ADHS - ADS

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Geschrieben von daide am 23.02.2020, 11:36 Uhr

Nochmal Tics, viele Fragen

Hallo zusammen,
ich habe so viele Fragen, bin total verunsichert...
Zunächst eine kurze Zusammenfassung: Unsere Tochter ist 11, ADHS-diagnostiziert seit sie 5 ist. Bis auf heftigste Wutanfälle und Konzentrationsprobleme vom Feinsten war alles vergleichsweise „harmlos“, wir gehen medikamentenfrei durchs Leben. Für die Schule und das Leben „draußen“ hat sie Strategien entwickelt, wie alles gut klappt, zuhause knallt‘s dafür halt häufiger. So weit, so anstrengend.

Nun entwickelt sie seit einigen Wochen Tics. Erst relativ harmlos, z.B. Finger verknoten, dann wurde es ein Klatschen, auf den Tisch schlagen; inzwischen sind es Zuckungen mit dem Kopf, dazu Blinzeln, Zungeschnalzen, in extremen Situationen das Rufen einzelner (kurzer, harmloser) Wörter.

Wir haben glücklicherweise für morgen einen sehr kurzfristigen Termin bei unserer Kinderpsychiaterin bekommen. Im Erstgespräch meinte sie, sie vermute stark, dass es Tics seien, da unsere Tochter oft spürt, wenn sie kommen und sie selten auch unterdrücken kann. Dennoch bin ich sehr verunsichert, habe große Angst davor, dass sich das zu Tourette ausweiten könnte. Das Kind ist sowieso schon immer ein bisschen “anders“ - ich fürchte, damit wäre sie gesellschaftlich komplett unten durch (oder kann man von 11-12-Jährigen Verständnis und Rücksicht erwarten?). Bevor der große Aufschrei kommt: Natürlich steht die (seelische) Gesundheit des Kindes, seine Gefühle und Ängste für uns im Vordergrund - aber die Dynamik innerhalb einer pubertären Mädchenklasse ist sicherlich auch nicht zu unterschätzen...

Mir würde es helfen, zu erfahren, wie Tics bei Euren Kindern aussehen, wie sie sich entwickelt haben, ob Ihr Medikamente gebt (gibt es welche?) und vor allem: wie die Kinder damit umgehen.

Ich danke Euch sehr im Voraus, gerne berichte ich auch von dem Gespräch morgen, falls es jemanden interessiert.

Lg daide

 
14 Antworten:

Re: Nochmal Tics, viele Fragen

Antwort von Zwerg1511 am 23.02.2020, 12:22 Uhr

Ich bin ein völliger Laie auf dem Gebiet, das gleich vorweg. Aber könnten die Tics eine Reaktion auf ihre Strategie im Alltag, die du genannt hast, sein? Das diese Strategien ihr im Alltag alles abverlangen und der Körper das, was sie unterdrücken muss, auf andere Weise äußert? Ist eine Idee, die mir durch den Kopf geschossen ist.

LG und alles Gute

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Re: Nochmal Tics, viele Fragen

Antwort von daide am 23.02.2020, 12:28 Uhr

Danke Dir! Ja, daran hab ich auch schon gedacht. Ist durchaus möglich. Auch hat sie seit Weihnachten so eine Therapiedecke, damit sie besser/ruhiger schlafen kann. Vielleicht kann dadurch auch nicht so viel „Energie“ raus wie eigentlich müsste? Ich bespreche das morgen mit der Ärztin...

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Re: Nochmal Tics, viele Fragen

Antwort von asclepiatina am 23.02.2020, 19:17 Uhr

Das klingt für mich nach Tourette, hat mein Neffe..
Denke der Termin morgen wird dir klarheit bringen. Aber reine ADHS hat eigentlich keine Tics.

Viel Kraft morgen..

Lg Tina

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Re: Nochmal Tics, viele Fragen

Antwort von ohno am 23.02.2020, 20:26 Uhr

Liebe daide,

meine Tochter hat ADHS und als Begleiterscheinungen (sagt man das so?) eine Tic-Störung und Dyskalkulie.

Die Tics waren eine ganze Zeit so schlimm (bei Beginn), dass ich sogar mit ihr an einem Wochenende in die Kinderklinik bin, mir hat es alles zugeschnürt, bin die Wände hochgegangen...

Die Kinderärztin hat ein normales EEG und Schlafentzugs-EEG gemacht, um eine Epilepsie auszuschließen.

Meine Tochter hatte motorische Tics, hinzu kamen dann noch leichte vokale Tics. Die motorischen Tics waren teilweise so schwer, dass sie vor Schmerzen weinen musste .

