Hallo,
mein kleiner ist jetzt knapp 12 Wochen alt. Leider habe ich gemerkt dass ich anscheinend immer weniger Milch habe. Früher hatte ich so viel dass zwischen den Stillmahlzeiten die Milch manchmal von beiden Brüsten runtergetropft haben. Er will immer mehr, meldet sich mindestens einmal pro zwei Stunden (auch nachts) wegen Hunger und schreit heftig wenn er nicht kriegt. Tagsüber klappt es vielleicht noch einigermaßen, abends habe ich noch weniger und kriege ihn oft nicht mehr satt. Zufüttern geht leider nicht, wir haben über 3 Wochen versucht, jegliche Milchpulver und Flaschen zu geben und das nie geklappt. Er hat alles sofort verweigert und wie am Spieß geschrien.
Ich möchte ihn gerne wenn möglich weiter voll stillen, mindestens bis dem vollenden 5. Monat. Er wird schon sehr oft angelegt (meldet sich eh selber), ich habe gehört man kann durch zusätzliches Abpumpen die Milchbildung steigern. Wie oft muss ich in dem Fall abpumpen? Ich habe eine Handpumpe zu Hause. Ansonsten habe ich noch Bockshornkleekapseln aktiviert und Weleda Stilltee bei der Online Apotheke bestellt. Die müssten bald ankommen. Würden die Kapseln auch helfen die Milchmenge zu erhöhen? Wenn ja, wie schnell könnte man die Wirkung sehen?
Vielen Dank im voraus!
von
chantilly16
am 23.08.2016, 19:52
Antwort auf:
Zu wenig Muttermilch - Milchbildung anregen
Liebe chantilly16,
es gibt eine Untersuchung, die darauf hin weist, dass Bockshornkleesamen die
Milchproduktion positiv beeinflusst. Allerdings ist auch Bockhornkleesamen kein
Wundermittel, das ohne Stimulierung der Brust plötzlich die Milch fließen lässt.
Bockshornklee sollte jedoch nicht eingenommen werden, wenn die Frau wieder schwanger ist
oder unter Diabetes oder Asthma leidet. Er ist in der Apotheke unter der Bezeichnung
„Aktivierter Bockshornklee“ erhältlich..
Wenn die Milchmenge gesteigert werden soll, dann muss das Kind häufiger angelegt werden oder – wenn die Situation es erfordert – zusätzlich abgepumpt werden.
Zaubermittel, die die Milch einfach so fließen lassen, gibt es leider nicht.
Oberste Regel: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb solltest Du dein Baby in den nächsten Tagen oft anlegen.
Um das Interesse deines Babys an der Brust wach zu halten, kannst Du es mit Wechselstillen versuchen. Dabei legst Du dein Baby an und stillst es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nimmst Du es sanft von der Brust (vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und lässt es aufstoßen, streichelst seine Fußsohlen oder massierst es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Du es wieder etwas ermuntert hast. Dieses „Wecken und Wechseln“ wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, wie bereits erwähnt tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden
Eventuell ist es sinnvoll zusätzlich zu pumpen. Wenn gepumpt wird, dann sollte eine möglichst effektive Pumpe verwendet werden, am besten eine vollautomatische, elektrische Kolbenpumpe mit Doppelpumpset. Zu wenig Milch ist eine medizinische Indikation für die Verordnung der Pumpe durch den Arzt (auf der Verordnung muss „mit Zubehör“ stehen, sonst musst Du das Zubehör selbst zahlen).
Richte dich mit deiner Flüssigkeitszufuhr nach deinem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme führt nicht zu mehr, sondern zu weniger Milch, da sie dazu führt dazu, dass das antidiuretische Hormon (ADH) zurückgeht, die Frau erfährt dann eine vermehrte Wasserausscheidung („schwemmt aus“) und die Milchbildung verringert sich. Zwei bis drei Liter Flüssigkeit (davon höchstens zwei bis Tassen Milchbildungstee) sind im Allgemeinen ausreichend. Wenn der Urin dunkelgelb wird und die Menge gering ist, trinkst Du zu wenig. Schwarzer Tee, Matetee und Kaffee sollten nur mäßig genossen werden. Auf Limonaden oder Colagetränke sowie künstlich gesüßte Getränke sollte möglichst verzichtet werden. Auf die (angebliche) milchflussfördernde Wirkung von Bier oder Sekt sollte verzichtet werden. Alkohol geht bereits in kleinen Mengen in die Milch über und belastet den Stoffwechsel des Babys.
