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Geschrieben von Mimi&Sohn am 02.01.2006, 15:46 Uhr

Probleme mit 7-Jährigem

Hallo, ich habe im Moment große Probleme mit meinem 7-jährigen Sohn. Er ist im September zur Schule gekommen. Seitdem er dorthin geht, ist ihm jeden Morgen übel und er sieht wirklich elend aus. Im Moment sind Ferien und er hat überhaupt nichts. Er fragt nur ständig, ob wir irgendwohin müssen, weil er Angst hat, ihm passiert etwas. Er bleibt auch nicht eine Minute im Auto sitzen (seine 4-jährige Schwester ist mit dabei) und er schreit alles zusammen. Sogar wenn ich die Fenster auflasse und ich direkt vor einem Schaufenster stehe und er mich sieht. Auch geht er zu keinem seiner Freunde mehr hin. Alle sollen nur zu uns kommen. Ich habe da ja nichts gegen, aber die Freunde wollen auch mal bei sich zu Hause spielen. Oder? Er hat aus diesem Grund schon einige Freunde verloren. Wenn bei uns jemand anruft und mit ihm spielen möchte, soll ich immer mit und auch dort bleiben. Das hatte ich alles schon mal, als er 3 Jahre alt war. Im Moment weiss ich überhaupt nicht weiter und mir ist das schon ziemlich peinlich, die Mütter seiner Freunde und seine Freunde vor den Kopf zu stoßen. Was soll ich nur machen? Mit ihm zum Kinderpsychologen gehen?
Viele liebe Grüße
mimi&Sohn

 
6 Antworten:

Re: Unsicherer 7-jähriger (Achtung, laaaange Antwort ;-))

Antwort von Bonnie am 02.01.2006, 16:36 Uhr

Hallo Mimi,

zum Kinderpsychologen würde ich eigentlich nicht mit ihm gehen. Auch wenn es ein guter ist, vermittelt das Ganze dem Kind noch mehr das Gefühl, dass etwas mit ihm nicht stimmt und seine Eltern mit ihm momentan nicht zufrieden sind. Das Kind fühlt: Ich bin nicht so, wie ich sein sollte. Meine Eltern mögen mich nicht so, wie ich bin, sondern wollen mich anders. Diesen Schritt zum Kinderpsychologen würde ich daher nur bei anhaltendem, sehr auffälligem Verhalten tun (und das liegt bei Deinem Sohn nicht vor, finde ich persönlich). Der Schuleintritt ist für viele Kinder ein sehr großer Schritt und eine Riesenleistung - nicht alle schaffen diesen Start harmonisch und ohne Probleme. Unsere Tochter zum Beispiel ist auch ein Schulneuling. Sie ist sehr schüchtern und schafft es nur sehr schwer, neue Kontakte zu knüpfen, das war schon immer so. Trotzdem kriegt sie es früher oder später doch hin, über ihren Schatten zu springen.

Wir finden es immer wichtig, unserer Tochter zu zeigen, dass wir sie ganz genau so lieben, wie sie ist. Trotz Schüchternheit hat sie daher ein gutes Selbstbewusstsein und leidet auch nicht unter diesem Wesensmerkmal. Ich würde daher an Eurer Stelle nicht versuchen, Deinen Sohn zu überzeugen, er müsse anders, mutiger, selbständiger etc. sein. Ich würde sein momentanes Bedürfnis nach Nähe und Sicherheit akzeptieren, nicht in Frage stellen, es nicht mit ihm diskutieren - sondern es einfach befriedigen. Dann wird das Ganze sicher nur eine Phase sein, die auch wieder vorübergeht. Offenbar knapst er momentan noch sehr an der Schule und braucht deshalb besonders viel Nähe von Euch, die würde ich ihm ruhig geben. Wenn sein Bedürfnis nach Sicherheit erfüllt wird, kann er auf dieser sicheren, verlässlichen Basis auch irgendwann wieder wagen, seinen Radius zu vergrößern und sich auch wieder zu anderen Kindern zu wagen. Was er bestimmt auch machen wird. Schließlich merkt er selbst, dass Freundschaften darunter leiden, so dass er das Zuhause-Bleiben sicher nicht zum Spaß macht.

Gebt ihm das Gefühl, dass Ihr ihn wunderbar und gut findet, genau wie er ist. Lobt ihn jedes Mal, wenn er im Alltag Selbstständigkeit zeigt (z.B. kleine Aufgabe im Haushalt übernimmt, mit Geschwisterchen spielt etc.), auch das gibt Selbstwertgefühl.

