ADHS - ADS

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Geschrieben von Neuanfang2016 am 23.02.2020, 12:52 Uhr

Stiefsohn mit ADHS

Vor 1 Jahr wurde bei meinem Stiefsohn (12) ADHS diagnostiziert nachdem es in der Schule immer mehr bergab ging. Er ist ein sehr sensibler und empathische Junge, was ich sehr an ihm schätze. Seit der Diagnose erkenne ich ihn nicht mehr wieder, er ist nur noch deprimiert, zu nichts mehr zu motivieren, verliert (außer am zocken) an allem das Interesse und kapselt sich ab.

Einfachste Dinge bekommt er nicht geregelt, klospülung drücken, licht ausschalten, Türen hinter sich schließen, anklopfen bevor er rein kommt. Es tut mir in der Seele weh ihn so zu sehen.

Jegliches Verhalten wird vom Vater abgetan mit, er kann ja nichts dafür er ist halt krank. Es gibt keine Ermahnungen oder Konsequenzen bei Fehlverhaltens, vorher gab es das auch nicht. Mein Freund ist eh der Meinung seine Kinder seien absolut perfekt und er hat sehr lange die Augen vor den Problemen seines Sohnes verschlossen und das Verhalten auf die Mutter geschoben, doch inzwischen lebt er nicht mehr dort und trotzdem ist das Verhaltem noch exakt so.

Er bekommt Medikamente, die zu Beginn zumindest schulisch den gewünschten Erfolg gebracht haben, aber seit gut 6 Monaten ist wieder alles beim Alten.

Jetzt werden wir Ende des Jahres zusammen ziehen und mir macht das Bauchschmerzen. Ich hab ihn wirklich gerne, aber ich weiß nicht mehr wie ich mit ihm umgehen soll.

Habt ihr Tipps für mich? Ratschläge oder Erfahrungsberichte die mir Mut machen das dass doch alles funktionieren kann?

Ich habe selbst 2 Kinder, die aber von Anfang an gelernt haben Grenzen von anderen zu respektieren, Rücksicht zu nehmen und das Jungs nicht besser sind als Mädchen. Wie soll ich das handhaben mit einem kleinen Matcho der glaubt jungs seien die Krone der Schöpfung?

 
9 Antworten:

Re: Stiefsohn mit ADHS

Antwort von dana2228 am 23.02.2020, 14:06 Uhr

Ja, diese Kinder sind "krank" und ja, da sollte man Verständnis aufbringen.
Aber ich sehe das so: ADHS erklärt einiges, entschuldigt aber nicht alles!!

Ich habe 5 Kinder und eins mit sehr starken ADHS (und A-Typischen Autismus Pflegegrad 3). Auch er ist ein toller Junge aber für ihn müssen wir die Regeln etwas ändern. Das müssen die Geschwister auch verstehen. Für die 2 jährige gelten auch nicht die gleichen Regeln wie für die 9 jährige.
Und so kann ich meinen ADHS ler auch nur Belangen für Sachen, für die er was kann. Wie schlimm muss es sein immer Konsequenzen für Sachen zu bekommen, die ich einfach nicht kann. Konsequenzen/ Regeln müssen sowohl an das Alter als auch an die Fähigkeiten angepasst werden.
Was aber nicht heißt das ein Kind mit ADHS es nicht lernen kann, es dauert nur 10mal länger und erfordert viel Geduld und Verständis auf beiden Seiten.

In meinen Augen wirklich ein schmaler Grad. Denn gerade dieses Kinder brauchen klare Strukturen und Grenzen und eine liebevolle Erziehung.
Deinen Kindern würde ich erklären was dein Stiefsohn hat und warum er sich so verhält. Die sollten Verständnis haben, müssen deshalb trotzdem noch lange nicht alles tolerieren.

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Re: Stiefsohn mit ADHS

Antwort von Neuanfang2016 am 23.02.2020, 14:14 Uhr

Das ist eben der Knackpunkt, ALLES wird damit entschuldigt und ich bin ehrlich, ich glaube nicht das so wie es zur Zeit ist damit umgehen kann. Ich kann unsere persönlichen Grenzen nicht schützen weil immer wieder die Ausrede kommt, ja er kann es halt nicht und das wars dann. Leider kann ich den Zusammenzug nicht mehr verhindern. Hätte ich gewusst wie sich seine Krankheit entwickelt, dann hätte ich dem nie zugestimmt.

