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Geschrieben von Elisabeth mit Fumi & Temi am 18.10.2005, 9:39 Uhr

@ Ninas wg. Ganztagsschule und anderem

Hallo Ninas,

eines wollte ich noch anmerken: Fumi ist jetzt in der 4. Klasse. Als ich neulich ihr Schulbuch durchblätterte, ist mir aufgefallen, daß es da auch eine Einheit über Werbung gibt. Es scheint also durchaus im Lehrplan zu stehen. Fragt sich irgendwie, ob es in der 4. Klasse nicht schon zu spät ist. Ich habe mit Fumi auch schon mehrfach darüber gesprochen und hatte auch den Eindruck, daß sie das schon länger verstehen kann.

Und was das Spielgeld angeht: Das können wir leider nicht mehr erhöhen, es ist schon recht hoch und viele Eltern beschweren sich. Als wir das Spielgeld vorletztes Jahr das letzte Mal erhöht haben, wurden drei Kinder vom Hort abgemeldet. Wobei es ja nicht so ist, als ob die Eltern sich plötzlich mehr um die Kinder kümmern - nein, die Kinder verbringen jetzt die Nachmittage bei den Fixern auf der Postwiese, bei MacDoof am Ostbahnhof oder in der Videospielabteilung beim Mediamarkt. Und, bitte, das sind Grundschüler.

In Berlin wurde kürzlich der Salesianer-Hort geschlossen, weil die Stadt das nicht mehr finanziell unterstützt. Das war meines Wissens der einzige Hort in Berlin, der Jungen bis zum Alter von 18 Jahren nachmittags betreut hat.

Wir sparen unsere Jugend kaputt. In 10 bis 15 Jahren fliegt uns das um die Ohren, wenn nicht schon jetzt. Meine Freundin ist seit 7 Jahren Kinderärztin in einem Sozialpädiatrischen Zentrum. Sie sagt, sie kann den Verfall mit Händen greifen, und auch dort werden jetzt die Mittel gestrichen.

Wenn ich sowas sehe, habe ich Angst um meine Kinder.

Beitragsfreie Kindergärten mit mindestens einem Pflichtjahr wären ein Schritt in die richtige Richtung. Aber ich finde die Ganztagsschule auch nicht verkehrt. Meine Idee wäre: Ganztagsschule als "Standard", Halbtagsschule als Angebot, so wie es heute Montessori-Schulen oder Waldorfschulen gibt. Wobei es nicht darum gehen darf, die Kinder ganztags zu "verwahren". Wenn schon Ganztagsschule, dann bitte mit angepaßtem Lehrplan und anderen Methoden: Mehr Wechsel zwischen Unterricht und Entspannung, zwischen Lernen und Vertiefen, zwischen Zuhören und Aktionen.

Ich habe mit Fumis Hort wirklich gute Erfahrungen gemacht. Fumi hat im Hort definitiv mehr Bewegung und Aktion, als sie das zu Hause je hätte, weil wir halt eine Stadtwohnung haben, und im Hort kann sie den Schulhof mit Bolzplatz, Garten und Spielplatz nutzen, und ist dabei mit ihren Freunden zusammen. Ich weiß, daß wir viel Glück haben mit dem Hort und der Schule. Aber es zeigt auch, das es funktionieren kann. Ich würde am liebsten alle die Kinder, die nachmittags zu Hause vor dem Fernseher verkümmern, oder sich in der Stadt herumtreiben, zwangsweise in solche Horte stecken. Sonst bekommen wir immer mehr Generationen von antriebslosen, ungebildeten, dicken Kindern. Den Du schreibst völlig richtig, daß das ja "vererbt" wird: Die Kinder, die heute vor dem Fernseher "erzogen" werden, werden ihre Kinder später genauso erziehen. Leider kann eine Halbtagsschule nicht ausreichend gegen das Vorbild der Eltern angehen, da muß schon eine Ganztagsschule her.

Wir haben in Deutschland eine aus der Vergangenheit resultierende Abneigung gegen "institutionalisierte" Erziehung. Deutschland ist m.W. das einzige Land, in dem die elterliche Erziehungsgewalt sogar im Grundgesetz verankert ist. (Ich habe da mal ein sehr gutes Buch über die Entstehung des Grundgesetztes gelesen, wo das in einem ganzen Kapitel thematisiert wurde.) Ich fürchte, daß wir uns mit dieser (verständlichen!!!) Angst viele Möglichkeiten des frühen Eingreifens verbauen.

Jetzt ist es doch sehr lang geworden, sorry. Aber mir liegt das am Herzen, weil ich die Kinder in der Schule und im Hort sehe, und ich am liebsten jedes Einzelne besser fördern möchte. Einerseits tun mir die Kinder leid, aber mir tut auch die Gesellschaft leid, in die meine Kinder hineinwachsen. NOCH kann man aus den Kindern Menschen formen, die ihren Platz in der Gesellschaft ausfüllen und dabei zufrieden sind. In ein paar Jahren ist das vorbei.

Schönen Gruß,
Elisabeth.

 
48 Antworten:

Das unterschreibe ich vom ersten bis zum letzten Satz..

Antwort von tinai am 18.10.2005, 10:13 Uhr

...genau das sind auch meine Ängste und meine Vorstellungen, wie man da raus kommt.

Meine Cousine ist Grundschullehrerin an einer Brennpunktschule und was ich von dort zu hören bekomme, sträubt mir alles! Das schlimme ist: Diese "schlimmen" Kinder sind ein Produkt ihrer Erziehung und der Gesellschaft. Kein Baby wird als Hooligan oder Trottel geboren!

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Ich habe leider Zweifel...

Antwort von Trini am 18.10.2005, 10:18 Uhr

ob das so funktionieren kann.
Ja, diese Kinder werden im hort (Kiga, Ganztagsschule) gefördert, aber ich fürchte, das familiäre "Vorbild" behält doch die Oberhand.

Trini

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Re: Ich habe leider Zweifel...

Antwort von tinai am 18.10.2005, 10:21 Uhr

Das familiäre Umfeld soll ja auch Einfluss behalten - diese Kinder haben ja auch Eltern.

Aber es wäre schon viel geholfen, wenn diese Kinder einfach auch etwas anderes kennenlernen und behüteter aufwüchsen.

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Das stimmt schon...

Antwort von Trini am 18.10.2005, 10:25 Uhr

aber ich kann MIR einfach nicht vorstellen, daß einem Kind der Trost/das Lob der Hortnerin die elterliche Zuwendung in Freud und Leid ersetzt.

Trini

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Re: Das stimmt schon...

Antwort von Frank NRW am 18.10.2005, 10:34 Uhr

Es soll auch sicherlich - nicht in allen Fällen - ein Ersatz sein, sondern lediglich unterstützen.