Achte darauf, dass DU ausreichend und möglichst ausgewogen isst. Kohlenhydratreiche Nahrung hat einen positiven Einfluss auf die Milchbildung.
Ruhe dich oft aus und entspanne dich. Arbeite für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft dir nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht kannst Du ja ein paar „Stilltage“ einlegen, das heißt Du legst dich mit deinem Baby ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um dein Baby und das Stillen.
Wenn möglich, sollte dein Kind keinen Schnuller und auch keine Flaschensauger bekommen, denn diese können dazu führen (bzw. schon dazu geführt haben), dass dein Baby nicht mehr weiß, wie es richtig an der Brust trinken soll. Die eventuell notwendige Zusatznahrung sollte mit einer alternativen Fütterungsmethode gegeben werden.
Außerdem solltest Du Kontakt zu einer Stillberaterin vor Ort aufnehmen, die dich und dein Kind beim Stillen beobachten kann. Es ist wichtig, dass Du korrekt anlegst und dass dein Kind korrekt saugt. Es kann auch sein, dass dein Baby nicht richtig saugt oder eine Saugschwäche hat, was korrigiert werden müsste. Das kann ich nicht beurteilen, denn ich kann dich nicht sehen.
Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Ich würde dir zusätzlich noch empfehlen, ihm eine Kalorienbombe aus Muttermilchsahne zu geben, das gibt den Kleinen meist einen wirklich guten Zunahme- und Entwicklungskick. Schau, dass du Milch ausstreichst oder abpumpst, die du in 10 ml Spritzen aufziehst und dann kopfüber in ein Glas stellst (also mit der Spitze nach unten). Lass aber ein bisschen Luft, denn die Schwerkraft wird den Kolben vielleicht etwas weiter in die Spritze drücken... Oben auf der Milch wird sich eine Fettschicht absetzen, der Muttermilchrahm. Nach ca. 2 Stunden kannst du den wässrigen unteren Teil der Milch ausdrücken und deinem Kind die verbleibende Sahne in den Mund träufeln.
Statt mit leeren Spritzen kannst du natürlich auch mit einer Tasse arbeiten, in die du die gewonnene Muttermilch gibst. Oben wird sich der fetthaltige Rahm absetzen, du kannst ihn mit einem Löffel abschöpfen und deinem Baby geben.
Wenn du das 3-4 Tage lang machst (je mehr, desto besser), wird dein Baby ganz sicher einen Schub machen.
Probier es mal aus!
LLLiebe Grüße,
Biggi
von
Biggi Welter
am 23.08.2016
Antwort auf:
Zu wenig Muttermilch - Milchbildung anregen
Danke für die schnelle Antwort!
Ich lege ihn schon sehr oft an, wie beschrieben mindestens einmal pro zwei Stunden, das auch in der Nacht. Er will selber auch so oft. Wie oft pro Tag soll ich nach dem Stillen zusätzlich abpumpen? Ich hoffe nicht jedes Mal. Nach jedem Stillen wär es natürlich sehr anstrengend und die Brust fühlt sich ehrlich gesagt auch nicht so gut an...
von
chantilly16
am 23.08.2016, 21:03
Antwort auf:
Zu wenig Muttermilch - Milchbildung anregen
Liebe chantilly16,
ich würde jetzt erst einmal immer nur wenig ausstreichen oder abpumpen und die Muttermilchsahne anbieten.
Außerdem kannst Du komplett nach Bedarf anlegen, wenn dein Kind nach einer Stunde wieder an die Brust mag, dann ist das völlig ok :-).
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 23.08.2016