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Geschrieben von raingod am 13.03.2008, 19:08 Uhr

Perfektionistisches Rumpelstilzchen

Hallo,

mein Sohn ist heute komplett hysterisch geworden, da er bei einer Lernzielkontrolle von der höchst möglichen zu erreichenden 33 Punkten "nur" 32 hatte. Er hat Rotz und Wasser geweint und sich selbst verflucht. Er hat nämlich nicht etwa einen Fehler gemacht, sondern eine Rechnung einfach übersehen und ausgelassen. Ich konnte ihm nicht vermitteln, dass auch 32 von 33 Punkten ein durchaus passables Ergebnis ist. Als er sich etwas beruhigt hat, gab er dann mir die Schuld, denn ich hätte ihm schließlich eine Brille besorgen müsen, denn ganz offensichtlich würde er ja schlecht sehen...
Mir tut das so leid für ihn, denn ich finde, dass er doch darauf stolz sein kann und nun beruhigt in die Osterferien gehen könnte. Anstattdessen macht er sich verrückt und ist unentspannt.
Hat jemand von Euch auch ein solches Exemplar zu Hause??? Wie geht Ihr damit um?
Er ist absoluter Perfektionist und extrem kopflastig. Seine Erzieherinnen im Kiga meinten, wir sollten ihn auf Hochbegabung testen lassen, wir wollten ihn damit aber nicht zusätzlich stressen (er stresst sich ohnehin selbst genug). Abgesehen davon denke ich, er hat ganz klar in manchen Bereichen überdurchschnittliche Fähigkeiten (hat sich selbst lesen beigebracht, hat ein photographisches Gedächtnis), in anderen wiederum aber eben überhaupt nicht (tut sich schwer mit Bastel- und Malarbeiten). Wie kann ich ihm helfen, dass er lockerer wird??? Er ist sehr wißbegierig und nachdenklich und macht sich immer um alles einen Kopf und tiefschürfende Gedanken.
Hat jemand Erfahrungen mit so zu sich selbst strengen Perfektionisten?

Bin gespannt...

Liebe Grüße Judith.

 
15 Antworten:

Re: Perfektionistisches Rumpelstilzchen

Antwort von 3wildehühner am 13.03.2008, 19:21 Uhr

hier!
meine mittlere ist genauso!!! genau die gleiche situation hatten wir auch mal! ich habe ihr (mal wieder) lang und breit erklärt, dass sie ja nun mal in die schule geht, um was zu lernen, dass jeder mal fehler macht oder etwas übersieht und dass das kein beinbruch ist. wirklich helfen tut das nicht-sie war schon immer so!
sie hat sich übrigens auch das llesen und schreiben selber beigebracht und hat auch ein photographische gedächnis-allerdings keine motorikprobleme.
sie ist bei fast allem im vergleich zu ihren altersgenossen hier voraus, was auch schon im kiga war. sie hat fast noch nie etwas nicht richtig gemacht-deshalb fällt ihr das-gepaart mit ihrem furchbaren ehrgeiz- natürlich sehr schwer, zu akzeptieren, dass sie auch fehler macht-aber da wird sich dran gewöhnen (müssen).
einen richtigen rat habe ich nicht für dich.
sie ist auch nicht getestet und so lange keine notwendigkeit besteht, werde ich das nicht tun, weil ich durch 2 hb fälle in meiner familie weiß, was für ein druck dann auf dem kind lasten kann.
lg
ute

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Re: Perfektionistisches Rumpelstilzchen

Antwort von SilvanaR am 13.03.2008, 19:33 Uhr

hier, meine große Tochter ist genauso - wurde mir von ihrer Lehrerin & Geigenlehrerin auch bestätigt.
Kein Wunder, dass ihre ersten Worte noch lange vor dem mama "nicht richtig" waren

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mich stoert dieser Satz ein wenig: Ich konnte ihm nicht vermitteln, dass auch 32 von 33 Punkten ein durchaus passables Ergebnis ist

Antwort von Si+Jo+Jo+Fr am 13.03.2008, 19:55 Uhr

32 von 33 Punkten sind nicht ein GANZ PASSABEL, sondern eine grossartige Leistung! Da mach ich Luftspruenge und mein Kind auch *GG*

LG

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Re: mich stoert dieser Satz ein wenig: Ich konnte ihm nicht vermitteln, dass auch 32 von 33 Punkten ein durchaus passables Ergebnis ist

Antwort von Raingod am 13.03.2008, 19:59 Uhr

Das war doch ironisch gemeint, also die Formulierung "durchaus passabel", selbstredend ist das nicht nur durchaus passabel, sondern großartig, logisch...

