ansicht bin, daß für Frauen Wege in die Berufstätigkeit "trotz" Familie geschaffen werden müssen.

In dieser Frage gibt es kein dümmer oder klüger, sondern einfach nur individuelle Entscheidungen.

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Re: Gnz erstaunt bin... *grins*

Antwort von Jari am 13.07.2004, 21:40 Uhr

Hallo zusammen,

habe ich jetzt mal durch die ganzen Thesen durchgelesen und stelle fest, so wie es Moneypenny zum Schluss formuliert hat, bin ich absolut einverstanden. Die so geforderte Mobilität sehe ich im Endeffekt genauso. Im übrigen weise ich mal drauf hin, dass unter anderem der öffentliche Dienst in Meck-Pomm schon immer 40 Stunden arbeitet. Man überlebt es aber ganz gut.

LG Janet

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