Babys wollen getröstet werden

Baby wird getröstet

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Aber wie? Könnte man unter ihnen dazu eine Umfrage starten, würden sich wohl eine ganze Reihe unterschiedlicher, individueller Vorlieben herausstellen.

Doch eines wäre ihnen mit Sicherheit gemeinsam: Der Wunsch nach Geborgenheit ... Über den Verlust ihres warmen, gemütlichen Zuhauses in Mamis Bauch müssen alle Babys erst einmal hinwegkommen - und das geht verständlicherweise nun einmal nicht von heute auf morgen. Was sie vor der Geburt erlebten, war Geborgenheit "total", umgeben von Wärme und weichem, streichelndem Fruchtwasser wurden sie sanft hin- und hergeschaukelt, hörten den gedämpften, beruhigenden Herzschlag der Mutter.

Da lässt es sich leicht denken, dass Babys nach der Geburt eine ganze Menge "unglückliche" Momente haben, wenn sie ihr verlorenes Paradies vermissen und sich sehnlich zurückwünschen. In der neuen, kalten Welt fehlt die ständige "Umarmung", die sie in Mamis Bauch erlebten - und das macht ihnen nun oft Angst. Sie wissen ja nicht, was passiert ist - wissen bloß, dass aus irgendwelchen Gründen nichts mehr so wie "früher" ist - und brauchen eine ganze Menge Trost, um die guten alten Zeiten langsam in den Hintergrund zu drängen und sich an die "veränderten Bedingungen" zu gewöhnen.

Wenn Babys also Trost brauchen - was liegt dann näher, als ihnen wenigstens eine Zeit lang einen Teil von dem wieder aufleben zu lassen, was sie vermissen? Fast alle Mütter dieser Welt tun das auch ganz instinktiv, indem sie ihr Baby in den Arm nehmen und hin- und herwiegen. Warme, weiche Kleidung oder warme Haut, das leise Murmeln der mütterlichen Stimme, sanftes, rhythmisches Schaukeln, eine leise Musik, die die Mutter schon während der Schwangerschaft des Öfteren gehört hat - das sind Dinge, die zwar die Welt im Mutterleib nicht ersetzen können, die das Baby aber "erinnern" und dadurch beruhigende Empfindungen auslösen. Unter diesen "Ersatzangeboten" haben Babys unterschiedliche Vorlieben - die einen legen den größten Wert auf das leise Sprechen (vielleicht weil ihre Mutter schon vor der Geburt viel mit ihnen gesprochen hatte) - die anderen sind durch sanftes Wiegen eher zu beruhigen - wieder andere hören gern eine Musik, die sie mit der Geborgenheit vor der Geburt verbinden. Mütter finden aber recht schnell heraus, welche Art von Trost der Favorit ihres eigenen Babys ist.

Tipp: Im Hinblick auf diesen Trost in Zeit nach der Geburt kann es übrigens sehr sinnvoll sein, wenn die werdende Mutter besonders im letzten Schwangerschaftsdrittel des Öfteren dieselbe Musik (Mozart ist noch immer die Nr.1 auf den Hitlisten der Babys) hört, um sie dann später gezielt einsetzen zu können.

Mit Trost darf man verschwenderisch umgehen! Kein Baby wird dadurch "schwächer", dass es über seine unglücklichen Momente hinweggetröstet wird - ganz im Gegenteil wird die Entwicklung dadurch nur positiv beeinflusst. Je geborgener sich ein Baby fühlen darf, sagen die Psychologen, je sicherer es in Momenten der Angst auf den Trost der Eltern rechnen darf, desto mutiger und aufgeschlossener Neuem gegenüber wird es zu Zeiten sein, in denen es keine Angst hat.

Auch nachts beim Schlafen lernen ist es für das Baby wichtig, sich darauf verlassen zu können, dass Mami oder Papi "zum Beschützen kommen", wenn es Angst hat. Wenn es sich in diesem Punkt ganz sicher sein kann, dann ist es auch nicht mehr nötig, es aus dem Bettchen zu nehmen es zu wiegen und mit ihm umherzugehen, wenn es schreit. Dann reicht auch die Anwesenheit von Mami, die leise und beruhigend mit ihm redet und es ein wenig streichelt, um das Signal "Du hast mich gerufen und hier bin ich" zu unterstreichen. Obwohl man Babys tagsüber natürlich überhaupt nicht genug Zärtlichkeit geben kann, gilt diese kleine Einschränkung für die Nacht, weil Babys sonst kaum lernen können, von selber wieder in den Schlaf zu finden.

Ganz wichtig ist, dass man Babys nicht alleine schreien lässt - wie es in früheren Zeiten üblich war, als man noch glaubte, man könne den Kindern so beibringen, die Eltern in Ruhe zu lassen, wenn diese schlafen wollten. Obwohl der Erfolg - das Schreien wurde mit den folgenden Nächten tatsächlich weniger - den Befürwortern dieser harten Linie Recht gab, ähnelte der Prozess als solcher doch eher dem Abrichten eines Pferdes (Desmond Morris), indem der völlig natürliche Schrei nach Hilfe schlicht im Keim erstickt wurde. Und in den Hinterköpfen der Kleinen manifestierte sich die Vorstellung, dass die Eltern doch nicht die Beschützer waren, an die sie geglaubt hatten.

Für solche Erziehungsmethoden, für jegliche Strenge und Härte, darüber sind sich heute alle Experten einig, sind Babys noch viel zu jung um sie auch nur im Geringsten verstehen zu können. Kein einziges Baby auf dieser Welt schreit um die Eltern zu ärgern oder gar nach seiner Pfeife tanzen zu lassen, wie man früher verbreitet annahm.

Deshalb kann es überhaupt nicht genug Trost und Geborgenheit, Schmusen, Knuddeln und Zärtlichkeit geben. Mit Liebe kann man keine Babys "verziehen". Die Psychologie hat längst herausgefunden, dass getröstete, häufig liebkoste Babys als Erwachsene sehr viel widerstandsfähiger, energiereicher und lebensbejahender sind, als "disziplinierte" Babys, die später oft eine scheue und unsichere Persönlichkeit entwickeln.

Je häufiger und zuverlässiger kleine Babys getröstet werden, desto früher ist es ihnen auch möglich, sich über kleinere unglückliche Momente selbst hinwegzutrösten, indem sie sich mit einem Zipfel der Decke, einem Schnuller oder einem Kuscheltier begnügen. Sie wissen dann, dass sie geliebt werden und können sich selbst innere Hilfsquellen erschließen.

Noch ein Tipp zum Trösten: Am besten wirkt es, wenn die Bewegungen mit dem Baby auf Mamis Arm ruhig, rhythmisch und gleichmäßig ausfallen. Dazu muss sich eine gestresste Mutter nicht selten erst einmal zwingen - und doch ist es unbedingt notwendig, denn das Baby spürt sehr, sehr genau, ob Mamis Körper durch die Nervosität angespannt und die Bewegungen ruckartig sind. Nervosität überträgt sich sofort, schafft Unsicherheit und macht noch mehr Angst, weshalb sich manche Babys auch auf Mamis Arm nicht beruhigen lassen. Manch eine Mutter hat schon baff vor Staunen erlebt, dass sich ihr Baby erst im Arm einer anderen, aber ruhigen Person, trösten ließ. Um Babys, die naturgegeben sehr, sehr empfindsam und empfänglich für Körpersprache sind, zu beruhigen, muss man deshalb erst selbst innerlich zur Ruhe kommen, auch wenn es oft schwer fällt. Auch trösten will eben gelernt sein.

Zuletzt überarbeitet: Februar 2019

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