Die Kinderärztin meinte, da gibt es keine Medikamente wie bei Epilepsie, also damit leben. Wir haben es sozusagen ausgesessen, die daraus resultierenden Beschwerden mit Physio und Osteopathie behandelt. und es wurde im Laufe der Zeit sooo viel besser, nur wenn sie besonders gestresst ist und zur Ruhe kommt, ist es manchmal noch, aber nie mehr so schlimm wie am Anfang.

Deine Bedenken kann ich absolut verstehen, was die soziale Komponente in der Schule angeht. Komischerweise war es bei ihr in der Schule nie so schlimm, dass es großartig aufgefallen wäre. Ich habe aber mit der KL gesprochen, dass sie eine Gruppendynamik im Keim erstickt.

Es gibt wohl doch Medikamente lt. unserer Kinderpsychiaterin, die sind nicht direkt dafür, helfen aber wohl auch bei Tics. Bzw dagegen. Ich gehe auch von Tics auch, so wie Du schreibst, denn es ist wohl wie bei uns, es kam immer noch irgend ein anderer Tic dazu, dafür war ein anderer geringer oder weg...

Da Dein Kind ja schon 11 ist, meine war 7, kann es vllt auch mit der Vorpubertät zusammenhängen. Ich habe auch mal gelesen, dass es am Bsp meiner Tochter kommt, weggeht und in der Pubertät wieder aufkreuzen kann.

Deine Ärztin wird Dich morgen sicher aufklären, ich würde mich freuen, wenn Du berichtest .

Viele Grüße ohno

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Ohno

Antwort von asclepiatina am 24.02.2020, 8:05 Uhr

Bei meinem Neffen wurde da gleich Tourette diagnostiziert, wusste nicht das das einfach durch ADHS ne störung sein kann.mittlerweile haben die Zwillinge meines Bruders beide ADHS, beide Tourette und einer Autismus Diagnose.... Wobei ich immer denke, wenn ich die Jungs seh, “die sind normal“, ich erkenne da nix. Meine beiden haben ja ADHS und sind viel unruhiger als meinem Bruder seine Jungs....

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Re: Nochmal Tics, viele Fragen

Antwort von daide am 24.02.2020, 9:01 Uhr

Auch Dir vielen Dank - ich hoffe das Beste...

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Re: Nochmal Tics, viele Fragen

Antwort von daide am 24.02.2020, 9:16 Uhr

Liebe ohno,
ich danke Dir für die ausführliche Antwort. Das macht mir doch etwas Mut. Und gibt mir das Gefühl, nicht allein zu sein. Die Tics zu beobachten, macht mir Angst. Dieses Gefühl, fremdgesteuert zu sein und nichts dagegen tun zu können, belastet mich.

Die „normale“ Kinderärztin habe ich erst gar nicht darauf angesprochen, sondern bin gleich zur Psychiaterin gegangen. Bin ich froh, dass wir schon Bestandspatienten sind - sie nimmt aktuell niemand Neues mehr auf. Ich schätze diese Ärztin als sehr kompetent und umsichtig, insofern gehe ich jetzt mal davon aus, dass sie alle möglichen Diagnosen vorher durch Untersuchungen absichert (EEG, etc.).

Sie hatte mir beim kurzen ersten Gespräch gesagt, dass es bei Tics wohl zwei Altersstufen gibt, in denen es zu „Peaks“ kommt. Das muss einmal so mit 5, 6 Jahren sein und dann wieder mit 11. Manchmal tritt es auch mit ca. 11 das erste Mal auf. Das wäre dann bei uns so.

Ich versuche jetzt erstmal positiv zu denken (Betonung auf „versuche“) und melde mich heute im Laufe des Tags noch einmal. Danke!

Lg daide

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Re: Nochmal Tics, viele Fragen

Antwort von ohno am 24.02.2020, 11:27 Uhr

Wobei unsere Kinderärztin den Schwerpunkt in der Neuropädiatrie gesetzt hat ;-)

Habe noch vergessen zu erwähnen, dass meine Tochter mal eine Kugeldecke ausprobieren durfte. Sie fand das nicht gut und hat sie dann verweigert, und ehrlich gesagt fand ich sie auch eher unangenehm, habe später auch mal eine Nacht mit dieser Decke verbracht, damit ich wusste, wovon mein Kind spricht... Fühlt Dein Kind sich damit wohl? Meine Tochter gehört lt Ärztin zu den wenigen, die damit nichts positiv anfangen können.

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Re: Nochmal Tics, viele Fragen

Antwort von daide am 24.02.2020, 17:45 Uhr

Ja, sie liebt diese Decke. Ich auch :o) Den Durchschlaferfolg schlechthin hat das Ding zwar nicht gebracht, aber sie fühlt sich sehr wohl und geborgen darunter.

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Zurück vom Arzt und etwas schlauer :o)

Antwort von daide am 24.02.2020, 17:58 Uhr

Hallo zusammen,

nun waren wir bei der Ärztin und ich bin sowohl etwas schlauer als auch etwas beruhigter.

