1. Schuljahr - Elternforum

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Geschrieben von +emfut+ am 26.09.2010, 14:17 Uhr

ich sehe es wie Henni

Ich kenne Religionsunterricht durchaus so, daß man sich kritisch mit dem Glauben auseinandersetzen soll/darf. Es zählten die Argumente. Und wenn dann ein "Kann nicht sein, weil...." dabei rauskam, war es auch eine gute Note, solange die Argumentation schlüssig war. Ähnlich übrigens wie bei uns damals "Politik" - das hatten wir im Westen auch, aber man mußte halt nicht alles toll finden. Man mußte seine schlechte Meinung nur gut begründen.

Das war übrigens ein katholisches Nonnen-Mädchengymnasium - aber, und das macht meiner Erfahrung nach durchaus einen Unterschied - in Hamburg.

Obwohl ich katholisch bin, komme ich mit den bayerischen Gepflogenheiten nicht wirklich zurecht. Ich sehe da deutlich zu viel Verquickung für meinen Geschmack. Dabei ist es bei uns - in einem Multikulti-Stadtteil Münchens - noch gar nicht sooo stark. Immerhin gibt es an Temis Schule sowohl für Ethik als auch für evangelische Religion genügend Kinder, so daß da nicht zwei Ethik-Exotenkinder irgendwie verräumt werden müssen, während die andere Religion haben. Wenn ein Gottesdienst stattfindet, werden die Kinder, deren Eltern keine Teilnahme wünschen, in der Schule betreut (oder dürfen früher nach Hause gehen, wenn den Eltern das lieber ist).

Aber: Warum muß überhaupt ein Gottesdienst während der Unterrichtszeit stattfinden? Und warum muß man überhaupt Religion als Schulfach anbieten?

Ich persönlich hätte keine Probleme damit, wenn es in der Schule ein - für alle verpflichtendes - Schulfach "vergleichende Religionslehre und Ethik" gäbe, in dem man über unterschiedliche Religionen spricht und auch darüber, welche ethischen und moralischen Grundlagen diese Religionen vermitteln - und wie man auch ohne Religion eine ethische Grundlage für sich selber finden kann. Ich bin schon der Ansicht, daß es keinem Kind schadet, wenn es die Hintergründe des Weihnachtsfestes kennt - und finde es auch wichtig, daß man die heidnischen Ursprünge der Wintersonnenwende und des Christbaums mit einbezieht. Allerdings gehört auf dem gleichen Level auch unterrichtet, wo das Zuckerfest herkommt und was hinter dem Pessach-Fest steht. Und das für alle. Kinder können sehr wohl lernen, daß das für manche Leute real ist und für andere nur eine Geschichte oder Legende. Anders bringe ich das meinen Kindern zu Hause doch auch nicht bei.

Die Trennung von Staat und Kirche ist ein Deutschland nicht vollzogen und irgendwie tun wir uns auch verdammt schwer damit - ich erinnere nur an die Diskussion über Kreuze in Klassenzimmern. Ich bin katholisch, wir haben Kreuze in der Wohnung, ich empfinde sie nicht als "jugendgefährrend" - aber in einem staatlichen, öffentlichen Raum haben sie nichts verloren. Punkt.

Soweit die Theorie. In der Praxis müssen wir damit leben, daß die Trennung nicht vorhanden ist - und da wurschtelt sich halt jeder irgendwie durch. Ich habe ja Glück - wir gehören der Mehrheitsreligion in Bayern an. Aus meiner eigenen Kindheit im Hamburg kenne ich das durchaus anders. Aber ich habe mich damals als Nicht-der-Mehrheit-zugehörig wohler gefühlt, weil dort die Trennung besser funktioniert hat als hier in Bayern, wo ich mich ständig für meine Kirche und deren Vereinnahmung der Öffentlichkeit schämen muß. SO will ICH das nicht.

 
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