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Geschrieben von Maari am 30.06.2017, 8:54 Uhr

Kindheit heute (viel Text)

Können einem die heutigen Kinder leid tun?
Geht es ihnen besser oder schlechter als den Kindern vor dreißig oder vierzig Jahren?
Haben sie mehr oder weniger Freiheiten?

Wenn ich an meine eigene Kindheit denke, dann war meine Mutter immer daheim, mein Vater ging arbeiten, im Schichtdienst.
Mit drei Jahren kam ich in den Kindergarten, vom 9-12 Uhr.
Wochenende war Oma-Zeit, entweder kam sie zu uns oder wir gingen zu ihr.
Als ich in die Erste Klasse kam, hatte ich von Montags bis Freitags vier Schulstunden, alle 14 Tage auch Samstags vier Schulstunden.
Nach nur einer Woche Begleitung ging ich allein zur Schule und kam auch allein zurück.
Direkt nach den Schulaufgaben und Mittagessen ging ich raus. Meine Mutter wußte nicht wohin, wußte nicht mit wem ich spielte. Nach Hause kommen musste ich, sobald es dunkel wurde.
In den nächsten Grundschuljahren gab es mehr Schulstunden und mehr Schulaufgaben. Daheim musste ich mein Zimmer ganz allein in Ordnung halten, auch saugen und Staub wischen, nur um die Fenster und Gardinen kümmerte sich meine Mutter. Auch Müll rausbringen war meine Aufgabe.
In der weiterführenden Schule gab es den Samstagsunterricht nicht mehr. Mindestens zwei mal die Woche sagte ich morgens: "Nach der Schule gehe ich mit zu ..." Auch durfte ich bis 20 Uhr wegbleiben. Fast immer fuhr ich mit dem Fahrrad zur Schule.
Meine Mutter hatte keine Ahnung, wo und wie ich den Nachmittag verbrachte.

Das war zu meiner Zeit ganz normal, alle meine Freunde hatten die gleichen Freiheiten.
Zum Sport, Fußball, Chor, Ballett, ... ist jeder allein gegangen oder mit Freunden.

Unser Auto kannte ich zwar, saß aber kaum drin, weil es selten genutzt wurde. Einkauf wurde zu Fuß und mit Taschen erledigt. Für sechs Personen, da mussten wir Kinder helfen.

Und heute?
Welches Kind geht allein oder mit Freunden zur Schule (Erste Klasse)?
Welches Kind ist den ganzen Nachmittag draußen und die Eltern wissen nicht wo?
Welche Aufgaben haben Kinder heute?

Ist es heute für Kinder wirklich gefährlicher?

Ja, der Straßenverkehr ist schneller und sehr viel mehr geworden. Und sonst?

Wir erfahren mehr von schrecklichen dingen, die Kinder passieren können.
Aber passiert wirklich mehr?

Meine Eltern hatten als einzige Informationsquelle die Tageszeitung (regional), Fernseher (drei Programme, später vier, kein Kabel) und die Berichte von Verwandtschaft und Freunde.

Heute erfahren wir aus ganz Deutschland, ganz Europa, der ganzen Welt immer und überall.
Aus Opferschutz wird oft Name, Alter geändert. Nutzt man viele Medien, kann aus einem Unfall o.ä. schnell drei oder vier werden, weil keiner prüfen kann, was ist wirklich wo passiert.

Ich habe drei Kinder und nein, die Freiheit, die ich als Kind hatte, haben sie nicht.
Auch müssen sie nicht so viel im Haushalt helfen.
Und trotzdem hoffe ich, dass aus meinen Kindern einmal lebenstüchtige Erwachsene werden.

 
29 Antworten:

Re: Kindheit heute (viel Text)

Antwort von Shanalou am 30.06.2017, 9:10 Uhr

Meine Kinder sind bzw, werden in der ersten Klasse alleine oder mit Freunden zur Schule gehen. Sie gehen auch nachmittags raus und ich weiß nicht immer, wo sie gerade sind. Mit dem Auto gefahren werden sie deutlich mehr als ich. Liegt aber daran, dass ich ein Auto habe, meine Mutter hatte zu der Zeit keines. Aufgaben haben sie ähnliche, wie ich sie hatte.
Ich finde es für Kinder heute nicht gefährlicher, es ist nur etwas anders geworden (Medien, etc.).

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Re: Kindheit heute (viel Text)

Antwort von Maxikid am 30.06.2017, 9:15 Uhr

Meine durften auch ab der ersten Klasse oder auch schon ab Vorschule alleine gehen. Am Nachmittag dürften sie alleine raus, wollen sie aber fast gar nicht. Meine Kinder sind aber sehr viel mehr in der Schule. Die Lütte in einer gebundenen Ganztagsschule und die Große hat auch 3 x in der Woche bis 15:30 Schule/Unterricht und dann noch 3 x Sport in der Schule.Hier gehen alle Kinder sehr viel zum Sport, Musik etc., so das die Nachmittag aller Kinder oft extrem verplant sind. Freies Spiel am Nachmittag gibt es so eigentlich nicht mehr.
Ich hatte nicht so viel Freizeitaktivitäten. Mit dem Auto fahre ich meine Kinder auch so gut wie nie, da wir sowieso so extrem Zentral in HH wohnen, dass alles mit Bahn,Bus, Rad oder zu fuß erreichbar ist. LG maxikid

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Re: Kindheit heute (viel Text)

Antwort von lisi3 am 30.06.2017, 9:19 Uhr

Hier auf dem Land ist die Kindheit heute nicht so viel anders, als unsere Kindheit vor ca. 40 Jahren. Meine Jungen spielten mit den Kindern der Nachbarschaft auf der Straße, bauten Hütten im Wald. Dabei waren bestimmt fünf Jahre Unterschied vom ältesten zum jüngsten Kind der Gruppe kein Problem.
Das ist jetzt zwar schon ein paar Jahre her, aber bei meiner Tochter ist es aktuell nicht wesentlich anders. Sie trifft sich mit ihren Klassenkameraden einfach spontan, besucht Bekannte auf dem Bauernhof, füttert dort Tiere, darf auf dem Traktor mitfahren.
Zum Schwimmen oder Reiten muss sie natürlich gefahren werden, da die Wege viel zu weit sind. Alles andere erledigt sie zu Fuß bzw den Schulweg, wie alle anderen Kinder seit der ersten Klasse selbstständig mit dem Bus.
Inzwischen sind zwar mehr Mütter berufstätig, viel davon allerdings nur in Teilzeit. Die Kinderbetreuung wird im Notfall von Großeltern oder Nachbarn geleistet. Nachmittagsbetreuung in der Schule ist leider suboptimal.
Als vor 15 Jahren ein beruflicher Umzug anstand, haben wir uns bewusst für das Landleben entschieden, weil ich meinen Kindern diese "Bullerbü-Idylle" ermöglichen wollte. Natürlich hat es auch Nachteile, wie eine äußerst begrenzte Auswahl und sehr weite Wege bei weiterführenden Schulen. Aber wo Licht ist, ist auch Schatten.
Davon dass ständig sofort sämtliche Schreckensmeldungen der ganzen Welt parat sind, sollte man sich nicht zu sehr beeinflussen lassen.

