ADHS - ADS

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Geschrieben von Spirit am 03.12.2020, 19:38 Uhr

Interessenfrage

weil ich es hier und auch in Facebook Gruppen schon öfter gelesen habe.
Warum habt ihr einen Pflegegrad?
Ich wusste, ehrlich gesagt nicht, dass man da Anspruch hat.
Wie seit ihr darauf gekommen? Wer hat den Impuls gegeben und welche Hilfe bekommt ihr dadurch?

 
13 Antworten:

Pflegegrad

Antwort von asclepiatina am 03.12.2020, 22:05 Uhr

Also, ich habe 2 Kinder mir ADHS, was einen zusätzlichen enormen aufwand im Vergleich zu “normalen“Kindern ist. Alleine die tägliche Hygiene zB. Selbst den Großen muss man täglich sagen und überwachen, Waschen, frische Wäsche, Zähneputzen.........
Dann die Therapien, die Aufwand und Kosten verursachen, Wege und Spritgeld, Zeit.....

Wir haben Pflegegrad 2 und bekommen dadurch Pflegegeld. Somit kann ich erstmal zuhause bleiben und mich um die Kinder kümmern statt zusätzlich Arbeiten zu müssen!

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Re: Interessenfrage

Antwort von Mucksilia am 04.12.2020, 8:32 Uhr

Ich nehme an, du hast kein ADHS-Kind - sonst würdest du nicht fragen.
Wir haben im übrigen Pflegestufe 3.

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Re: Interessenfrage

Antwort von Spirit am 04.12.2020, 9:58 Uhr

Doch, habe ich. Dennoch wusste ich das mit der Pflegestufe nicht
Woher sollte ich das auch wissen? Wer hat dich darüber informiert?

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Re: Pflegegrad

Antwort von Spirit am 04.12.2020, 10:00 Uhr

Magst du mir eine PN senden.
Es geht per se nicht um mich, eher um eine Freundin und ihr Kind.

Mein ADHS-Kind macht Gott sei Dank nur bei den Hausaufgaben Theater.

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Re: Interessenfrage

Antwort von Baerchie90 am 04.12.2020, 15:21 Uhr

Wir sind durch Facebook-Gruppen darauf aufmerksam geworden und haben einfach mal einen online-Rechner speziell für Kinder über Google gesucht und diesen ausgefüllt. Als Pflegegrad 3 dabei raus kam, haben wir bei der Krankenkasse angerufen und einen Pflegegrad beantragt.
Raus kam schließlich (gerade noch) 2.
Wir nutzen vor allem die Verhinderungspflege, um einen "Babysitter" zu bezahlen. Dieser spielt immer mit Sohnemann, wenn wir keine Zeit haben oder einfach mal ein Päuschen vertragen könnten. :-)

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Re: Interessenfrage

Antwort von dana2228 am 04.12.2020, 17:08 Uhr

naja habe zwei ADHS Kinder.
Eins ist besonders stark betroffen und Autismus kommt dazu. Haben Pflegegrad 3 und werden jetzt 4 bekommen.
Bei den anderen, leicht, naja haben wir noch nicht beantragt. Warum? Weil ich zwar schon sehe das die Konzentration schlecht ist, und das ein oder andere. Aber würde mich da einfach nicht wohlfühlen. In Vergleich zu seinen nicht betroffen Geschwistern oder Cousinen, braucht er nicht unbedingt viel mehr Pflege.Und finde nicht das ADHS unbedingt ein Fall für Pflegestufe oder Behindertenausweis ist. Kann aber!

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Re: Interessenfrage

Antwort von Dezemberbaby2012 am 05.12.2020, 13:36 Uhr

Ich habe hier im Forum davon erfahren. Im ersten Moment kam es mir unangemessen vor. Dann habe ich darüber nachgedacht und mir wurde erst richtig bewusst wie viel anstrengender und zeitintensiver die Erziehung unseres Kleinen im Vergleich zu anderen Kindern ist. Das war mir vorher nicht klar.

Unser Sohn hat recht starkes ADHS, bei uns ist es ähnlich wie Asclepiatina beschrieben hat. Er ist jetzt 7 Jahre alt und muss rund um die Uhr beaufsichtigt werden. Emotional ist es auch sehr anstrengend, oft gibt es Kämpfe, Geschrei. An außer Haus arbeiten ist für mich nicht zu denken. Und auch Homeoffice (freiberuflich selbständig) klappt nur sehr selten. Selbst nachts braucht er unsere ganze Aufmerksamkeit. Und wir geben seit er klein ist Unmengen an Geld für Fördermaterial aus.