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Re: Kinder spiegeln die unausgesprochenen Erwartungen ihrer Eltern... (Achtung, länger)

Antwort von Hexhex am 13.03.2008, 20:23 Uhr

Hallo Judith,

eine Zeitlang war meine Tochter ähnlich. Ich habe gemerkt, dass das etwas mit uns Eltern zu tun hat, und habe wirklich einige Dinge verstanden und geändert. Weißt Du, natürlich meinst Du es gut mit Deinem Sohn und findest, dass sein Weinen unnötig und übertrieben ist. Trotzdem sollte Dir sein zu hoher Anspruch an sich selbst zu denken geben: Kinder erfüllen nicht ihre eigenen Erwartungen, sondern diejenigen der Eltern!

Und oft sind dies unausgesprochene Erwartungen. Denn sicher sagst Du Deinem Sohn nicht, dass er nur die volle Punktzahl haben darf. Und sicher schimpfst Du nie über einen Punkt weniger im Test. Offenbar - und das zeigt seine Reaktion - vermittelt Du und Dein Partner ihm aber dennoch, wie sehr wichtig Euch Leistung ist. Kinder, denen ihre eigene Leistung nie gut genug ist, glauben, dass ihre Eltern sie nur für ihr Können lieben - und nicht dafür, dass sie einfach da sind. Sind sie dann mal nicht unter den Besten, sind sie regelrecht verzweifelt, weil sie (unbewusst) glauben, ihre Eltern zu enttäuschen. Da hilft dann auch keine Beschwichtigung der Eltern - die wird einfach nicht geglaubt und nicht wirklich wahrgenommen.

Wichtig ist daher, dass Ihr ihm langfristig vermittelt, dass Ihr ihn um seiner selbst Willen liebt. Achtet mal darauf, ob Ihr ihn wirklich viel lobt für Dinge, die NICHTS mit Können zu tun haben. Lobt ihn bewusst mehr, wenn er sich fair verhält, wenn er an arme Menschen denkt und ihnen helfen möchte, wenn er Streit schlichtet, wenn er gut von einem andern Kind spricht, wenn er ein anderes Kind verteidigt, wenn er mal im Haushalt hilft etc. Und reagiert betont gleichmütiger auf Noten.

Nur so wird er Euch mit der Zeit glauben, dass Ihr wirklich IHN liebt, egal, was er macht und leistet. Man muss hier als Eltern wirklich mal in sich gehen und auch seine eigenen Erwartungen an sich selbst überdenken. Und sich ruhig auch mal erinnern, wie denn so die eigenen Eltern damals waren. An sich zu arbeiten, lohnt sich. Denn dass ein Kind sich um seiner selbst Willen geliebt fühlt, ist ungeheuer wichtig. Alles andere erzeugt Unglücklichsein, und im späteren Leben Unzufriedenheit (man ist sich selbst nie genug, und auch andere können einem nie genügen) und Depressionen (weil man sich seit der Kindheit nie genug geliebt fühlt). Also - ändert bewusst den Kurs - damit Euer Kleiner eine glückliche Schulzeit und Kindheit hat, ne?