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Re: Kindheit heute (viel Text)

Antwort von Leewja am 30.06.2017, 9:20 Uhr

wird ja oft so etwas verklärt dargestellt, die Kindheit früher.
ich zum Beispiel war sehr behütet. meine mutter wollte durchaus wissen, wo ich bin und hat auch regelmäßig mal in die Landschaft gerufen.
zudem habe ich meine Grundschulzeit so extrem abgelegen verbracht, dass ich zum Ballett um die 30 km hätte laufen müssen , wohl kaum. Auch die Schule war immerhin 4 km weg, auch da bin ich nicht gealufen, sondern wurde gefahren.

Mein Sohn wird ebenfalls die 4 km (anderer Ort) zur Schule gefahren, sie liegt auf dem Weg zur Autobahn, insofern ist das praktisch.
Viele Kinder in dem kleinen Örtchen klaufen odr fahren Fahrrad/Roller.
Ich finde das extrem leichtsinnig, da eien dicke Durchgangsstraße durchgeht, die von Lastern und auch PKWs wie von komplett irren Vollidioten mit 70-80 innerorts befahren wird. Kinder können tatsächlich übrigens erst ca. mit 12 tatsächlich geschwindigkeiten/Abstände etc einschätzen....Erstklässler tun so, als würden sie links und rechts gucken, ihr Gehirn kann es aber noch gar nicht verarbeiten, reine glückssache in meinen Augen.
zuhause durfte mein Kidn mit 1 Jahr mit mir raus, mit drei saß ich vor der Haustür und er musste in Sichtweite bleiben, jetzt ist er fast 10 udnstromert auch mal 2-3 Stunden rum, aber nur in der unmittelbaren Nachbarschaft.
Auf der einen Seite ist ein kleienr, aber schnellfließnder fluss, auf der anderen einen Straße, auf der ebenfalls irre komplettvollidioten viel zu schnell fahren (obwohl sogar 30 ist, seit ein nachbarsmädel gleichen Alters mehrere tage im Koma lag, nachdem sie von einem Kleinlaster erwischtwurde (sies choss auf ihrem zu großen Fahrrad uin Flipflops ohne Helm aus unserer Spielstarße auf diese Straße, der typ fuhr ungefähr 80....dem himmel sei weiterhin gedankt, dass sie nicht sofort tot war, sondern es tatsächlich recht unbeschadet überstanden hat).
das sind einfach reale gefahren, die sind ja nun mal nicht weg zu idealisieren.

Ansonsten machen mir Kindesnetführung/missbrauch zwar furchtbar angst, ich kann diese aber als weitgehend irrational einschätzen (immerhin ist er weder Messdiener noch im Fußballverein noch bei den Pfadfindern)

ABER ich habe echt Sorge vor: internetfähigen handys, krassen Pornos in der frühen Pubertät, Spielsucht.
das sind so Dinge, die es bei mir tatsächlich noch nicht gab (nach drei durchgezockten Tetrisnachmittagen hatte ich persönlich es meist satt )

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Re: Kindheit heute (viel Text)

Antwort von dhana am 30.06.2017, 9:21 Uhr

Hallo,

manches erkenne ich wieder - aber vieles andere auch nicht.

Ja - wir waren auch den ganzen Nachmittag unterweg, im ganzen Dorf - viele Bauernhöfe und Kühställe waren da offen, da hatte niemand was dagegen wenn man mal reinging. Mit den Fahrrädern wurde der Bewegungsumkreis noch viel größer. Und es waren immer Kinder zum Spielen da.
Zumindest so bis Grundschule - danach war es halt so man kam frühestens um 14 Uhr mit dem Schulbus nach Hause - dann noch Hausaufgaben... bei Nachmittagsunterricht erst gegen 17 Uhr. So ab der Pubertät hatte ich kaum noch Kontakte/Freunde im Dorf - teils weil ich mich abgekapselt habe, teils weil ich recht viel in der Schule war.

Meine Kinder sind auch schon zum Kindergarten alleine mit dem Bus gefahren, Schule dann ab dem 2. Schultag ebenfalls. Nachmittags waren sie mit Freunden unterwegs - nur Bauernhöfe gibt es kaum noch die Tiere haben und wenn ist es auch nicht erlaubt in die Ställe zu gehen. Aber Spielplatz und Fußballplatz sind immer noch.
Und mit der weiterführenden Schule hat sich dann halt auch vieles verändert - der Bus kommt immer noch erst gegen 14 Uhr von der Schule, dann Essen und Hausaufgaben - meist haben sie danach keine große Lust mehr, wenn dann nur im eigenen Garten. Freunde im Dorf werden weniger - weil nur wenige Kinder gemeinsam eine Schule besuchen oder gemeinsame Intressen haben.
Und mit Beginn der Pubertät haben sie auch angefangen das sie auch mal allein sein geniesen und lieber im Zimmer liegen...

Auto - wir brauchten auch als Kind schon sehr viel das Auto - es gab kein Geschäft im Dorf - der Wocheneinkauf wurde halt 1x die Woche erledigt. Egal ob Großeltern besuchen oder sonst ein Ausflug - in der Regel immer mit dem Auto.
Unterschied zu heute - wir haben 2 Autos... ansonsten hat sich nicht viel geändert.

Und ja - ich verlange von meinen Jungs sehr wohl mithilfe im Haushalt - wir sind 5 Personen, wir arbeiten beide - und da ist es selbstverständlich das sowohl mein Mann als auch meine Söhne ihren Teil miterledigen.

Ja, die Informationsmedien sind anders - wir hatten früher anfangs nicht mal ein Telefon, heute kann sich das keiner mehr vorstellen, da gab es im ganzen Dorf nur wenige Telefone - z.B. in der Tankstelle.
Heute liest man E-Paper - damals war es die Tageszeitung. Heute wird vieles über das Internet erledigt - damals musste so gut wie alles (Behördengänge ect. ) persönlich erledigt werden.
Anders - ja - schlechter deswegen??

