zurück| Geschrieben von margi am 03.02.2006, 23:54 Uhr |
Freie Evangelische Schule
Eigentlich wollten wir unsere Tochter jetzt in die Freie Evangelische Schule aufnehmen lassen. Aber nach den ersten Terminen (Info-Abend, Gespräche mit den Lehrer/innen, Schnuppertag etc.) haben wir davon wieder Abstand genommen. Auch haben wir von Leuten, die ihre Kinder wieder abgemeldet haben, nachdem sie schon auf die Schule gingen, Negatives vernommen, z.B. dass Kinder, die an Halloween mit anderen Kindern von Tür zu Tür gehen und nach "Süßem oder Saurem" fragen, dafür bestraft werden bzw. vor allen anderen Kindern in der Schule als sehr böse hingestellt werden (ebenfalls werden sie von den Lehrern schikaniert, wenn sie beispielsweise "Harry Potter" lesen oder andere "Sünden" begehen). Das schockiert uns schon. Ehrlich gesagt macht mich das sehr traurig, weil ich die Schule erst so nett und ansprechend fand (auch so vom äußeren her alles sehr anziehend). Auch wollte unsere Tochter so gern hin, weil eine Freundin schon auf dieser Schule ist.
Nun werden wir sie wohl in der ganz normalen Schule anmelden.
Beitrag beantwortenRe: Freie Evangelische Schule
Antwort von minipuper am 04.02.2006, 9:46 Uhr
hm, wenn du dich mit dem konzept nicht anfreunden kannst dann lass es lieber. entweder man steht dahinter oder eben nicht.
was ist denn so verkehrt daran das sie zu dem stehen was sie vermitteln?
negativbeispiele hört man im übrigen immer von allen.
es ist nunmal eine evangelische schule, da wird auf werte besonders wert gelegt und wenn da drauf geachtet wird das kinder sich nicht zu mitläufern entwickeln find ich das nur positiv.
was sagt denn deine tochter dazu?
mini
Re: Freie Evangelische Schule
Antwort von Rio am 04.02.2006, 9:47 Uhr
Hallo,
das wundert mich nun nicht. Die Freien evangelischen Schulen sind in der "Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Bekenntnisschulen" zusammengeschlossen und haben alle einen evagelikalen Charakter.
Falls du das Wort "evangelikal" nicht kennst, schau hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Evangelikal
Der Punkt, den du angesprochen hast, ist dort auch zu finden:
"Überbewerteter Okkultismus: die meisten Evangelikalen bewerten aufgrund des biblischen Weltbilds okkulte Phänomene bis zu einem gewissen Grad als Realität. In einigen Gruppen spielt jedoch der Kampf gegen okkulte Phänomene oder das, was dafür gehalten wird, eine so große Rolle, dass andere Ursachen für Probleme ausgeblendet würden. Außerdem gibt es Gruppen mit einer Neigung zu Verschwörungstheorien"
Ich würde dir wirklich raten, den kompletten Artikel zu lesen und dich näher mit dem Phänomen Evagelikalismus auseinanderzusetzen, falls du es weiterhin in Betracht ziehst, deine Tochter dort anzumelden.
Die überzogene Angst vor Okkultem ist nämlich bei Weitem nicht das Einzige, was einem daran aufstossen kann.
Es gibt innerhalb der evangelikalen Welt verschiedene Strömungen die bis hin zum Fundamentalismus reichen. Wobei diese Begriffe natürlich nicht deckungsgleich sind. Nicht alle Evangelikale sind Fundamentalisten.
Aber viele evangelikale Richtungen haben in Teilen Ansichten, die nicht-evangelikalen Menschen fundamentalistisch erscheinen (Bsp: Kreationismus, Verdammung von Homosexualität, etc.).
Informiere dich gut.
Viele Grüsse,
Rio
Re: mehr Infos zu evangelikal
Antwort von Rio am 04.02.2006, 13:35 Uhr
Hallo,
ich wollte noch mal den Unterschied zwischen evangelisch und evangelikal hervorheben.
Diese Worte bitte nicht verwechseln, auch wenn die Schule "evangelisch" im Namen führt, ist sie doch evangelikal.
Sie hat nichts mit einer der evangelischen Landeskirchen zu tun, sondern ist garantiert mit einer/mehreren Freikirchen verbunden.
Evangelikale/Freikirchler/Wiedergeborene bezeichnen uns, die nicht zu einer dieser sich überschneidenden Gruppierungen gehören abfällig als "Namenschristen".
Billy Graham war einer der Gründerväter der evangelikalen Bewegung. Vielleicht hast du von ihm schon gehört. Er war derjenige, der George W. Bush "erweckt" hat.