Grüßle,

Hexe

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Re: Kinder spiegeln die unausgesprochenen Erwartungen ihrer Eltern... (Achtung, länger)

Antwort von 3wildehühner am 13.03.2008, 20:58 Uhr

hallo hexhex!

du hast sicher recht, ein wenig KANN das eine rolle spielen.
ob das bei raingold ist, kann ich nicht sagen, aber beim lesen hatte ich nicht den eindruck, dass sie überzogene erwartungen hat, und das mit dem passabel habe ich ironisch aufgefasst.

ich habe hier z.b. drei kinder, davon 2 schulkinder und die große ist überhaupt nicht so-klar hat sie auch gerne alles richtig, aber für sie sind auch fehler kein weltuntergang.
ich versuche meinen kinder täglich zu vermitteln, dass jeder mensch andere begabungen hat und nicht jeder alles können kann.
ich weise z.b. darauf hin, dass ein mädchen, von dem meine tochter sagt, dass sie nicht gut in der schule ist, hervorragend turnen und sich bewegen kann.

dennoch ist meine mittlere tochter auch so überehrgeizig.
ich denke, das steckt bei ihr in den genen. sie war schon als baby so!
lg
ute

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Re: Kinder spiegeln die unausgesprochenen Erwartungen ihrer Eltern... (Achtung, länger)

Antwort von paulita am 13.03.2008, 22:48 Uhr

whoa, mach mal halblang! ich finde deine einschätzung 1) ziemlich übergriffig. du kannst so weitreichende aussagen doch nicht aus der einen mail heraus machen und 2) arg pauschal und keulenartig. du redest da von depressionen usw. ich würde mal die kirche im dorf lassen!

selbstverständlich erfüllen kinder auch ihre eigenen erwartungen. wenn es nur um die eltern ginge, dann wären wir ja als solche geradezu gottgleich allmächtig. sind das deine phantasien? ;-) ich meine jedenfalls, auch kinder sind eigenständige wesen mit eigenen ansprüchen, persönlichkeiten, wünschen, ängsten usw. da müssen wir uns als eltern durchaus auch mal zurücknehmen und sagen "ich bin nicht für alles verantwortlich".

im übrigen bin ich sehr leistungsorientiert erzogen worden, komme aus einem hochgezüchteten bildungsbürgerlichen haus usw. und hatte nie solche "aussetzer" wegen einem punkt zu wenig oder dergleichen. ehrlich gesagt, war und bin ich immer recht entspannt in bezug auf noten usw.

bei solchen reaktionen spielen viele faktoren eine rolle. sicher die eltern auch, aber eben auch - nicht nur.

@raingod:
ich würde so weiter machen: immer wieder spürbar klar machen, dass das nicht schlimm ist usw. es kann durchaus sein, dass sich das von alleine legt. oder?

lg
paula

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Re: Kinder spiegeln die unausgesprochenen Erwartungen ihrer Eltern... (Achtung, länger)

Antwort von Graupapagei3 am 14.03.2008, 7:31 Uhr

Hallo Hexe,

ich finde auch, dass Du etwas viel in die Sache hineininterpretierst, was so vielleicht gar nicht zutrifft.

Ich habe 4 Kinder und die reagieren auf Fehler höchst unterschiedlich und sie differenzieren sehr stark, warum sie den Fehler gemacht haben.

Wenn die Großen eine Aufgabe vergessen würden, dann würden sie sich auch schwarz ärgern (allerdings nicht ausrasten), während 1 Fehler beim Diktat bei Mark relativ hohe Zufriedenheit darüber auslösen würde, dass es nicht mehr sind.

Mein Töchterlein ist auch sehr ehrgeizig und bricht bei einer 2 schon mal in Tränen aus.Nicht weil wir die 1 erwarten, sondern weil sie einen bestimmten Anspruch an sich hat und sich ärgert, wenn sie Fehler macht, die nicht sein müssten.


@raingod

Ich würde versuchen, dass er lernt mit Fehlern und Schwächen umzugehen. Er muss sehen, dass jeder mal einen Fehler macht und das nicht schlimm ist. Ich denke, dass Instrumentalunterricht dafür ein sehr geeignetes Mittel ist. Dabei passieren halt Fehler, man muss üben und sich anstrengen - alles Dinge, die einem sehr intelligenten Kind in der Schule oft nicht vermittelt werden.