Ja, meine Kinder wachsen anders auf als ich - aber nicht unbedingt mit weniger Freiheiten. Ich hab es z.B. in der Pubertät geliebt nach der Schule in der Stadt zu bleiben, Stadtbücherei war ich sehr sehr oft, hab dort die Hausaufgaben gemacht und stundenlang gelesen, durch die Innenstadt gebummelt.... und genau das gleiche macht mein 15jähriger Sohn heute auch. Und nein - ich weiß nicht wo er da dann ist - aber er geniest es.

Mein Großer ist mit 16 Jahre allein 250km weit weg in eine schulische Berufsausbildung gegangen - hat jetzt gerade seinen Abschluss gemacht und geht jetzt noch weiter weg zum Studieren - mit 18J.
Sprich der macht eigentlich schon seit 2 Jahren was er für richtig hält und hat seinen eigenen Wohnheimschlüssel - ich konnte da nichts mehr Kontrollieren - musste mich einfach auf ihn verlassen.

Ich hab also auch 3 Kinder - meine Jungs müssen im Haushalt helfen - vielleicht nicht ganz so viel wie wir damals - aber ich glaub nicht das so viel unterschied ist - wir haben uns damas auch nicht überarbeitet. Sie haben viele Freiheiten, aber sie nutzen sie vielleicht weniger als wir damals - ich glaub so brav war ich nicht. Sie sind da viel konservativer als ich das in der Jugend war. Viel vorsichtiger - wollen alles unter Kontrolle haben.
Den Einfluss von Medien durch Nachrichten sehe ich da allerdings nicht.
Ich versuche einfach ihnen da auch Freiraum und Entscheidungsfreiheiten zu lassen und hoffe einfach den richtigen Weg zu gehen.

Gruß Dhana

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Erstaunlich

Antwort von Maari am 30.06.2017, 9:53 Uhr

Ich bin gerade etwas verblüfft.
Wenn ich hier in meiner jetzigen Umgebung mit Müttern spreche, klingt es leider ganz anders. Hier geht fast kein Kind allein zur Schule.
Müsstet morgens mal das Autochaos vor der Grundschule sehen.
Da wir gerade erst hierhergezogen sind, habe ich meinen Ältesten (8J.) wieder ein paar Tage zur Schule begleitet, da ich sichergehen wollte, dass er auch wieder nach Hause findet. Unterdessen geht er allein. Gibt einen Nebeneingang, den er sicher erreichen kann ohne durch das Autochaos zu müssen. denn das finde ich für jedes Kind gefährlich.
Meine beiden Mädchen muss ich zum Kindergarten bringen, ist gesetzlich geregelt, Kinder dürfen heute gar nicht allein zum Kindergarten gehen und auch nicht von dort allein kommen.
Auto nutzen wir auch zum Einkaufen, allein die Wasserkisten...
(bei uns gab früher es nur Leitungswasser)

Hier halten mich viele Mütter wohl für etwas verrückt, weil mein Sohn allein zur Schule geht und Nachmittags auch allein raus darf, die Große (6J.) auch allerdings nur Sichtnähe bzw. zum Spielplatz und zurück. Die Kleine (4J.) ist sehr anhänglich, allein will sie nicht raus, mit Schwester oder Bruder schon. Nur Sichtnähe / Spielplatz.
Auch dafür werde ich hier schief angeschaut. `Ist doch viel zu gefährlich!´
Dabei ist das hier eine Kleinstadt und keine Hauptstraße in unmittelbarer Nachbarschaft. Auf dem Schulweg liegen zwei Ampeln, sonst muss der Bub keine Straße überqueren. Das finde ich auch in der Grundschule nicht zu viel.

Was meine Kinder nicht erleben können, weil nicht in der Nähe vorhanden, sind weite unbebaute Felder, wild Wiesen. da haben meine Freunde und ich viel Zeit verbracht.

Leider gibt es hier fast kein Kind, welches Nachmittags allein raus darf. da ist es schwierig spontan Spielpartner zu finden. Geht alles nur über Verabredungen.

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Re: Kindheit heute (viel Text)

Antwort von shinead am 30.06.2017, 9:58 Uhr

Meine Kindheit unterschied sich deutlich von der meiner Eltern oder Großeltern. Genauso unterscheidet sich die Kindheit meines Sohnes von meiner Kindheit. Das ist nichts schlimmes, sondern einfach der Lauf der Dinge. Ich gestehe, dass mir dieses ewige "Früher war alles Besser" echt auf den Keks geht.

>>Ich habe drei Kinder und nein, die Freiheit, die ich als Kind hatte, haben sie nicht. Auch müssen sie nicht so viel im Haushalt helfen.

Das liegt ja nun an Dir und nur Du könntest es ändern.

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Re: Kindheit heute (viel Text)

Antwort von kaktuuss am 30.06.2017, 10:03 Uhr

ich bemerke immer, dass vor allem meine kinderlosen Bekannte ihre eigene Kindheit idealisieren. Ich gelte als die Heli-Mama schlechthin.
Meine Tochter ist neun und ich lasse sie nicht alleine unterwegs sein, mit Freundinnen natürlich schon, das ist kein Thema.
Ich bin auf dem Land aufgewachsen und war vermutlich im Grundschulalter öfter ohne Eltern unterwegs, wobei damals das Verhältnis zu den Eltern auch noch ein anderes war, weniger freundschaftlich, obwohl meine Eltern nicht streng waren.

Wir wohnen in einer Großstadt, bei uns ist die Kriminalität angestiegen - keine Einbildung sondern durch den aktuellen Polizeibericht bestätigt.

Es gibt gerade in den öffentlichen Verkehrsmitteln und Freibäder/Seen häufiger Angriffe auf junge Mädchen.
Deshalb fährt meine Tochter momentan nur mit mir Straßenbahn und darf auch die nächsten Jahre nur mit uns Eltern ins Freibad.
Bei einer Gruppe von mehreren Jugendlichen sehe ich keine Gefahr, aber das dauert eben noch ein paar Jahre.

Aber meine Tochter wächst so auf, sie kennt es nicht anders, sie ist im Sportverein, ist hier im Viertel mit ihren Freundinnen unterwegs, wir machen am Wochenende viel zusammen und hat, glaube ich, eine glückliche Kindheit.

Auch das Leben der Erwachsenen hat sich doch in den letzten 30-40 Jahren verändert.

