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Geschrieben von Feuerpferdchen am 01.07.2011, 17:27 Uhr

...die Jugend fragt ihre Eltern: Warum bloß habt Ihr es so weit kommen lassen?

das schreibt der Spiegel in einem Satz unter die Überschrift "Griechenlands Generation Pleite".
Was glaubt Ihr, werden unsere Kinder das in naher Zukunft auch fragen?
Ich meine jetzt nicht in Bezug auf Griechenland und die Lawine, die höchstwahrscheinlich gar nicht mehr gebremst werden kann. Ich meine es mehr insgesamt, Kernkraftwerke, Zunahme des Autoverkehrs, Selbstverständlichkeit eines gewissen Wohlstands, obwohl es eine 3.Welt gibt, Hinnahme von vielen Umweltsünden uvm. Klar ist ja, dass unsere Kinder mit vielerlei Sorgen leben werden. Sorgen die heute noch als negative Zukunfsvisionen abgestempelt werden.
Was antwortet man dann eigentlich, wenn die Kinder fragen, warum wir es bloß so weit haben kommen lassen. Wir wollen doch alle immer das Beste für unsere Kinder.

 
4 Antworten:

Re: ...die Jugend fragt ihre Eltern: Warum bloß habt Ihr es so weit kommen lassen?

Antwort von Ebba am 01.07.2011, 17:42 Uhr

Tja, wir wollen alles zum Besten unserer Kinder? Aber, was das Beste für unsere Enkel oder gar Urenkel sein könnte, das ist meist nicht mehr so wichtig oder sagen wir mal, wird nicht so in die Entscheidungsfindung mit einbezogen.
Aber, nicht nur das Beste für die Kinder soll es sein, sondern auch für uns. Und bequem wollen wir es möglichst auch haben.
Wäre der Einzelne, wäre die Menschheit konsequent, dann würden ab sofort Autos nur noch in Notfällen fahren, Produkte aus Übersee gäbe es nicht mehr, möglichst nur heimische und saisonale Produkte. Wärmen kann man sich auch mit dicken Pullis und überhaupt muss nicht jedes Zimmer in der Wohnung warm sein. Mit dem Heizen, das reduzieren wir also im Winter auch mal ganz kräftig. Jeden Tag Duschen, gar baden, reine (Trink-)Wasser veschwendung. Das reduzieren wir auch sinnvollerweise wieder auf einmal pro Woche, eher seltener, denn wer macht sich heute noch so schmutzig, dass es einer Ganzkörperreinigung bedarf. usw usf
Weil wir aber in aller Regel bequem sind und der Gedanke "nach mir die Sindflut" das Handeln der meisten bestimmt, des einen mehr des anderen etwas weniger, sind wir eben nicht konsequent (genug) und werden unsere Kinder, Enkel und Urenkel wohl im Falle eines Falles mit nichtsnutzigen Antworten abspeisen.

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mach es doch einfach besser!

Antwort von Lizziline am 01.07.2011, 20:34 Uhr

es liegt ja auch an dir (und an jedem anderen einzelnen Menschen) es besser zu machen. Jeder kann fuer sich im Kleinen was tun, fuer die Umwelt ist es doch wirklich einfach einiges zu tun (Wegwerfprodukte ersetzen, Putzmittel einsparen, Hybrid oder anderes sparsames Auto kaufen...)
Dann kannste sagen "ich habe viel getan!". Wie andere es machen, kann dir als eigenstaendiger Person doch gelinde gesagt am Popo vorbei gehen.
Ich finde es zwar sehr bequem aber auch dumm zu sagen "keiner macht was, warum soll dann ich??".

Ich finde schon, dass sich die Einstellung der Leute sehr geaendert hat (erneuerbare Energien, Rohstoffe sparen etcpp) und diese Entwicklung wird auch weiter gehen.

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Re: ...die Jugend fragt ihre Eltern: Warum bloß habt Ihr es so weit kommen lassen?

Antwort von streepie am 02.07.2011, 14:07 Uhr

ich finde, dass unsere Generation (bzw ein Teil davon) so langsam aufwacht und was unternimmt - wir sind ja schliesslich mit den Gruenen grossgeworden.

Und man faengt am besten bei sich selbst an - und da kann man schon einiges bewegen. Neben Lizzilines Vorschlaegen kannst du auch bei den Lebensmitteln anfangen (bio, saisonal, lokal einkaufen) und ein paarmal die Woche auf Fleisch verzichten.

Wenn du Platz hast, einen Gemuesegarten anlegen ;-)

LG
Connie

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Zu Griechenland... (längeres Zitat)

Antwort von MM am 02.07.2011, 15:30 Uhr

... gabs jetzt einen interessanten Artikel in der FR online:

Die griechische Eurokrise (Frankfurter Rundschau online, 28.6.2011)

Das deutsch-griechische Verhältnis hat sich rapide verschlechtert. Griechenland steht im Ruf, über seine Verhältnisse gelebt zu haben. Es hat viel zu hohe Schulden - bekommen die Hellenen nun die Quittung dafür? Falsch. Wir nennen neun Mythen über die Ursachen der Griechenland-Krise - Stephan Kaufmann hat den Faktencheck gemacht.