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Re: Perfektionistisches Rumpelstilzchen

Antwort von Nina mit Jan am 14.03.2008, 8:30 Uhr

Also wir haben hier ein ähnliches "Exemplar". Jan ist 7 und in der 1. Klasse und letztens musste ich ihn nach 2 1/2 Stunden "zwingen", mit den Hausaufgaben aufzuhören, nachdem er 2 DINa-Seiten Rechenaufgaben noch nicht fertig hatte. Er war der festen Überzeugung, er muss alles haben und die waren wirklich extrem schwer. Habe am nächsten Tag mit der Lehrerin geredet, die das selber sagte und mit den Kids nochmal redete, dass sie nach 30 Minuten schluss machen sollten, egal wie weit sie sind. Ansonsten hat Jan da nämlich keine Probleme. Aber er neigt absolut dazu, sich total zu überfordern. Er will nicht zugeben, wenn er was in der Schule nicht verstanden hat, da er sich dann schämt. Das hat er mich selber erst letztens gesagt. Er wollte ja auch nicht zu Schule gehen, da er nicht lesen und schreiben kann ... Dass er das doch dort erst lernt, mussten wir ihm echt erst erklären. Er ist recht schnell im leben, schreiben und rechnen. Wenn mein Tageskind aber doch mal schneller ist als er, setzt ihn das echt unter Druck und ich muss ihn ermuntern, ganz in Ruhe seine Aufgaben zu Ende zu bringen. Er wird dann extrem zappelig und unruhig. Seine Tests sind in der Schule - laut Lehrerin - bisher auch gut gelaufen. Aber ich weiss nicht, wie das wird, wenn er dann irgendwann die ersten Noten mit nach Hause bringt. Die Lehrerin sagte schon nach kurzer Zeit, dass Jan selber extrem hohe Ansprüche an sich hat. Und wir dafür sorgen müssen, diese Last von ihm zu nehmen. Nur das ist manchmal leichter gesagt als getan. Kann Dich also absolut verstehen.
Ach ja, laut Kindergarten und auch jetzt Lehrer ist Jan auch in der Entwicklung wesentlich weiter als seine Klassenkameraden. Wir haben ja erste und zweite Klasse zusammen und Jan macht oft den Unterrichtsstoff und die Hausaufgaben der zweiten Klasse mit. Die Lehrerin sagte mir diese Woche erst, dass sie sich jetzt schon Gedanken macht, wie sie Jan in der zweiten Klasse beschäftigen soll, damit er sich da dann nicht langweilt. Wir sollen ihn auch testen lassen ...

LG Nina

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Re: @paulita: Kinder haben sich die Noten aber nicht ausgedacht...

Antwort von Hexhex am 14.03.2008, 10:40 Uhr

Hallo Paula,

ich glaube nicht, dass Kinder in Bezug auf NOTEN (woanders natürlich schon) ihre EIGENEN Erwartungen erfüllen wollen. Denn wenn wir Eltern ihnen nicht vermittelt hätten, wie toll eine 1 und wie schlecht eine 6 in unseren Augen sind, würden Noten Kinder einen feuchten Kericht interessieren. Sie würden lieber draußen toben und sich Laubhütten bauen, statt auf Punktejagd zu gehen. Ehrgeiz bei den Noten ist eine Erfindung der Eltern, Kinder hätten sich das nie ausgedacht - sie würden nicht mal im Traum auf die Idee kommen, so etwas zu erfinden.

Wenn ein Kind also über eine 2 weint, hat es damit schon voll das elterliche Erwartungsschema übernommen, ohne dies kritisch reflektieren zu können, denn dafür ist es zu klein. Was die Eltern am besten finden (eine 1), findet natürlich auch das Kind am besten. Das ist beliebig übertragbar: Wenn wir Eltern es favorisieren würden, dass nur grün gekleidete Kinder tolle Kinder sind, würden unsere Kleinen sich grün kleiden. Und wären traurig, wenn in ihrem Schrank nur pinkfarbene Sachen wären. Sie würden weinen, weil sie wissen, pink gefällt uns nicht ganz so gut wie grün.

Fazit: Natürlich gibt es sicher auch von Natur aus Kinder mit mehr oder mit weniger Ehrgeiz. Also Kinder, die dem elterlichen Druck mehr nachgeben, und Kinder, die sich davon nicht so beeindrucken lassen. Wenn ein Kind aber über einen Punkt weniger in einem Test verzweifelt ist, liegt es sehr wohl an UNS, unsere Erwartungen an die Kinder zu überdenken.