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Re: Das stimmt schon...

Antwort von maleja am 18.10.2005, 10:37 Uhr

Ich kenne ein Kind durch meine Arbeit als Erzieherin, das in einem Haus wohnt, das man eigentlich schon nicht mehr als Haus bezeichnen kann. Mir unverständlich, dass da noch nicht das JuA oder GEsundheitsamt eingeschrietten ist.
Im tiefsten Winter laufen er und seine Schwestern mit Sandalen, ohne Socken etc rum.
Zu essen gibt es dort so gut wie nix, höchstens ein paar Brötchen etc.
Die Mutter lebt alleine mit den 3 Kindern, der Vater hat ein richterliches Verbot, sich der Wohnung zu nähern (hat siene Frau schon mehrmals krankenhausreif geschlagen, sie war auch schon im Frauenhaus deshalb)

So, die Zustände kurz geschildert.

Dieser Junge (türkischer Nationalität) ist nun eins der liebsten, höflichsten, leider auch gedrücktesten Kinder, die ich kenne. Immer nett, ein Lächeln auf den Lippen. Ich habe ihn sehr gern und würde mir für ihn wünschen, dass er eine bessere Zukunft bekommt.
Und für ihn (wie auch die anderen ähnlichen Fälle) wäre eine Ganztagesschule die einzige Rettung. da hätte er es warm, immer ein vernünftiges Essen, wäre in beaufsichtigtem Miteinander...
Bis jetzt (er ist 12 Jahre alt) macht er sich noch ganz gut. Aber ich habe Angst, dass er, einmal krumm gelaufen, nicht wieder zurück findet.

Und leider bekommt gerade dieses Schulzentrum die Länder-Zuschüsse für eine Ganztagesschule nicht. Sie steht zwar auf der Warteliste ganz vorn, aber wenn die anderen Schulen alle die Zuschüsse haben wollen, sieht es sehr schlecht aus.
(Wir haben 2 Schulzentren in unserer Stadt. Eines hat die Zuschüsse bekommen, das andere eben nicht. Und wir sind leider gebunden. Sonst hätten wir gesagt, ok, Halbe-halbe. Oder eben das Zentrum mit der Hauptschule bekommt den Zuschuss. Aber das dürfen wir nicht machen, denn sonst verfällt der Zuschuss ganz)

Wenn man aber immer von liebevollen Elternhäuser ausgeht, wo jeden Mittag ein warmes Mittagsessen auf dem tisch steht, danach nch den Hausaufgaben geschaut wird. Dann miteinander gespielt wird und zusätzlich noch Angebote, wie Sport, Kunst oder Musik laufen.... ja, da ist eine Ganztagesschule überflüssig.
Aber ganz ehrlich, das ist doch wohl die Minderheit in Deutschland, oder?

Grüßle Silvia

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Kein Ersatz!

Antwort von tinai am 18.10.2005, 10:40 Uhr

Es soll sicher kein Ersatz sein, das wäre ja schrecklich. Und ideal wäre sicherlich auch eine stärkere Einbindung der Eltern, nur das ist furchtbar schwierig. Wir hatten Kinder aus sehr schwierigen Verhältnissen in usnerer Eltern-Ini - die Eltern waren zwar irgendwie lieb, aber doch "asozial". Sie machten auch die vorgeschriebenen Elterndienste nicht. Trotzdem waren sich alle einig, dass die Kinder nicht ausgeschlossen werden und die anderen Eltern das mittragen. Ich denke, das war für die Kinder zwar kein Ersatz, aber sie waren 8 Stunden in einem geregelten Tagesablauf mit sehr lieben Erzieherinnen, die ihre Gewaltausbrüche "gelenkt" haben, die Eltern mit dem Kind mit Flaschenkaries zum Zahnarzt geschickt haben (mit Erfolg) und sie darüber wenigstens ein bisschen sensibilisiert haben, für das was wichtig ist.

Wenn Kinder mit sechseinhalb Jahren oder fast 7 Jahren das erste Mal in "staatliche GEwalt" kommen, ist es für fast alles längst zu spät! Diese Kinder können ihre Defizite (die sie dann auf vielen Gebieten haben: soziales, sprachlich-kognitiv, Konzentration etc.) nicht mehr aufholen! Man hat es verpasst, Ihnen diese Chance zu geben und das finde ich in einem reichen Land wie unserem eine Schande, aber auch einfach "Zeitbombe".

Gruß Tina

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Re: Das stimmt schon...

Antwort von Elisabeth mit Fumi & Temi am 18.10.2005, 10:41 Uhr

Die Hortbetreuung bzw. Ganztagsschule soll ja auch kein Ersatz sein, sondern eine Ergänzung bzw. eine Entlastung.

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@Silvia

Antwort von Murmeline am 18.10.2005, 10:41 Uhr

Ich stimme Dir zu und besonders Dein letzter Absatz gibt mir sehr zu denken. Selbst wenn man so wie von Dir geschildert leben WOLLTE (ich hatte auch eine Mutter, die immer zuhause war, mich mittags mit fertigem Essen empfing und meine hausaufgaben betreut hat)...es ist in den meisten Fällen finanziell gar nicht mehr MÖGLICH!!! Mein Vater hatte den gleichen Beruf wie ich (Beamter geh. Dienst) und konnte damit eine Frau und 2 Kinder ernähren, eigenes Haus, jedes Jahr Urlaub! Er sagt immer zu mir, dass man für dasselbe heute 2 Gehälter braucht:-(

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Re: @ Ninas wg. Ganztagsschule und anderem

Antwort von ninas59 am 18.10.2005, 11:02 Uhr

Ich unterstelle sogar vielen Erwachsenen nicht in der Lage zu sein mit Werbung umgehen zu können. Siehst du auch an der Anfälligkeit auf unser „Schönheitsideal“.
Ganz frei von Werbeanfälligkeit sind wir auch nicht.

Naja, wenn es so ist, dass Eltern sich das Spielgeld für den Hort nicht mehr leisten können, dann sind diese Kosten wohl schon sehr hoch.
Es stellt sich wirklich die Frage, ist das Geld sinnvoll angelegt oder bekommen die Kinder ein Überangebot.
Du legst Wert darauf, das Fumi schwimmen geht, andere Eltern nicht. Die Kinder sollen sich bewegen, also fände ich es gerechter, eine weniger kostenintensive Bewegungsart zu finden.
Springseilturniere für die Mädchen Fußball für die Jungs, für beide Breakdance?
Nimm es mir bitte nicht übel, aber ich wehr mich gegen Fremdbestimmungen und Zwänge.
Wenn Eltern nicht mitmachen, kannst du sowieso tun und lassen was du willst, du wirst keinen Millimeter bewegen. Die Kinder müssen motiviert werden.

