Frage: Wie schaffe ich es abzustillen?

Hallo liebe Stillberater, dies ist nun mein dritter Versuch meine Frage zu stellen, ich hoffe es klappt diesmal. Denn meine Nachrichten verschwanden nach dem Senden spurlos und eine Antwort erhielt ich bisher leider auch nicht. Meine Tochter ist nun fast 17 Monate alt und ich stille sie noch abends zum Einschlafen (ca.21Uhr), 3-4 mal nachts sowie manchmal morgens direkt nach dem aufwachen (ca.8Uhr). Sie isst tagsüber ganz normal und mit Vergnügen alles mit mir mit, das Stillen ist überwiegend emotionaler Natur. Ich habe ihr diese Art der Zuneigung und Liebe auch die ganzen 17 Monate gerne gegeben. Nun geht es mir gesundheitlich sehr schlecht – im Grunde geht es mir seit 17 Monaten gesundheitlich schlecht; mir wird seit dem von meinem Umfeld geraten abzustillen, was ich bisher vehement abgelehnt habe. Allerdings bin ich nun wirklich an einem Punkt angelangt, an dem ich an mich denken und besser auf mich achtgeben muss. Mein Entschluss abstillen zu wollen, steht deshalb fest. Ich weiß nur nicht, wie ich es anstellen soll bzw. wo ich ansetzen soll. Meine Hebamme hat mir geraten übers Wochenende meine Tochter zu meiner Mutter zu bringen, nur von dieser radikalen Lösung bin ich nicht überzeugt. Ich will schließlich meiner Tochter lediglich meine Brust und nicht mich selbst entziehen. Auch traut sich meine Mutter diese Aufgabe ohnehin nicht zu. Meine Tochter und ich waren bisher höchstens ein paar Stunden voneinander getrennt. Ich lebe mit ihr zur Zeit fast alleinerziehend, da mein Freund beruflich in einer anderen Stadt arbeitet und wir uns nur alle 1-2 Monate sehen können. Er kann mir bei diesem Vorhaben also leider nicht zur Seite stehen. Meine Tochter schlief bis vor ein paar Tagen mit bei mir im Bett, nun schläft sie in ihrem eigenen, welches aber an einer Seite offen und direkt an meinem Bett dran steht, so dass sie jederzeit zu mir krabbeln kann, wenn sie das möchte. Ich versuche auch seit ein paar Tagen ein neues Einschlafritual einzuführen, das sie jedoch nicht wirklich annehmen mag. Egal ob ich singe, ihr ein Buch zeige, etwas erzähle, mit ihr kuschel etc., sie wird sehr schnell ungeduldig und fordert meine Brust regelrecht ein. Ich habe ihr nun auch schon ein paar mal gesagt, dass ich mit dem Stillen aufhören möchte, da die Brust ein Aua hat. Das hat sie auch verstanden, aber sie hat sofort rebelliert, den Kopf energisch geschüttelt und wütend und traurig geweint und sich an meine Brust geklammert. Wie ich das nächtliche Stillen aussetzen kann, ist mir ein absolutes Rätsel. Denn sie lässt sich nicht anders beruhigen. Sie ist ein sehr willenstarkes Kind, das sich ins Weinen und Schreien reinsteigern kann bis zur Erschöpfung, es hilft dann rein gar nichts mehr. Einen Schnuller oder eine Saugflasche hat sie noch nie angenommen. Auch zum Mittagsschlaf kommt sie nur zur Ruhe wenn ich sie draußen im Tragerucksack rumtrage. Ich trage sie dann so lange bis sie eingeschlafen ist, dann gehe ich wieder nach Hause und kann sie dann ins Bett ablegen. In der Wohnung jedoch lässt sie ein solches Tragen nicht zu, dann krümmt sie sich und schreit und zerrt am Rucksack rum. Ich möchte definitiv abstillen, aber nicht mit einer Hauruckaktion. Wie kann ich am besten Vorgehen, wie kann ich mir einen Abstillplan erarbeiten? Wie könnte dieser aussehen? Sollte ich zuerst das nächtliche Stillen angehen oder das Einschlafstillen? Wie kann ich ihr das erklären? Mit dem morgendlichen Stillen sehe ich keine so großen Probleme, da ich sie mit dem Aufstehen recht gut ablenken kann. Vielen Dank!

von Junibiene am 24.10.2014, 22:52



Antwort auf: Wie schaffe ich es abzustillen?

