Muttermilch ist ein Wunder der Natur

Mutter und Kind

© Adobe Stock, HillLander

Muttermilch ist für ein Baby gerade in den ersten Wochen nach der Geburt viel, viel mehr als nur ein Durststiller oder ein Sattmacher. 

Die Natur hat es sogar so eingerichtet, dass ein Baby mit dem Stillen immer genau den Nährstoffmix bekommt, den es gerade in der jeweiligen Phase seiner Entwicklung braucht.

Der Beginn des Stillens - die Vormilch fließt in den ersten Tagen nach der Geburt

In den ersten Tagen nach der Geburt produziert die Brust der Mutter die so genannte Vormilch (Kolostrum). Sie ist cremig und stark gelblich und sieht daher gar nicht nach richtiger Milch aus. Doch sie ist besonders reich an Eiweiß, Vitaminen und Abwehrkörpern gegen Infektionen, die das Immunsystem des Neugeborenen anregen und es so eine Abwehr gegen Krankheitserreger besitzt, obwohl das eigene Immunsystem noch nicht ausgereift ist. Gleichzeitig ist sie leicht verdaulich. Durch das Stillen mit der Vormilch wird der Darm des Kindes angeregt. Der erste Stuhlgang ist von schwarzer Farbe und wird deswegen oft auch "Kindspech" genannt.

Die Übergangsmilch und die reife Muttermilch

Spätestens ab dem vierten Tag nach der Geburt verändert sich die Milch. Sie wird nun zum Stillen in wesentlich größerer Menge in der Brust produziert, was unangenehm sein kann. Man spricht vom Milcheinschuss. Die Übergangsmilch sieht anders aus als die Vormilch: sie ist cremig-sahnig. Gegen Ende der zweiten Lebenswoche ändern sich nochmals die Zusammensetzung und das Aussehen der Milch. Ab jetzt wird die so genannte reife Muttermilch gebildet.

Das Beste in der Muttermilch

Neben einer Vielzahl von wichtigen Nährstoffen enthält Muttermilch langkettige, mehrfach ungesättigte Fettsäuren, z.B. die DHA (Docosahexaensäure), Humane Milch-Oligosaccharide und Probiotika sowie weitere wertvolle Schutzstoffe.

Langkettige, mehrfach ungesättigte Fettsäuren sind unter anderem wichtig für die Entwicklung von Gehirn, Nervensystem und Sehvermögen.

Humane Milcholigosaccharide (HMO) kommen in der Natur ausschließlich in menschlicher Muttermilch vor und sind dort wahre Multitalente. Sie gelangen unverdaut in den Dickdarm und in kleinen Teilen sogar in den Blutkreislauf des Babys und erfüllen dort wichtige Aufgaben für das Immunsystem. In Muttermilch wurden bislang mehr als 200 verschiedene HMO-Strukturen identifiziert, jedoch hat nicht jedes HMO die gleiche Relevanz und Wirkungsweise.

Probiotische Milchsäurekulturen, sogenannte Probiotika, die in der Muttermilch zu finden sind, tragen bei gestillten Babys zu einer gesunden Darmflora bei. Sie besiedeln den Darm und verhindern dort quasi als "Schutzschild" die Ausbreitung krankmachender Keime. Dies ist insbesondere deshalb von Bedeutung, weil sich im Darm 70% des Immunsystems befinden und der Darm bei Säuglingen noch kaum mit Probiotika besiedelt ist.

Präbiotika steigern die Anzahl und die Aktivität der erwünschten probiotischen Milchsäurebakterien, indem sie Ballaststoffe liefern, die den Präbiotika sozusagen als "Nahrung" dienen.

Die Muttermilch ist anpassungsfähig

Wissenschaftler haben herausgefunden, dass sich die Zusammensetzung der Milch nicht nur in den ersten Tagen verändert, sondern ihre Zusammensetzung in der ganzen Stillzeit von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird. So enthält beispielsweise die Muttermilch, die Jungen bekommen, mehr Milchzucker als die Muttermilch, die Mädchen bekommen: Die Natur geht davon aus, dass Jungen kräftiger sein sollten.