------ nein, die Kinder verbringen jetzt die Nachmittage bei den Fixern auf der Postwiese, bei MacDoof am Ostbahnhof oder in der Videospielabteilung beim Mediamarkt. Und, bitte, das sind Grundschüler.-----
Wie gesagt, die Eltern sehen die Schuld bei euch. Ihr habt die Preise so angehoben, dass sie sich den Hort nicht mehr leisten können. Du kannst zwar deine Meinung über deren Ausgabenverhalten haben, aber nichts dagegen tun.
Erst ab einen bestimmten Grad der Vernachlässigung ist es zeit das Jugendamt einzuschalten. In solchen Gegenden sind einige Streetworker unterwegs, die mit den Kindern Museumsgänge und Schwimmaktionen unternehmen. Das wird alles von der Stadt finanziert, finde ich eigentlich eine gute Sache.

---In Berlin wurde kürzlich der Salesianer-Hort geschlossen, weil die Stadt das nicht mehr finanziell unterstützt. Das war meines Wissens der einzige Hort in Berlin, der Jungen bis zum Alter von 18 Jahren nachmittags betreut hat.----
Tja, da fällt mir nichts mehr dazu ein……. Vielleicht sollte man noch ein paar Schuljahre streichen und den Lehrstoff weiter komprimieren (ich weiß das war böse, aber wer weiß welche Lösungen dem Kultusministerium einfallen könnten)

----Wir sparen unsere Jugend kaputt. In 10 bis 15 Jahren fliegt uns das um die Ohren, wenn nicht schon jetzt. Meine Freundin ist seit 7 Jahren Kinderärztin in einem Sozialpädiatrischen Zentrum. Sie sagt, sie kann den Verfall mit Händen greifen, und auch dort werden jetzt die Mittel gestrichen.---

Auch hier fällt mir nichts mehr ein 

---Wenn ich sowas sehe, habe ich Angst um meine Kinder.---
Na ja, du doch nicht!!!

Eine Ganztagschule im Angebot finde ich ja in Ordnung. Aber ich persönlich möchte mein Kind nicht auf eine Ganztagschule schicken müssen.
Ich habe Nina nach der Schule bis 14Uhr in der Mittagsbetreuung, weil ich der Meinung bin dieses Umfeld, spielen mit anderen Kindern ist sehr wichtig…. Aber 14Uhr reicht mir und ihr.

---- Ganztagsschule als "Standard", Halbtagsschule als Angebot----
Verstehe ich nicht. Wieso mehr Gewichtung auf die Ganztagsschule? Ich bin der Meinung beide im Angebot mit freier Wahl.

---so wie es heute Montessori-Schulen oder Waldorfschulen gibt. ---
Beides sind Privatschulen. Ich möchte die Halbtagsschule nicht als Privatschule außerhalb der Ganztagsschule sehen. Ich möchte mein Kind weiterhin auf einer Halbtagsregelschule sehen.

Gut, wir sind uns einig, dass Sozialgeschwächte Kinder in der Ganztagsschule besser aufgehoben sind. Aber ich persönlich finde es nicht gut, wenn der ganze Tagesablauf auf Lernen abgestimmt ist. Der Tagesablauf meines Kindes wäre mir zusätzlich auch zu viel fremdbestimmt.
Meine Tochter hat ihr Zimmer nach ihren Bedürfnissen eingerichtet, und braucht viel Zeit für sich.
Wozu soll ich sie dann dem Stress aussetzten den ganzen Tag mit Kindern zu verbringen wenn sie ihr Bedürfnis alleine zu sein befriedigen möchte.

----- Ich würde am liebsten alle die Kinder, die nachmittags zu Hause vor dem Fernseher verkümmern, oder sich in der Stadt herumtreiben, zwangsweise in solche Horte stecken. ----
Das geht mir persönlich zu weit.
Du kannst nicht deine Bedürfnisse anderen aufzwingen. Vielleicht finden andere Kinder keine Glückseeligkeit im Hort. Vor allem fände ich es ausgesprochen heftig, wenn allen Kindern der Tag vorgegeben wird, nur weil ein paar Eltern das Freizeitverhalten ihrer Kinder vernachlässigen.
Nein, ich bevorzuge generell den Weg des Angebotes, und lehne jede Art von Zwang ab.

----- Sonst bekommen wir immer mehr Generationen von antriebslosen, ungebildeten, dicken Kindern. Den Du schreibst völlig richtig, daß das ja "vererbt" wird: Die Kinder, die heute vor dem Fernseher "erzogen" werden, werden ihre Kinder später genauso erziehen. Leider kann eine Halbtagsschule nicht ausreichend gegen das Vorbild der Eltern angehen, da muß schon eine Ganztagsschule her. ----
Gut, und jetzt lernen sie, dass andere die Erziehung der Kinder übernehmen. Prima, muss ich gar nichts mehr machen.

Ich fürchte, dass seine Idealvorstellung als solches nicht funktionieren würde. Wenn du glaubst die Kinder vor dem sozialen Verfall retten zu können, so kann das nur in Einzelfällen funktionieren. Andere Kinder bleiben bei genau den gleichen Aktionen auf der Strecke.
Ich wehre mich gegen Universallösungen bei solch komplizierten Wesen wie Kinder.

Dem einen förderst du, dem Anderen nimmst du die Individualität.
Ein bisschen drängt sich mir der Verdacht auf, dass du die Erziehung für die Eltern übernehmen möchtest (nicht übel nehmen) Aber was ist in der Zeit in der du keinen Kontakt zu den Kindern hättest?
Hast du schon mal daran gedacht, dass du damit einen Brennpunkt in die Familie setzten würdest?
Die Eltern fühlen sich verlassen von den Kindern, weil die Kinder neue Strukturen leben. Das kann sich in üblen Fällen fatal in Gewalt ausdrücken.
Entweder die Eltern werden mittherapiert oder du baust die nächste Bombe.

Wenn dann musst du ganz konsequent sein, und Eltern ihre Kinder wegnehmen ( wäre ich noch mehr dagegen.)

Angebot ohne Zwang ist gut. Und dazu muss Väterchen Staat ein bisschen in die Tasche greifen….aber es zahlt sich aus.

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Re: Ich habe leider Zweifel...

Antwort von ninas59 am 18.10.2005, 11:09 Uhr

Ich habe diese Beiträge noch nicht gelesen, aber in meiner Antwort habe ich auch diese Befürchtung aufgefasst.

Vor allem besteht die Gefahr die Familie zu spalten, weil ein Glied der Familie entfernt wird.
Es ist absurd aber es funktioniert so.

eine Familie bewältigt eine Aufgabe gemeinsam. Angenommen Vater ist alkoholiker. Die ganze Familie kümmert sich um den Vater bis er irgendwann trocken wird. Nun möchte man meinen, die Familie wäre glücklich, aber jetzt wird die pubertierende Tochter magersüchtig, und sobald diese Problem gelöst ist, wird die Mutter Tablettenabhängig.

