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Geschrieben von fiammetta am 06.03.2006, 15:23 Uhr

@Frosch

Hi,

zu Punkt 1: Kein Mensch zwingt Dich, meine Postings zu lesen, wenn sie Dir nicht genehm sind. Übergeh sie halt einfach. Deswegen persönlich zu werden, zumal es um nichts geht, was Deine aktuelle oder grundsätzliche Lebenssituation betrifft, finde ich ziemlich eigenartig.

zu Punkt 2: Ja, ich befrage Menschen "passioniert", eben weil ich wissen will, was aus Sicht der Zeitzeugen geschehen ist. Das heißt aber nicht, daß ich alles hinnehmen muß, was an Widersprüchlichem erzählt wird, v.a. wenn es dabei um Dinge geht, bei denen für das eigene Schicksal z.T. Mitleid geheischt, bei dem anderer aber beschönigt wird. Nenn es meinetwegen Gerechtigkeitssinn. Vergiss dabei aber auch eines nicht: gerade betagte Menschen wollen erzählen, was auch gut so und im allerhöchsten Maße interessant ist. Aber Alter allein ist kein Gütekriterium, das mit dem Argument, das sei nun alles seit über 60 Jahren Vergangenheit, alles platt machen kann. Konfrontationskurs würde bedeuten, daß man jemandem von vornherein nur Schlechtes unterstellt und ihn bei der erstbesten Gelegenheit in seine Einzelteile zerlegt. Das tue ich nicht, zumal ich ja nicht weiß, was kommt und ich die Berichte oft spannender als Kino finde. Ich genehmige es mir aber (wie Du hier übrigens auch), Widersprüchlichkeiten zu bemerken und, huch wie böse!, zu kritisieren. Ich erwarte keineswegs ein permanentes "Mea culpa", aber Einsicht in die Tatsache, daß ein Regime nur funktioniert, wenn alle ihren noch so kleinen Part übernehmen und die Augen (mitunter auf Jahrzehnte) verschließen, wenn`s unbequem wird (Im Film war die doppeldeutige Szene, in der ein Mann am Laternenpfahl mit einem Schild um den Hals erhängt worden war und die Mutter der Protagonistin sagte: "Schau da nicht hin!"). Ob ich selbst den Helden markiert hätte, wage ich zu bezweifeln. In Anbetracht der Konsequenzen kann man das auch kaum verlangen. Aber man kann bei der Wahrheit bleiben und - im Abstand von Jahrzehnten - Relationen begreifen, auch wenn`s in dem Moment schlimm für einen selbst war.
Ach ja, als menschenverachtend empfinde ich es, wenn man aufhört, sich mit dem Wahnsinn des Lebens (und der Geschichte) auseinanderzusetzen und nur noch wegschaut, weil`s bequemer ist.

Punkt 3: Ich empfehle folgende Lektüre:
a, Sabine Bode: "Die vergessene Generation"
Hier wird beschrieben, wie die damaligen Kriegskinder das Kriegserbe mit sich herumgeschleppt haben und welche Auswirkungen dies auf unsere Generation noch hat.

b, Harald Welzer, Sabine Moller, Karoline Tschuggnall: "Opa war kein Nazi. Nationalsozialismus und Holocaust im Familiengedächtnis"
Höchst interessant, v.a. wie familieninterne Darstellungen funktionieren! Sollte Pflichtlektüre werden.

c, Willy Peter Reese: "Mir selber seltsam fremd. Russland 1941-44"
Das authentische Fronttagebuch eines schriftstellerisch talentierten Erzählers, der aus dem Krieg nicht mehr zurückgekehrt ist.

Laß mich wissen, wenn Du etwas davon gelesen hast.

Grüße,

Fiammetta

 
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