Wie gewöhne ich meinem Kind das stillen in der Nacht ab

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Wie gewöhne ich meinem Kind das stillen in der Nacht ab

Hallo, diese Fragen wurden sicher schon 1000x gestellt, da aber jedes Kind anders ist, möchte ich Ihnen meinen Fall kurz schildern und hoffe auf einen Rat von Ihnen. Mein Sohn ist jetzt 9 Monate alt. Ich habe schon recht früh angefangen ihn an die Beikost zu gewöhnen, was mir aber leider nicht geglückt ist. Ich stille mein Sohn nach Bedarf. Was immer vollkommen ok für uns alle war. Nun ist es aber so, daß ich mit meinen Nerven am Ende bin und etwas ändern muss und auch möchte. Mein Sohn schläft bei uns im Elternbett, ich habe es und genieße es zwar immer noch, aber ich merke, daß wir beide mittlerweile sehr unruhig schlafen und möchte gerne etwas daran ändern, was mir aber Angst bereitet. Habe es auch noch nicht ausprobiert, da ich nicht weiß, wie ich es am besten anstellen soll, so daß wir beide damit leben können. Dazu muss ich sagen, daß ich es nicht aushalten kann wenn der Kleine schreit, mir tut es in der Seele weh, in schreien zu lassen. Wir wohnen momentan auf unserem Gartengrundstuck und wollen die Tage in unsere Wohnung zurück ziehen, das möchte ich gerne zur Umgewöhnung nutzen, weiß aber nicht, ob es schlau ist. Mein Sohn soll möglichst in seinem Bett schlafen, weil er auch sehr mobil geworden ist und es nun sehr gefährlich geworden ist. Ich schreib mal kurz was zu unseren Gewohnheiten. Wir stehen meistens gegen 7 Uhr auf, da wird er vorher im Bett gestillt. Dann waschen anziehen, was halt so ansteht. Dann wird er meistens gegen 9/10 Uhr wieder müde und in den Schlaf gestillt. Je nachdem bekommt er dann sein Mittagessen, wo er meistens nur 60 - 100g isst. Danach wird noch ein bisschen gespielt, ich möchte ihm eigentlich angewöhnen das er gegen 12/13 Uhr Mittagsschlaf macht, was aber ein riesen Problem ist, da er einfach nicht einschlafen will. Auch das Einschlafstillen funktioniert manchmal nicht. Meistens schläft er dann gegen 13.30 /14 Uhr ein und verschläft den ganzen Nachmittag. Bin dann im Zwiespalt wann er den OGB gekommen soll, den er meistens eh nicht isst. Bei uns gibt es um 18 Uhr Abendessen. Daher wird er meistens gegen 16uhr nochmal gestillt, weil er sonst zu hungrig ist für den Brei und mir gar nichts mehr abnimmt. Dann isst er oft so 150g Abendbrei und bekommt noch etwas Familienstand, weil er mit uns zusammen essen möchte. Dann wird er Bett fertig gemacht, es ist immer der selbe Ablauf, waschen, Schlafanzug anziehen ein bisschen noch mit Papa spielen in ruhiger Atmosphäre. Dann lege ich mich mit ihm ins Bett, mach seine Spieluhr an und er trinkt nochmal kräftig an der Brust. Manchmal schläft er dabei ein, meistens fängt er dann an zu spielen. Setzt sich hin, stellt sich an die Wand, spielt mit einem Kuscheltier, seinen Fingern oder oder oder. Kommt dann ewig nicht zur Ruhe. Manchmal bin ich dann stundenlang damit beschäftigt bis er endlich schläft. Ist das geschafft, kommt er so alle 2 - 3 Stunden, wird gestillt und schläft dabei wieder ein, was mich aber total fertig macht. Haben Sie einen Rat für mich? LG Netti