Wie kann das passieren?
Die Familie hat nur gelernt, das der Zusammenhalt einer Familie in der Bewältigung eines Problem ist. Sobald einer aus dieser Rolle fällt, übernimmt ein Andere dessen Platz.

Die Familie ist sehr kompliziert, es funktioniert nicht einfach mal von aussen mit dem Universalrettungsring ui werfen.

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@ Ninas

Antwort von maleja am 18.10.2005, 11:12 Uhr

Hallo Ninas,

es klingt ganz vernünftig, was Du geschrieben hast. Auch unsere Ganztagesschule wird offen und freiwillig werden. Aber ich denke, ich kann es jetzt schon absehen, welche Kinder diese Schule nutzen/nützen, und welche nicht. Eben genau die Falschen. Die Kinder sozialschwacher Eltern werden sich wieder nicht die Angebote leisten können (es sieht so aus, dass man für die meisten Angeboten wird zahlen müssen. Bzw wenn es gnug ehrenamtliche Betreuer gibt, dann wird´s günstiger. Die Stadt will und wird nichts dafür freistellen).
Oder diese Kinder sehen sowieso nicht die Notwenigkeit. Und welche Schüler gehen gerne freiwillig nachmittags zur Schule? Kennt man ja noch aus den Zeiten der AGs. Die wenigsten!

Also, es muss doch ein gewisser Druck her. Wirklich zum Schutz für diese Kinder. Manche müssen eben zu ihrem Glück gezwungen werden. Traurig, aber die Realtität.

GRüßle Silvia

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Re: Kein Ersatz!

Antwort von ninas59 am 18.10.2005, 11:13 Uhr

Ihr arbeitet mit den Eltern, auch wenn sie sich nicht allzu kooperativ zeigen.
Das gefällt mir.


----Wenn Kinder mit sechseinhalb Jahren oder fast 7 Jahren das erste Mal in "staatliche GEwalt" kommen, -----
Allerdings streuben sich bei diesem Satz sämtliche Nackenhaare.
Aber über Kindergartenpflicht bin ich bereit zu diskutieren.

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Wieso?

Antwort von ninas59 am 18.10.2005, 11:27 Uhr

ich finde das ein wenig zu spekulativ.

Ich unterstelle den Eltern doch so viel Interesse an den Kindern zu haben, dass es ihnen wichtiger ist, die Kinder in den Schulen zu wissen, als auf Fixerwiesen.

Natürlich darf die Schule nichts kosten.

Man kann Menschen nicht zum Glück zwingen. Wir erheben unsere Ansprüche zum Standard.

Den Eltern dieser sozialsen Brennpunkte würden wir die Verantwortung abnehmen (wir kümmern uns schon darum), wieso sollten sie sich dann in der restlichen Zeit verantwortlich zeigen?
Wenn die Eltern nicht integriert werden kann eine Entfremdung stattfinden. Vor allem bei kranken Menschen.
Wer kümmert sich dann Nachts und an den WoE um die Kinder?

Ausserdem gibt es eine andere Gruppe Kinder die mit sicherheit in diesem System auf der Strecke bleiben.
Kann man wirklcih davon ausgehen, dass die Klassengemeinschaft für jedes Kind förderlich ist? Es wird eine Gruppe von Kindern zusammengewürfelt, und es muss nicht zwangsweise jedes davon in dieser Gemeinschaft wohlfühlen.

Es hat ja noch gar kein Versuch des Angebotes stattgefunden, und schon ist der Schrei nach Zwang da.

Es gibt keine Studien, wie förderlich diese Zwänge tatsächlich wären, und wieviel Schaden damit angerichtet würde.
Ich habe mit Sicherheit ein Kind das mehr davon provitiert Nachmittags zuhause zu sein.... und ich bin mir sicher, damit ist sie nicht alleine.

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Re: @ Ninas wg. Ganztagsschule und anderem

Antwort von Elisabeth mit Fumi & Temi am 18.10.2005, 11:30 Uhr

Nein, das Spielgeld ist mit 8,- Euro im Monat m.E. angemessen. Und die Eltern, die die Kinder aus dem Hort genommen haben, bekamen die Hortgebühren komplett oder fats komplett übernommen, ich zahle das zusätzlich zu dem Hortgebühren. Aber die Prioritäten stimmen nicht. Die Zigaretten für Papa oder der Gameboy ist wichtiger. Und wenn Du ein Kind fragst: Möchtest Du loieber den Gameboy oder in den Hort gehen?" da würde sogar meine Tochter wohl für den Gameboy plädieren (und es nach einer Woche bereuen - aber deswegen ist sie ja ein Kind und ich treffe die Entscheidungen).

Was Du meinst mit "die Kinder aus der Familie reißen" kann ich nicht nachvollziehen. Es ist ja nicht so, daß die Kinder dann nachmittags mit Mama Einkaufen gehen oder im Park spielen. Die Kinder, die ich meine, sind so oder so nicht in der Familie. Sie treiben sich im Park, im Einkaufszentrum oder in der Stadt herum. Inwieweit würde ich denn da eine Struktur "zerreißen"?

Ohne Dir zu Nahe treten zu wollen: Ich fürchte, Du hast zu sehr Deine Vorort-Idylle im Kopf. Setz Dich mal nachmittags auf die Postwiese oder den Orleansplatz: Da sind Grundschulkinder, unbeaufsichtigt und ohne Beschäftigung. Das sind die Kinder, deren Eltern der Hort zu teuer ist. Natürlich kann ich jetzt einen Sozialarbeiter an den Orleansplatz stellen. Aber warum soll ich nicht die Kinder da abholen, wo sie sind - in der Schule? Die Horterzieher und auch die Lehrer sind oftmals sozusagen im Nebenberuf Sozialarbeiter. Die kennen die Kinder, die wissen um das familiäre Umfeld, die können die Kinder ein gutes Stück weit auffangen und auch die Eltern hin und wieder am Riemen reißen. Und wenn sie nicht mehr weiterkommen, schalten sie das Jugendamt oder eine andere Behörde ein. Warum sollte ich da zusätzliche Strukturen aufbauen, das ist im Endeffekt ja doch teurer? Stattdessen nutze ich vorhandene Strukturen. Ich muß mich nur darum kümmern, daß sie auch ankommen - und dafür müssen sie auch für die Leute, für die Kinderbetreuung und -erziehung keine finanzielle Priorität hat, bezahlbar sein.