Es ist halt auch echt schwierig wenn ein Kind keinerlei Grenzen kennt. Ein halbwegs normaler Alltag ist nicht möglich. Zumal lügt er zur Zeit auch ständig, was riesen Theater verursacht.

Es muss sich alles furchtbar anhören was ich hier schreibe, dabei mag ich den Jungen doch eigentlich.

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Re: Stiefsohn mit ADHS

Antwort von dana2228 am 23.02.2020, 14:51 Uhr

Es hört sich nicht schrecklich an. Denn ich weiß nicht wie es mir gehen würde, währe mein Sohn "nur" mein Stiefsohn.
Aber ein normaler Alltag mit einem Kind mit starken ADHS ist nicht möglich! Ich/ wir kommen oft an unsere Grenzen.

Denke ihr müsst euch da zusammensetzen. Vielleicht begegnet ihr euch in der Mitte.
Das dein Mann nicht alles damit entschuldigt und einsieht das auch diese Kinder erzogen werden können und vor allem müssen (dafür braucht es starke Nerven) und du etwas mehr Verständnis hast. Ein vergessen vom Licht ausmachen, ist blöd aber Krim Drama und ja es passiert diesen Kindern einfach.

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Re: Stiefsohn mit ADHS

Antwort von ohno am 23.02.2020, 20:35 Uhr

Hört sich etwas nach Vogel-Strauss-Taktik Deines LG an. Dagegen kannst Du ja schlecht etwas machen. Aber wenn sich sein Verhalten, also das Deines Stiefsohnes, erst so negativ verändert hat, nachdem er mit Medikamenten behandelt wird, würde ich da erstmal schauen, ob er richtig eingestellt ist. Wenn das der Vater halt auch so sieht. Kann ja sein, er ist da etwas träge ;-)

Ein Alltag mit ADHS-Betroffenen, siehe auch weiter unten, kann sehr schwer sein. Du solltest Dir daher gut überlegen, ob getrennte Räumlichkeiten nicht noch besser wären. Meine Meinung, denn Du wirst die Situation vllt nicht ändern können und damit wäre Konfrontation vorprogrammiert. Mit Deinen gesunden Kindern darfst Du den Jungen auch nicht vergleichen. Da gelten andere Maßstäbe. Und bitte bedenke, dass er auch in der Pubertät wahrscheinlich nicht einfacher wird. Und schon garnicht, wenn man verschiedene Erziehungsstile lebt.

Alles Gute! ohno

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Der erste Absatz...

Antwort von Butterplätzchen am 24.02.2020, 9:44 Uhr

"Vor 1 Jahr wurde bei meinem Stiefsohn (12) ADHS diagnostiziert nachdem es in der Schule immer mehr bergab ging. Er ist ein sehr sensibler und empathische Junge, was ich sehr an ihm schätze. Seit der Diagnose erkenne ich ihn nicht mehr wieder, er ist nur noch deprimiert, zu nichts mehr zu motivieren, verliert (außer am zocken) an allem das Interesse und kapselt sich ab."

Das Problem ist der Vater. Er war vorher zu faul. ODer Harmonie-süchtig, zu erziehen und Konfrontation zu suchen. Jetzt hat er eine passende Ausrede.
Das ist gaaaanz schlecht für das Kind. Es weiß dass es nicht normal ist und leidet darunter. Wird vom Vater bei jeglichem Fehlverhalten mit der Diagnose entschuldigt.
Was lernt das Knd: Ich kann eh nichts reißen. Ich bin nicht normal. Ich kann machen was ich will und der Vater entschuldigt das.
HAT denn das Kind definitiv ADHS oder ist es das Opfer der Ignoranz des Vaters. Wie soll ein Kind gutes Verhalten lernen wenn es mahcen darf was es will.
Oft wird eine Diagnose übergestülpt. Und im Umfeld geht es genauso weiter. Nur jetzt mit der Diagnose die das Fehlverhalten des Kindes erklärt. LEIDER nicht das Fehlverhalten des Vaters unter die Lupe nimmt.
Vielleicht ist das verhalten teilweise aber auch mit Beginn der Pubertät zu begründen.

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Re: Stiefsohn mit ADHS

Antwort von paluja am 24.02.2020, 18:49 Uhr

Ich wuenschte, ich haette Zeit, dir ausfuerhlicher zu schreiben. Aber leider nur kurz:
(Ich bin Kinderpsychologin auf ADHS spezialisiert, siehe unten..)