Also: Offensichtlich hatte unsere Tochter in der Vergangenheit (über Jahre) Tics, die ich im Leben nicht als solche eingeordnet hätte: Arm- und Beinmuskeln anspannen, Augen zusammenkneifen, auch das Fingerverknoten. Insofern passt das nun wunderbar ins Bild, dass es mit 11 (zwischen 10 und 12) Jahren nun zu einem weiteren Höhepunkt der Tics kommt. Die Ärztin sagt, sehr viele ADHS-Patienten haben als Begleiterscheinungen Tics. Bei vielen fällt es nicht auf, weil die ADHS-Symptome alles andere überlagern oder die Tics sind eben so unauffällig, dass sie gar nicht bemerkt werden.

Und ja, medizinisch sprechen wir bei unserer Tochter von Tourette, da sowohl motorische als auch phonetische Tics in Kombination auftreten. Allerdings sieht die Ärztin die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind dort landen könnte, wo man die Patienten bei der Nennung der Diagnose Tourette landläufig verortet, quasi bei Null. Sie geht vielmehr davon aus, dass die Tics im Lauf der Zeit wieder abnehmen und im Idealfall sogar verschwinden.

Als weiteres Vorgehen haben wir nun: EEG, um Epilepsie definitiv auszuschließen, auch wenn die Ärztin das sowieso für sehr unwahrscheinlich hält. Danach ggf. eine Verhaltenstherapie, um Strategien und Tricks zu erarbeiten, wie man mit den Tics umgeht. Darin besteht wohl die grundlegende Therapie. Die Ärztin meinte, mit der selbsterstellten Trigger-Punkt-Liste und dem Erspüren, Umleiten oder Unterdrücken der Tics sei unsere Tochter schon auf einem sehr guten Weg.

Von Medikamenten sehen wir momentan noch ab. Dafür ist der Leidensdruck nicht groß genug. Mal sehen, was noch so kommt.

Ach so, ich hatte noch gefragt, ob das so eine Art Stressreaktion sein kann auf die Angepasstheit in der Öffentlichkeit hinsichtlich des ADHS (und/oder der Therapiedecke). Aber das hat die Ärztin verneint.

Wie gesagt, ich danke Euch für Eure Erfahrungen und Meinungen und bin jetzt erstmal wieder ein bisschen beruhigter, weil ich mein Kind nicht zwangsläufig Unflätigkeiten schreiend durch die Gegend laufen sehe

LG daide

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Re: Zurück vom Arzt und etwas schlauer :o)

Antwort von ohno am 24.02.2020, 21:55 Uhr

Da habt Ihr ja eine echt gute Ärztin, die die unbewussten Auffälligkeiten von früher vor Augen führte...

Ich vermeide das Wort Tourette. Es ist mir zu hart und zu endgültig. Tics hört sich nicht so schlimm an.

Versuche, durchzuatmen mit dem Gedanken, dass es sicher wieder besser wird. Das komische Gefühl in der Magengegend wird vllt bleiben, wenn Du Dein Kind immer wieder mit den Tics siehst. Mir hat es geholfen, aus reinem psychischen Selbstschutz, das so gut wie möglich zu ignorieren, ich kann damit weniger umgehen wie mit der ADHS. Aber auch meiner Tochter half das, dass sie sich nicht mehr beobachtet fühlt.

VG ohno

Ps: Was für eine Therapiedecke habt Ihr denn? Bei uns war es eine Kugeldecke.

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Re: Zurück vom Arzt und etwas schlauer :o)

Antwort von daide am 25.02.2020, 12:55 Uhr

Hallo,
ja, wir versuchen auch zu ignorieren, aber manchmal rutscht mir halt auch ein strenger Blick oder ein „jetzt ist es aber gut“ raus, wenn’s mal wieder sehr laut und/oder unpassend war.

Wir haben die Decke von Gravity, die ist mit Glasperlen gefüllt; ich nehme an, das ist das gleiche Prinzip wie bei Euch.

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Re: Zurück vom Arzt und etwas schlauer :o)

Antwort von ohno am 26.02.2020, 14:00 Uhr

Hab gestern zufällig einen Stiftung Warentest-Test gesehen mit Glasperlendecken. Klackern die nicht ?

Unsere war mit zig Bällen aus Kunststoff gefüllt, wie aus einem Bällebad. Aber meine Tochter hat taktile Wahrnehmungsschwierigkeiten, das ist nichts für sie. Wobei so Glasperlen ja wahrscheinlich viel angenehmer sind. Aber eben genauso oder noch schwerer.

Viele Grüße ohno

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Re: Zurück vom Arzt und etwas schlauer :o)

Antwort von daide am 26.02.2020, 22:42 Uhr

...nein, da klackert nix Unsere Decke wiegt 6kg, das finden Große wie Kleine sehr angenehm

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