Was das Schwimmen angeht: Es gab kürzlich eine Studie darüber, daß inzwischen nur ein geringer Prozentsatz der Grundschüler schwimmen kann. Das ist auch aus Sicherheitsgründen bedenklich. Aber natürlich MUSS der Hort nicht Schwimmen gehen. Es wird darüber hinaus Fußball, Tanzen, Hula Hoop, Theater und Singen angeboten. Ich finde es nur ein Armutszeugnis, daß die Schulschwimmhalle, die ja nachmittags sowieso leersteht, nicht mehr kostenlos vom Hort genutzt werden kann sondern das Schulreferat da jetzt Geld vom Hort - also einer schulischen Einrichtung - verlangt. Die Ermäßigungen für die öffentlichen Schwimmbäder sind auch gestrichen worden, ebenso wie die Ermäßigungen für die Eislaufbahn, die Museen und den Zoo. Den Eltern ist das zu teuer, also gehen die Kinder gar nicht mehr hin. Ist das sinnvoll? Und: Ja, ich finde, Kinder gehören in den Zoo, ins Museum und in die Schwimmhalee, auch wenn Eltern solchen Sachen keine Priorität geben. Wenn ich das komplett den Eltern überlasse, kann ich in letzter Konsequenz auch den Schulbesuch freiwillig machen. Du und ich, wir würden unsere Kinder wohl trotzdem in die Schule schicken. Aber ist gibt Eltern, für die das keine Priorität hat, und dann muß da etwas Zwang oder zumindest ein finanzieller Anreiz rein - wie es glücklicherweise bei der Schule der Fall ist.

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Re: Das stimmt schon...

Antwort von ninas59 am 18.10.2005, 11:30 Uhr

ich kann euch nicht verstehen.

Ich will auch diesem kleine Jungen die Chance geben. Aber nicht auf Kosten der Entwicklung anderer Kinder.

was würde sich für den Jungen ändern, wenn er freiwillig auf eine Ganztagschule geht, statt zwangsweise?

Wie oft haben wir in der Geschichte den Eingriff des Staates in die Erziehung, in weniger angenehmer Weise erfahren?

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Nina, da stimme ich Dir zu

Antwort von tinai am 18.10.2005, 11:35 Uhr

aber es geht nicht darum Familien zu spalten, sondern Kindern an 5 Tagen in der Woche 6-8 Stunden (jetzt sind es häufig schon 6 Stunden - ohne Schulverpflegung) einen geregelten und behüteten Tagesablauf zu bieten.

Und den anderen Kindern, die es nicht nötig haben, tut es vielleicht auch mal gut, über ihren eigenen sozialen Tellerrand hinaus zu schauen. Es funktioniert in den Nachbarlaändern hervorragend und dort sind die Scheidungsraten auch nicht höher.

Die Familie hat einen hohen Stellenwert.

Kindergartenpflicht halte ich übrigens auch notwendig (wir diskutieren ja gerade über beides, obwohl es verschiedene Themen sind).

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Dein Wort in den Eltern Ohr

Antwort von maleja am 18.10.2005, 11:35 Uhr

Ichwünsche mir, dass Du recht hast. Aber es ist ganz einfach: Die Zukunft wird es (in unserer Stadt zumindest) zeigen. Und ich persönlich werde bestimmt alles mögliche unternehmen, dass diese Eltern integriert werden und somit auch ihre Kinder von den Vorteilen einer GTSchule profitieren.
Und das mit den Kosten wird man auch noch sehen. Ich bin auch der Meinung, dass die Angebote nichts kosten dürfen. Aber wie realisieren? Wir haben die Zuschüsse vom Land ausschließlich für die Baumaßnahmen bekommen, nicht für das Pädagogische Füllen der Zeit.
Und unsere Stadt, Verwaltung und Mehrheit des Gemeinderates ist sehr konservativ. Die wollen das GEld ganz bestimmt nicht für pädagogische Konzepte ausgeben. Die sagen dann halt: "Wir haben es probiert. Es besteht ja wohl kein Interesse an der GT-Schule. Aber das ist nun nicht unser Problem"
Und dann stehen wir wieder am Anfang.

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@Nina, es ging um 1 Euro pro Woche

Antwort von tinai am 18.10.2005, 11:37 Uhr

Ich frage mich, ob einer der vielen finanziell schwachen Familien das Rauchen aufgibt.

Das ist jetzt gemein, aber man sollte auch einfach einmal sehen, wofür Geld ausgegeben wird.

Und sobald die Kinder in die Schule gehen, gibt es viel mehr Zwang als ein Schwimmangebot im Hort.

Im Übrigen nehmen die Unfälle durch Ertrinken bei Kindern, Jugendlichen UND Erwachsenen in den letzten Jahren drastisch zu. Denn in der Schule lernen sie es nicht mehr und die wenigsten Eltern kümmert es, ob ihre Kinder schweimmen können oder nicht.

Geh mal nicht so sehr von Dir selbst aus.

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Nina, das ist zu einfach!

Antwort von tinai am 18.10.2005, 11:40 Uhr

Es gibt Eltern - und nicht wenige, die wissen nicht, dass der größte Teildes Fernsehprogramms Schrott für ihre Kinder ist, dass Kinder kein Cola kriegen sollten oder täglich CHips, dass Kinder einen geregelten Tagesablauf brauchen und nicht nur eine Verwahrung, dass Kinder sich nicht selbst überlassen werden dürfen.

die wissen auch nicht, wo ihre Kinder sind (möchte gerade wieder meine Cousine zitieren, die an den Eltern verzweifelt, weil sie die überhaupt nicht erreicht oder die längst nicht mehr Einfluss auf ihre Kinder nehmen können).

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Ich glaub, ich leb in Wolkenkuckucksheim!

Antwort von Trini am 18.10.2005, 11:43 Uhr

Das fällt mir bei deinen diskussionen immer wieder auf.

bei uns gibt es Schwimmunterricht ab der ersten Klasse und es kommt kaum ein Kind ohne Seepferdchen zur Schule.

Die Wartelisten in Sportverein und VHS sind lang.

Auch sonst sind Sportverein, Musikschule und andere Freizeitanbieter voll ausgelastet.

Sicher gibt es auch bei uns Problemfamilien, aber das was ihr teilweise postet, erschreckt mich und ich kann es kaum gleuben!!

Trini *vommond??*

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Schwimmunterricht etc

Antwort von maleja am 18.10.2005, 11:47 Uhr

Ja, bei uns gibt´s den auch ab der Zweiten Klasse. Und ich bin sehr froh drum, auch wenn Leon eh schon schwimmen kann. Aber wir haben auch eine sogenannte "Bewegte Schule". Das heißt, dass die Kids auch mehr Sportunterricht haben und sich auch sonst mal zwischendurch bewegen. Wenn die Lehrerin z.B. merkt, dass die Konzentration nachlässt, dann nimmt sie die Kids, geht mit denen ein Stück joggen, und danach ists besser. Und da die ganze Schule so verfährt, ists auch net komisch. Ich bin sehr froh, dass mein Kleiner dort zur Schule geht.