Ein paar Zitate über ihn aus der Wikipedia:
"Wie der Großteil der amerikanischen Evangelikalen vertritt Graham eine konservative Moral, ist gegen Abtreibung und praktizierte Homosexualität und befürwortet die Todesstrafe. In diesen politischen Fragen tritt er massiv auf Seiten konservativer Rechter in den USA auf. Graham unterstützte den Krieg der USA in Vietnam..."
Als dreißig Jahre nach dem erzwungenen Rücktritt von Präsident Nixon dessen illegal mitgeschnittene Tonbänder durch das National Archive veröffentlicht wurden, kam es nach der Freigabe eines aufgezeichneten Gesprächs zwischen Nixon und Graham zu einem Eklat. O-Ton Graham am 1. Februar 1972 (in der Übersetzung):
>>... eine Menge Juden sind große Freunde von mir, sie umschwärmen mich und sind freundlich zu mir, weil sie wissen, dass ich freundlich zu Israel bin. Aber sie wissen nicht, was ich wirklich fühle darüber, was sie mit diesem Land machen. Und ich habe nicht die Macht das zu ändern, aber ich würde dagegen aufstehen unter anderen Umständen.
Re: da fehlt die Hälfte
Antwort von Rio am 04.02.2006, 13:40 Uhr
uups. Da fehlt die Hälfte meines Postings.
Ich habe noch zwei Links für dich.
Über Billy Graham:
http://de.wikipedia.org/wiki/Billy_Graham
Aus der "Zeit" über die evangelikale Erweckungsbewegung in den USA:
http://www.zeit.de/2004/42/Amerika_2fNeiman
Dann hatte ich noch einige persönliche Erfahrungen mit Evangelikalen geschildert. Wenn du interessiert bist, schreibs rein. Dann tippe ich es später noch mal. Jetzt muß ich weg.
Viele Grüsse,
Rio
Re: Freie Evangelische Schule
Antwort von Mama Heike am 04.02.2006, 14:39 Uhr
Auf Hörensagen würde ich nicht so viel geben. Bitte doch die Eltern von der Freundin deiner Tochter um ein klärendes Gespräch.
Was Rio schreibt, klingt mir ein wenig nach "Verfolgungswahn". Denn immerhin handelt es sich um eine "öffentliche" Schule mit staatlicher Zulassung. Sie wird eben nur in Freier Trägerschaft geführt und in deinem Fall ist die evangelsiche Kirche der Träger. Alle evangelische Schulen sind jetzt evangelika? Mhh, kann ich nicht nachvollziehen.
In wieweit angestellte Pädagogen irgendwelche Strömungen angehören, kann keiner beurteilen. Aber eine Ausschlußgarantie gibt es auch nicht zwangsläufig für Staatslehrer. Die Eltern zu befragen, die ihre Kinder von der Schule genommen haben, ergibt immer ein einseitiges Bild der Schule.
Frage die Lehrer ganz konkret, wie sie zu Halloween und Potter stehen. Im Interesse des Kindes sollte es schon in den Grundzügen eine Übereinstimmung geben.
Liebe Grüße
Heike
Ich noch mal...
Antwort von Mama Heike am 04.02.2006, 14:53 Uhr
Habe jetzt doch interessehalber wegen der Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Bekenntnisschulen gegoogelt. Unter:
http://www.aebs.de
findest du die 50 Schulen aus Deutschland und der Schweiz, die dazu gehören.
Re: @Mama Heike
Antwort von Rio am 04.02.2006, 18:49 Uhr
Hi,
"...und in deinem Fall ist die evangelsiche Kirche der Träger"
Nein. Das ist schlicht und ergreifend falsch.
Die Freien evangelischen Schulen liegen nicht in der Trägerschaft der ervangelischen Landeskirchen.
Falls Margi es ganz genau wissen will, braucht sie nur bei der betreffenden Schule nachzufragen, ob sie unter der Trägerschaft einer ev. Landeskirche steht. Da genügt ein einziger Anruf.
Ich hatte es mehrfach betont: evangelisch ist etwas anderes als evangelikal! Die ev. Landeskirchen sind weit davon entfernt, evangelikal zu sein. Obwohl es einzelne evangelikale Mitglieder durchaus gibt; diese gibt es sogar in der kath. Kirche. In den "goßen" Kirchen sind Evangelikale aber eine verschwindend geringe Minderheit.
Trotzdem bezeichnen sich Evangelikale auch als evangelisch. Sie sehen den Begriff "evangelisch" sozusagen als Überbegriff, grenzen sich aber von dem, was wir landläufig unter evangelisch verstehen (v.A. die ev. Landeskirchen) deutlich ab. I.d.R. sind Evangelikale in den sog. "Freikirchen" zu finden.