von Netti52 am 24.08.2017, 16:28



Antwort auf: Wie gewöhne ich meinem Kind das stillen in der Nacht ab

Liebe Netti, ja, jedes Kind ist anders, aber dein Baby verhält sich im Moment wie fast jedes Baby in diesem Alter! Muttermilch ist im ganzen ersten Jahr Hauptnahrungsquelle und das Wort BEIkost sollte wörtlich genommen werden. Auch der kommende Umzug wird dein Baby nicht ruhiger machen und es braucht umso mehr deine Nähe. Hasst Du schon einmal daran gedacht, einfach nur die Matratzen auf den Boden zu legen? So kann deinem Schatz nichts passieren und Du musst nicht jedes Mal sofort reagieren, wenn dein Baby herumturnt. Es kann gut sein, dass dein Baby die Milch einfach noch braucht, doch oft ist es der Hunger nach körperlicher Nähe und Geborgenheit, den die Kleinen stillen, und das ist völlig natürlich und normal. Du kannst jetzt mit vielen Tricks versuchen, die Situation zu verändern, aber es wird nur Stress und Tränen geben, denn dein Kind IST einfach in der Phase, in der es dich so viel braucht. Die unruhigen Tage und Nächte sind furchtbar anstrengend, daran kann ich mich auch noch gut erinnern. Trotzdem: Sie sind normal und werden garantiert irgendwann vorbei sein. Wann, kann ich leider nicht sagen. Aber sie gehen wirklich vorbei! Bis dahin kannst du probieren, dir den Alltag so einfach wie möglich zu machen, so dass auch du tagsüber mal ein kurzes Nickerchen machen kannst. In dieser Zeit verarbeiten Kinder vieles in der Nacht, und brauchen die Bestätigung, dass Mama ganz nah ist, und die beruhigende Milch, noch ziemlich. Es ist kein Rückschritt, wie es scheint, sondern zeigt, dass sich dein Kleines weiter entwickelt! Überlege dir auch einmal zu einem Stillgruppentreffen zu gehen und tausch dich dort mit den anderen Müttern aus. Vielleicht hast Du sogar das Glück so wie ich vor Jahren, dass Du dort Mütter oder eine Stillberaterin kennen lernst, die bereits ältere Kinder haben und Du kannst miterleben, dass es sich lohnt noch etwas durchzuhalten. Eine Stillberaterin in deiner Nähe findest Du im Internet unter http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl stillen.de (Still und Laktationsberaterinnen IBCLC). Wichtig ist, dass Du weißt, dass dies zwar eine lange Phase ist, aber sie WIRD vorbei gehen! Bis dahin ist es meist einfacher, das Drumherum zu ändern, als das Baby. • Nimm ALLE Hilfe an, die Du bekommen kannst. Erkundige dich mal, ob Du nicht eine Haushaltshilfe bekommen kannst (wegen absoluter und chronischer Erschöpfung). Möglicherweise kann dir auch deine Mutter, Schwiegermutter, Schwester oder eine Freundin (selbstverständlich auch das männliche Pendant dazu) etwas unter die Arme greifen. Das können ganz simple Dinge sein z.B. einmal alle Fenster putzen, deinen Bügelkorb leerbügeln, einige vorgekochte Mahlzeiten für deine Tiefkühltruhe, ein Nachmittag Babysitten während Du in die Sauna gehst oder sonst etwas für dich tust ... • Vielleicht findest Du auch einen verantwortungsbewussten Teenager, der gegen geringes Entgelt bereit ist, mit deinem Kind zu spielen oder spazieren zu gehen. In dieser Zeit solltest Du dann aber wirklich entweder schlafen (bzw. ruhen) oder DIR etwas Gutes tun. • Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Nicht alles muss gebügelt werden. Wenn Handtücher nach dem Baden und Duschen wieder aufgehängt werden, statt auf dem Fußboden zu landen, können sie mehrmals benutzt werden, das spart Wäsche. Es ist nicht wesentlich mehr Arbeit die doppelte Menge Spaghettisoße zu kochen, aber Du hast dann eine fast fertige Mahlzeit für die Tiefkühltruhe. Es