Neuestes Projekt ist übrigens eine Streicherklasse. D.h. Alle Kids ab der dritten Klasse lernen ein Streichinstrument. Halt die Kids in der besagten Streicherklasse, nicht alle der dritten Klasse. Aber es ist jedem selbst überlassen, seine Kinder dort anzumelden.

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Re: @ Ninas wg. Ganztagsschule und anderem

Antwort von ninas59 am 18.10.2005, 11:48 Uhr

--- Nein, das Spielgeld ist mit 8,- Euro im Monat m.E. angemessen.-----
für dich. Aber nicht für diese Eltern.

---Aber die Prioritäten stimmen nicht. ----
DAs sind aber die Prioritäten der Familie. Die Familie hat das Recht über ihr Geld frei zu verfügen, auch wenn es dir oder mir nicht gefällt.
Gut, vielleicht könnte man die Verwaltung über das Kindergeld übernehmen, wenn man der Meinung ist, das Geld wird nicht ordnungsgemäß für die Kinder genutzt. Das fände ich in Ordnung, denn dieses Geld ist für die Entwicklung der Kinder gedacht.


Was deine Tochter angeht, da triffst du die Entscheidung, das ist dein Recht, sogar deine Pflicht.
Aber du hast keine Recht über eine andere Familie zu entscheiden.




----Was Du meinst mit "die Kinder aus der Familie reißen" kann ich nicht nachvollziehen. Es ist ja nicht so, daß die Kinder dann nachmittags mit Mama Einkaufen gehen oder im Park spielen. ----
ES ist ein Irrtum zu glauben, die Kinder wären nicht present. Auch wenn eine gewisse Vernachlässigung stattfindet.
Wenn diese Eltern ihre Kinder in eine Ganztagschule schicken zeigen sie sich in einem gewissen Maasse verantwortlich. Wenn du das aber für sie entscheidet, zwingst du sie in eine passivität.

Verstehst du jetzt wie ich das meine? Du greifst mit diesem Zwang in die Familie ein, und erziehst ein Kind ohne die Eltern mitzunehmen.
Wenn ich ehrlich bin erschrecke ich sogar bei soviel Bereitschaft die Erziehung anderer zu entziehen.

----Ohne Dir zu Nahe treten zu wollen: Ich fürchte, Du hast zu sehr Deine Vorort-Idylle im Kopf.---
Nein habe ich nicht, ich idealisiere diese Familien auch nicht, aber ich will sie auch nicht entmündigen.
Aber... in einem hast du recht.

Mit einem Zwang zur Ganztagsschule gefährdest du meine "Vorort-Idylle"
Mit einem Angebot von Ganztags und Halbtagsschulen gefährde ich dein programm nicht. Obwohl ich mit der Entmündigung der einzelnen nicht ganz so weit gehen würde.

Ich weiss nciht was dich so sicher macht. Aber ich habe schon viele Programme scheitern sehen, wo soziale Schichten oder Hilfe nicht gefruchtet haben.



Setz Dich mal nachmittags auf die Postwiese oder den Orleansplatz: Da sind Grundschulkinder, unbeaufsichtigt und ohne Beschäftigung. Das sind die Kinder, deren Eltern der Hort zu teuer ist. Natürlich kann ich jetzt einen Sozialarbeiter an den Orleansplatz stellen. Aber warum soll ich nicht die Kinder da abholen, wo sie sind - in der Schule? Die Horterzieher und auch die Lehrer sind oftmals sozusagen im Nebenberuf Sozialarbeiter. Die kennen die Kinder, die wissen um das familiäre Umfeld, die können die Kinder ein gutes Stück weit auffangen und auch die Eltern hin und wieder am Riemen reißen. Und wenn sie nicht mehr weiterkommen, schalten sie das Jugendamt oder eine andere Behörde ein. Warum sollte ich da zusätzliche Strukturen aufbauen, das ist im Endeffekt ja doch teurer? Stattdessen nutze ich vorhandene Strukturen. Ich muß mich nur darum kümmern, daß sie auch ankommen - und dafür müssen sie auch für die Leute, für die Kinderbetreuung und -erziehung keine finanzielle Priorität hat, bezahlbar sein.

Was das Schwimmen angeht: Es gab kürzlich eine Studie darüber, daß inzwischen nur ein geringer Prozentsatz der Grundschüler schwimmen kann. Das ist auch aus Sicherheitsgründen bedenklich. Aber natürlich MUSS der Hort nicht Schwimmen gehen. Es wird darüber hinaus Fußball, Tanzen, Hula Hoop, Theater und Singen angeboten. Ich finde es nur ein Armutszeugnis, daß die Schulschwimmhalle, die ja nachmittags sowieso leersteht, nicht mehr kostenlos vom Hort genutzt werden kann sondern das Schulreferat da jetzt Geld vom Hort - also einer schulischen Einrichtung - verlangt. Die Ermäßigungen für die öffentlichen Schwimmbäder sind auch gestrichen worden, ebenso wie die Ermäßigungen für die Eislaufbahn, die Museen und den Zoo. Den Eltern ist das zu teuer, also gehen die Kinder gar nicht mehr hin. Ist das sinnvoll? Und: Ja, ich finde, Kinder gehören in den Zoo, ins Museum und in die Schwimmhalee, auch wenn Eltern solchen Sachen keine Priorität geben. Wenn ich das komplett den Eltern überlasse, kann ich in letzter Konsequenz auch den Schulbesuch freiwillig machen. Du und ich, wir würden unsere Kinder wohl trotzdem in die Schule schicken. Aber ist gibt Eltern, für die das keine Priorität hat, und dann muß da etwas Zwang oder zumindest ein finanzieller Anreiz rein - wie es glücklicherweise bei der Schule der Fall ist.

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Re: @ Ninas wg. Ganztagsschule und anderem

Antwort von tinai am 18.10.2005, 11:49 Uhr

Das war auch mein Gedanke: Dann müsste die Schulpflicht abgeschafft werdne und ebenfalls freiwillig sein.

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Re: Nina, da stimme ich Dir zu

Antwort von ninas59 am 18.10.2005, 11:51 Uhr

Natürlich geht es nicht darum aber es besteht die Gefahr.

Sieh mal es wird grundsätzlich in die Nachbarländer geschaut und adaptiert, warum bessert das vieles nicht?

Ich kann nicht begreifen, warum ihr euch so gegen die Freiwilligkeit einer Ganztagsschule wehrt.