Wenn Ihr gemeinsam am Tisch sitzt, fragt ihn doch mal nebenbei, wie er sich den Alltag wünscht und was ihm momentan bei der Angst vor der Schule helfen würde. Vielleicht wundert Ihr Euch, was für gute Lösungsvorschläge er macht. Zeigt ihm so, dass Ihr seine Gefühle ernst nehmt und versteht. Tut sie nicht ab, redet sie nicht weg, versucht nicht, ihn davon zu überzeugen, dass sie unnötig sind. Gefühle sind immer echt und authentisch, und haben immer ihre Berechtigung.

Wenn er selbst keine Vorschläge machen mag, helft ihm dabei: Frage ihn zum Beispiel, ob er gern möchte, dass Du ihn bis vor die Klassentür begleitest (ist nix Ungewöhnliches!) und dass Du hinterher schon an der Schultür wartest, wenn er kommt. Stelle ihm morgens vor der Schule schöne Dinge in Aussicht, die Ihr nach der Schule machen werdet (Lieblingsessen gemeinsam kochen, draußen mit beiden Kindern toben, Regenpfützen-Spaziergang machen, zusammen spielen, Lieblingsbuch vorlesen etc.) - also jeden Tag eine kleine Belohnung, auf die er sich in der Schule schon freuen kann.

Ich glaube, wenn Du und Dein Partner Eurem Sohn jetzt vertraut, seine Gefühle wichtig findet und sichtlich ernst nehmt, sein Bedürfnis nach Sicherheit erfüllt und mit ihm gemeinsam Lösungen sucht, wird er Euch das nie vergessen und ihm wirklich einen guten Start ins Leben ermöglichen. Jede Hürde ist ja eine große Chance, auch schon für kleine Menschen. Ihr könnt hier Weichen stellen für sein zukünftiges Leben.

Liebe Grüße,

Bonnie

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ein sehr schöner treffender Beitrag von Bonnie!!!! (o.T.)

Antwort von AndreaL am 02.01.2006, 18:53 Uhr

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Wie Recht Du hast !!!

Antwort von pauline04 am 02.01.2006, 19:43 Uhr

Hallo Bonnie,
wie treffend Du das beschrieben hast. Mit unserem Sohn war es genau so wie Mimi&Sohn es erlebt..

Mein Gott ich war so blöd. Ich hab an ihm rumgemäkelt und gezweifelt - von wegen "da muss er durch" (Angst vorm Schulweg, vor Klassenkameraden, nicht alleine bleiben, nicht mehr im Auto bleiben, Angst uns zu verlieren, Angst vor allem). Ich hab ihn permanent mit anderen verglichen und war ungeduldig... Die Lehrerin hatte mir das gleiche geraten: "Begleiten sie ihn doch noch eine Weile - die Kinder sind einfach unterschiedlich". Das hab ich dann auch getan. Und er musste/sollte nie mehr alleine daheim bleiben (waren eh nur fünf Minuten) wenn er nicht wollte. Ich hab ihn auch nicht mehr darum gebeten, sondern es so genommen, wie es war. Nicht im Auto sitzen bleiben? Einfach nicht mehr fragen sondern selbstverständlich sagen: komm mit.... Und siehe da, jetzt ist er 8 und alles ist anders.
(Jetzt wartet er liebend gerne und ist eher "bequem")

Alles hat eben seine Zeit und ein Kind (und speziell meiner) macht viele Dinge erst, wenns für ihn in Ordnung ist. Musste ich auch lernen und ärgere mich, das ich letztes Jahr so ungeduldig war. Seufz. Jetzt nehm' ich ihn, wie er ist...Das steht ihm zu.

Pauline

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Kenn ich!!