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Re: Kindheit heute (viel Text)

Antwort von Maxikid am 30.06.2017, 10:03 Uhr

Ich musste als Kind kaum im Haushalt helfen und meine Mädels machen auch nicht viel bzw. müssen sie z.Zt. auch nicht. Kochen und Einkaufen lieben beide aber sehr. LG maxikid

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Re: Kindheit heute (viel Text)

Antwort von Häsle am 30.06.2017, 10:04 Uhr

Meine Tochter wächst fast genau so auf wie ich damals. Das wäre vermutlich anders, wenn wir an meinem damaligen Wohnort geblieben wären. Was damals noch ein Dorf am Stadtrand war, ist jetzt total versnobbt. Die Kinder werden, falls sie nicht ganztags verräumt sind, von Kurs zu Kurs zu Therapie kutschiert. Für die Kinder, die eigentlich noch wie damals aufwachsen könnten, bleiben da kaum Spielkameraden übrig.

60 km davon entfernt, in der Kleinstadt, ist das Leben fast noch wie früher. Natürlich hat auch hier das Handy Einzug gehalten und der Verkehr ist mehr geworden. Aber sonst sehe ich nicht viele Unterschiede.
Meine Tochter war nur vormittags im Kindergarten (Schichtdienst machte es möglich; ein Elternteil ist fast immer daheim).
Sie lief/rollerte/radelte ab der 1. Klasse alleine bzw. mit Nachbarskindern zur Schule.
Nachmittags war und ist sie mit Freunden unterwegs und ein bis drei Mal pro Woche beim Sport (das Interesse ändert sich jährlich). Wie meine Mutter möchte ich schon grob wissen, wo und mit wem sie unterwegs ist. Größere Planänderungen werden mitgeteilt. Das war bei uns früher auch so.
Wir haben ein Paar Großeltern nebenan (wie früher), das andere besuchen wir fast jedes Wochenende (früher nur alle zwei Jahre, weil im Ausland).
Im Haushalt machen wir es auch ähnlich wie in meiner Kindheit. Nicht viele feste Aufgaben, aber auf Aufforderung auch mal mehr. Vor allem um ihre Wäsche kümmert sich die Große (11) schon lange selbständig. Um ihr Zimmer auch. Und sie kümmert sich sehr viel um ihren kleinen Bruder (3). Ich war weniger begeistert davon, meinen Bruder überall mit hin zu schleifen. Da war der Abstand aber nur 3 Jahre, das ist schon was Anderes.

Meine Tochter muss mehr lernen als ich. Ich war lange ein Überflieger und bin einfach so mit guten Noten durchgeflutscht. Schule hat mich nie gestresst. Sie kommt da leider eher nach der Oma väterlicherseits. Ansonsten hat sie charakterlich aber viel von mir. Ich denke, damit wird sie ganz zufrieden durch's Leben gehen.

Mein Sohn hat sehr viel von meinem Bruder, sofern man das mit drei Jahren schon sagen kann. Der ist mir auch sehr ähnlich, aber es holperte schon öfter in seinem Leben. Ich hoffe, dass das Sture, Impulsive noch etwas abgeschwächt wird. Sonst muss ich seine Zügel schon straffer halten als die seiner Schwester.
Solche Kinder haben es heutzutage mE schwerer als früher.

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Re: Kindheit heute (viel Text)

Antwort von Maxikid am 30.06.2017, 10:13 Uhr

Ich wohne ja auch in einer versnopten Gegend und viele Kinder werden gleich mal ab der GS als Krank und anders eingestuft. Therapien gehören für sehr viele hier auch zum Alltag. Ergo, Logo etc. ist schon fast Pflicht. Das war auf jeden Fall früher anders. Da wurden die Kinder viel mehr so angenommen wie sie sind bzw. man war bei vielen viel gelassener. Was natürlich nicht immer gut ist/war. LG maxikid

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Re: Erstaunlich

Antwort von Steffi528 am 30.06.2017, 10:18 Uhr

Ich sehe einen deutlichen Unterschied bei meinen Kindern und mir: ich konnte mein Taschengeld vor Ort auf den Kopf hauen, es gab Tante Emma-Läden.

Das haben meine Kinder nicht
Ansonsten sind sie nachmittags unbeaufsichtigt unterwegs, fahren mit dem Bus zur Schule, zelten im Garten, bauen Buden, sitzen im Baumhaus...
Manchmal erschrecke ich mich, da sitzen dann 10 Kinder bei uns im Garten, weil das "Rudel" gerade nun hier ist.

Okay, sie helfen nicht mehr irgendwo auf dem Feld mit, ordnen Heu oder sitzen am Kartoffelfeuer. Und wir können ihn mehr andere Dinge ermöglichen, wie uns es früher ermöglicht wurde (Urlaube). Aber ansonsten... Alles gut

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Re: meine kindheit

Antwort von HellsinkiLove am 30.06.2017, 10:24 Uhr

hat sich genau so abgespielt wie du es beschrieben hast und ich bin wenn ich das heute so sehe froh über diese zeit (auch wenn ich aus familiären gründen es eigentlich anders sehen könnte..tu ich aber nicht).ich bin froh so eine kindheit gehabt zu haben.
draussen spielen,toben,freunde,abenteuer auch die schule war anders,respekt vor andern war anders und und und..das liesse sich unendlich fortsetzen.
manchmal tun mir die kids ein wenig leid heutzutage das sie das alles wenig bis gar nicht mehr erleben können.
auch wenn eltern angehalten sein sollten noch einiges von diesem zu ermöglichen und zu vermitteln.

es ist aber..und das muss man einfach bedenken...einfach eine andere zeit.die fortschritte auf allen bereichen ziehen sich eben auch in diese bereiche.
dafür ist den kids von heute vieles möglich was uns versagt blieb.

ich denke man kann das alles nur bedingt miteinander vergleichen und aufwiegen.

fakt ist aber sicher das das alles..kinder wie auch erwachsenen...zunehmend mehr stress bereitet als früher.
überinformiert..handy/smatphones,tablet,pc,flat flapp blubb...das alles ist nicht immer nur von vorteile sondern verursacht stress.

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Schule und Therapien

Antwort von lisi3 am 30.06.2017, 10:31 Uhr

Dass es früher nicht diese ganzen Therapien gab, muss nicht unbedingt positiv sein. Früher saß das Kind dann eben wegen schlechten Betragens den halben Schultag auf dem Flur, hat den Hauptschulabschluss gemacht und wenn es gut lief den Realschulabschluss nachgeholt. Heute hat man da mehr Verständnis. Man sieht, dass es nicht unbedingt die "Schuld" des Kindes ist, dass eine Krankheit vorliegen könnte. Mit Behandlung und Therapie ist da auch Abitur drin, wenn es gut läuft.

