Hallo,
ich habe folgendes Problem: meine Tochter (3,5 Mo) will ab 17 Uhr stündl. an die Brust, bis sie dann so zwischen 19 und 21 Uhr irgendwann einschläft. An sich überhaupt kein Problem, ausser dass sie auch nach dem Stillen noch unruhig ist und weint. Ich war ja eigentlich immer der Meinung, dass das Angebot über die Nachfrage geregelt wird, aber da es jetzt seit mehreren Wochen so ist, dachte ich vor 4 Tagen, ich probiere mal mit einer Flasche pre,ob sie noch hungrig ist oder ob es einfach nur das "Tag-Verdauen" ist. Und sie hat die ganze Flasche leer getrunken und war danach deutlich ruhiger. Meine Frage jetzt: kann ich ihr pre und Muttermilch so zusammen geben? danke
Mitglied inaktiv - 19.12.2008, 11:52
Antwort auf:
zufüttern abends
Liebe eskimomaus,
theoretisch ist es durchaus möglich, Pre- und Muttermilch zu kombinieren, und wenn die Milch tatsächlich nicht reicht und die Milchmenge nicht gesteigert werden kann, ist das auch gut so.
Allerdings sollte nicht leichtfertig zugefüttert werden, denn die abendliche Unruhe ist nicht zwangsläufig ein Zeichen dafür, dass ein Baby hungrig ist. Es ist eben nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt.
Das Dauerstillen und häufige Stillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht.
Viele Babys haben Phasen, wo sie scheinbar unstillbar sind, ständig an der Brust verbringen und augenscheinlich "nicht mehr satt" werden. Meist handelt es sich jedoch "nur" um einen Wachstumsschub und nach einigen Tagen ist der Spuk vorbei. Hier ist es wichtig, die Gewichtsentwicklung des Kindes im Auge zu behalten, denn solange ein voll gestilltes Baby weiterhin zunimmt, bekommt es genug Milch und braucht kein zusätzliches Fläschchen.
Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kindbekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung. Darum raten wir Stillberaterinnen von der vermeindlich nötigen Flasche ab.
Denn sonst kann ein verhängnisvoller Kreislauf beginnen: da das Kind mit der falschen Technik an der Brust trinkt, wird es an der Brust hektisch, saugt an, lässt wieder los, dreht den Kopf hin und her schluckt viel Luft (die wiederum führt möglicherweise zu Bauchproblemen) und da es die Brust nicht mehr richtig stimuliert kommt es zu einem Rückgang der Milchmenge und damit zu weiterem Zufüttern, wenn dieser Kreislauf nicht unterbrochen wird.
Vielleicht kannst du doch noch ein wenig geduldig bleiben. Solange die Kleine von Muttermilch allein genügend zunimmt, bekommt sie auf jeden Fall genug Milch durchs Stillen und es gibt keinen Grund, zuzufüttern.
Oft hilft es, wenn man die Kleinen in diesen anstrengenden Nachmittagsstunden nach dem Stillen in ein Tragetuch, oder eine GUTE Tragehilfe, packt. Die Körpernähe der Mutter beruhigt und das Kleine schläft vielleicht sogar ein bisschen ein.
Lieben Gruß,
Kristina
von
Kristina Wrede
am 19.12.2008