Bekommen die Griechen mit der Krise die Quittung dafür, dass sie faul sind?

Die Griechen arbeiten mehr als die Deutschen. Die tatsächliche Wochenarbeitszeit - abzüglich Mittagspausen - lag vor der Krise laut Eurostat bei 44,3 Stunden, in Deutschland waren es 41 Stunden und im EU-Durchschnitt 41,7 Stunden. Die französische Bank Natixis kommt für Deutschland auf eine Jahresarbeitszeit von durchschnittlich 1.390 Stunden, in Griechenland sind es 2.119 Stunden.

Es ist prinzipiell falsch, die Ursache der Krise eines Landes im mangelnden Fleiß der Einwohner zu suchen. Die Griechen haben nicht die Wahl, einfach mal länger zu arbeiten, um die Krise zu beenden. Eher ist es umgekehrt: Wegen der Krise sind viele Griechen mittlerweile zum Nicht-Arbeiten gezwungen. Die offizielle Arbeitslosenrate lag im April 2011 bei 16,5%, bei den Jugendlichen war Ende 2010 sogar mehr als jeder Dritte ohne bezahlten Job.

Die Zahl der Staatsbediensteten wurde in den vergangenen Monaten um 83.000 gekürzt. Man sieht: Nicht "Faulheit" schafft Krisen, sondern Krisen vernichten Jobs. Umgekehrt in Deutschland: Dort hat der Aufschwung die Arbeitslosenquote im April 2011 auf 6,0% gedrückt.

Machen die Griechen ständig Urlaub und verdienen Luxusgehälter?

Das Lohnniveau in Griechenland liegt bei nur 73% des Durchschnitts der Euro-Zone. Nach Angaben des gewerkschaftsnahen Instituts für Arbeit verdient ein Viertel aller griechischen Beschäftigten weniger als 750 Euro im Monat. Lehrer zum Beispiel verdienen mit 15 Dienstjahren etwa 40% weniger als in Deutschland - und das war noch vor der Krise. Laut Eurostat war vor der Krise ein Fünftel aller Griechen von Armut bedroht, 25% der Griechen lebten in überbelegten Wohnungen (Deutschland: 7%). Die Griechen machen auch nicht ständig Urlaub. Laut EU-Agentur Eurofound haben griechische Arbeitnehmer durchschnittlich einen Urlaubsanspruch von 23 Tagen im Jahr. Die Deutschen sind in der glücklichen Lage, 30 Urlaubstage nutzen zu können. Das ist Spitze in Europa.

Bekommen die Griechen Luxusrenten?

Laut OECD gehen in Deutschland Männer im Durchschnitt mit 61,8 Jahren in Rente, in Griechenland sind es 61,9 Jahre. Es handelt sich dabei keineswegs um "Luxusrenten": Die griechische Durchschnittsrente beträgt 55% des Durchschnitts der Euro-Zone, im Jahr 2007 lag sie bei 617 Euro. Zwei Drittel der griechischen Rentner müssen mit weniger als 600 Euro je Monat über die Runden kommen.

Haben die Griechen über ihre Verhältnissen gelebt?

Nahezu jede Regierung der Welt "lebt über ihre Verhältnisse", sprich: Sie gibt mehr aus als sie einnimmt. So rangierte das Budgetdefizit der Bundesregierung zwischen 2000 und 2007 zwischen 1,6% und 4,0% der Wirtschaftsleistung. Im selben Zeitraum lag das Budgetdefizit der griechischen Regierung zwischen vier und sieben Prozent der Wirtschaftsleistung.

Das Problem Griechenlands war nicht so sehr die Neuverschuldung, als die Tatsache, dass die Finanzmärkte irgendwann gegen Athen spekulierten und damit die Zinsen für Neukredite auf unbezahlbare Höhe getrieben haben.

Dies kann auch einem Land ohne hohe Defizite widerfahren. Das zeigt das Beispiel Irland, das im vergangenen Jahrzehnt gar keine Defizite sondern meist Überschüsse im Haushalt verzeichnete - dennoch fiel es den Finanzmärkten zum Opfer und musste von der EU und dem IWF mit 85 Mrd. Euro unterstützt werden.

Hat Griechenland zu hohe Schulden?

Bedingt durch die Finanzkrise wuchsen Griechenlands Staatsschulden zwischen 2007 und Ende 2010 von 115% der Wirtschaftsleistung auf 143%. Diese so genannte Schuldenquote dürfte 2011 über 150% steigen. Zum Vergleich: Deutschlands Schuldenquote liegt bei etwa 85%. Die hohe Schuldenquote allein begründet allerdings nicht Griechenlands Probleme.

Italien kommt auf eine Schuldenquote von 120%, Japan sogar auf 200% seiner Wirtschaftsleistung. Beide gelten nicht als "pleite", Griechenland aber schon. Wieso? Weil die Finanzmärkte auf eine Pleite Griechenlands spekulieren. Dies hat die Zinsen für neue Schulden so hoch getrieben, dass Athen kein neues Geld mehr leihen kann.

