wie überbrücke ich einen Tag ohne Stillen

 Kristina Wrede Frage an Kristina Wrede Stillberaterin

Frage: wie überbrücke ich einen Tag ohne Stillen

Guten Tag, ich habe Mitte Juni einen 4-stündigen Zahnarzttermin vor mir. Mit Betäubung Articain und Hydrochlorid 1:200000 Adrenalin. Da ich meine Tochter (10 Wochen jetzt) voll stille (immer noch nach Bedarf, ca. alle 2 Stunden) hatte ich mich schon beim Kinderarzt erkundigt, der meinte, ich solle besser an diesem Tag nicht stillen sondern vorher abpumpen. Das klappt aber leider gar nicht. Habe eine Handpumpe und habe es auch schon während und nach dem Stillen erfolglos probiert. Was kann ich denn jetzt tun? Hätte kein Problem damit ihr in dieser Zeit Flaschennahrung zu geben, aber wie halte ich dann meine Milchproduktion in Gang? Außerdem ist fraglich, ob sie die Flasche überhaupt nimmt, den Schnuller nämlich nicht. Danke im Voraus!

von Wubbel am 25.05.2016, 10:58



Antwort auf: wie überbrücke ich einen Tag ohne Stillen

Liebe Wubbel, bitte deinen Arzt, dass er ein konkret für dich zugeschnittene Empfehlung bei der Embryotox in Berlin erfragt. Das ist unkompliziert und kostet nichts. Die Kontaktdaten und den Zugriff zum Online-Fragebogen für Ärzte und medizinisches Personal findet ihr hier: https://www.embryotox.de/impressum.html Die Empfehlung, vorsichtshalber einen ganzen Tag lang nicht zu stillen lässt vermuten, dass er nicht weiß, was Stillen bedeutet. Und wie es funktioniert. Es geht ja nicht nur darum, wie dein Baby ernährt wird - was ist mit deinen Brüsten und dem Risiko eines Milchstaus!?! Darum hilft diese Aussage überhaupt nicht weiter - und es ist auch in der Regel wirklich gar nicht erforderlich! ch zitiere hierzu aus "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Schaefer, Spielmann, 7. Auflage 2006: "Lokalanästhetika: Erfahrungen. Lidocain (z.B. Xylocain®) geht selbst bei intravenöser Behandlung von Herzrhythmusstörungen nur in geringer Menge in die Muttermilch über (siehe Kapitel 4.6). Bei insgesamt 27 Patientinnen, die zur Sectio eine Epiduralanästhesie mit durchschnittlich 183 mg Limain und 82 mg Bupivacain erhalten hatten, wurden nach 2, 6 und 12 Stunden Lokalanästhetika und deren Metabolite im Serum und in der Milch nachgewiesen. Im Mittel fanden sich 860 µg/l Lidocain und 90 µg/l Bupivacain in der Milch sowie 140 µg/l des Metaboliten Pipecolylxylidid (PPX) (Ortega 1999). Die M/P-Quotienten betrugen 0,9, 0,4 und 1,3. Es sind nicht mehr als 1 bis höchstens 4 % der per os ohnehin kaum verfügbaren Wirkstoffe als relative Dosis für ein gestilltes Kind zu erwarten. Die beobachteten Kinder zeigten keine Auffälligkeiten. Bei der Applikation von 3,6 - 7,2 ml Lidocain 2 % ohne Adrenalinzusatz im Zusammenhang mit einer zahnärztlichen Therapie fanden sich für Lidocain und seinen Metaboliten Monoethylglycerinxylidid durchschnittlich nur 73,4 µg/l bzw. 66,1 µg/l in der Milch, toxische Wirkungen beim gestillten Kind wurden für unrealistisch gehalten (Giuliani 2001). Eine interpleurale Dauerinfusion von Bupivacain (z.B. Carbostesin®), 25 mg/Stunde, führte zu maximal 0,45 µg/ml in der Muttermilch. Im Serum des Säuglings war die Substanz nicht nachweisbar (Nachweisgrenze < 0,1 µg/ml). Toxische Symptome wurden nicht beobachtet (Übersicht in Spigset 1994). Zu Levobupivacain (Chirocain®), Mepivacain (z.B. Scandicain®), Procain und Ropivacain (Naropin®) liegen keine Daten zur Stillzeit vor. Es ist jedoch anzunehmen, dass diese Substanzen und vor allem solche mit kurzer Halbwertszeit und hoher Plasmaeiweißbindung wie Articain (z.B. Ultracain®) nur sehr geringe Konzentrationen in der Milch erreichen. Der bei Lokalanästhesie übliche Adrenalinzusatz wirkt ohnehin einem Übergang in die Muttermilch entgegen. Prilocain (Xylonest®) wirkt in stärkerem Maße als die anderen Lokalanästhetika als Methämoglobinbildner. Systematische Untersuchungen zur Anwendung in der Stillzeit fehlen auch für die ausschließlich zur Lokaltherapie eingesetzten Substanzen Benzocain (z.B. Anaesthesin® Creme), Chlorethan (z.B. WariActiv® Aerosol), Oxybuprocain (z. B. Thilorbin® Augentropfen) und Tetracain (z.B. Acoin® Lösung), wobei hier nicht mit einer systemischen Resorption größerer Mengen zu rechnen ist. Empfehlung für die Praxis: Bei üblicher Anwendung (im Rahmen einer Zahnbehandlung oder anderer Eingriffe) können Lokalanästhetika in der Stillzeit verwendet werden; dies gilt auch für Kombinationen mit Adrenalin. Prilocain sollte gemieden werden, nach dennoch erfolgter Applikation ist jedoch keine Stillpause erforderlich." Solltest du nach der OP Medikamente benötigen, gibt es auch hier genug Alternativen, die mit dem Stillen vereinbar sind. Darum noch einmal: Bestehe auf dein Recht, korrekt beraten zu werden und bitte deinen Arzt um eine Aussage der Embryotox, nach der du dich dann richten kannst. Lieben Gruß, Kristina

von Kristina Wrede am 25.05.2016



Antwort auf: wie überbrücke ich einen Tag ohne Stillen

Nicht zu stillen ist überhaupt nicht nötig, jeder halbwegs gute Zahnarzt weiß von Haus aus, was er nicht geben darf (meine, Adrenalin geht nicht) und spritzt eine Alternative.

von emilie.d. am 27.05.2016, 07:28