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Geschrieben von Daffy am 17.04.2018, 11:28 Uhr

befristete TZ, Rückkehr in VZ- ohne Grund

Aber das Recht auf Teilzeit gibt es doch schon? Das Recht, nach Teilzeit jederzeit wieder zurückwechseln zu dürfen, macht es den Arbeitgebern nicht leichter, das ist klar.

Als Arbeitnehmer entscheidet man wohl weniger nach volkswirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Bedürfnissen - die Frage ist "Was hab ich davon?" Für einige ist der Beruf Lebensinhalt (m.E. eine Minderheit und/oder zeitlich begrenzt), andere brauchen das Geld (für qualifizierte Singles bei happiger Besteuerung aber nicht wirklich ein Argument), der dritte Grund ist Status (unterstelle ich eher den Männern; bei Frauen spielt es keine Rolle, weil eine Führungsposition ihre Attraktivität für potentielle Partner nicht steigert).

Wir werden unseren Wohlstand eben dem globalen Durchschnitt annähern (und das ist ja politisch/gesellschaftlich auch gewünscht, wie man immer wieder hört).

Was sicher nicht passieren wird, ist, dass eine kleiner werdende Gruppe begehrter Fachkräfte die wachsende Gruppe der anderen (die nicht können oder wollen) in Vollzeit plus Überstunden durchschleifen wird. Vor ein paar Monaten gab es einen interessanten Artikel in der Welt (nur mit Abo, ich kopier ein paar Auszüge rein) :

" Neue Aussteiger - Die ausgebeutete Mitte hängt den Job an den Nagel
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„Irgendwie wird man als Teilzeit-Mann nicht so ganz für voll genommen“, hat Maier festgestellt. Ihm ist das sehr recht. Er hat sich einen Hund gekauft, geht viel mit ihm joggen, genießt die Entspannung und die Zeit im Garten. Und er freut sich, dass mit reduziertem Lohn mehr Netto vom Brutto übrig bleibt.

So wie Maier ergeht es immer mehr Deutschen aus der Mitte der Gesellschaft. Sie wünschen sich mehr Zeit, für ihre Familie, für ihre Hobbies. Und sie fühlen sich zunehmend ausgebeutet von einem Sozialstaat, dessen Ausbau sie über Jahrzehnte mittrugen.

Verletztes Gerechtigkeitsgefühl und die hohe Abgabenbelastung machen so manchem gestandenen Hochqualifizierten die Entscheidung leicht, beruflich kürzer zu treten. Für ein Land, das seine Fachkräfte so dringend braucht, ist das ein gefährlicher Trend.
...
Mehr Lust auf Freizeit und weniger finanzieller Druck – für die Politik ist das eine brenzlige Mischung. Denn sie konterkariert all ihre Anstrengungen, die Menschen zu Mehrarbeit zu bewegen. Darum bemüht sich etwa die einstige Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) seit Jahren.

Das von ihr verfochtene Rückkehrrecht von Teilzeitkräften in Vollzeit hat nun Eingang in den Koalitionsvertrag gefunden. Von mehr Erwerbsbeteiligung und längeren Arbeitszeiten profitiert schließlich auch der Staat: Wer mehr arbeitet, zahlt mehr Steuern und mehr Abgaben in die notorisch klammen Sozialkassen.

Dumm nur, dass immer mehr Bürger da nicht mitmachen wollen. Zu ihnen zählt Annegret Hofer*. Die studierte Elektro-Chemikerin lebt in Oberbayern und berät mit ihrem Spezialwissen Firmen aus der Elektronikbranche – vom kleinen Mittelständler bis hin zum Daxkonzern.

Im Jahr 2016 setzte sie als Selbstständige 178.000 Euro um und machte 107.000 Euro Gewinn. Darauf habe sie „horrende Summen“ Steuern gezahlt. Für das Folgejahr habe das Finanzamt allein eine Vorsteuer von rund 8000 Euro im Quartal festgesetzt. Und überhaupt, dass schon ab einem doch recht überschaubaren Einkommen der Spitzensteuersatz gelte, sei einfach „Irrsinn“
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Wenn sie wollte, hätte Hofer bis heute volle Auftragsbücher. Will sie aber nicht. Im vergangenen Jahr hat sie ihren Umsatz bewusst reduziert, machte nur noch 20.000 Euro Gewinn und hofft, dass sie den Großteil davon behalten kann.
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„Wir brauchen ein Maß an Ungleichheit als Anreiz für Produktivität“, davon ist auch Andreas Peichl überzeugt. „Wer gute Leistungen bringt, muss davon auch einen Vorteil haben“, sagt der Steuerexperte am Münchner Ifo-Institut.

Das allerdings sei gerade bei den Gering- und Durchschnittsverdienern im Land oft nicht der Fall. Denn sie müssen von jedem zusätzlich verdienten Euro einen besonders großen Teil für Sozialabgaben und Steuern abgeben.

Das liegt daran, dass der Steuertarif in einer vergleichsweise kleinen Einkommensspanne in steilen Stufen ansteigt – von 14 Prozent bei einem jährlichen Brutto-Einkommen von 9000 Euro auf 42 Prozent bei 54.000 Euro. Dieser Spitzensteuersatz wird heute schon bei dem 1,3-fachen des durchschnittlichen Vollzeiteinkommens erreicht. In den 60er-Jahren musste man noch das 18-fache des Durchschnittseinkommens verdienen, um unter den Spitzensteuersatz zu fallen.
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Conrad Maier ficht das nicht mehr an. Er genießt mehr Zeit im Garten, mit dem Hund – und neuerdings auch mit seiner Frau. Auch sie arbeitet jetzt in Teilzeit, bei der Stadtverwaltung. Dadurch seien ihre Abgaben von rund 43 auf 33 Prozent gesunken, berichtet Maier."

https://www.welt.de/wirtschaft/plus173902739/Hochqualifizierte-Warum-viele-Deutsche-ihren-Job-an-den-Nagel-haengen.html

 
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