ADHS - ADS

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Geschrieben von Astrid am 17.05.2022, 9:05 Uhr

Nachteile und auch Vorteile

Hallo,

ein Bekannter von mir ist auch spätdiagnostizierter ADHSler. Man unterscheidet eher nicht zwischen ADS und ADHS, es wird für das ganze Spektrum der Begriff ADHS verwendet.

Die Frage ist ja jetzt: Wo könntest Du von einer exakten Diagnosestellung profitieren, und wo nicht?

Also: Der Abschluss einer BU kann tatsächlich schwierig werden, wenn Du das ADHS angibst. Für eine Risiko-Lebensversicherung gilt das eher nicht. ADHSler sterben ja nicht häufiger als andere. Diese Verischerung macht aber sowieso erst Sinn, wenn Du Kinder hast, denn wen willst Du sonst absichern? Damit hast Du also noch Zeit.

Du kannst die BU abschließen, ohne das ADHS zu erwähnen. Die Versicherung wird dann aber nicht einspringen, wenn Du wegen ADHS berufsunfähig bist, was leider bei ADHSlern vorkommt wegen der Begleiterscheinungen der Störung wie z. B. Depressionen, Überforderung, psychische Probleme am Arbeitsplatz usw. Du wärest dann nur gegen andere Dinge abgesichert, wie z. B. Rückenleiden, die Dich berufsunfähig machen. Das müsstest Du gut überlegen.

Im Job kann die Diagnose Vorteile haben, auch wenn Du sie beim Arbeitgeber gar nicht angibst (dazu bist Du nicht verpflichtet). Sie hat deshalb Vorteile, weil Du dann ein Medikament verschrieben bekommen kannst, das Dir beim Fokussieren hilft (z. B. Elvanse). Denn leider haben viele ADHSler tatsächlich große Probleme im Job. Ihr Kommunikationsverhalten ist für andere eher ungewöhnlich und schwierig. Ihre Leistungen schwanken oft sehr, weil Konzentration, straffes Arbeiten unter Zeitdruck und Selbstorganisation manchmal (!) nicht so gut klappen. Die meisten erwachsenen ADHSler kommen aber mithilfe eines ADHS-Medikaments im Job gut zurecht, mein Bekannter sagt sogar, dass es förmlich die Rettung sein kann.

Ich persönlich denke, dass eine Diagnosestellung sehr wichtig wäre. Zum einen lernst Du dadurch, welche Deiner früheren Probleme durch das ADHS bedingt waren, das hilft bei der Verarbeitung der Ereignisse in der Kindheit und Pubertät. Du lernst auch, welche jetzigen Verhaltensweisen problematisch sein könnten und wie Du sie besser einschätzt und in den Griff bekommst. Vor allem aber berechtigt Dich nur (!) die Diagnose dazu, dass Du ADHS-Medikamente verschrieben bekommen kannst, der normale Hausarzt oder Psychiater darf diese nicht verschreiben.

Der wichtigste Grund ist aber: ein unbegleitetes, unbehandeltes ADHS bei Erwachsenen hat ein hohes Risiko für Begleiterkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder sogar Suchtprobleme. Das ist kein Zufall und auch nicht abwegig. ADHS kann in unserer Leistungsgesellschaft zu großer Not des Betroffenen führen, wenn er keine Unterstützung bekommt und damit allein ist.

Du hast im Studium tolle Noten. Ich würde drei Dinge tun: Ich würde mir möglichst einen Job suchen, bei dem diese sachlichen Skills wichtiger sind als die Kommunikation. Und ich würde die ADHS-Diagnose erstellen lassen und mir für tagsüber im Job ein ADHS-Medikament verschreiben lassen, damit Du im Job gelassen, fokussiert und gleichbleibend leistungsfähig bist.

Das Dritte ist: Nimm teil in einem Forum für erwachsene ADHS-Betroffene. Hier kannst Du all Deine Fragen stellen, Dich austauschen, und Du bist nicht allein.
...

Es gibt hier alles: Menschen, die im Job Probleme haben, aber auch solche, die im Job sehr gut zurechtkommen und Karriere gemacht haben.

LG

 
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