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Geschrieben von Bonnie am 06.04.2017, 11:40 Uhr

Sein Kind zu lieben, kann auch heißen, ihm Feuer unterm Ar... zu machen!

Hallo,

Du schreibst, es besteht keine Gefahr, allenfalls für Deine Nerven. Aber das stimmt nicht! Lange Lücken im Lebenslauf machen einen guten Job später fast unmöglich, sie werden von Personalchefs nicht akzeptiert. Und außerdem verliert Dein Sohn momentan ja jede Hoffnung: Er weiß nämlich ganz genau, dass es nicht normal, nicht okay und nicht gut für ihn ist, nur abzuhängen. Auch wenn er gleichgültig tut, er ist es nicht. Es ist ein großes Misserfolgs-Erlebnis, zu Hause zu hocken, während Andere weiterkommen und ins Leben starten. Das entmutigt extrem, der Antrieb wird immer geringer, die inneren Hürden immer größer.

Ich denke daher, es besteht absolut hoher Handlungsbedarf. Ich kann übrigens hier aus eigener Erfahrung sprechen: Ich hatte nach dem Abi keinen Plan, was ich machen sollte. Ich hatte keinen Studienplatz für mein Fach bekommen und hing tatenlos zu Hause ab. Ich hatte alle möglichen blödsinnigen Ideen, was ich in dieser Wartezeit tun könnte (eine Sprache lernen...). Mein Vater, der sonst sehr geduldig und gutmütig war, zog mir diesen Zahn aber komplett: Es gab ein abendliches Gespräch zu dritt, mit meinen Eltern und mir. Mein Vater sagte ruhig, aber ernst und straight: "Auf GAR keinen Fall sitzt Du jetzt zu Hause herum. Wir gehen das jetzt zusammen an, damit es auch klappt."

Ich habe dann widerwillig und als Nachrücker einen verspäteten Ausbildungsplatz bekommen (in einem Beruf, den ich gar nicht haben wollte). Später habe ich doch noch studiert und heute einen guten Beruf, der mir Spaß macht.
Damals habe ich sehr gemoppert, ich fand meine Eltern gemein und blöd. Heute sehe ich, dass die absolut kompromisslose Haltung in diesem Fall total richtig war, weil ich aus eigener Motivation nicht auf die Sprünge gekommen wäre. Ich war zu jung, zu ratlos und sehr entmutigt.

Deshalb: Ich würde dringend eine Familienkonferenz einberufen, bei der auch sein Vater mit dabei ist. Setzt Euch alle Drei zusammen an den Tisch, das macht mehr Eindruck, als wenn Du nur allein als Mutter auf ihn einlaberst. Sagt dann ernst, dass er auf gar keinen Fall weiter untätig zu Hause hocken wird, nicht einmal einen Tag länger. Übrigens als Tipp: Meine Eltern mussten mir damals gar nicht mit irgendeiner Konsequenz drohen, z. B. dass sie mich rauswerfen würden, das war ganz unnötig. Wenn beide Eltern absolut ernst und kompromisslos auftreten, merkt das Kind, dass es aus der Nummer nicht herauskommt.

Wenn dies bei Deinem Sohn aber tatsächlich nicht reicht, würde ich drastische Maßnahmen ergreifen, die richtig weh tun: Kein Taschengeld mehr. Er bekommt Kleidung und Essen. Aber wer Geld möchte, geht arbeiten. Und notfalls würde ich sehr wohl die konkrete Androhung machen, dass Ihr ihm einen Wohnheimplatz für arbeitslose oder gescheiterte Jugendliche o. ä. besorgt, weil Ihr sein Abhängen zu Hause nicht dulden werdet. Mach' es ihm in seinem Leben so ungemütlich, dass er weiß, mit elterlicher Toleranz ist ab sofort nicht mehr zu rechnen. Sein Kind zu lieben, kann auch heißen, es aus dem Nest zu schubsen und ihm Feuer unterm Ar... zu machen. Damit es ins Leben starten kann, anstatt sich aus Lebensangst zu Haus zu verstecken.

Natürlich ist dann auch praktische Hilfe entscheidend. Suche gemeinsam mit Deinem Sohn nach Möglichkeiten: Es wird immer noch in vielen Berufen händeringend nach Azubis für kommenden August gesucht, vor allem im Bereich Industrie, Technik, Produktion und Handwerk - es fehlen tausende Bewerber noch für dieses Jahr. Schreibt ab morgen täglich gemeinsam (wirklich gute) Bewerbungen, lasst geeignete Bewerbungsfotos anfertigen usw. Wenn er nicht arbeiten will, sucht ein Berufskolleg, auf dem er einen höheren Schulabschluss als bisher erreichen kann.

LG

 
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