Ich habe überhaupt kein Problem mit der Evangelischen Kirche, ich gehöre ihr selbst an. Mit manchen Freikirchen jedoch schon. Allerdings erst, seitdem ich mich näher damit beschäftigt habe. Früher dachte ich, das wären einfach besonders fromme Menschen.
Und unter Verfolgungswahn leide ich ganz gewiss nicht. Ich habe mich aber seit über 2 Jahren inensiv mit dem Phänomen Evangelikalismus auseinandergesetzt. Und ich weiß, dass es dabei Strömungen gibt, die schlicht und ergreifend fundamentalistisch sind und die ich daher als gefährlich einstufe. Wobei diese (noch)hauptsächlich in den USA verbreitet sind.
Viele Grüsse,
Rio
Re: @Rio
Antwort von margi am 04.02.2006, 21:47 Uhr
Ganz herzlichen Dank für deine postings. Also ich muss gestehen, dass ich nicht auf die Idee gekommen war, dass diese Schulen nichts mit der Evangelischen Landeskirche zu tun hätten. Ich war nur über einige Ansichten der Lehrer/innen in höchstem Maße erstaunt und sprach daraufhin mit sehr vielen Leuten, deren Kinder dorthin gehen. Und im Übrigen bin ich mir sicher, dass viele dieser Eltern gar nicht genau wissen, in welche Schule sie ihr Kind gesteckt haben. Als ich von den "Evangelisierungsprogrammen" hörte, denen Kinder dort unterzogen werden, die "böse" waren, wie die Lehrer das nennen, wurde ich hellhörig und erst daraufhin befragte ich Leute, die ihre Kinder wieder herausgenommen haben - und siehe da ... meine Ahnungen waren nicht so daneben! (also "böse" Kinder lesen eben beispielsweise Harry Potter, ziehen mit bei Halloween oder spielen mit Barbie-Puppen). Also ich bin froh, dass ich mich kundig gemacht habe, bevor mein Kind irgendeiner Gehirnwäsche unterzogen wird und hinterher wochenlang Alpträume hat.
@Rio
Antwort von Mama Heike am 05.02.2006, 11:29 Uhr
Dein Posting habe ich so verstanden, dass alle evangelische Schulen der Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Bekenntnisschulen angehören. Unter:
http://www.aebs.de
findest du die 50 Schulen aus Deutschland und der Schweiz, die dazu gehören.
Allein im Bundesland Berlin/Brandenburg gibt es jedoch 14 Schulen, wo der Träger eindeutig die evangelische Kirche ist.
Allein vom Hörensagen sollte man sich keine Meinung bilden, da sind wir uns völlig einig. Aber es hätte auch sein können, dass das Schulkonzept genau das ist, was Margi sucht. Und dann wäre es ihre alleinige Entscheidung gewesen.
Tatsache ist, es gibt diese 50 Schulen der AEBS und damit wird nur einer Nachfrage der Eltern nach einer solchen Glaubenserziehung entsprochen. Ob man persönlich diesen Glauben befürwortet, wenn man sich damit auseinandergesetzt hat, liegt doch im eigenen Ermessen.
Liebe Grüße
Heike
Re: @mama heike
Antwort von Rio am 05.02.2006, 12:53 Uhr
Hallo,
"Dein Posting habe ich so verstanden, dass alle evangelische Schulen der Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Bekenntnisschulen angehören"
Nein, natürlich nicht.
"Allein im Bundesland Berlin/Brandenburg gibt es jedoch 14 Schulen, wo der Träger eindeutig die evangelische Kirche ist."
Ich weiß, dass es auch die Evangelischen Landeskirchen Schulen betreiben. Die habe ich aber eindeutig nicht gemeint. Sorry, wenn das falsch rübergekommen ist. Ich dachte, durch mein wiederholtes Hinweisen auf den Unterschied zwischen evangelisch und evangelikal sei das deutlich geworden.
Im Übrigen gibt es auf manchen Ebenen auch Zusammenarbeit zwischen Landes- und Freikirchen. Ist ja nicht so, dass ALLE Freikirchen fundamentalistische Gotteskrieger wären. Das habe ich auch mit keinem meiner Postings zum Ausdruck gebracht.
"Ob man persönlich diesen Glauben befürwortet, wenn man sich damit auseinandergesetzt hat, liegt doch im eigenen Ermessen."
Eben. Volle Zustimmung. Und diese Auseinandersetzung ist mir wichtig. Deswegen die Infos an margi.
Wer diesen Weg beschreiten will, soll das tun. Nur finde ich es wichtig, dass man sich VORHER damit auseinandersetzt, bevor man sein Kind in eine solche Einrichtung gibt.
Viele Grüsse,
Rio
Gespräch betr. Männer die Kinder belästigen
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