Ebenso spielen das Alter des Babys, die Lebensumstände der Mutter und vermutlich viele weitere bisher unbekannte Faktoren eine Rolle bei der Zusammensetzung der Milch. Der Geschmack der Muttermilch ist auch nicht immer gleich. Er ist abhängig von der Ernährung der Mutter, so dass das Baby beim Stillen eine ganze Bandbreite an Geschmäckern kennenlernt, bevor er das erste Mal etwas anderes als Milch bekommt.

Stillen: Aktiver Schutz vor Krankheiten

Da Muttermilch so ideal auf die entwicklungsbedingten Bedürfnisse eines Babys abgestimmt ist, gilt sie unter anderem als guter Schutz vor späterem Übergewicht und vor Allergien. Das Saugen an der Brust hilft außerdem, den kindlichen Kiefer optimal zu formen und Zahn-Fehlstellungen vorzubeugen. Sie spielt aber noch auf andere Weise eine wichtige Rolle für die Gesundheit des Säuglings: Beim Stillen erhält das Baby Abwehrstoffe und Antikörper der Mutter, die es vor Krankheiten schützen. Gestillte Babys können Bakterien und Viren nachgewiesenermaßen besser abwehren.

Die Milchmenge beim Stillen ist exakt dem Bedarf angepasst

In den ersten Lebenstagen des Babys produziert die Mutter etwa 50 ml Milch pro Tag. Im dritten bis sechsten Lebensmonat, wenn die größte Menge an Milch getrunken wird, ist es etwa ein Liter pro Tag. Dabei enthält Muttermilch im Durchschnitt etwa 69 kcal pro 100 ml Milch. Oft wird angenommen, die Brust produziere Milch und speichere sie bis zum Stillen. Es wird aber nur sehr wenig Milch "gelagert", der größte Teil wird direkt während des Stillens produziert. Durch das Saugen des Kindes wird der Milchspendereflex ausgelöst und die Milchbildung beginnt. Manche Mütter berichten, dass die Milch bereits aus der Brust zu fließen beginnt, wenn sie das Baby schreien hören.

Muttermilch besteht zu rund 90% aus Wasser und enthält etwa 6% Milchzucker (Lactose). Weitere Bestandteile sind andere Zucker, Lipide (Fette), Proteine (Eiweiß). Doch neben den bekannten Molekülen enthält die Milch einen individuell unterschiedlichen Mix aus Hunderten weiterer Substanzen, die zum Teil in so geringer Menge vorhanden sind, dass sie nur mit extrem empfindlichen Messmethoden identifiziert werden können.

Muttermilch als "Medizin"

Neben ihren zahlreichen Vorzügen für die Ernährung des Babys kann sie aber auch bei Krankheiten helfen. Nach Überzeugung vieler Hebammen ist es hilfreich, bei einer Bindehautentzündung einen Tropfen Muttermilch in das betroffene Auge zu geben. Ebenso kann bei Schnupfen des Babys ein Tropfen in die Nase gegeben werden, wodurch die Atmung wieder erleichtert werden soll. Muttermilch im Badewasser soll gut für die Haut des Kindes sein. Und trockene oder rauhe Hautstellen können ebenfalls mit ein paar Tropfen eingerieben werden.

Der heilige Ägydius - Schutzpatron der stillenden Mütter

In der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts soll Ägidius, ein vornehmer Mann aus Athen, in die heutige Camargue (Frankreich) gekommen sein, wo er zunächst als Einsiedler lebte. Der Legende zufolge soll ihm eine Hirschkuh ihre Milch gespendet haben. So wurde der Heilige auch der Patron für stillende Mütter. Eine weitere Schutzheilige der stillenden Mütter ist die heilige Basilissa. Sie starb um 300 nach Christus in Nikomedia (heute Izmir in der Türkei) den Märtyrertod. Ihr Mut während der Folter soll den römischen Statthalter so beeindruckt haben, dass er selbst zum Christentum konvertierte.

Haben Sie Fragen zum Thema Stillen oder Muttermilch? Dann wenden Sie sich gern an unsere Stillberaterinnen Biggi Welter und Kristina Heindel in unserer Stillberatung.

Zuletzt überarbeitet: April 2022

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