Hallo ich bin neu hier und habe ein paar Fragen:
Meine Tochter ist 7 Monate alt und bekommt Mittags Gemüsebrei und abends Milchbrei. Sonst stille ich sie. Da sie Nachts sehr oft kommt hat mir ihre Kinderärztin empfohlen ihr abends die Flasche zu geben und sie dann schreien zu lassen, was ich bisher noch nicht ausprobiert habe. Die Flasche nimmt sie bisher gar nicht und auch keinen Schnuller zur Beruhigung. Ich wollte sie eigentlich bis zum 9.Monat abgestillt haben, bin aber derzeit noch sehr skeptisch ob das funktioniert. Wie soll ich weiter machen?
Vielen Dank schon mal!!
von
nisi755
am 18.07.2012, 12:12
Antwort auf:
Wie kann ich mein Baby an die Flasche gewöhnen?
Liebe nisi755,
diese von der Ärztin angepriesene Methode wird nicht nur von mir, sondern von so ziemlich allen Stillexperten und auch anderen, die mit Kindern arbeiten, abgelehnt.
Es ist durchaus nicht ungewöhnlich, dass eine Baby im Alter Ihrer Tochter
nachts aufwacht, ganz im Gegenteil. Und obwohl es immer wieder behauptet
wird, schlafen gestillte Babys nicht schlechter als Flaschenkinder. Babys
wachen nicht deshalb auf, weil sie in den Schlaf gestillt wurden. Daher
wird es nur in wenigen Fällen etwas am Schlafverhalten des Babys ändern,
wenn die Mutter abstillt, außer dass die Nächte anstrengender werden, wenn
nachts eine Flasche zubereitet und gegeben werden muss.
Auch wenn das Kind abends „abgefüllt“ wird, schläft es nicht besser.
In meinen Augen stellt die angepriesene Methode
einen Vertrauensbruch dar und baut Resignation auf. Dem Baby wird
vermittelt, dass es nicht wichtig ist bzw. nichts wert. Eine derartige
Behandlung härtet ab und zwar die Seele. Ich glaube kaum, dass es
wünschenswert ist, bereits Babys darauf zu trainieren nicht mehr mitfühlend
zu sein. Ein Baby sollte auch wie ein Baby behandelt werden und nicht wie
eine verkleinerte Ausgabe eines Erwachsenen. Nicht umsonst bringen viele
Mütter es nicht übers Herz, den Behandlungsplan durchzuhalten.
Es ist von der Natur so eingerichtet, dass Mütter auf das
Schreien (die einzige Möglichkeit, die ein so kleines Menschlein hat, um
auf sich aufmerksam zu machen) ihrer Kinder reagieren. Das Weinen eines
Babys lässt den Adrenalinspiegel der Mutter ansteigen, bei stillenden
Müttern löst es häufig auch den Milchspendereflex aus.
Ihre Tochter nimmt inzwischen auch ihre Umwelt sehr viel bewusster wahr. Das
wirkt sich dann auch auf das Schlafverhalten aus. Vielleicht muss sie die
Eindrücke, die während des Tages auf sie eingestürmt sind, in der Nacht
verarbeiten. Unter Umständen bereiten ihr auch die Zähne Unbehagen. Nachts
empfindet auch ein Baby dieses Unbehagen stärker als während des Tages. In
dieser Situation hilft es dem Baby, eine beruhigende, tröstende Person in
der Nähe zu haben, so dass es sich nicht alleingelassen fühlt. Wenn Babys
älter werden, erlangen sie so etwas wie eine Schlafreife und sie schlafen
länger und schließlich auch „durch“.
Tipps, wie die Babynächte (wieder) ruhiger werden finden Sie auch in dem
Buch von Dr. William Sears „Schlafen und Wachen Ein Elternbuch für
Kindernächte“. In diesem Buch werden aber keine Schlafprogramme oder
Therapiepläne aufgestellt. Der Autor ist ein erfahrener Kinderarzt und
achtfacher Vater. Das Buch kann im Buchhandel oder bei jeder La Leche
Liga Stillberaterin bezogen werden.
Hier trotzdem Tipps für die Flasche.
Da sich die Techniken des Trinkens an der Flasche und an der Brust deutlich unterscheiden und sich ein Flaschensauger ganz anders anfühlt als die Brust, lehnen viele Stillkinder die Flasche ab. Wenn die Mutter die Flasche geben will kommt noch dazu, dass es sich denkt „Was soll denn damit? Ich kann doch die Milch meiner Mutter riechen und fühle ihre Brust und bekomme so etwas Seltsames in den Mund gesteckt". In einigen Fällen hilft es daher, wenn jemand Anderes die Flaschenfütterung übernimmt.
Es empfiehlt sich auch, nicht zu warten, bis das Baby sehr hungrig oder müde ist. Müde oder hungrige Babys sind nicht unbedingt daran interessiert etwas Neues auszuprobieren.
Manche Babys wollen auch einfach nicht aus einer Flasche trinken. Bei diesen Kindern kann man dann versuchen, ob sie aus einer Trinklerntasse (Schnabeltasse) trinken. Viele Mütter berichten, dass ihre Babys die Trinklerntasse von Avent mit dem weichen Schnabelaufsatz gerne (oder zumindest lieber) annehmen. Unter Umständen kann man auch löffeln.
Hier noch ein paar Tipps, wie das Baby die Flasche vielleicht besser annimmt:
• die Flasche anbieten, ehe das Baby zu hungrig ist
• das Baby beim Flaschegeben in ein Kleidungsstück der Mutter (Geruch) einwickeln
• den Flaschensauger nicht in den Mund des Babys stecken, sondern die Lippen des Babys damit berühren, so wie die Mutter dies mit der Brustwarze tut
• den Flaschensauger mit warmem Wasser auf Körpertemperatur bringen oder beim einem zahnenden Baby abkühlen, um die Zahnleisten zu beruhigen
• verschiedene Saugerformen und Lochgrößen ausprobieren
• verschiedene Haltungen beim Füttern einnehmen
• versuchen das Baby im Halbschlaf zu füttern
• geduldig bleiben und auch alternative Fütterungsmethoden in Betracht ziehen (z.B. Becher, Löffel)
Die Becherfütterung ist mit der richtigen Technik keineswegs aufwändiger als die Flaschenfütterung und deshalb durchaus eine Alternative zur Flasche und gerade bei einem Kind ab sechs Monaten lässt sich der Becher gut einführen und die Flasche muss nicht mehr in jedem Fall unbedingt eingeführt werden.
Wichtig ist, dass Sie wirklich geduldig bleiben.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 18.07.2012