Wie weiter vorgehen nach "Still-Rückfall"?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Wie weiter vorgehen nach "Still-Rückfall"?

Liebes Stillberatungs-Team, nachdem ich momentan nicht so recht weiß, wie ich am besten weiter vorgehe, habe ich mich heute spontan hier im Forum angemeldet, nachdem ich sonst nur ab und zu mitgelesen habe... ;-) Hier meine Frage bzw. meine kleine Geschichte: Meine Tochter ist nun fast 11 Monate alt und das Stillen hat von Anfang an recht gut geklappt. Mit Beginn des fünften Monats haben wir mit der Beikost angefangen, die sie auch sehr gut angenommen hat. Mit etwa 8 Monaten haben wir dann nur noch nachts bei Bedarf gestillt, tagsüber hat sie mit großem Appetit ihre Gläschen gegessen und auch nie nach der Brust verlangt. Dann hat sie jedoch leider vor zwei Monaten eine leichte Lungenentzündung bekommen und wir mussten für fünf Tage ins Kinderkrankenhaus. Ich war natürlich die ganze Zeit bei ihr und da sie aufgrund der Krankheit nichts mehr gegessen hat und fast auch nichts trinken wollte, habe ich wieder angefangen, sie mehr zu stillen, weil ich in dem Moment natürlich froh war, dass sie überhaupt etwas zu sich genommen hat und nicht noch womöglich an den Tropf gemusst hätte... Zu der Zeit kamen auch gleichzeit die ersten vier Zähne auf einmal. Zwei weitere Zähne kamen dann kurz darauf. Es war also keine leichte Zeit für unsere kleine Maus, obwohl sie eh sehr, sehr tapfer war. Allerdings macht ihr seit dieser Zeit das Essen (aus dem Gläschen) nicht mehr so viel Spaß, sie isst diese nur, wenn sie gleichzeitig irgendetwas anderes, interessantes zum Spielen in der Hand hat und quasi nur so nebenbei essen muss. Das Essen mit den Fingern (Breze, Brot, Gurke, Apfel, Käse, Baby-Zwieback usw.) macht ihr dagegen viel mehr Spaß, so dass ich denke, es ist vermutlich bald Zeit, zur Familienkost überzugehen. Soweit so gut.... Allerdings verlangt sie jetzt auch tagsüber öfters vehement nach der Brust. Sie deutet richtig hin und fordert mit viel aufgeregtem "dadadadada" danach. Besonders wenn ich sie vormittags und nachmittags zum Schlafen hinlege, geht es fast gar nicht mehr, ohne dass ich sie stille. Sie fängt dann auch sofort recht laut zu weinen an, wenn ich sie nicht schnell genug anlege. Auch nachts wacht sie momentan mindestens 3-4 mal auf und lässt sich meistens nur beruhigen, wenn sie bei der Mama trinken darf. (Ach ja, Folgemilch mag sie übrigens überhaupt nicht, weder aus der Flasche, noch aus der Tasse und trotz verschiedener probierter Sorten.) Ich habe mir anfangs auch gedacht, dass sie das jetzt wohl einfach braucht wegen der Krankenhaus-Geschichte und wegen diversen Wachstumsschüben etc. und dachte, das wäre jetzt einfach eine Art vorübergehender "Still-Rückfall". Aber momentan sieht es nicht so aus, als würde sich da gerade viel ändern. Und ich muss ehrlich zugeben, dass ich eigentlich nicht mehr so gerne stillen möchte. Ich habe immer gerne gestillt und dann sogar viel länger, als eigentlich gedacht, bin aber jetzt an einem Punkt, an dem ich meinen Körper wieder gern für mich alleine hätte. ;-) Außerdem ist das Stillen auch unangenehmer geworden, sie beißt mich zwar nicht und es tut auch nicht richtig weh, aber ich merke ihre Zähnchen doch irgendwie und es fühlt sich unangenehm an. Soll ich jetzt einfach abwarten und weiterstillen, bis die Kleine von sich aus weniger danach verlangt? Ich möchte ihr natürlich auch keinen unnötigen Stress machen mit meinem Abstill-Wunsch, aber vielleicht gibt es ja eine sanfte Lösung für uns beide? Jetzt ist's doch etwas länger geworden... ;-) Vielen lieben Dank im Voraus und LG!

von Lindenbäumchen am 25.03.2015, 17:38



Antwort auf: Wie weiter vorgehen nach "Still-Rückfall"?