Nur mal so ein kleiner Ausschnitt:
Bereich Motorik: z.B. große Jakoo-Hüpfmatratze, Balancierschnecke, Indoor-Balancierbalken, diverse Gleichgewichtsballspiele (abgesehen von so „normalen“ Sachen wie Roller/Fahrrad/Rollschuhe)
Bereich Geschicklichkeit: diverse Förderspiele, teils aus USA
Bereich Emotionsregulation: spezielle Fotokarten, diverse Bilderbücher, Profi-Boxsack, Kickboxtraining samt Ausrüstung
Bereich Gefahrenbewusstsein: didaktisches Bildmaterial vom Spezialverlag, GPS-Notrufuhr
Bereich Entspannung: Beruhigungsmusik, Traumreisen-Downloads, Lichtspiele, viele Massageartikel
Bereich Arbeitsverhalten: z.B. Time Timer, Lärmampel, spezieller Wackelstuhl, Fühlartikel, Chewables, Arbeitsplaner
Bereich visuelles Lernmaterial: Anschauungsmaterial vom Spezialversand wie 20er-Abaco, 100er-Abaco, Schüttelbaum, Rechenmauern, Satzbaustern, Karteikartensysteme, Rechen-, Deutsch- und Sachunterrichtspiele
Stärkenförderung: anspruchvolles Beschäftigungsmaterial, z.B. teure Lego-Expertsets, 1000er Puzzles, aufwändige Kugelbahnen, sehr sehr viele Bücher

Dazu wird ständig irgendwas zerstört (meistens unabsichtlich, manchmal absichtlich), an Spielzeug, Kleidung oder Wohnungseinrichtung, was ja auch teilweise wieder neu angeschafft werden muss. Dazu kommen so Nebensächlichkeiten wie Zahncreme/Duschgel/Seife, die fröhlich ausgedrückt werden, wenn man nicht ständig aufpasst wie ein Bewachungsroboter. Die muss man also auch viel öfter kaufen als normal. Hinzu kommen noch selbstbezahlte Therapiekurse (z.B. Marburger Konzentrationstraining) inklusive Fahrtkosten.

Wir haben einen Pflegegrad beantragt und Pflegegrad 3 bewilligt bekommen. Wir bekommen jetzt Pflegegeld und könnten zusätzlich noch Verhinderungspflege beantragen, wenn wir wollten. Und es werden Rentenbeiträge für den Pflegenden gezahlt, was ich auch wichtig finde, da ich ja wie gesagt nicht/kaum arbeite. Ich bin Vollzeit-Bespaßungsmaschine, Psychologin, Beschäftigungstherapeutin und Lehrerin für unseren Kleinen. Ziel ist, ihn so selbständig und sozial aktiv wie möglich zu machen, ihm Spaß am Leben zu vermitteln und ihn in seiner Autonomie und seinen Stärken zu fördern.

Der Pflegegrad für unseren Kleinen hilft uns etwas, ihn auch weiterhin möglichst angemessen fördern zu können. Konkret würden wir gerne Reittherapie versuchen, was wir uns sonst finanziell nicht leisten könnten.

Liebe Grüße

Dezemberbaby2012

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Re: Interessenfrage

Antwort von Spirit am 05.12.2020, 18:35 Uhr

War mir nicht bewusst, dass das Leben mit ADHS-Kindern auch so anstrengend sein kann. Unser Sohn ist einfach nur etwas unkonzentriert und hat einen ausgesprochen Sturkopf, bes. was die Hausaufgaben angeht.
Ist er denn überhaupt beschulbar? Oder machst du das auch noch zu Hause?

Fühl dich ganz lieb gedrückt

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Re: Interessenfrage

Antwort von Dezemberbaby2012 am 06.12.2020, 16:36 Uhr

Ja er ist beschulbar. Aber es ist ständig auf der Kippe, dass die Lehrer die Geduld verlieren.

Seine Klassenkameradin mit ADHS wurde nach der 4. Woche der ersten Klasse hinausmanövriert in eine Förderschule. Seitdem bin ich ständig hinterher, dass meinem Kleinen das nicht passiert. Er ist superintelligent, auf einer Förderschule würde er glaube ich eingehen. Er braucht geistige Herausforderungen, bringt mit seinem detaillierten Wissen z.B. in Sachkunde viel in die Klasse ein. Aber: er rennt im Unterricht in der Klasse herum, stört durch Reden, auf dem Stuhl rumrutschen und manchmal Sachen rumwerfen, fängt bei Arbeitsaufträgen nicht rechtzeitig an zu arbeiten und wird bei Konflikten schnell wütend und setzt körperliche Gewalt ein. Ganz viel hängt davon ab, wie man in solchen Situationen mit ihm umgeht. Eine geduldige, umsichtige Lehrerin ist da Gold wert. Eigentlich hängt fast alles an der Lehrerin. Also versuche ich seit mehr als einem Jahr den Eiertanz, die Lehrerin und Rektorin in ADHS „fortzubilden“ ohne sie vor den Kopf zu stossen und ihre Kompetenz anzuzweifeln.

Das Lernen ist auch ein anderes. Wie die meisten ADHS-Kinder ist er ein visueller Lerntyp. Darauf ist der normale Unterricht nicht ausgerichtet. Die Flut an schreibbetonten Hausaufgaben, auch in Mathe, überfordert ihn. Also bringe ich ihm zu Hause „privat“ den Stoff noch einmal mit geeigneten visuellen und taktilen (also zum anfassen) Medien näher. Kostet Zeit und Geld. Aber damit hat er eine Chance, im Schulstoff mitzukommen und seinen Fähigkeiten entsprechend beschult zu werden. Fachlich ist er einer der besten der Klasse. Er will Erfinder werden, Ingenieur oder ähnliches. Und das passt zu ihm. Dafür muss er aber leider lernen, sich im bestehenden Schulsystem zurechtzufinden.