Antwort von Maulwurm am 02.01.2006, 20:36 Uhr

hallo,
was du schreibst ist genau das, was wir hier auch durchmachen müssen. Meine Tochter geht zwar eigentlich gerne zur Schule, hat dort auch schon viele Kontakte geknüpft und ist eigentlich auch ein selbstbewußtes Mädchen, aber wehe, sie muß uns im Moment aus den Augen lassen. Da kann ich auch direkt neben dem offenen Autofenster stehen, sie rastet total aus. Morgens bringe ich sie zur Schule, und ich muß mich dann sofort verabschieden und gehen, sonst flippt sie aus. Heult, hält sich an mir fest, läuft mir hinterher. Wenn ich sofort, aber wirklich sofort gehe, macht sie das nicht. Auch wenn ich sie mal zu Freundinnen bringe, heult sie, schreit wenn ich gehen will, aber ich bin noch nicht die Tür raus, da ist alles wieder gut. Sie wollte so viel machen, Ballett, vielleicht ein Musikinstrument lernen, eventuell in den Schwimmverein gehen. All das will sie nun nicht mehr, weil ich da ja nicht dabeibin. Wir hatten diese Phase ähnlich schonmal, da hat es aber irgendwann auch wieder aufgehört. Jetzt hat es vor einiger Zeit wieder angefangen, und wird immer schlimmer. Habe letzte Woche mit der Kinderärztin darüber gesprochen, sie ist aber der Meinung, wenn es sich nicht bessert in der nächsten Zeit, sollte ich vielleicht doch mal einen Kinderpsychologen aufsuchen.
Ich stimme aber meinen Vorrednerinnen hier soweit auch zu. Ich warte erstmal ab und geb ihr die Zeit, allerdings sehe ich es manchmal auch nicht ein, und lass sie halt schreien. Sie hört ja dann sofort wieder auf, sobald ich aus dem Augenwinkel verschwunden bin.

Ach so, wir waren Anfang letzten Jahres in Kur, da hat sie das auch gemacht, da haben die Erzieher zu mir gemeint, ich soll mich von meiner Tochter nicht so unter Druck setzen lassen, und das sie es mit Absicht einsetzt. Naja, weiß nicht....

Auf jeden Fall ist es schön zu hören, daß man nicht alleine da steht, und das andere die gleichen Probleme haben bzw. hatten und es auch wieder besser geworden ist.

Einen schönen Abend noch

Lg Maulwurm

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Re: Probleme mit 7-Jährigem

Antwort von LU am 02.01.2006, 23:21 Uhr

Hallo,
auch bei meiner Tochter hat sich die Schule sehr bemerkbar gemacht. Sie ist reizbar, weint schnell und hat häufig Bauchschmerzen, will nicht weg von mir und genau wissen, was ich mache, wer sie abholt... und jetzt in den Ferien ist sie wie ausgewechselt.
Die Schule ist anstrengend, das kann man nicht wegdiskutieren. Ich möchte mich zum Einen Bonnie anschließen, zum Anderen noch ein paar Ideen: hast du schon mal mit der Lehrerin/ dem Lehrer gesprochen? Vielleicht ist da eine Möglichkeit Ängste anzugehen etc. Meine Tochter hatte Ähnliches schon beim Start im Kindergarten. Damals haben ihr Bachblüten geholfen (was gegen die Trennungsangst und etwas zur Stärkung des Selbstbewußtseins - was genau weiß ich nicht mehr - ich hatte ein gutes Buch aus der Bücherei...)
Ein kleiner Hoffnungsschimmer ist auch, dass nach den Weihnachtsferien oft vieles anders aussieht (Lehrererfahrungswert...). Falls du dich aber unsicher fühlst oder das Gefühl hast einen Rat zu brauchen kannst du ja mal mit deinem Kinderarzt sprechen (wenn der gut ist).Die Meinung von einem Außenstehenden, der dein Kind aber kennt kann dich sicher auch beruhigen.
Genießt die Ferien noch und viele Grüße Lu

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Re: Probleme mit 7-Jährigem

Antwort von Mimi&Sohn am 03.01.2006, 9:38 Uhr

Hallo alle zusammen, Eure Beiträge waren mir eine sehr, sehr grosse Hilfe. Ich habe jetzt erkannt, dass ich meinen Sohn so nehmen muss, wie er ist, auch wenn es für mich manchmal ziemlich schwierig ist. Zur Schule bringe ich ihn schon immer und ich bin auch die letzte Mutter, die geht und die erste Mutter, die ihn wieder abholt. Aber ansonsten werde ich ihn nicht zwingen, irgendwohin zu gehen. Dann sollen eben alle Freunde zu uns kommen und wer nicht mag, der bleibt eben zu Hause. Mein Sohn ist auch eine Persönlichkeit, die man so akzeptieren muss, wie er ist und man muss nicht an ihm herumbiegen.
Ihr habt mir wirklich die Augen geöffnet und ich bin Euch sehr dankbar dafür.
Wenn ich meinen Sohn so annehme wie er ist, stärke ich ihn wahrscheinlich mehr.
Er ist ja auch im Fußballverein und dort geht er allein hin. Ich verabschiede ihn in der Halle, sobald er umgezogen ist und dann ist auch gut. Dort hat er Vertrauen gefasst.
Also nochmal vielen herzlichen Dank!
Mimi&Sohn

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