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Warum haben wir das bloß gemacht?

Thema: Warum haben wir das bloß gemacht?

Als ich vor ein paar Jahren, als ich selbst noch keine Kinder hatte, von dem Phänomen "regretting motherhood" gehört habe, hab ich das gar nicht ernst genommen. Auch als ich mein erstes Kind bekam, hätte ich mir nie träumen lassen, dass ich auch mal mit dem Mutterdasein hadere. Nun habe ich innerhalb von zwei Jahren zwei Kinder bekommen und frage mich, warum um alles in der Welt ich das gemacht habe und warum wir nicht besser verhütet haben. Ehrlich gesagt hätte ich nie damit gerechnet, dass ich so etwas mal schreibe. Mein Estgeborener war bis vor kurzem relativ unkompliziert, aber meine 12 Wochen alte Tochter macht mich fertig. Sie schreit ohne Ende. Ich traue mich langsam gar nicht mehr mit ihr aus dem Haus. Aber auch im Haus gucken mich jetzt die Nachbarn schon immer so komisch auf der Treppe an, als würde ich das mit den Kindern nicht auf die Reihe bekommen. Die Wahrheit: Ich bekomme es auch nicht auf die Reihe! Durch die Schreierei ist mein Sohn auch schon ganz durch und wird immer anstrengender. Ehrlich: Ich kann meine Kleine nicht genießen, ich kann meine Mutterrolle nicht genießen. Alles ist anstrengend und schwierig. Soll das jetzt mein Leben sein? Die Nächte wach sein mit einem schreienden Baby, kaum noch aus der Wohnung komnmen. Immer öfter streite ich mit meinem Mann, weil ich so fetig und unglücklich bin. Mal wieder eine Freundin auf einen Aperol Spritz treffen und traschten? Das wäre mein größtes Glück! Ich habe das Gefühl, ich bin lebendig begraben worden. Ich bereue, ein zweites Kind in so kurzer Zeit bekommen zu haben. Ich habe das Gefühl, dass ich gar nicht mehr ich bin, ich bin nur noch eine schlecht gelaunte Maschine ohne Eigenleben. Ich habe das Gefühl, als hätte ich mein Leben verloren. Ich bekomme zwar auch Unterstützung durch meinen Mann und meine Eltern, aber jedes Mal, wenn ich mal kurz ohne Kinder bin und dann zurück in mein Leben muss, würde ich am liebsten davor wegrennen. Bitte sagt mir: Was mache ich falsch? Wird es irgendwann besser? Werde ich mich mehr daran gewöhnen? Werde ich irgendwann mal wieder ein Buch lesen, auf ein Konzert gehen, mit meinem Mann in Ruhe reden können? Geht es vielleicht irgendwem hier so wie mir?

Mitglied inaktiv - 12.07.2019, 14:13


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Natürlich wirst du das alles wieder erleben! Vermutlich geht das sogar viel schneller, als du jetzt denkst. Diese super anstrengende Zeit wird dir irgendwann rückblickend sicher ganz kurz vorkommen. Ist sie auch, wenn man bedenkt, dass die noch kommende Lebenszeit mit deinen beiden Kindern, bis sie eines Tages erwachsen sind und mal selbst Kinder haben, noch sehr, sehr lange sein wird. Steck den Kopf nicht in den Sand, erlaub dir deine Frustration und schlechte Laune, das wird alles eines Tages ganz von allein vergehen. Ich singe meinem kleinen manchmal mit freundlicher Stimme vor, was ich alles manchmal am liebsten mit ihm machen würde (vierteilen, aus dem Fenster werfen...) oder stosse einen kräftigen, kurzen Schrei aus, wenn er mich nicht hört. Ich glaube dass es mir sehr gut gelingt, meine Aggressionen zuzulassen, ihn aber nichts davon spüren zu lassen. Es ist okay wie du dich fühlst und obwohl ich dich nicht kenne, sagt mir die Art, wie du hier deinen inneren Konflikt beschreibst, dass du eine verantwortungsvolle Mutter sein dürftest. Nur Mut! Ps: meiner ist 4 Monate alt und wir verhüten nicht... jetzt denk ich aber doch noch mal darüber nach :) warum ihr das gemacht habt, kann ich dir nicht beantworten, aber wir riskieren es, weil ein weiterer Säugling auch später noch anstrengend sein wird und ein Einzelkind fände ich furchtbar!