Liebe Junibiene, Stillen ist eine Zweierbeziehung und wenn es dazu kommt, dass sich ein Partner dabei nicht wohl fühlt, dann müssen Lösungswege gefunden werden. Stillen ist viel, viel mehr als nur Nahrung für den Körper und deshalb bedeutet Stillen nicht nur, dass das Kind Mahlzeiten an der Brust zu sich nimmt. Das sollte Ihnen absolut bewusst sein, wenn Sie Ihr Kind abstillen: Sie ersetzen nicht einfach nur ein Nahrungsmittel durch etwas anderes. Die immer wieder vorgeschlagene „Curry Methode" (auch Senf- Methode genannt) kann einen sehr gravierenden Vertrauensbruch bedeuten. Stellen Sie sich vor, Ihre kleine Tochter kommt vertrauensvoll zu Ihnen, um an der Brust zu trinken und muss dann erfahren, dass die Brust abscheulich schmeckt. Können Sie sich den Schreck und Schock vorstellen? Ich will nicht leugnen, dass Kinder auf diese Weise abgestillt werden, doch um welchen Preis. Wenn Sie jetzt für sich beschlossen haben, dass Sie Ihre Kleine abstillen wollen, so kann ich Ihnen nur davon abraten es auf durch „kalten Entzug" zu tun (z.B. ein Wochenende verreisen). Erstens kann dies zu einem schweren Bruch in der Beziehung zwischen Ihnen und Ihrem Kind führen und zweitens gibt es keine Garantie, dass Ihr Kind nach einem Wochenende oder einer Woche, die Sie verschwunden waren nicht doch weiter an die Brust will. Ich werden Ihnen jetzt ein paar weniger drastische Methoden beschreiben, die sich beim Abstillen eines älteren Kindes bewährt haben, vielleicht ist ja etwas dabei, was Ihnen weiterhilft: Eine Methode, die sich beim allmählichen Abstillen bewährt hat heißt „biete nicht an, lehne nicht ab". Das bedeutet, dass Sie Ihrem Kind die Brust nicht von sich aus anbieten, aber auch nicht ablehnen, wenn es danach verlangt. Viele Kinder wurden auf diese Weise abgestillt. Eine weitere Möglichkeit heißt Ablenkung. Durch Ablenkung abzustillen bedeutet, Ihre Gewohnheiten von Tag zu Tag erheblich zu verändern. Sie müssen die vertrauten Stillsituationen vermeiden und neue Betätigungsfelder schaffen. Für das eine Kind kann das bedeuten, dass Sie viel häufiger Ausflüge zu Orten unternehmen, die Ihrem Kind gefallen und wo es viele Menschen und viel Trubel gibt. Für ein anderes Kind bedeutet dies vielleicht, das Leben erheblich ruhiger zu gestalten, um Situationen, die es als bedrohlich empfindet, zu verringern. Es kann auch ablenkend wirken, wenn Sie Ihr übliches Verhalten in bestimmten Situationen verändern. Wenn Sie zum Beispiel sitzen bleiben anstatt sich hinzulegen, wenn Sie Ihr Kind zum Einschlafen bringen. Andere Möglichkeiten sind Vorlesen, Singen oder vielleicht ein neues Spielzeug. Manchmal ist es sinnvoll, wenn der Vater das abendliche Zubettbringen übernimmt. Manchmal bringt es das Abstillen auch weiter, wenn Sie das Stillen immer dann, wenn Ihr Kind diesen Aufschub verkraften kann, für eine Weile verschieben. Das können Sie flexibler handhaben als den Vorsatz eine bestimmte Stillmahlzeit ausfallen zu lassen. Sie können auch versuchen die Stillzeiten zu verkürzen. Viele Mütter haben festgestellt, dass es wirksam und relativ wenig belastend ist, ein Kind so oft anzulegen, wie es möchte, aber es nicht so lange zu stillen. Sie können Ihr Kind eine kleine Weile anlegen und ihn dann ablenken oder ihm etwas zu essen anbieten. Womöglich wäre „punktuelles Abstillen" eine Lösung für Sie. Es ist eine Alternative zum vollständigen Abstillen. Damit meine ich, dass zu bestimmten Zeiten nicht mehr gestillt wird oder Sie versuchen Ihr Kind davon zu überzeugen, nach einer ausreichend langen Zeit an der Brust, etwas anderes zu tun. Außerdem möchte ich Ihnen das Buch „Wir stillen noch über das Leben mit gestillten Kleinkindern" von Norma J. Bumgarner empfehlen. Das Buch ist im Buchhandel oder bei der La Leche Liga und bei jeder LLL Stillberaterin oder im Stillshop auf dieser Seite erhältlich. Zum Schluss noch etwas, was unter Umständen paradox klingt: einige Kinder stillen sich von alleine ab, sobald ihre Mutter die Abstillbemühungen aufgibt. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 25.10.2014