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Geschrieben von daide am 22.10.2019, 19:05 Uhr

Erfahrungen Grundschule OHNE Medikamente?

Hallo nochmal,

sie hatte schon immer 1, 2 gute Freundinnen, aber eben oft auch 5x so viele Kinder, die sie aus verschiedenen Gründen doof fanden. Sie fand und findet die Anzahl ihrer Freundinnen ok, ich würde ihr gerne 2, 3 mehr wünschen. Denn wenn es mit den wenigen mal kriselt, gibt es kaum Ausweichmöglichkeiten. Aber sie macht einen Mannschaftssport, da tun sich auch erste Kontakte auf, und für einen Kindergeburtstag mit 8 - 10 (nicht ganz so eng befreundeten) Gästen reicht es auch. Insofern sind wir zufrieden.

Ja, ihr geht es mit der Entscheidung gut. Auch sie hatte (und hat) diese Phasen, in denen sie einfach nur sein wollte "wie alle anderen", "am liebsten gar nicht mehr da" gewesen wäre und die ganze Lage ziemlich verzweifelt war. Das war der Punkt, an dem ich mir richtig Sorgen gemacht habe und den Termin bei der Kinderpsychiaterin ausgemacht habe. Da war sie 5 Jahre alt. Abgesehen davon hat sie sich so fest aufs Nagelbett von Daumen und Zeigefinger gedrückt, dass die Nägel dort monatelang deformiert waren und auch so nachgewachsen sind. Sie meinte, sie braucht das, um sich zu spüren und ggf. Frust abzulassen, damit sie in schwierigen Situationen nicht platzt. Ich hatte furchtbare Angst, dass das nur der Anfang ist und sie sich irgendwann ritzt o.ä.

Auch hier hatte die Therapeutin gute Ideen. Zunächst gab es einen Schlüsselanhänger mit dem damaligen Lieblingstier, einem Einhorn. Da konnte sie das Horn so lange knubbeln und kneifen und drücken wie sie wollte - sie konnte dem inneren Druck nachgeben, ohne dass es ihr auch nur im Geringsten weh tat. Letztes Jahr kam ein Spiralring aus Metall dazu. Der kann unauffällig wie ein normaler Ring getragen werden. Wenn es nun im Unterricht zu Situationen kommt, die für sie schwer auszuhalten sind, in denen sie am liebsten laut losschreien würde - dann drückt sie ihre Finger zusammen und spürt einen gewissen Schmerz (den sie selbst durch die Stärke des Zusammendrückens regulieren kann), auf den sie sich dann konzentrieren kann. Damit rückt das, was sie vorher so aufgeregt hat, in den Hintergrund. Das funktioniert hervorragend.

Wir waren bisher 2 Mal kurz davor, nach einem Medikament zu fragen. Einfach, weil wir das Gefühl hatten, dass es nicht mehr geht. Wir konnten nicht mehr, sie konnte nicht mehr. Und dann, fast über Nacht, hat sie sich wieder berappelt und es lief geradezu vorbildlich. Unsere Tochter möchte inzwischen von sich aus kein Medikament, weil sie Angst hat, sie könnte nicht mehr "sie selbst" sein, weil es vielleicht nicht richtig dosiert ist. Dass sie wie abgeschaltet sein könnte. Oder dennoch unruhig, trotz Medikament. Ich denke, wir versuchen es weiter ohne.

Selbstverständlich kommt nach jeder noch so guten Phase irgendwann der nächste Durchhänger, aber man lernt zunehmend, damit umzugehen. Und nicht mehr alles persönlich zu nehmen. Natürlich leide ich nach wie vor mit meinem Kind in einer schwierigen Phase. Ich sehe, wie sie sich selbst im Weg steht und kann nichts dagegen tun. Sie lässt sich dann einfach nicht helfen. Wir wissen inzwischen alle, dass sie da durch muss - und es anschließend meistens extrem viel besser läuft. Das hilft, ein kleines bisschen zumindest...

 
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