Mit Medikinet war es zwischendurch in der Schule und bei den Hausaufgaben deutlich besser, aber das verträgt er jetzt nicht mehr. Er ist ein super Kerl, neugierig, fürsorglich, schlau, liebevoll, hilfsbereit. Nur das ADHS hindert ihn sehr oft daran, so zu sein wie er eigentlich ist. Ich habe ihn aber unendlich lieb, mit und ohne ADHS.

Liebe Grüße

Dezemberbaby

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Re: Interessenfrage

Antwort von Badefrosch am 06.12.2020, 17:09 Uhr

Vergleiche ein normales durchschnittliches Kind mit einem ADHSler, Pubertät mal ausgeschlossen.

Man hat mit einem ADHSler einen immensen Mehraufwand.

Ich lege meinen 13jährigen immer noch die Kleidung raus die anziehen soll, bleibe daneben stehen, weil er sich sonst nicht anziehen würde, ebenso muss ich beim Zähneputzen daneben, kontrollieren dass er die Zahnspange einsetzt. Ein normal entwickeltes Kind würde das mit motzen nach Erinnerung einfach machen.

Ich sitze dabei bei den Hausaufgaben, sonst hätte er nach 3 Stunden nicht eine einzige Aufgabe gemacht.

Ich bringe ihn 2 bis 3 x pro Woche zu Therapien und hole ihn ab.

Und noch so vies mehr, das nennt man Mehraufwand.

Da er auch diverse andere Diagnosen hat, hat er sogar einen Schwerbehindertenausweis.

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Re: Interessenfrage

Antwort von Spirit am 06.12.2020, 18:44 Uhr

Das mit dem erfinden kenne ich auch von meinem Kind. Er hat oft die fantastischsten Ideen und ist nur am Bauen, er möchte auch Erfinder werden.
Sein ADHS ist aber lange nicht so ausgeprägt wie bei deinem Sohn. Er stört den Unterricht nicht, ist nur unkonzentriert und manchmal langsamer als andere Kinder, aber kommt gut mit.
Auch zu Hause macht er kaum Probleme. Wir haben einen guten Weg gefunden.


Ich wünsche alles, alles Gute und man spürt wie sehr du dein Kind liebst und dass du alles für ihn tust. Er kann sich wirklich glücklich schätzen.

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Re: Interessenfrage

Antwort von Spirit am 06.12.2020, 18:46 Uhr

Mein Kind hat auch ADHS, aber ist allen Bereiche selbständig. Er ist "nur" unkonzentriert und hat bei manchen Dingen nicht so viel Ausdauer.
Von daher kann ich da jetzt keinen Vergleich ziehen, aber dennoch hat er die Diagnose nach Test und Fragebögen erhalten.
Nach allem was ich hier lese, frage ich mich ob das wohl dann eine Fehldiagnose war?

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Re: Interessenfrage

Antwort von asclepiatina am 08.12.2020, 8:42 Uhr

Kann das alles bestätigen. Wir wohnen noch dazu in einem Bergdorf. Egal was für Therapien, ich muss immer mindestens 20km fahren. Was auch ins Spritgeld geht. Es wird viel kaputt gemacht. Auch der Kampf in der Schule bleiben zu dürfen kenne ich zu gut. Hier im Dorf gibts eine Familienklasse, hier gehen alle 19Kinder zur Schule von 1-4 mit einem Lehrer. Wenn er von der Schule fliegt muss er ins Tal, das würde er alleine nicht bewerkstelligen, da er keine Gefahren sieht. DH ich müsste ihn immer begleiten.
Ich liebe meine beiden Kinder, und ja sie haben beide ADHS, auf sehr unterschiedliche Art und weise. Aber das, daneben stehen beim Anziehen und Waschen sind nur Kleinigkeiten. Wenn man nicht aufpasst hat das Kind die ganze Woche die gleiche Unterhose an zB. In der Schule stört mein Sohn auch ständig, was die anderen Kinder natürlich nervt. Das Ergebnis.. er wird zum Außenseiter wenn man nicht aufpasst!. Es ist aber nicht nur körperlich sondern auch emotional extrem anstrengend. Ich sitze oft da und könnte einfach heulen, weil ich hilflos bin, ihnen nicht immer helfen kann. Meine beiden sind auch an der Hochbegabten Grenze, also Köpfchen haben sie, was es noch schwieriger macht. Denn vor allem die Große leidet sehr unter ihrer Impulsivität. Wollte sich mit gerade 10 aus dem Fenster stürzen weil sie so unglücklich ist. Habe meinen Job auch kündigen müssen. Es war einfach nicht mehr zu händeln. Und Homeoffice geht bei mir nicht. Ich bin Floristin und was soll man da zuhause arbeiten?
Es gibt ganz klar auch sehr unterschiedliche Formen von ADHS/ADS manche brauchen kaum extra Betreuung andere sehr viel!

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