Frage: Paradontitis

Liebe Frau Dr. Esch, wie ich schon vor einiger Zeit in einer Frage an Sie geschildert habe, wurde bei mir bei einem Keimtest eine hohe Anzahl pathogener Keime in der Mundhöhle gefunden. Die Behandlung mit einem Antibiotikum wurde noch aufgeschoben und erfolgt erst in einigen Wochen, da ich erst vor kurzer Zeit abgestillt habe und mein Zahnarzt der Meinung war, dass der Aufschub vertretbar ist. Ich achte extrem darauf, dass weder mein Mann noch ich unsere mittlerweile zwölf Monate alte Tochter auf den Mund küssen, Löffel ablecken oder sie uns in den Mund fasst. Leider ist es jetzt doch passiert, dass sie einen Löffel, den mein Mann nach dem Füttern abgeleckt hat, geschnappt und in den Mund gesteckt hat. Dieses Thema belastet mich sehr stark da ich große Angst habe, dass wir sie anstecken. Mein Mann wird diese Keime ja mit großer Wahrscheinlichkeit auch haben, auch wenn bislang noch kein Test bei ihm gemacht wurde. Daher meine Frage an Sie: Kann durch so ein einmaliges Ereignis schon eine Übertragung der Keime stattgefunden haben? Ich habe da mittlerweile schon soviel Verschiedenes gelesen und gehört. Der eine sagt, dass Taschen und ein entsprechender Nährboden nötig sind, damit sich diese Keime etabllieren können und dass das bei einem Baby oder Kleinkind nicht der Fall ist , der andere meint, dass schon Kinder angesteckt werden können und eine Paradontitis bekommen können. Ich wäre Ihnen wirklich dankbar für Ihre Einschätzung. LG

von Amelie32 am 17.08.2016, 10:57



Antwort auf: Paradontitis

Hallo, die Menge der Bakterien und Häufigkeit der Übertragung spielen natürlich eine Rolle. Nicht sanierte Zähne der Betreuungsperson unterstützen die Übertragung der Bakterien, nach dem Motto je mehr vorhanden sind, desto mehr können übertragen werden. Nun muß man sich aber klar machen, daß dann ein Besuch in einer Kindertageseinrichtung/ im Kindergarten, ein Besuch beim Kinderarzt, bei Freunden der Kinder...nicht mehr möglich wäre. Denn überall könnten die Kinder beim Spielen gemeinsam an etwas lutschen, sich gegenseitig den Schnuller ausleihen oder das Essen teilen... Es ist aber tatsächlich gut, wenn Ihr Kind erst spät mit den ersten Bakterien in Kontakt kommt! Sie können wahrscheinlich nicht andauernd anwesend sein und kontrollieren was Ihr Kind macht. Aber während Ihrer Anwesenheit können Sie gerne solche "Übertragungswege" unterbinden, um die Häufigkeit der Übertragung gering zu halten. Machen Sie sich nicht verrückt. Geschehenes ist geschehen und kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Achten Sie einfach ab sofort vermehrt darauf. Hauptsächlich findet die Übertragung der Parodontitis-verursachenden Keime von Eltern auf Kinder während des Wechselgebisses statt. Es wäre zudem empfehlenswert, wenn sich Ihr Mann auch testen lassen würde. Er könnte ebenfalls Träger dieser Bakterien und trotzdem beschwerdefrei sein. Viele Grüße und alles Gute

von Dr. Jacqueline Esch am 17.08.2016



Antwort auf: Paradontitis

Eine weitere Frage habe ich noch diesbezüglich: Kann man bei einem 12 Monate alten Kind schon einen Keimtest machen um zu sehen, ob es sich ggf. angesteckt hat und es dann entsprechend behandeln? Ich habe gelesen, dass eine solche unabsichtliche Ansteckung z.B. über das Löffel ablecken ein Leben lang auf das Karies- und Paradontitisrisiko des Kindes auswirkt. Könnte man dann vorbeugende Maßnahmen ergreifen? Nochmals danke!

von Amelie32 am 17.08.2016, 13:21