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Du lebst vielleicht nich im Wolkenkuckucksheim, aber sicherlich

Antwort von tinai am 18.10.2005, 11:52 Uhr

auch nicht im Zentrum einer mittleren deutschen Stadt.

Wir leben alle in einem Elfenbeinturm und sehen darüber nicht, wie es in anderen sozialen Verhältnissen aussieht.

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@ Ninas wg. Zwang

Antwort von maleja am 18.10.2005, 11:53 Uhr

Ich verstehe Deine Argumentation wegen des Zwanges genau. Sehe es aber doch ein wenig anders.
Denn das Gleiche träfe doch dann auch für die Schulpflicht im Allgemeinen zu, oder? Was meinst Du, wieviel Bauern z.B. früher darunter litten? Sie brauchten ihre Söhne ganz dringend zum Mithelfen, und dann kam so etwas sinnloses wie die Schulpflicht daher. DAS hat bestimmt einige Familien kaputt gemacht, da ein oder viele Mithelfer auf einmal nicht mehr vorhanden waren. Und sie somit an den rand ihrer Existenz gerieten.

Ich denke, in einigen Jahren wird sich niemand mehr über die Ganztagesschulen und die Pflicht dersleben aufregen, oder überhaupt diskutieren. Denne es wird etwas selbstverständliches sein. Wie eben heutzutage die Schulpflicht.

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Was ist denn adaptiert worden?

Antwort von tinai am 18.10.2005, 11:54 Uhr

Das ist eine ganz ernstgemeinte Frage:
Mir fällt dazu nämlich nichts ein.

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Re: Nina, das ist zu einfach!

Antwort von ninas59 am 18.10.2005, 12:01 Uhr

Das bezweifle ich nicht. Ich dementiere nicht die Familie die ihre Kinder vernachlässigt.

Die Frage ist woran orientiere ich mich. Orientiere ich mich an dem schwächsten Glied und zwinge alle mitzumachen, wo setze ich den Maaßstab an?

Gut, dann nehmen wir mal meine "Vorort-Idyllische-Vorstellung"
Ich würde einer Zukunft entgegen sehen, dass ich mein Kind nur noch zum Abendessen und Bettgehen sehe. Und das nicht, weil ich mir das so ausgesucht habe, sondern weil das andere Mütter für mich entscheiden, weil es Familien gibt, die ihre Kinder nicht freiwillig in die Obhut geben würden, muss meine auch.

Zurück zu den Sozialen Brennpunkten. Warum sollten die Kinder dann überhaupt bei den Eltern bleiben? Warum dann Ganztagsschulen und nicht gleich Internate? Dann wissen wir wenigstens, dass die Kinder auch ins Bett gehen, und dich nicht bis 3 Uhr nachts RTLII reinziehen.

Vergesst eines nicht. Ihr begrüsst es, eure Kinder den ganzen Tag untergebracht zu sehen, daher wäre für euch ein Zwang irrelevant.
Es muss aber die Möglichkeit geben andere Bedürfnisse zu befriedigen, ohne Zwang.

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Re: Nina, da stimme ich Dir zu

Antwort von ninas59 am 18.10.2005, 12:04 Uhr

Adaptiert ist nicht richtig. Aber ich gehe jetzt mal von den Veränderungen aus.

DAmit spreche ich G8 oder R6 an. beides finde ich kurzsichtig und gründlich misslungen, in der Art uns weise wie es augeführt wurde.

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Ich kann Dir nicht folgen....

Antwort von tinai am 18.10.2005, 12:07 Uhr

G8, R6?

Ich rede jetzt von Schulsystem und Co. und mir fällt nicht viel ein, was adaptiert worden wäre - fast nichts eigentlich, außer leichte Korrekturen an den Lehrplänen nach finnischem Vorbild.

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Re: @ Ninas wg. Zwang

Antwort von ninas59 am 18.10.2005, 12:08 Uhr

Gut, dann geh die ganze Diskussion nocheinmal durch, und ersetze das Wort Ganztagschule mit Internat.

Irgendwo ist eine Grenze zu ziehen.
Wie wäre deine Einstellung zur Pflicht einer Kadettenschule für Jungs, weil die Kids heute keine Manieren mehr haben?

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Re: Ich kann Dir nicht folgen....

Antwort von ninas59 am 18.10.2005, 12:10 Uhr

jetzt kann ich dir nicht mehr folgen.

wieso gehören G8 und R6 nicht dazu?

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Nina wir sprechechn von 8-15 Uhr oder 9-16 Uhr..

Antwort von tinai am 18.10.2005, 12:12 Uhr

..wann gehen Deine Kinder in s Bett?

Du kannst jetzt natürlich unterstellen, dass ich es "begrüße", dass meine Kinder untergebracht sind, aber das ist billig und nicht meine Motivation.

Meine Kinder hätten beide mit 1 Jahr einen Ganztagesplatz in der Kita haben können und ich habe sie trotz meiner Berufstätigkeit dorthin gegeben, sondern eine andere - viel teurere Lösung gewählt.

Ich würde es aber sehr begrüßen, wenn etlicher Schulstress aus der Familie herausgenommen wird. Eltern übernehmen inzwischen nicht wenige schulische Aufgaben, die eigentlich nicht ihre sind! Da wird dann Eltern der Auftrag gegeben, dies oder jenes mit den Kindern zu üben, die beherrschen den Stoff aber selbst oft nicht!

Ich werde nie vergessen, wie ich in der Klinik einer Mutter lauschte, die ihrem Grundschulsohn die Mondphasen erklärte. Erst wollte ich eingreifen (es war einfach hanebüchen falsch), dann hatte ich aber Skrupel, die Autorität der mutter vor dem Kind anzugreifen.

ABer jetzt schweife ich viel zu weit ab.

Übrigens ersetze "staatliche Gewalt" doch einfach durch "staatliche Fürsorge" nichts anderes ist die Schulpflicht und die Krankenkassenpflicht usw.

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Dann kläre mich auf: Was ist G8 und R6

Antwort von tinai am 18.10.2005, 12:13 Uhr

langsamt dämmerts mir: achtjähriges Gymnasium (finde ich nur konsequent und richtig) aber was ist R6?

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Re: @Nina, es ging um 1 Euro pro Woche

Antwort von ninas59 am 18.10.2005, 12:15 Uhr

Aber wegen diesem einen Euro sollen alle Kinder in die Ganztagschule gezwungen werden?

Es ist im Ermessen der betroffenen Eltern die Höhe ist subjektiv.

Doch ich gehe von mir aus, denn in eurem Modell wäre mein Kind mitbetroffen, und dagegen wehre ich mich.

Ich habe nichts gegen eine suche nach Lösungen aber gegen eine Verteidigung dieses Zwangs zur GT-Schule. Wo wäre das Problem in Sozialen Brennbereichen GT-Schulen zu setzen, und in anderen ein wenig besser verstreut.