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Re: Schule und Therapien

Antwort von Maxikid am 30.06.2017, 10:36 Uhr

Da gebe ich Dir recht und das ist auch gut so..aber bei uns an den Schulen ist es eben extrem auffällig, dass die Lehrer, ein paar Tage nach der Einschulung, sofort irgendetwas feststellen, was nicht so in die Norm passt. Die Kinderärzte sind auch schon sehr genervt, verschreiben aber denn doch die Therapien....Früher hat man viele doch gelassener gesehen und aus den Kinder ist trotzdem sehr oft etwas geworden. Man gibt den Kinder doch heute kaum noch Zeit zu reifen...alles muss schneller und perfekter werden.


LG maxikid

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Re: Schule und Therapien

Antwort von dhana am 30.06.2017, 10:40 Uhr

Hallo,

sehe ich so ähnlich.

Bei uns in der Familie gibt es mehrere Legastheniker. Bei meinem Vater hies es noch er sei halt dümmer.. in der Schule hat er nie richtig lesen und schreiben gelernt.


Dann hat es eine Generation übersprungen - und von 5 Enkelsöhnen haben 3 die Legasthenie bestätigt - die anderen beiden zumindest Ansätze davon. Aber mit Nachteilsausgleich und Therapie haben alle gut Lesen und Schreiben gelernt und kommen in der Schule gut mit.

Es hat also schon Vorteile wenn früh mit Therapiemöglichkeiten begonnen werden kann - auch wenn ich dir recht gebe, bei vielen würde die Zeit auch das meiste erledigen und ob da immer eine Therapie notwendig ist...

Gruß Dhana

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Re: Schule und Therapien

Antwort von Maxikid am 30.06.2017, 10:53 Uhr

Da gebe ich Dir recht. Meine Lütte war ja auf 2 verschiedenen Grundschulen. In der ersten Grundschule hieß es sofort, dass das Kind nie regelbeschulbar sei und eigentlich auf eine Sonderschule gehöre und nicht auf ihre Grundschule. Wir haben damals ja sofort die Grundschule gewechselt, eine ganz normale natürlich. Und was war, dort galt sie nach 2 Wochen sofort als Überfliegerin und als ganz normal. Das Lesen hat sie sich alleine beigebracht. An der ersten Grundschule hieß es immer, meine Tochter würde so komisch gucken und so anders aussehen als die anderen Mädchen....und uns geht es damit nicht alleine, ich könnte Bücher darüber schreiben, was Eltern sich so von Schulen anhören mussten (immer nur an Grundschulen). So richtige LRS oder ähnliches hat nämlich am Ende so gut wie kein Kind. Und komischerweise, bringen die Lehrer auf der weiterführenden Schule nie solche Diagnosen zur Ansprache.

LG maxikid

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Re: Schule und Therapien

Antwort von Häsle am 30.06.2017, 10:59 Uhr

Man sollte da halt mit Maß ran gehen.
Mein Bruder wurde damals auf Anraten der Erzieherin in eine Therapie geschickt, weil er angeblich "hyperaktiv" war. Die Psychologin sagte, er wäre halt ein Bub...
Mein Mann wurde mit 12 Jahren auf Legasthenie getestet, weil er kein Gefühl für Rechtschreibung hatte. Der Test bestätigte es nicht, und tatsächlich machte es irgendwann mal klick (leider zu spät für die Schule).
Bei beiden war das Anders sein/Problem deutlich erkennbar und es hat vermutlich nicht geschadet, das mal anschauen zu lassen.

Wenn man aber schon zur Logopädie geht, weil ein Kind mit 3 Jahren noch kein R aussprechen kann, oder zur Ergotherapie, weil ein Kind mit 4 Jahren die Schere nicht richtig hält, setzt das mE ein falsches Zeichen an das Kind.

Meine Tochter sollte ich mit 4 Jahren auf selektiven Mutismus untersuchen lassen, weil sie im Kindergarten nicht mit jedem reden wollte.
Meinen Neffen wollten sie nach der Vorschuluntersuchung zum Psychologen schicken, weil er zu der auf dem Kärtchen abgebildeten braunen (!) Flasche Bierflasche sagte.
Ich bin gespannt, was mich da bei meinem Kleinen erwartet. Stur wie ein Bock und Wortschatz eines Teenies. Zum Glück bekommt er toughe, altgediente Erzieherinnen.

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Re: Schule und Therapien

Antwort von Maxikid am 30.06.2017, 11:03 Uhr

Meine Lütte hatte bei der Schuluntersuchung alle sehr gut gemacht, dass passte der Ärztin auch nicht, das wäre so nicht vorgesehen, die Bearbeitungszeit war noch nicht rum....Ergo wäre nicht schlecht, da würde etwas nicht stimmen....Ah, für was? Eine Antwort konnte sie mir auch nicht geben. Ich war mit meinem Kind dann doch auch mal bei der Ergo, die Kinderärztin wollte wir zuerst keine Überweisung geben. Die Ergotherap. konnte leider auch nichts feststellen, was behandlungsbedürftig wäre.....LG maxikid

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Re: Kindheit heute (viel Text)

Antwort von lilly1211 am 30.06.2017, 11:07 Uhr

Meine Kinder wachsen im selben Ort auf wie ich - und zwar exakt gleich. Selbstverständlich gehen die den ganzen Nachmittag alleine raus. Auch zur schule gehen sie seit der ersten Klasse alleine.
Und auch nach der schule geht meine Tochter regelmäßig mit zu einer Freundin.
Also das Leben meiner Kinder weicht nur sehr gering von meiner eigenen Kindheit ab. Ihre Freiheiten sind die gleichen. Nur im Haushalt müssen sie nichts machen (sind 8 und 10).

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Re: Schule und Therapien

Antwort von shinead am 30.06.2017, 11:27 Uhr

>>So richtige LRS oder ähnliches hat nämlich am Ende so gut wie kein Kind. Und komischerweise, bringen die Lehrer auf der weiterführenden Schule nie solche Diagnosen zur Ansprache.

Hier sind die Lehrer schon ziemlich treffsicher. Kaum ein Kind, dass durch die Diagnose LRS hat dann doch keine. Die Anzeichen sollte ein guter Lehrer kennen.
Das die Lehrer der weiterführenden Schule das nicht anbringen ist klar: die Kinder werden (Gott sei Dank!) schon in der Grundschule mit der LRS diagnostiziert, bekommen Notenschutz und spezielle Förderung. Die Lehrer auf der weiterführenden berufen sich da entsprechend auf die vorhandene Diagnose (und so eine Wahrnehmungsstörung bleibt, die wächst sich nicht aus).