von Bernau am 13.07.2019, 00:39


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Du bist "überarbeitet" und ja, das ist völlig okay, wenn man sich auch mal überfordert fühlt. Natürlich kann ich dir jetzt erzählen, es wird besser, aber woher sollte ich das sicher wissen. Mein Zweiter war ein Traumbaby und die ersten zwei Jahre verliefen recht stressfrei. Jetzt wird er bald drei, der Große ist vier und es läuft stellenweise einfach nur katastrophal. Versuch Dir die fehlenden Freiräume zu schaffen. Ich weiß, das sagt sich leicht, aber gerade mit der Kleinen kannst du noch neue Routinen schaffen. Dann bringt sie eben Papa ins Bett und wenn der Große im Bett ist und schläft, dann muss dir der Papa einfach mal zwei Stunden den Rücken freihalten. Dann machst du keinen Haushalt, dann setzt Du Dich hin und liest. Das kannst du auch, während die Kleine gestillt wird machen. Und falls sie Flasche bekommt, erst recht, die kann Papa schließlich genauso geben. Vielleicht können Deine Eltern oder die Schwiegereltern was abnehmen, zB den Wocheneinkauf oder mal den Großen einen Nachmittag bespaßen. Wenn Du Dich überfordert fühlst ist das Wichtigste, dass du lernst sich zu trauen um Hilfe zu bitten. Auch Mütter können Burnout bekommen...

von basis am 13.07.2019, 16:03


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Es ist völlig normal, mit zwei Kindern öfters überfordert zu sein. Das geht auch Eltern mit wesentlich größeren Abstand so. Meine älteren Kinder sind 18 Monate auseinander, damals gingen die Kinder frühestens mit drei in den Kindergarten, dazu arbeitete mein Mann nach wenigen Monaten 400 km entfernt. Ich war oft am Ende. Am besten geholfen hat mir, beim Sport die Stresshormone herauszuschwitzen. Ich ging morgens in einen großen Sportverein mit Kinderbetreuung, und für einen tollen Abendkurs habe ich mir einen Babysitter gegönnt. Außerdem war ich mit den Kindern wirklich jeden Tag draußen, bei jedem Wetter. Spielplatz, am Fluss spazieren gehen, mit der Straßenbahn in die Stadt oder mit Freunden aus dem ersten Geburtsvorbereitungskurs treffen. So waren die Kinder ausgelastet und ich sah nicht nur das Chaos in den eigenen vier Wänden. Am schönsten war immer, wenn beide Kinder unterwegs im Geschwisterwagen gleichzeitig eingeschlafen waren und ich die Ruhe auf einer Parkbank oder im Café genießen konnte. Schaffe dir unbedingt zwischendrin einige Freiräume, damit du wieder Kraft schöpfen kannst. Wie schon gesagt, ich finde richtig auspowern gut, das hat mir auch noch geholfen, als die Kinder viel größer waren. Glaub mir, es wird besser! Spätestens, wenn die Kinder ausgezogen sind....

von Tai am 13.07.2019, 21:48


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Vielen Dank für Euer offenes Ohr, Euer Verständnis und Eure Aufmunterung! Schön, wenn man ehrlich sein darf und sich nicht verstellen muss. Liebe Grüße, Otilie

Mitglied inaktiv - 16.07.2019, 12:43


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Also erste wünsche ich dir viel Kraft weiterhin und möchte dir sagen du bist nicht allein. Es gibt viele Mütter denen es so geht mit ihren Mäusen, nur wenige sprechen darüber, weil alle meine man hat jetzt ein Baby und alles muss tutti sein. Nein ist es aber nicht. Dann möchte ich dir sagen was mir immer geholfen hat, meine mittlere hat auch nur geschrien. Niemand konnte sie beruhigen ausser ich. Ich ging auf Zahnfleisch und der werte Papa nervte gleich mit, weil er angesäuert war, weil die Maus auch bei ihm schrie und unsere erste war das absolute AnfängerBaby. So nun werde dir wirklich bewusst und halte es dir immer wieder vor Augen, deine kleine Maus macht dies NICHT weil sie verwöhnt ist oder weil sie euch ärgern will. Ein Baby in diesem Alter, hat null , null solche Absichten. Dann würde ich dir empfehlen einen Osteopathen für Kinder/Säuglinge aufzusuchen und drüber schauen lassen, ob sich Blockaden eingeschlichen haben oder ein Nerv eingeklemmt ist. Dies war nämlich bei unserer Maus so. Sie war komplett schief und alles tat ihr einfach nur weh, jede Haltung und Bewegung. Leider haben wir dies erst mit 12 Monaten bemerkt und schon nach der ersten Behandlung war sie das ruhigste und liebste Kind. Sie schrie so gut wie gar nicht mehr. Liebte das Auto fahren und schlief dabei sogar ein, davon waren wir Welten entfernt, vor der Behandlung. Ruf bei eurer KK an und fragt wie viel Kosten sie im Jahr für solche Behandlungen beim Osteopathen übernehmen. Wir sind bei der IKK Classic und bei uns waren es 150€ im Jahr, 5 Behandlungen haben wir gebraucht, die zwischen 30-35€ lagen. wünsche euch alles gute