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Re: Dann kläre mich auf: Was ist G8 und R6

Antwort von ninas59 am 18.10.2005, 12:15 Uhr

sechsjährige Realschule

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Re: @ Ninas wg. Zwang

Antwort von tinai am 18.10.2005, 12:16 Uhr

Nina jetzt wirst Du polemisch und damit sollten wir die Diskussion abbrechen. Du kannst ein Internat nicht mit Ganztagsschule vergleichen. Wie die im Detail aussieht, darüber haben wir gar nicht gesprochen.

Aber keiner denkt dabei an Schule von 7-18 Uhr, sondern eher an Schule bis ca. 15 oder 16 Uhr.

Wenn Du das anders verstanden hast, ist die Diskussion obsolet, weil aneinander vorbei geredet.

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Aber die war doch schon immer sechsjährig..

Antwort von tinai am 18.10.2005, 12:17 Uhr

..oder war das vor über 25 Jahren als ich in die weiterführende Schule wechselte mal anders?

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Re: Nina wir sprechechn von 8-15 Uhr oder 9-16 Uhr..

Antwort von ninas59 am 18.10.2005, 12:31 Uhr

ich habe den Eindruck gewonnen, dass den unfähigen Eltern die Arbeit abgenommen werden soll.
Daher meine Frage, und wie sieht es dann nachts aus.

Das hat eigentlich nichts mit den Schlafgewohnheiten meiner Tochter zu tun.

Ich finde es ja in Ordnung wenn der Schulstress abgenommen wird, du wirst die Möglichkeit ja haben, aber ich möchte den Schulstress behalten dürfen.

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Re: Aber die war doch schon immer sechsjährig..

Antwort von ninas59 am 18.10.2005, 12:31 Uhr

Nein bei uns ist es erst seit 2 Jahren.

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Re: @ Ninas wg. Zwang

Antwort von ninas59 am 18.10.2005, 12:37 Uhr

Aber ich lasse mir ungern Polemik unterstellen wenn ich unterschiedliche Schmerzgrenzen aufzeigen möchte.

Mein Schmerzgrenze befindet sich in einem früheren Stadium. Wenn deine bei einem Internat ist, würden wir uns unterhalten können. Aber da du mir Polemik unterstellst sehe ich auch keinen gemeinsamen Konsens.

ich begreife euch nicht, warum die Ganztagschule Pflicht sein muss.
Wenn ich dann auf die Schulpflicht angesprochen werden darf ich das Pendel auch in die Andere Richtung schwingen.

Sorry aber du kannst gerne die Diskussion abbrechen, aber ich würde mich gerne mit den anderen weiterdiskutieren.

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Re: Nina wir sprechechn von 8-15 Uhr oder 9-16 Uhr..

Antwort von tinai am 18.10.2005, 12:40 Uhr

Sag mal sind wir noch sachlich?

Der Schulstress soll mir nicht abgenommen werden, ich werde auch die nächsten 5 Jahre dazu keine Möglichkeit haben (weißt Du mehr als ich), ich finde eigentlich, der Schulstress sollte die Mutter-Vater-Kind-Beziehung nicht belasten.

Ich erkläre meinem Sohn auch gerne die Mondphasen - und zwar richtig.

Ich sehe aber, dass die Hausaufgaben in vielen Fällen die Familie enorm belastet - man lese nur mal hier im Schulforum.

Gruß Tina

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Re: @ Ninas wg. Zwang

Antwort von tinai am 18.10.2005, 12:45 Uhr

Also lass uns bitte nicht das Kriegsbeil ausgraben.

Dann stelle ich mal was richtig:

1. Bin ich dafür, dass Lehrer ihre Arbeitszeit in der Schule an ihrem Arbeitsplatz verbringen sollen und zwar nicht, wann es ihnen passt, sondern zu "Arbeitszeit".

2. Bin ich nicht zwingend für eine Ganztagsschulenpflicht, würde sie aber für Hauptschulen begrüßen (das sind ja die Schulen, in denen die Problematik am deutlichsten wird).

3. Fände ich es als Angebot enorm wichtig!

Nina, wir sind so weit nicht auseinander, und wenn ich eine Diskussion abbreche, dann verlange ich das doch nicht von anderen - Wir wollen hier doch keinen Kater ins Spiel bringen :-) oder war es eine Maus?

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Mich mal wieder rein häng

Antwort von Trini am 18.10.2005, 12:56 Uhr

Nur, wenn ich erlebe, WIE mein Sohn die Hausis macht, kann ich mir auch erklären, wie seine Test-Ergebnisse zustande kommen.
Braucht er Anleitung? Kann er zügig arbeiten? Schreibt er vielleicht vom Kumpel ab???
Hausaufgabenbetreuung käme bei mir einem Kontrollverlust gleich.

Vor allem sehe ich, daß es jetzt in der dritten Klasse endlich besser wird.

Die Verantwortung für das Mittagessen würde ich gerne abgeben. DIE hat mir nämlich vier ungeliebte Kilos gebracht.

Trini

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Re: @ Ninas wg. Zwang

Antwort von ninas59 am 18.10.2005, 13:02 Uhr

----1. Bin ich dafür, dass Lehrer ihre Arbeitszeit in der Schule an ihrem Arbeitsplatz verbringen sollen und zwar nicht, wann es ihnen passt, sondern zu "Arbeitszeit".----
Das vertrete ich schon seit dem erten Posting, daher liegen wird gleich.


---2. Bin ich nicht zwingend für eine Ganztagsschulenpflicht,---
darüber bin ich dir dankbar

----würde sie aber für Hauptschulen begrüßen (das sind ja die Schulen, in denen die Problematik am deutlichsten wird).---
damit wäre ich einverstanden, aber was ist mit Grundschulen?


---3. Fände ich es als Angebot enorm wichtig!--

Meine Worte.

----Nina, wir sind so weit nicht auseinander, und wenn ich eine Diskussion abbreche, dann verlange ich das doch nicht von anderen---
Ich hatte das aus dem "Wir brechen ab" so verstanden. Daher lag mir daran, das zu differnzieren.

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Re: Mich mal wieder rein häng

Antwort von ninas59 am 18.10.2005, 13:03 Uhr

Also sind wir für satte Kinder aus der Schule ;-)

Das mit den Hausaufgaben sehe ich genauso.

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Satte Kinder...

Antwort von Trini am 18.10.2005, 13:09 Uhr

die ihr Essen zu einer vernünftigen Zeit bekommen.

Da bin ich wahrscheinlich DDR-geschädigt. Ich hatte immer Schulspeisung. Entweder nach der vierten oder nach der fünften Stunde. Und das war gut so.

Trini

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