Ich gebe Dir Recht, dass man nicht alles therapieren muss. Junior wollten sie im Kindergarten zur Ergo schicken, weil er sich so langsam umgezogen hat. Das habe ich aber nie gemacht. Das hielt ich nun wirklich für unnötig. Bezüglich LRS, ADHS und ADS ist es aber für viele Kinder ein Segen, dass es entsprechende Möglichkeiten gibt.

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meine haben Bullerbü......

Antwort von Caot am 30.06.2017, 11:43 Uhr

...... und ich versuche Ihnen das so lange wie möglich zu erhalten.

Ich genoß allerdings auch Bullerbü, wem wunderst also.

Wir leben auch bewusst auch dort wo es möglich ist.

Unbenommen davon ist die Schule rauher geworden, da der Wettbewerb mehr zunimmt. Das geht natürlich nicht spurlos an uns und infolge an den Kindern vorbei. Aber auch da lassen wir, im wahrsten Sinne des Wortes, alle 4re gerade sein.

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Re: Kindheit heute (viel Text)

Antwort von Christine70 am 30.06.2017, 12:19 Uhr

Ich bin damals 1976 eingeschult worden und vom zweiten Tag an mit meiner größeren Schwester mitgelaufen. Mittags hatte sie länger Schule und da ging ich mit klassenkameraden alleine heim.

Meine Kinder begleitete ich zwei Wochen lang, dann wollten sie alleine gehen.

Sie durften auch alleine raus zum Spielplatz.
Sie durften alleine zu Freunden.

DAS durfte ich alles nicht. Ich war schon mit 9 Jahren Schlüsselkind. Beide Eltern gingen Arbeiten. Am Wochenende durfte ich alleine raus, während der Woche bekam ich eine Liste mit Hausarbeiten, die mußte ich abarbeiten :( Meine Schwestern genauso. Jeder hatte seine Aufgaben. War für uns damals normal, wir kannten es nicht anders.

Wir mußten auch immer sagen, wohin wir gehen und mit wem. Das wollte ich von meinen Kindern aber auch wissen, finde das normal.

Ich kann nicht sagen, daß die Kinder heute besser oder schlechter dran sind, denn es hat sich ja viel technisches geändert. heute können die Eltern jederzeit rausfinden, wo ihre Kinder sind, hat ja fast jedes Kind ein Handy.

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Danke shinead,

Antwort von Babsorella am 30.06.2017, 13:07 Uhr

geht mir genauso. Wenn insbesondere mein Vater von seiner Kindheit erzählte, wie er kilometerweit zu Fuß ging und fast ganzjährig kurze Hosen trug, dachte ich auch immer "was hat das mit mir zu tun"? Die Kindheit jeder Generation ist anders, das ist der Lauf der Dinge und daher gut so.

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Re: Kindheit heute (viel Text)

Antwort von ak am 30.06.2017, 13:42 Uhr

Hallo,

klar... die Kinder wachsen einfach behüteter auf. Das schuldet aber auch der Umstand, dass die Medien sich ausgeweitet haben.
Einfach, weil die Gefahren sich ausgebreitet haben.

Aber... ein Kind sollte nach der 1. Woche wirklich alleine einen Schulweg beherrschen.
Selbst als Kindergartenkind sollte das letzte Halbjahr dazu genutzt werden, den Weg alleine zurückzufinden.
Ich habe jetzt auch gut reden... KG und Schule liegen parallel nebeneinander und ist nicht sehr weit von unserem Zuhause entfernt.

Früher war es wirklich so ... man ging raus...es waren immer Nachbarskinder da, oder man ging zu Freundinnen. Aber auch deshalb, da viele Mütter kein Auto hatten ( in den 70er Jahren ). ( Heute muss man ja schon teilweise suchen, um Kinder draußen zu sehen )
Da wurden wir nicht gefahren. Und manchmal haben wir auch nicht Bescheid gesagt, wo wir hin gingen. Man kam halt abend zum Abendessen wieder nach Hause.
Und : Früher waren nicht nur Verabredungen zu zweit. Da war immer ein ganzer Pulk zusammen. Egal welche Altersklasse.

Ich will heute noch wissen, wo sich mein Kind befindet. Das empfinde ich als völlig normal.

Auf jeden Fall ist es so... Durch diese Übervorsicht die wir an den Tag legen, sind unsere Kinder nicht so reif, wie wir in diesem Alter waren.
Das wird sogar von Lehrern bestätigt.

Aber ... ich finde das macht nichts. Die Kids werden ihren Weg finden... der eine früher oder andere später.

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Re: Kindheit heute (auch viel Text)

Antwort von Holzkohle am 30.06.2017, 14:02 Uhr

also auf eine gewisse Art und Weise finde ich, dass mein Sohn eine schönere Kindheit hat als ich sie hatte. Wie gesagt, auf eine gewisse Art und Weise.

Ich bin 81 in die Schule gekommen und das zu DDR-Zeiten. Hab das ganze Pionier- und FDJ-Gedöns inkl. Jugendweihe mitgemacht. Samstags Schule kenne ich auch noch. Meine Mama war immer daheim, wenn ich von der Schule kam. Zumindest die ersten Schuljahre, davon abgesehen war ich ja auch im Hort (den ich zum Kotzen fand!) und im Schulchor. Mein Vater hat Schicht gearbeitet, den habe ich manchmal eine Woche am Stück nicht zu Gesicht bekommen... Wir waren im Jahr zweimal weg. Im Winter irgendwo in den typischen DDR-Wintersportorten und im Sommer meistens Ostsee. Dann hab ich immer noch eine Woche bei der einen Oma, eine bei der anderen Oma verbracht.
Einmal im Jahr war ich im Ferienlager von der Firma meiner Mutter. Im Vogtland. Hammer! Da war ich, bis ich aufgrund meines Alters nicht mehr mitfahren durfte. Von Beginn an war ich immer mit den drei gleichen Mädels in einem Zimmer untergebracht. Zu einer davon habe ich heute sogar immer noch Kontakt.

Dass wir das nicht-sozialistische Ausland nicht bereisen durften fand ich jetzt nicht so tragisch. Wir waren in Polen, in Ungarn und in der damaligen Sowjetunion.
Durch eine alte Kriegsbekanntschaft meines Opas hatten wir auch "Kontakte nach drüben" - materiell bin ich eigentlich aufgewachsen wie ein West-Kind. Ich bin sogar mit Scout-Ranzen eingeschult worden. Sorgte natürlich für irritierte Blicke. Aber ich bin tatsächlich damit groß geworden, das war für mich nichts... außergewöhnliches oder so.