von Maskottchen am 16.07.2019, 18:14


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Hallo Otilie, Ich schleich mich Mal aus einem anderen Forum hier her um dir etwas Mut zu machen. Denn auch ich hatte Mal 2 unter 2. Inzwischen sind meine Söhne bald 5 und 6 Jahre alt. Sie sind 13 Monate auseinander. Ich musste ab dem 6. Monat in der 2. Schwangerschaft nur noch liegen, hatte verfrüht Wehen, der Muttermund war ab der 30.ssw offen und ich musste eine cerclage haben... Zu der Zeit fing der große gerade an mobil zu werden... Es war der Horror für mich. Als der kleine dann da war, war der große der tollste Bruder auf der Welt. Doch von mir hatte er immernoch nichts, denn der Kleine brüllte ohne Punkt durch solang er nicht auf meinem Arm war (auch Tragetuch, pucken etc half nicht). Ich war so fertig. Der große fing zu alldem an mich ständig zu beißen, wie soll man auch mit einem Jahr mangelnde Aufmerksamkeit und Eifersucht kommunizieren... Mit 5 Monaten hörte der kleine plötzlich auf mit dem Geschrei und war auf einmal das glücklichste, ausgeglichenste Baby der Welt. Endlich hatte ich auch Zeit alles verlorene mit dem großen Sohn nachzuholen. Es dauerte dennoch eine ganze Weile bis der große den vorigen "Verlust" der Mutter (mir) nicht mehr an dem kleinen Bruder ausließ. Er schubste ihn ständig und haute, ich konnte beide nie aus den Augen lassen. Ich war im ersten Lebensjahr des 2. Kindes oft am Zweifeln wie es weiter gehen soll. Beide Kinder waren geplant, ich selber bin mit vergleichbarem Altersabstand zu meinen Geschwistern aufgewachsen (der älteste 15 Monate älter, die jüngste nicht ganz 2 Jahre jünger) und hatte dies immer so genossen. Und nun zerplatzte meine Traumvorstellung. Die Wende kam mit der Mobilität. Beide Kinder liefen sehr früh. Als der kleine mit 8 Monaten also begann zu stehen, tapsig erste Schritte machend neben seinem Bruder am Tisch spielen wollte, da plötzlich wurde dem großen klar, hey der kleine ist wohl doch ganz cool. Auf einmal waren sie ein Herz und eine Seele. Natürlich gibt es auch hier die klassischen Streitereien unter Geschwistern, aber tatsächlich sind sie seitdem wirklich genau die Kinder die ich mir erträumt hatte. Vor zwei Jahren hat sich noch ein drittes Kind zu unserer Familie gesellt und nun ist Nr. 4 in Planung. Das alles hätte ich im ersten Lebensjahr des Kleinen nie für möglich gehalten. Dass ich diesen Großfamilien Wunsch, den ich vor dem ersten Kind immer hatte, jemals wieder haben würde. Dass ich überhaupt das Gefühl wieder finde, keine grauenvolle Versager Mutter zu sein. Und heute sage ich, so schwer es war, ich würde es immer wieder ganz genau so machen. Ich hoffe meine Geschichte konnte dir etwas Hoffnung geben. Es wird besser. Und hab kein schlechtes Gewissen wenn du dich schlecht fühlst, dir wünscht du hättest dieses zweite Kind niemals bekommen oder so... Es mag einem schlimm vorkommen diese Gedanken zu haben, aber sie sind normal. Und jeder der deine Situation selber durchmacht kann sie verstehen. Lg und ganz viel Kraft wünscht Wunschi mit L. (5), H. (4) und R. (2)

Mitglied inaktiv - 19.07.2019, 21:48


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Ich hatte grade Tränen in den Augen als ich deinen Text gelesen habe. Sooo schön.

von Schatzi am 21.07.2019, 19:17