1. Schuljahr - Elternforum

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Geschrieben von krummenau am 14.09.2012, 8:16 Uhr

Reliunterricht und Kindeswohl...

Da geht einem ja die Hutschnur hoch...
Kinder dürfen per richterlichem Beschluß keine Außenseiter sein?
Müssen in Reli gehen, nur weil alle dorthin gehen? Leben wir denn noch im Mittelalter???
Ich bin konfessionslos im urkatholischen Paderborn aufgewachsen, da mein Vater wegen einer neuen Arbeit dorthin zog (ich mitten in der ersten Klasse, 6 Jahre) und mußte in den katholischen Reliunterricht gehen, da es keine andere Betreuung für solche Aliens wie mich gab. Hab mich sogar mit 7 Jahren evangelisch taufen lassen, damit ich wenigstens irgendwie dazugehöre. Im katholischen Reliunterricht habe ich mal eine Hostie mitgegessen, da alle das taten, ich kein Außenseiter sein wollte und ich diese Dnger vom Backen als Eßoblate kannte. Sie schmeckte mir weder, noch machte sie mich satt. Dann hat ein Kind dem Pastor gesteckt, ich sei nicht katholisch, das wußte der zuvor gar nicht. Mein Alienstatus war mir ja nicht auf die Stirn geschrieben. Den Aufstand, den er gemacht hat, habe ich nach knapp 40 Jahren heute noch in den Ohren und spätestens seit diesem Zwischenfall damals ein reichlich gestörtes Verhältnis zur Kirche. Von wegen Kindeswohl, wenn man ein Kind einfach mit in Reli stopft, weil nun mal alle dahin gehen. Dann müßten die dort auch die Toleranz leben, die sie immer predigen.
Nun wohne ich im urkatholischen Westerwald, der der Eifel in Fragen der Religion wohl nicht viel nachsteht. Ich habe selber Kinder, 7 1/2 und 10 Jahre, die ungetauft sind und mit Reli nichts anfangen können. Die gehen seit jeher in Ethik, das hier immerhin zustandekommt, da es noch einige Muslime gibt, die werden dann mit konfessionslos zusammengewürfelt. Muslime haben aus Sicht der Katholiken immerhin den großen Vorteil, daß auch sie gläubig sind, wenn auch falsch. Wir glauben aber an gar nichts. Muss ich als gute Mutter im Sinne der Richter meine Kinder animieren, an etwas zu glauben, an das ich selber nicht glaube, damit sie nicht zum Außenseiter werden? Wenn aus einem der zahlreichen Anlässe mal wieder ein Kirchenbesuch anstand, waren meine beiden oft die Einzigen, die nicht hingegangen sind. Sie wollten nicht. Im Kindergarten hat man sie hinter meinem Rücken einfach mit in die Kirche genommen und dann verbreitet, die böse Mutter erlaubt das naicht, aber die Kinder wollen ja. Da hatten die Kindergärtnerinnen das Wohl meiner armen Kinder genauso im Auge wie die Richter, die Du da zitierst.
Meine Jungs halten mir jetzt noch nach Jahren vor, daß sie im Kiga immer wieder in die Kirche mußten. Also: wir sind anders als der "urtypische Westerwälder", wir leben ganz offen anders und wir haben selbst hier Freunde gefunden, die uns so anders akzeptieren, wie wir sind. Ich stärke meinne Kindern den Rücken, auch mal Außenseiter zu sein, erkläre ihnen, daß es eine bunte Vielfalt an Lebensmöglichkeiten gibt. Daß ich niemandem meinen Nichtglauben aufzwinge, niemanden daran hindere, zu beten und in die Kirche zu gehen. Daß ich aber auch erwarte, mir meinen Weg zu lassen.
Mit dem Kindeswohl zu begründen, ein Kind mit konfesionslosem Hintergrund in Reli zu stecken, weil dort alle hingehen, finde ich unmöglich. Erschreckend, wie weltfremd manche Richter sein können.
Daß die Eltern geschieden sind und sich in solchen banalen Fragen (Reli ja oder nein) nicht einigen können (wie dann erst in wirklich wichtigen Fragen, das Kind betreffend) würde mir bezüglich des Kindeswohls mehr zu denken geben...
LG von Silke

 
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