Erstmal toll, dass Du helfen willst und Rat suchst!! Das ist klasse.
Zweitens: Erziehung mit Konsequenzen hilft bei ADHS kids nur sehr begrenzt, das das "Fehlverhalten" auf ein 'skill deficit' zurueckzufuehren ist. Die Kinder koennen sich einfach nicht schnell genug an die Erwartung und an die moegliche Konsequenz erinnern.

Daher ist die beste Intervention kurz gesagt folgende:
1. Ueberlegen, welche elterlichen oder schulischen Erwartungen am wichtigsten sind.
2. Mit dem Kind empathisch reden, um moeglichst viel darueber herauszufinden, warum die Erwartung nicht erfuellt werden kann (zum Beispiel "Hey, ich sehe, dass es fuer dich schwierig ist, das Klo zu spuelen und das Licht auszumachen. Hilf mir zu verstehen, was das Problem ist, damit wir es zusammen loesen koennen.
3. Wenn man verstanden hat, was die Schwierigkeit is, gemeinsam mit dem Kind eine pratikable Loesung finden. Dann LOBEN, wenn das Kind die vereinbarte Strategie nutzt

Kinder/Erwachsene mit ADHS erleben extrem viele "failures'. Dauernd machen sie was falsch und enttaeuschen sich und die Eltern. Irgendwann gibt man auf. Daher immer denken, wenn es ein Problem gibt:

es ist "Lack of SKILL not lack of WILL" , (fehlende Faehigkeit, nicht fehlender Wille) !!

Alles Gute, C

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Re: Stiefsohn mit ADHS

Antwort von Paperlapapap am 24.02.2020, 20:37 Uhr

Ich möchte dir gerne Mut machen. ADHS ist anstrengend aber per se eigentlich nicht schlimm und man kann gute Strategien entwickeln um damit umzugehen.
Ich empfehle dir deshalb dich viel mit dem Thema zu beschäftigen, es gibt wirklich tolle Bücher, vlt. könnt ihr auch als Paar sowas wie ein Elterntraining oder ein Seminar für gewaltfreie Kommunikation besuchen.
Ganz wichtig finde ich dass ihr das als Paar angeht. Ihr müsst da wirklich auch drüber reden, schließlich wollt ihr auch als Familie zusammenwachsen :)

Der Junge braucht viel positives Feedback und Menschen die ihn trotz allem wertschätzen und annehmen. Man kommt leider schnell in eine negative Spirale in der man zu schnell meckert oder genervt ist und damit eher das Gegenteil erreicht.
Deshalb setze am besten immer nur Miniziele wie „Klospülung drücken“, sonst redest du den ganzen Tag nur auf ihn ein was er alles tun und lassen soll.

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Re: Stiefsohn mit ADHS

Antwort von desireekk am 24.02.2020, 20:38 Uhr

Hallo,

Ich habe 2 Buben mit AD(H)S, ich kenne das alles :-)

Ein paar Gedanken von mir:

Medikamente müssen immer wieder mal neu eingestellt oder gewechselt werden, dass sollte der Vater (!) veranlassen, Wartezeiten sind i. d. R, LANG!

Wie schon geschrieben, KÖNNEN diese Kinder die einfachsten Sachen nicht repetitiv und verlässlich durchführen. Ja, auch die Klospülung drücken kann eine echte Herausforderung sein!

Das bedeutet aber nicht, dass man nicht Konsequent sein wollte, nur hat das nichts mit Bestrafen zu tun.
ADHS-ler bedürfen oft einer extremen Routine im Alltag, das hilft oft um Selbstverständlichkeiten einzuüben.

Hast Du selbst Kinder?
Wenn ja, würd eich mir das Zusammenziehen schwer überlegen.
Wenn nein, ist es "nur" eine Frage in wie weit man ADHS und die ganze Welt darum verstehen und danach leben will.

ABER: In allererster Linie ist Konsequenz beim Vater angesagt.
ER ist hier gefragt, nicht DU.
Und das bisher geschilderte scheint mir eher nach "ich gehen den Weg des geringsten Widerstandes" beim Vater, das ist nicht gut und leider sehr kurzfristig gedacht, womit er dem Bub keinen Gefallen tut...

Alles Gute

D

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Re: Stiefsohn mit ADHS

Antwort von Neuanfang2016 am 27.02.2020, 16:20 Uhr

Danke für eure Antworten, ich habe vorgeschlagen vor dem Umzug ein Elternkurs zu besuchen. Bisher war ich ja quasi außen vor. Ich möchte das alles gerne besser verstehen

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