Grüßle,

Hexe

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unsinn!

Antwort von paulita am 14.03.2008, 10:46 Uhr

natürlich denken sich kinder keine "noten" aus. aber das miteinander vergleichen, wer kennt das von den kindern nicht? schneller, höher, weiter, stärker, älter usw. das fängt doch wesentlich vor der schule an...

"ehrgeiz" ist, denke ich, eine durchaus angeborene neigung und entsprechend der erziehung (von allen! seiten, absolut nicht nur der eltern) mehr oder minder stark. das kann sich in noten ergießen, muss aber nicht. manche kinder sind ja auch total ehrgeizig im sport - bei total unsportlichen eltern, andere beim basteln. usw. ich halte deine einstellung - kinder würde laubhütten bauen - für ziemlichen unsinn und eine typische eltern(mutter)-phantasie. klar machen viele kinder das total gerne! aber das heißt doch noch lange nicht, dass sie nicht auch sehr gerne lernen oder in die schule gehen oder ehrgeizig sind. als ob ehrgeiz und lernen-wollen widernatürlich wären. blanker unsinn!

ich habe doch auch gesagt, dass die eltern in diesem fall mit dem kind gemeinsam einen weg finden sollten, die verzweiflung des kindes zu vermeiden. aber ob das alles NUR an den eltern liegt, das bezweifle ich eben. nach wie vor.

lg
paula

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nachtrag

Antwort von paulita am 14.03.2008, 10:49 Uhr

ach ja, und wenn alle kinder exakt so wären, wie die eltern sich das wünschen ("grün tragen"), dann wäre das ja schlimm! es würde sich nie was ändern, wenn kinder exakt das machten, was die eltern erwarten. ich will ja gar nicht kleinreden, dass eltern ne menge einfluss haben. aber es ist in meinen augen (und meinen erfahrungen als tochter und mutter nach) ziemlich falsch, das so überzubewerten. wir sind, ich sage es nochmal, doch nicht gottgleiche, allmächtige, immer anwesende manipulatoren unserer kinder!
lg
paula

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Danke!

Antwort von Raingod am 14.03.2008, 11:10 Uhr

Klasse, dass so viele Antworten und Anregungen kamen. Und schön zu erfahren, dass es noch ähnlich strukturierte Kinder gibt. Ich bin in mich gegangen und habe über den Hinweis auf den Zusammenhang zwischen unseren Ansprüchen an ihn und seinem Perfektionismus nachgedacht. Ich habe nochmal Revue passieren lassen, wie das gestern abgelaufen ist. Er hat mir die Lernzielkontrolle ausgehändigt und ich habe mich wahnsinnig gefreut, als ich 32 von 33 Punkten gelesen habe. Natürlich habe ich mich auch lobend geäußert. Erst auf den 2.Blick habe ich gesehen, dass er keinen Fehler gemacht, sondern nur etwas übersehen hat. Und da muss ich zugeben, dass ich gedacht habe: das ist aber schade. Und ich konnte seinen Ärger gut nachvollziehen, vermutlich wäre es nicht ganz schlimm für ihn gewesen, wenn er sich tatsächlich verrechnet hätte. Er hat bislang eben noch nie einen Fehler beim Rechnen/Schreiben gehabt und daran war er und ich dann wohl auch, gewohnt.
Grundsätzlich versuchen wir aber gerade dieses Kopflastige etwas auszubremsen, eine Kinderpsychologin aus unserem Bekanntenkreis meinte, es sei wichtig, dass er ganz einfach nur spielt, sich eben mit kindgemäßen Dingen beschäftigt, er würde ja schon sprechen wie ein Erwachsener. Wir stellen also seine intellektuellen Fähigkeiten bewußt nicht in den Mittelpunkt. Dennoch holt er sich die Zeitung oder den Brockhaus, vertieft sich darin und vergißr dabei alles um sich herum, ich gebe ihm als Ausgleich Comics zu lesen *g*...
Zudem denke ich, dass er natürlich bisher viel Anerkennung für seine geistigen Leistungen bekommt, er hatte im Kindergarten durch sein enormes Wissen und dadurch, dass er schon lesen konnte, auch eine Art Sonderstellung.
Den Vorschlag mit Instrumentlernen finde ich sehr gut: er geht seit mehreren Jahren in die Musikschule, aber auch da ist er der Beste und die Lehrerin zeigt ihm immer ein Extralied, das er lernen soll. Aber es stimmt, wenn man ein Intsrument lernt, verspielt man sich ja zwangsläufig immer wieder, ein guter Gedanke also.
Ich werde auf jeden Fall versuchen, seine geistigen Leistungen eher in den Hintergrund zu stellen und ihn eher für andere Dinge zu loben, auch diesen Tipp finde ich sinnvoll.
Denn natürlich haben wir ihn gelobt, wenn er wieder mal so einen "Geistesblitz" hatte, ich gebe auch zu, dass ich manchmal tief beeindruckt war/bin und das dann natürlich auch nicht immer so verbergen kann. Als er plötzlich lesen konnte, ohne dass ich mit ihm jemals irgendwas in der Art erklärt hätte, bin ich fast aus den Latschen gekippt. Er hat das heimlich geübt und ist erst damit rausgerückt, als er relativ flüssig lesen konnte.
Was ich nie gemacht habe, war irgendwas mit ihm zu üben oder ihm da noch zusätzliches geistiges Futter zu geben. Das einzige, was er in der Richtung hatte, war ein Leap Pad, daher konnte er auch die Buchstaben.
Ich lasse ihn immer "nur" die Hausaufgaben machen, die Mütter seiner Freunde üben immer noch zusätzlich oder schaffen irgendwelche Übungsmaterialien an.

