Liebe Frau Dr. Esch,
meiner Tochter wurde das MIH diagnostiziert und ich bin so geschockt, da mir bisher vom Kita-Zahnarzt wie auch von einem anderen ZA mitgeteilt wurde, dass das lediglich Kalkablagerungen seien.
Ihre Backenzähne (Milchzähne) sind weißlich verfärbt und seit kurzem sehr schmerzempfindlich. Ein Backenzahn wurde innerhalb v. 1 Monat v. braunem Karies befallen. Erst durch einen anderen Zahnarzt, den wir aufsuchten, wurde uns die Diagnose MIH diagnostiziert.
Morgen wird ein großes Röntgenbild gemacht. Leider habe ich keine Infos bisher erhalten, ausser dass sie eine Flourid-Zahnpasta nutzen soll. Da die Zahnärztin erst wieder nächste Woche verfügbar ist, habe ich einige Fragen, die mir sehr am Herzen liegen:
1. Soll ich meiner Tochter tatsächlich 1400ppm Flourid Zahnpasta verabreichen? Ich möchte ihr keine Überflouridierung geben.
2. Wie sollte ihre Zahnhygiene weiter geführt werden? Soll sie sich nach jedem Essen die Zähne putzen? Oder ist das zu viel des Guten? Bisher hat sie sich 3 x tgl. die Zähne geputzt incl. Zahnseide.
3. Was muss ich in der Ernährung beachten? Was darf sie essen und trinken? Auf was sollte ich besonders achten? Sind Zitrusfrüchte zu meiden?
4. Hat MIH auch andere Auswirkungen auf dem Körper, insbesondere der Knochen meiner Tochter, da die Zähne so wie ich gelesen habe, sehr porös sind?
5. Ist es nicht vllt. sogar einfacher, die 4 Zähne zu ziehen unter Vollnarkose, anstatt ständigen Schmerzen in der Zukunft zu unterliegen? Das alles wird ja, lt dem Internet zufolge, eine Torture für die Kinder.
Ich bin so geschockt und weiss einfach nicht, wie ich meinem Kind das anstehende erleichtern kann.
Ich freue mich auf Ihre Antworten, herzlichen Dank im Voraus
Lieben Gruß
Dina
von
Dina B.
am 17.09.2015, 12:35
Antwort auf:
Meiner 5,5 jährigen Tochter wurde MIH diagnostiziert
Hallo,
sind die betroffenen Zähne ausschließlich Milchzähne?
Der Begriff MIH bezieht sich auf bleibende Zähne.
Wenn nur Milchzähne betroffen sind, handelt es sich um eine Zahnschmelzhypoplasie.
Bei einer Zahnschmelzhypoplasie ist der Zahnschmelz vermindert oder gar nicht vorhanden (Zahnhartsubstanz-Defekt), wodurch die Zähne sehr klein wirken, was besonders auffällig ist bei Milchzähnen, die dann im Milchgebiss weit auseinander liegen und oft eine bräunliche Farbe aufweisen. Eine Zahnschmelzhypoplasie ist meist angeboren wobei der Zahnschmelz unterentwickelt oder gar nicht vorhanden ist. Dadurch sind die Zähne stark kariesgefährdet. Bei der Zahnschmelzhypoplasie, wo ungesunde Milchzähne weit auseinander stehen, kann die Schädigung der Zahnkronen durch bestimmte Medikamente wie Tetrazyklin oder durch einen zu hohen Fluoridgehalt herrühren, denn eine Hypoplasie muss nicht zwingend angeboren sein.
Da Ihre Tochter erst 5,5 Jahre alt ist, und ich davon ausgehe dass Sie noch keine bleibenden Zähne hat, würde ich nach wie vor die 500 ppm Kinderzahnpasta verwenden. Gegebenenfalls kann Sie einmal wöchentlich Elmex Gelee verwenden. Dies aber bitte mit der behandelnden (Kinderzahnärztin?) Zahnärztin besprechen, da ich leider nicht das Ausmaß der Hypoplasie kenne.
2x im Jahr können sie zudem eine professionelle Fluoridierung durchführen lassen. Bei kariesaktiven Kindern (z.B. mit einer Hypoplasie) kann die IP4 auf Kasse abgerechnet werden. Vielleicht kann noch etwas anderes unternommen werden, damit ihr Kind keine Schmerzen hat (Füllung?).
Warten Sie das Röntgenbild ab und lassen Sie sich dann in Ruhe über den Befund und die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten aufklären.
Alles Gute und viele Grüße
von
Dr. Jacqueline Esch
am 18.09.2015