Zum Vergleich: Für zweijährige Staatsanleihen müsste Athen 25% Zinsen zahlen, Italien zahlt nur 3% und Japan gar nur 0,2% (Stand Ende Mai 2011). Das Problem sind also die von den Finanzmärkten hochspekulierten Zinsen. Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) hat berechnet: Fiele der durchschnittliche Zinssatz für griechische Staatsanleihen auf 3%, so sänke die Schuldenquote des Landes bis zum Jahr 2015 auf 110% der Wirtschaftsleistung.

Bleiben die Zinsen jedoch hoch, kann Athen kein Geld an den Märkten aufnehmen. Ob es dann "pleite" ist, hängt von der Bereitschaft der anderen Euro-Staaten ab, ihm mit Krediten auszuhelfen. Zwischen Staaten ist "Pleite" also ein politischer Beschluss.

Fürchten die Finanzmärkte einen griechischen Staatsbankrott?

Die Finanzmärkte "fürchten" gar nichts. Sie sind kein menschliches Wesen mit Gefühlen und Ängsten. Und sie sind auch keine objektive Instanz, die die Finanzlage eines Landes sachlich bewertet. Der Finanzmarkt ist nichts weiter als die Gesamtheit der Anleger, die versuchen, mit Finanzinvestitionen möglichst viel Geld zu verdienen. Wer wirklich einen Staatsbankrott Griechenlands fürchtet, investiert nicht in griechische Staatspapiere. Alle anderen hoffen darauf, dass Hellas gerettet wird und sie riesige Zinsgewinne einstreichen können.

Sind die Griechen korrupt?

Steuerhinterziehung und Steuervermeidung ist in Griechenland stärker ausgeprägt als in anderen Ländern. Der Anteil der Schattenwirtschaft wird auf rund 25% der Wirtschaft geschätzt (zum Vergleich: Deutschland etwa 15%) und die Summe der hinterzogenen Steuern auf 20 Milliarden Euro pro Jahr. Allerdings kann damit nicht die Krise erklärt werden: Hinterzogene Steuern stellen eine Form der Umverteilung vom Staat zum privaten Sektor dar. Das Geld ist also nicht "weg".

Ist der griechische Staat zu aufgebläht?

Die griechischen Staatsausgaben im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt, die Staatsausgabenquote, lag im Jahr 2008 bei 48%, die deutsche Quote betrug nur 44%.Vor der Krise sah die Sache allerdings anders aus: Die griechische Staatsausgabenquote sank zwischen 2000 und 2006 von 47% auf 43% und lag in diesem Zeitraum stets unter der niedrigen deutschen Quote. Dies änderte sich erst mit dem Einbruch der Wirtschaft in der Finanzkrise.

Für die "Aufblähung" der griechischen Staatsausgaben war also die Rezession verantwortlich, nicht hellenische Verschwendungssucht. Daneben: Schweden verzeichnet seit zehn Jahren Staatsausgabenquoten zwischen 51% und 55% des BIP - und ist doch nicht pleite.

Ist Griechenland nicht wettbewerbsfähig?

Das stimmt - wenn man den Außenhandel als Maßstab nimmt. Hier verbucht Griechenland seit Jahren ein hohes Defizit, das 2009 14% der Wirtschaftsleistung erreichte. Das heißt: Griechenland importiert mehr als es exportiert. Als Grund hierfür werden vor allem zu hohe Lohnsteigerungen genannt. Daher soll nun das griechische Lohnniveau sinken, um das Land wieder wettbewerbsfähig zu machen. "Wettbewerbsfähigkeit" ist allerdings keine "Fähigkeit". Sie beschreibt ein Verhältnis. Dass die Lohnstückkosten in Griechenland zwischen 2000 und 2010 um fast 40% gestiegen sind, war nur ein Problem, weil die Lohnstückkosten in anderen Ländern weniger stark stiegen und die Unternehmen aus diesen Ländern daher einen Kostenvorteil auf dem Weltmarkt hatten. Europameister beim Lohnsparen war Deutschland. Dort stiegen die Lohnstückkosten dank schmaler Tariferhöhungen nur um 5%. Ergebnis waren hohe Exportüberschüsse für Deutschland und hohe Importüberschüsse für Länder wie Griechenland, Portugal, Irland oder Spanien. Der deutsche Erfolg war also nur das Spiegelbild des Misserfolgs in der Euro-Peripherie: Ohne Defizite in Griechenland, Spanien, Portugal keine deutschen Überschüsse. Über seine Exportoffensive sanierte sich Deutschland also auf Kosten seiner Nachbarn. Allerdings wurde der deutsche Exporterfolg mit der Armut der Arbeitenden in Deutschland bezahlt. Da die Löhne sanken oder nur schwach stiegen, kam der private Konsum in Deutschland zehn Jahre lang kaum vom Fleck.

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