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Stillen - Tipps, Erfahrungen und Austausch für stillende Mütter

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Geschrieben von sileick am 26.06.2015, 15:04 Uhr

Zubeißen

Das meiste von dem, was Du schreibst, sehe ich auch so. Besonders einem Satz von Dir möchte ich aber unbedingt widersprechen:
"Nur so lernen sie schnell, was gut für sie ist."

Ich lese das im Zusammenhang mit dem Absatz, den Du davor geschrieben hast. Vielleicht war es nicht so gemeint, und ich zähle möglicherweise jetzt Erbsen. ;-)

"Nur so" stimmt schon darum nicht, weil es viele Kinder gibt, die das Nicht-Beißen anders gelernt haben, also nicht so auf die harte Tour.

Die Kinder verstehen in dem Alter sehr viel mehr von dem, was wir sagen, als wir landläufig glauben. Ein Beispiel aus eigener Erfahrung, und es gibt noch andere Mütter, die dasselbe berichten: Meine Tochter hatte auch so eine Beißphase, aber sie war sehr kurz und verhältnismäßig schmerzarm. Erst folgte ich dem fatalen Ratschlag, laut "Nein!" zu rufen und sie abzudocken. Erfolg: Sie verstand das als lustiges Spiel und wollte diese interessante Reaktion noch einmal haben, biss also wieder. (Es ist dieser Irrtum, Babys und kleine Kleinkinder könnten mit dem "Nein" in dieser Form etwas anfangen.) Von da an erklärte ich ihr jedes Mal vor dem Stillen schon, dass sie da diese scharfen Zähnchen im Mund habe und aufpassen müsse, mich nicht zu beißen. Immer wenn sie biss, dockte ich sie ab. Sie weinte, ich wiederholte, dass sie aufpassen müsse, mich nicht zu beißen und legte sie an der anderen Brust an. Es dauerte nicht lange, da biss sie nicht mehr. Während der "gefährlichen" Zeit hatte ich beim Stillen immer einen Finger in der Nähe ihres Mundwinkels, um gleich abzudocken. Meist wird gebissen, wenn die Babys mit der Brust weitgehend fertig sind und sowas wie neue Unternehmungslust bekommen. Auf diesen Moment muss man aufpassen.

Was das Beißen angeht: Die Babys haben plötzlich diese merkwürdig harten Dinger im Mund und wissen noch nicht recht was damit anzufangen. Also probieren sie das. Sie beißen nicht, sie testen, wie man mit den Dingern umgeht. Es ist also kein Stück "böse", folglich reicht es, ihnen zu zeigen bzw. erklären, dass das nicht gut ist. Man muss sie - und sollte es meiner Meinung nach nicht tun - nicht verlassen. Bei Kindern, die etwas harnäckiger sind, muss vielleicht noch mehr passieren als abzudocken, z.B. auf den Boden legen. Mit etwas Geduld und nicht zu viel Zirkus sollte es sich machen lassen, ihnen das so beizubringen.

Meine Erfahrung mit dem Erklären ist eine ganz andere. Hier funktionierte das sehr früh sehr gut, und das ist auch mit gut 3,5 im Normalfalle noch so. Das ist, wie Du sagst, von Kind zu Kind verschieden, und es muss authentisch zu der Mutter/dem Vater passen, sonst machts keinen Sinn.

Ein anderes Beispiel zu den Windeln: Eine Freundin klagte, dass ihr Sohn, damals wohl so ein Jahr, ein Riesenspektakel und Gehampel veranstaltete, wann immer die Windeln gewechselt werden sollten. Sie habe alles versucht, es sei nichts zu machen. Ich meinte, meine Tochter hätte das gelernt, indem ich ihr erzählte, dass sie danach wieder schön sauber und trocken sei, das "Kacki" bzw. "Pipi" nicht mehr am Po hätte und es einfach notwendig sei, das zu tun, weil sonst der Popo irgendwann wehtut. Das verstand sie, und fortan war es kein Problem mehr. Manchmal musste ich noch dran erinnern, und am Ende "einigten" wir uns auch darauf, dass sie oft ohne Windeln herumlaufen durfte. Ich zeigte ihr, wie so ein Topf funktionierte und bot ihr an, wenn sie keine Windeln haben wolle, könne sie das auch probieren. Das tat sie. Mit einem Jahr gabs "Kacki" nicht mehr anders als in den Topf, und ich muss betonen, dass das für mich überraschend kam, denn ich hatte nicht an Saubertraing gedacht, sondern nur daran, ihrer Abneigung gegen Windeln nachzukommen. Sie krabbelte/lief dann oft unten ohne herum. Für mich war das eine Frage der Autonomie des Kindes, das dieses Rumhantieren und vor allem die Windeln nicht wollte. Soviel zum Thema "erklären". Sie verstehen wirklich viel mehr, als wir denken. Meine Freundin machte das auch so, mit der Erklärung am Wickeltisch, und wie ein Spuk war das Theater verschwunden. Sohn verstand und kooperierte.

Bestimmt hab ich auch Glück, so ein Exemplar erwischt zu haben, dem ich oft nur was erklären muss/te, und schon klappt/e es, aber ich denke auch, wir nehmen unsere Babys zu wenig ernst, wenn wir diese Dinge so auf der "Erziehungsschiene" verhackstücken und sie nicht von Anfang an für voll nehmen. Das ist kulturell in den letzten Jahrhunderten so gewesen in unseren Breiten, und geht auch anders. Ich möchte nur den Blick dafür öffnen, nicht kritisieren. Letztendlich müssen alle ihre persönlichen Wege zum Ziel finden, und wenn die authentisch sind, sind sie fein, so lange man bestimmte Grenzen nicht überschreitet (z.B. ALLEIN schreien lassen).

Wär aber ja auch schade, wenn Menschen nur durch negative Erfahrungen lernen würden. :-)

LG Sileick

 
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