Ich bin gerne draußen gewesen, hab aber genauso gerne meine Zeit im Zimmer verbracht. Ich war nie sehr beliebt, ich schwamm immer irgendwo mit aber eher hinten oder im hinteren Mittelfeld als ganz vorne.
Meine Eltern hatten, bis inkl. meinem 18ten Lebensjahr, ein akutes Problem damit, mich iiiirgendwo alleine hingehen zu lassen, wenn es außerhalb der Sichtweite unseres Fensters war. Ebenfalls hatten sie immer ein Problem damit, wenn ich woanders schlafen wollte. Das wurde grundsätzlich untersagt. Da brauchte ich auch nicht, wie es heute gerne gemacht wird, noch dreimal betteln oder nachfragen - nein hieß nein.
Bei mir wiederum schlafen durfte aber auch keiner :(

Ich erinnere mich nicht daran, dass wir jemals Geldprobleme gehabt hätten. Also ich hab es nicht erlebt, dass zum Monatsende es im Kühlschrank leerer wurde oder so.

Ebenfalls waren in meinem kompletten Familien - und Freundeskreis überall die Ehen intakt. Also... zumindest für meine kindliche Einschätzung. Die Eltern waren alle noch zusammen und Scheidungskinder kannte ich überhaupt nicht...

So, jetzt mein Sohn.
Der wird jetzt 14 im September. Er ist n ziemlicher Wirbelwind und war das schon immer. Hat diagnostiziertes ADHS, nimmt Medis. Mit den Jahren hat sich sein ganzer Zustand sehr verbessert.

Er ist jetzt seit der 5. Klasse Schlüsselkind. Vorher war er im Hort. Heute komme ich manchmal erst 20 Uhr nach Hause. Er genießt es allerdings auch, daheim alleine zu sein und Herrschaft über den Fernseher zu haben. Oder mit Freunden vor der Konsole zu sitzen. Gleichwohl geht er aber auch, und das jetzt im Sommer vermehrt, viel raus. SEHR VIEL raus. Er hat einen riesengroßen Freundeskreis und im Vergleich zu mir ist er tatsächlich einer von denen, die "vorn" sind. Nicht auf ekelhafte Weise oder bestimmend oder so, er wird einfach sehr gemocht.
Er hat irgendwann, ohne mein Wissen, seinen Aktivitätsradius auf eine ziemlich weit von unserer Wohnung entfernte Ecke gelegt. Ich habe dadurch nur durch Instagram-Fotos seiner Freunde erfahren. Es waren schöne Sachen dabei (an den Badesee gefahren, Shopping mit drei Weibern...) und nicht so schöne (auf den Dächern eines Abbruchhauses rumklettern) Inzwischen hat er das Letztere zumindest abgestellt.

Ich finde es schön, dass er viel unternimmt. Ich weiß nicht, ob ich so war. Also mit Freunden an den See gefahren (nein, war ich nicht) oder den Jugendklub besucht (hatten wir nicht), die machen Grillpartys, Übernachtungspartys, Kinoabend usw - Ich musste meine Eltern ANBETTELN ins Kino zu dürfen... Auch diese Übernachtungen bei Freunden haben SEHR zugenommen in den letzten Wochen. Um ehrlich zu sein sehe ich meinen Sohn meistens das letzte Mal Freitagabend, dann kurz zum Wäschewechsel und Duschen am Samstag und dann wieder Sonntagabend. Ja, ist blöd, da das Wochenende aufgrund der Arbeitszeit eigentlich genau die zwei Tage sind, wo wir uns mal wirklich SEHEN könnten. Gleichwohl ist mir aber klar, dass er halt einfach mit seinen Freunden lieber zsamm ist als jetzt ständig mit mir. Wobei wir solche Tage AUCH haben. Da flacken wir dann von Sa - So auf der Couch und gucken irgendwelche Serien... und kochen zusammen.

Ich finde das mit dem Übernachten schön. Irgendwie. Wie gesagt, meine Eltern haben mir das verboten. Bei uns gab es sowas nicht. Das geht aber auch NUR, weil ich das Gefühl habe, dass ich mich auf meinen Sohn verlassen kann.

Inzwischen hat mein Sohn auch von Deutschland und der Welt mehr gesehen als ich. Auch das finde ich schön. Dass er im Grunde genommen frei ist, oder wir es sind, und hinkönnen wo wir wollen (und was der Geldbeutel zulässt)
Überhaupt dass er so viele Möglichkeiten hat, auch beruflich, die ich damals zu DDR-Zeiten nicht hatte. Er kann n Jahr in den USA lernen. Oder wohin er möchte. Auslandspraktikum machen. Gab es alles damals nicht.
Er ist jetzt aufm Gym und "arbeitet" nebenher als Schauspieler/Kleindarsteller, verdient somit seit er 8 ist, sein eigenes Geld. Also nicht ständig... aber z.B. letztes Jahr kam eine ordentliche Summe zusammen.

Und da sind wir beim nächsten Thema: Geld. Ich bin alleinerziehend, wir bekommen keinen UHV (ok jetzt hat sich ja das Gesetz geändert) und keine Halbwaisenrente, der KV ist 2014 verstorben. Wir leben vom Gehalt und Kindergeld. Am Ende des Montats ist es manchmal bei uns eng, also RICHTIG eng. Also so, dass das Konto dicht ist oder meine Mama mir was leihen muss. Dass nicht mehr drei sondern nur noch eine Sorte Wurst im Kühlschrank sind bzw. man sich im Einkauf eh nur noch auf das Nötigste beschränkt.
Sämtliche "Großgeräte" wie XBox und Wii hat er sich von seinem Schauspielgeld gekauft. Und so blöd unsere finanzielle Situation oft ist- DAS fand ich wieder toll.

Was ich nicht so schön finde, ist, dass mein Sohn ohne Vater aufwächst. Dass dieser auch nie den Kontakt zu seinem Kind wollte. Dass mein Sohn im Freundeskreis ganz viele Kinder hat, wo die Eltern daheim streiten, sich schlagen, saufen. Sich getrennt haben. Einige seiner Freunde konsumieren Drogen und trinken. Eltern wissen das. Machen nichts. Eine seine Freundinnen ist von der Schule supsendiert worden (mit 13!), postet auf Instagram Fotos mit Joint in der Hand. Sein damals bester Freund ist von der Mutter in eine betreute WG gegeben worden, sie konnte nicht mehr. All das habe ich nie erleben müssen!