Liebe Lindenbäumchen, Stillen ist eine Zweierbeziehung und wenn es dazu kommt, dass sich ein Partner dabei nicht wohl fühlt, dann müssen Lösungswege gefunden werden. Eine Möglichkeit ist, dass Du mit deinem Kind darüber sprichst, dass Du das Stillen als unangenehm empfindest und dass Du denkst, dass es nun an der Zeit ist, eure gemeinsame Stillzeit zu beenden oder zumindest das viele Stillen einzuschränken. Überlegt gemeinsam, wie ihr nun zu einem harmonischen Ende finden könnt. Vielleicht indem ihr auf ein bestimmtes Datum hinarbeitet oder aber auch durch ganz klare Regeln, die auch lauten können „Es wird nur noch gestillt, wenn es dunkel ist“ oder „wir stillen nur noch am Morgen“. So lange DU nicht ABSOLUT sicher bist, dass Du weniger stillen möchtest, wird dein Kind das spüren. Ist die Mutter innerlich nicht davon überzeugt, dass sie ihr Kind abstillen will, dann ist dieser Zweifel für das Kind sehr deutlich fühlbar und es reagiert in fast allen Fällen so, dass es eher noch häufiger gestillt werden mag. Zweifel und Unsicherheit sind für ein Kind unerträglich, Kinder brauchen Klarheit. Dein Baby spürt jetzt deinen Zwiespalt und da es sich nicht hinsetzen und sagen kann „Mama, ich spüre, dass Du dir nicht sicher bist, was jetzt das Richtige ist, deshalb werde ich dir jetzt bei deiner Entscheidungsfindung helfen" reagiert es auf deine Zweifel mit Unruhe, Weinen und Verunsicherung. Es hat keine anderen Ausdrucksmöglichkeiten als Weinen und (vermehrte) Anhänglichkeit. Babys sind für „geordnete Verhältnisse", Unsicherheit und Zweifel bringen sie aus dem Gleichgewicht. Wichtig ist nun, dass ihr zum einen wirklich miteinander redet und Du deinem Kind klar erklärst und sagst, was Du willst und was Du nicht mehr willst. Zum anderen muss für dein Kind deutlich erkennbar sein, wo deine Grenzen gesetzt sind. Liebevolle Konsequenz ist das Zaubermittel in der Erziehung. Nimm dir einmal eine ruhige Stunde für dich, in der Du wirklich unbeeinflusst von außen nachdenken kannst und mach dir dabei sogar ruhig eine Liste aller Gründe, die für ein Abstillen jetzt sprechen und auch welche dagegen sprechen. Überlege dann, welche der Gründe tatsächlich für DICH Bestand haben. Überdenke deine Beziehung zu deinem Kind. Und ja, es ist normal, wenn dein Kind noch deine Nähe sucht und die Geborgenheit an der Brust vermisst und vehement einfordert! Wichtig ist, dass Du dir Klarheit verschaffst und dann zu deiner Entscheidung stehst ganz gleich wie diese ausfällt. Wenn Du dir deiner Entscheidung sicher bist, wird es Euch beiden besser gehen. Fällt die Entscheidung von deiner Seite für das Abstillen, dann wird dein Kind fühlen „Jetzt hat Mama keinen Zweifel mehr" und wird sich auch abstillen lassen, sicher nicht ganz ohne Wehmut, aber ohne riesige Verzweiflung. Fällt deine Entscheidung für das Weiterstillen, bedeutet dies keineswegs zwingend, dass dein Kind noch jahrelang gestillt werden will, im Gegenteil: es kann sein, dass dein Baby sich dann sehr bald von selbst abstillt, eben weil es auch dann nicht mehr mit einem Zwiespalt leben muss. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 25.03.2015