1. Schuljahr - Elternforum

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Geschrieben von cube am 29.05.2019, 9:12 Uhr

Also

erst mal ein grundlegender Unterschied zwischen "pädagogischem Konzept" und "freie Schule". Eine Schule mit einem pädagogischen Konzept wie zB Montessori ist staatlich anerkannt. Dh am Ende müssen die Kinder eben bestimmte Dinge, die für eine Versetzung oder Abschluss notwendig sind, beherrschen. Der Weg dorthin, die Lernmethoden, sind jedoch anders als in der Regelschule. zB Montessori folgt dem Grundsatz "hilf mir, es selbst zu tun". So gibt es dort zB Materialien, bei denen die Kinder selbst kontrollieren können, ob ihre Lösung richtig ist oder nicht. Es gibt Freiarbeitsstunden, in denen der Lehrer ein Thema vorgibt, die Kinder das Material aber selbst wählen können. So kann dann jemand, der in Mathe schon weiter ist als 1. Klasse mit einem Material für die 2. oder 3. Klasse arbeiten und vieles andere an Lernmethoden, die in einer Regelschule so nicht vorkommen (können). Am Ende der Schuleingangsphase (1.&2. Klasse) müssen aber die Grundlagen dennoch stimmen, um in die 3. versetzt zu werden.

Eine freie Schule hingegen löst sich von den Vorgaben dessen, was zB am Ende Klasse 2 erlernt sein muss. Freie Schulen sind nicht nur pädagogisches Konzept, sondern beinhalten eine sehr genau Vorstellung davon, wie sich ein Mensch entwickelt.
Der Begründer von "Waldorf" ist Rudolf Steiner (lies mal etwas über ihn und seine Vorstellungen). Steiner teilt zB die menschliche Entwicklung/Reifung in Jahrsiebtel ein. Seiner Vorstellung nach ist ein Kind vor dem 7. LJ eben zu bestimmten geistigen Leistungen gar nicht in der Lage. Der nächste Abschnitt wäre dann 7-14 Jahre. Erwachsen ist ein Mensch erst, wenn er 21 ist. Innerhalb dieser Abschnitte hat er sehr genaue Vorstellungen davon, zu was ein Mensch in der Lage ist und eben auch noch gar nicht in der Lage sein kann.
Du merkst, wir reden hier nicht von pädagogischem Konzept im Bezug auf Lernmethoden - sondern einer Vorstellung der gesamten Entwicklung eines Kindes bis zum von ihm definierten Erwachsenenalter.
Wie eng eine Schule an Steiner orientiert ist, muss man eben vor Ort erfragen.
zB sieht Steiner Schreiben als hochkomplexe Aufgabe (was auch stimmt), die ein Kind eben erst ab x Jahren überhaupt beherrschen kann. Und die es erst einmal ganzheitlich erarbeiten muss. Deswegen gibt es die Eurythmie. Und ja, dort tanzen die Kinder ihren Namen. Denn nach der Vorstellung Steiners sind das praktisch Schwungübungen, die ein Kind erst mal körperlich erfühlen können muss bevor es in der Lage sein kann, diese nur mit der Hand auszuführen. Außerdem sollen die Kinder sich dadurch auch eben selbst erfahren und ihre Persönlichkeit erarbeiten.
Unterrichtet wird in "Epochen". Dh innerhalb des Fächerkanons wird 1 Fach herausgepickt, dass über zB 6 Wochen täglich mit 2 Stunden unterrichtet wird. Danach wird dieses Fach eine ganze Zeit lang gar nicht angepackt, statt dessen ein anderes in den Fokus gerückt. Hintergrund: die Kinder sollen ihr Wissen vertiefen, um es wirklich zu verstehen, muss danach eine Phase der Verarbeitung folgen.
Der Anthroposophische Grundgedanke beinhaltet dann auch noch, dass zB Impfungen nicht notwendig sind. Sie sind verpönt. Der Körper hat genug Selbstheilungskräfte und durchläuft zwangsläufig in seiner Reifung zB die Masern. Böse, wer impft und seinem Kind damit die Chance auf die Selbststärkung des Organismus nimmt. Antibiotika bei Mittelohrentzündung - vergiss es. Ein Zwiebelsäckchen muss reichen.

Aber wie gesagt: wie streng sich eine Schule an Steiner orientiert, musst du selbst herausfinden. Es sind sicher nicht alle so engt darin.

Sei dir aber auch bewusst: kommt ein Kind dort nicht klar, wird der Wechsel zurück in die Regelschule sehr schwierig! Meistens muss dann eine Klasse zurück gegangen werden und/oder sehr viel nachgeholt werden. Nicht weil Waldorf-Schüler dümmer sind - aber deren Lernkonzept ist einfach zu weit weg von den anderen, als das man auf dem gleichen Wissenstand sein könnte.

Das ein Kind gerne malt und singt etc ist per se nicht Anzeichen dafür, das eine Waldorfschule die richtige ist. Da gibt es auch Regelschulen, die einen künstlerisch/musischen Schwerpunkt setzen.

Ich habe eher den Eindruck, du denkst, mit einem Schulwechsel wird ohne weiteres Zutun alles gut. Das glaube ich nicht. Dazu musst du erst einmal herausfinden, warum bzw. welche Probleme deine Tochter mit der Regelschule hat. Ich würde auch erst mal den Hinweis der Lehrerin aufnehmen und das Gehör oder die auditive Wahrnehmung prüfen lassen. Gibt es nämlich da Probleme, nützt auch Waldorf oder sonstige Schulform nichts.
Außerdem ist dein Kind gerade mal in der 1. Klasse. Manche Kinder brauchen eben etwas mehr Zeit, sich einzufinden. Ich würde dir raten, dir einen Schulwechsel in eine andere Schulform sehr gut zu überlegen. Sie kann genau das Richtige für dein Kind sein, aber sie ist kein Allheilmittel. Und bei allen Bemühungen, es seinem Kind so angenehm wie möglich zu machen, darfst du nicht vergessen, dass man sich manchmal auch einfach nur etwas mehr anstrengen muss und nicht darauf warten kann, dass einem das Wissen immer in den perfekten Häppchen serviert wird.

 
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