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Geschrieben von Strudelteigteilchen am 28.10.2011, 9:16 Uhr

Das Gericht ist nun mal für die Täter zuständig

Insofern müssen wir uns - was die Opfer angeht - an die eigene Nase fassen.

Das Gericht beschäftigt sich, per definitionem, mit dem Täter. Mit seiner Strafe, mit der Gefährdung durch ihn, und im Zusammenhang damit mit seiner Schuld und Verantwortung. In Deutschland ist - im Gegensatz zur angelsächsischen Rechtsauffassung (und meiner Ansicht nach auch mit guten Gründen) - die Rechtsprechung über den Täter weitgehend abgekoppelt von der Genugtuung für das Opfer.

Kürzlich sah ich - war es bei Spiegel TV? Ich bin mir nicht sicher - einen Bericht über ein Gefängnis in den USA. Da kam ein Straftäter zu Wort, der seit Jahrzehnten einsaß und regelmäßig Anträge auf Haftverschonung stellte. Bei den Anhörungen dazu waren auch immer die Angehörigen des Opfers anwesend, die dann ein großes Plakat mit einem Bild des Opfers hochhielten - und daraufhin wurde sein Antrag regelmäßig abgelehnt. Obwohl der Mann inzwischen über 80 ist, seit fast 40 Jahren einsitzt, und die Tat eine Beziehungstat war, eine Wiederholung also sehr unwahrscheinlich ist. DAS ist in Deutschland nicht möglich - und ich finde das gut so.

Ja, WIR sollten uns mehr mit den Opfern beschäftigen. WIR sollten darauf achten, daß Opfer wieder in die Gesellschaft zurückfinden, daß sie enschädigt - soweit das möglich ist - und aufgefangen werden. Aber: Das Gericht ist dafür nicht zuständig. Es ist die originäre Aufgabe des Gerichts, sich mit den Tätern zu beschäftigen.

In meinen Augen ist das eine Chance: Wir - die Gesellschaft - delegieren die Beschäftigung mit den Tätern an das Gericht, damit wir uns um die Opfer kümmern können. Doch: Tun wir das???? Weswegen wird denn hier ein Thread nach dem anderen aufgemacht? Weil man sich hier mit den Opfern beschäftigt??? Nein, es geht (wieder!!!!) nur um den Täter. Die Opfer kommen nur am Rande vor, als Rechtfertigung für unsere eigenen Rachegelüste. Und in der Presse sind die Opfer die reißerischen Aufmacher, um sich auch dort nur wieder mit dem Täter zu beschäftigen.

Ich wohne nicht in Norwegen, deswegen weiß ich nicht, ob es dort tatsächlich so ist. Aber aus der Ferne habe ich den Eindruck, daß die norwegische Gesellschaft es beim Amoklauf auf Utoya hinbekommen hat, den Fokus mehr auf die Opfer als auf den Täter zu legen. Beeindruckend. Und offensichtlich möglich. Warum klappt das hier nicht??

 
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