Ich komme nicht mehr an meinen Sohn ran.

Es klingt, als wäre dein Sohn weniger mit den schulischen Inhalten an sich als mit der neuen Eigenverantwortung überfordert. Da ist er sicher nicht allein - der Sprung von der relativ behüteten Grundschulzeit mit nur ein paar wenigen Lehrern, leichterem Stoff, ohne Hinfahrt und mit viel weniger Verantwortung zur Selbstorganisation ist auch nicht leicht, damit tun sich viele Kinder schwer. Das Gymnasium nimmt einen einfach nicht mehr so "an die Hand" wie die Grundschule.

Ich denke, es ist wichtig, dass er sich jetzt keine Zusatzsachen wie die AG aufbürdet, sondern erst mal Verständnis erntet, dass Umstellungsschwierigkeiten normal sind und er sich dabei ruhig Fehler zugestehen soll. Die Noten würde ich - wenn sie nicht in mehreren Fächern versetzungsrelevant sind - erst mal Noten sein lassen, Nachhilfe wäre hier nicht meine erste Priorität. Nicht so selbstbewusste Kinder sind ja in der Regel sehr selbstkritisch, und wahrscheinlich steht er sich auch mit Selbstvorwürfen im Weg. Gibt es Dinge, die er besonders gut und selbständig kann oder die er zu Hause im geschützten Raum übernehmen könnte? Einfach damit er positives Feedback für die Dinge bekommt, die er eben sehr gut und selbständig schafft...

Ich fand es keine besonders gute Idee, dass dein Mann ihn im Bus begleitet hat und später hinterhergefahren ist, auch wenn euer Sohn evtl. danach verlangt hat. Vielleicht hättet ihr ihn lieber darin bestärken sollen, dass ihr ihm zutraut, dass er das schafft und ihn z. B. von einem älteren Nachbarskind, das die gleiche Schule besucht, begleiten lassen sollen. Aufgeregt zu sein und Angst zu haben, etwas nicht zu schaffen, ist normal - Rückfälle in Kindergarten- und Erstklässerverhalten geben ihm aber, glaube ich, nur noch mehr das Gefühl, ein Versager zu sein und nicht zu schaffen, was für andere ganz selbstverständlich ist.