Ich sehe ein Grundproblem in seinem sehr schwach ausgeprägten Selbstbewußtsein, aber daran arbeiten wir.
Grunbdsätzlich denke ich, man kann das nicht so pauschalisieren, dass er so ist, weil wir eine gewisse Anspruchshaltung an ihn haben. Sicherlich kann das ein Faktor von vielen sein und da kann auch vieles unbewußt ablaufen. Aber sicher spielt da nicht nur die Sozialisation, sondern eben auch die Veranlagung, der Grundcharakter, eine große Rolle. Meine Tochter ist komplett anders, die steht über solchen Dingen, die nimmt sich, so wie sie ist und steckt auch Kritik ganz locker ein.
So sind wir alle eben ganz verschieden...

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Ein solches Kind ...

Antwort von Graupapagei3 am 14.03.2008, 11:59 Uhr

... braucht natürlich beim Instrumentalunterricht unbedingt Einzelunterricht. Dann ist es auch nicht das Beste, weil es gibt ja genug Schüler, die länger Unterricht haben und besser sind, denn der Lehrer kann auf das individuelle Tempo eingehen und wirklich fordern.

Und das Selbstbewußtsein wird auch gestärkt, wenn das Kind sein erstes Vorspiel meistert.

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Re: nachtrag

Antwort von Eleanamami am 14.03.2008, 12:06 Uhr

Ich denke auch, dass Kinder immer die ausgesprochenen oder gefühlten/gedachten Erwartungen der Eltern/ Lehrer erfüllen wollen. Sie wollen mit uns IMMER kooperieren und manchmal tun sie es eben so, wie oben beschrieben oder sie tun es spiegelverkehrt.
Hexhex hat Recht, Kinder brauchen und wollen von Natur aus keine Bewertung ihrer Lernleistung und damit ihrer Person. Sie wollen es erst dann, wenn WIR ihnen schon das Gefühl gegeben haben, wir lieben sie nur für das "was und wie" sie etwas tun.....beginnend im Kleinkindalter ( Toll gerutscht, schön gemalt usw.)Wenn Kinder anfangen sich über solche Bewertungen zu definieren, geht das mit den Punkten oder Noten weiter. Und wenn sich das arg zuspitzt in der Familie oder Lerngruppe, kann so ein verlorener Punkt schon eine persönliche Niederlage sein!!!!! Und dann ist es nicht wichtig, was Eltern erklären oder meinen, sondern was im Umgang mit dem Kind beim Kind angekommen ist!!!!!



LG

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