Terror habe ich nie erleben müssen. ich hatte nie Angst vor einem Angriff, einem Attentat. Sowas gabs irgendwie nicht.
Mein Sohn gleichwohl hat am eigenen Leib den 19.12.16 miterleben müssen, da ich (wenn auch nicht körperlich aber psychisch) eins der Opfer des Attentats des Berliner Weihnachtsmarkts bin. Ich war mit drei Kolleginnen vor Ort, als der Lkw auf uns zugerast kam und nur 10 m vor uns zum Stehen kam. Ich finde es schade, dass mein Sohn mit Angst aufwachsen muss, mich fast verloren zu haben. Und nicht, weil ich bei rot über die Straße bin oder ne Krankheit habe - nein, aus einem terroristischen Hintergrund...

Aber wir sind n ziemlich geiles Team. Auf eine andere Art und Weise als ich damals mit meinen Eltern. Zu denen ich ein super Verhältnis habe. Wir sind irgendwie... enger, hab ich das Gefühl. Er hat schon viele Freiheiten bei mir. Er hat kaum häusliche Pflichten. Wobei, die hatte ich auch nie.

Ich bin vielelicht sicherer und behüteter (eher eingesperrt?) aufgewachsen. Dafür hatte ich wahrscheinlich aber auch wesentlich weniger Spaß als mein Sohn jetzt :)

Und viele Sachen gab es halt einfach damals noch nicht. Handy. Internet. Farbfernseher! Die Reize sind heute wesentlich höher, die Möglichkeiten andere.

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Ob es anderen Kindern besser oder schlechter geht....

Antwort von SkyWalker81 am 30.06.2017, 14:49 Uhr

oder ob sie mir gar leid tun sollten kann ich doch nicht beurteilen.
Ich weiss auch nicht ob es den Kindern vor 40 Jahren emotional besser oder schlechter ging. Ganz sicher gab es damals und gibt es heute glückliche und weniger glückliche Kinder.
Warum sollte ich mir ständig Gedanken machen über ANDERE Eltern und deren Leben mit Ihren Kindern ? Jeder muss doch auf sich schauen und man sollte doch darauf Vertrauen, dass Eltern in der Regel genau spüren ob ihr Kind unglücklich ist.

Nur weil nicht alle gleich ticken und jeder sein Leben anders gestaltet ist das doch nicht schlechter für ein Kind. Jedes Kind ist anders, das eine liebt seine Freiheit, das andere die Sicherheit und das liegt NICHT (immer) an den angeblichen HelikpoterEltern. Die gab es nämlich früher sicher auch schon und auch da sei dahingestellt, ob die Kinder dieser Eltern heute allesamt psychisch angeknackst durchs Leben gehen.

Und wenn vor 40 Jahren der wirtschaftliche und technische Fortschritt genauso gewesen wäre wie heute, dann wären sowohl Erwachsene wie auch Kinder damals ziemlich sicher auch fasziniert am Handy gesessen und hätten nicht alles zu Fuss erledigt wenn ein schicker SUV in der Einfahrt gestanden hätte.

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Re: Schule und Therapien

Antwort von IngeA am 30.06.2017, 15:27 Uhr

Ich habe eher die Erfahrung gemacht, dass jedes Kind das nicht der Norm entspricht von Erziehern und Lehrern sofort als pathologisch eingestuft wird.
LRS ist eine Erkrankung, "anders sein" als andere Kinder halt nicht. Aber "anders sein" ist verboten. Nur gibt es für "anders sein" keine Diagnose und dann is es sehr schnell aus mit dem Verständnis. Da kann was nicht stimmen sonst wär das Kind ja NORMal. Nur sind Menschen keine Normteile.

Es gibt keine lebhaften, verträumten oder schrulligen Kinder mehr, es gibt nur noch Kinder mit ADHS, ADS oder Autismus.
Mir ist klar dass es diese Erkrankungen gibt und für die betroffenen Kinder Therapien ein Segen sind. Die Frage ist nur wie viele Kinder wirklich therapiebedürftig betroffen sind und wie viele Kinder nur therapiert werden, weil die Schule/ die KiTa das so will, das Kind also so wie es ist nicht annehmen möchte.

Meinen Sohn hat die Lehrerin der ersten Klasse nach 5 Wochen zur Ergo geschickt, weil er nicht auf den Zeilen schreiben konnte. Der KiA hat kein Rezept ausgestellt, weil die Feinmotorik meines Kindes absolut im Rahmen war.
In anderen Klassen war es ähnlich (auch bei meiner großen Tochter schon).

Im Kiga meiner Großen und in den Klassen meiner beiden älteren Kinder gab es kaum ein Kind das nicht wg. irgendeinem Defizit von Erzieherinnen/ Lehrerinnen zur Therapie geschickt wurde. Ich finde es richtig und normal behandlungsbedürftigen Menschen egal welchen Alters Therapie zukommen zu lassen. Ich finde es nicht normal wenn fast jedes Kind angeblich therapiebedürftig ist. Da muss ich mich dann fragen ob die angesetzten Maßstäbe stimmen.

Auch nett: Entsetzen der Schule, dass die Kinder aus dem Kiga meines Sohnes nicht das Vorschul-Sprachprogram XY und das Vorschulmathe YZ gemacht haben sondern "nur" normale Grundschule mit ein bisschen Mengen, Anlauten und ansonsten Schwungübungen, Ausmalen und ganz viel Gruppenspiele. Ganz schlecht, die Kinder tun sich dann so schwer.
Mein Sohn (und ein anderes Kind aus seinem Kiga) war dann eher einer der sehr schnellen, sowohl in Deutsch als auch im Rechnen. Da bekam ich dann zu hören, dass man in der Vorschule mit den Kindern nicht den Schulstoff vorweg nehmen soll, weil sie sich sonst langweilen. Ach ja, alles klar.

In meiner Klasse damals waren wir 34 Kinder. Und trotzdem hat es die Lehrerin geschafft jedem Kind bei jedem neuen Buchstaben die Hand zu führen. Die Kinder die sich schwerer getan haben, haben halt öfter und länger ihre Hilfe bekommen.
Die Zappelphilipps aus meiner Klasse hätten sicher heute auch ADHS, die Lehrer hatten Geduld mit ihnen, waren halt lebhaft, das wars. Jeder von denen hat seinen Abschluss gemacht und einen Beruf erlernt.

Sorry für das Durcheinander, aber bei dem Thema kochts bei mir hoch.

LG Inge

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@Leewja

Antwort von Oktaevlein am 30.06.2017, 19:52 Uhr

"Ansonsten machen mir Kindesnetführung/missbrauch zwar furchtbar angst, ich kann diese aber als weitgehend irrational einschätzen (immerhin ist er weder Messdiener noch im Fußballverein noch bei den Pfadfindern)"

Diese Aussage verstehe ich ehrlich gesagt nicht. Soll das witzig sein?

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