schadet nicht der Gesundheit der Familie, wenn Du die Fenster erst wieder im nächsten Jahr putzt. Du wirst sicher einiges finden, was im Haushalt nicht so perfekt gemacht werden muss. • Achte darauf, dass Du genügend isst und trinkst. Du musst keine perfekten Menüs kochen und essen, einigermaßen ausgewogen reicht und es darf auch Tiefkühlgemüse statt frischem Gemüse sein (dann sparst Du dir auch das Schälen und Putzen). Eine hungrige Mutter ist nicht so belastbar. Vielleicht aber traust du dich nur auch nicht, die Gewohnheiten zu ändern und gegen den Willen deines Babys etwas zu verändern. Du hast vielleicht Angst vor seinem Wüten und Weinen, wenn er (was ja natürlich ist) gegen eine Veränderung protestiert. In diesem Fall hilft es sich klarzumachen, dass unsere eigenen Überzeugung und Überzeugtheit unseren Kinder sehr helfen kann. Es gibt ihnen die Sicherheit, dass Mama weiß was sie tut. Erstaunlicherweise lassen sich dann die meisten Babys auf die Veränderung ein. Denn sie spüren: Mama ist cool, gelassen und absolut sicher in dem, was sie tut. Mit diesem Hintergrund lässt sich vielleicht doch etwas verändern? Wenn Du das nicht magst, wird es ohne Tränen nicht klappen. Die Ansätze von Elizabeth Pantley, der Autorin von "Schlafen statt Schreien", könnten dir dann vielleicht helfen. Von ihr stammt auch eine Idee zur Einführung einer stillfreien Zeit in der Nacht. Hier fasse ich dir kurz zusammen, wie es geht: Erkläre deinem Kind schon bei Tag, was sich in der Nacht ändern wird (sie verstehen es auch dann, wenn wir denken, sie seien noch viel zu klein um zu begreifen, was los ist!), und versuche, Signale zu definieren, die es wieder erkennen kann (z.B. "erst wenn der Radiowecker angeht, dann darfst Du trinken") und die sich eventuell anpassen lassen (den Radiowecker kann man etwa jeden 2. Tag eine viertel Stunde nach hinten programmieren, so dass die Pause immer länger wird). So wird die stillfreie Zeit allmählich länger, und du findest Schritt für Schritt mehr Ruhe in der Nacht. Wenn sich dein Kind dann in der Nacht beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch weinen oder schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest Du auch von dir aus deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf dein Wort verlassen kann. Natürlich kannst Du ihm während der stillfreien Zeit einen Schluck Wasser oder auch einen Schnuller anbieten, doch sei nicht allzu überrascht, wenn das anfangs mit Wut abgewiesen wird. Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass die ersten Nächte zwangsläufig sehr unruhig sein werden. Doch in der Regel akzeptieren Kinder relativ schnell die neuen "Spielregeln", und je älter sie sind, desto einfacher. Einen "Knacks" beim Kind brauchst du nicht befürchten, wenn du ihm wirklich beistehst und ihn nicht "strafst" für seine natürliche Reaktion auf diese Veränderung. Nur wenn sich dein Kind über mehrere Tage hinweg gegen diese stillfreie Zeit sperrt, oder gar tagsüber extrem anhänglich bzw. weinerlich wird, oder gar eine Hautreaktion zeigt, dann weißt du, dass es noch zu früh ist und du die stillfreie Zeit nicht zu lang ausdehnen solltest pro Nacht, oder vielleicht doch noch ein bisschen warten und durchhalten solltest. Die Autorin selbst meint, dass Kinder unter einem Jahr noch recht jung für diese Form von Schlaftraining sind. Allerdings ist ihr Ansatz um Welten besser als jede Ferber-Methode, bei der ein Baby schreien gelassen wird nach bestimmten Schemata bzw. Zeitintervallen. Und dabei allein gelassen wird. Solche Methoden sind schädlich, weil sie das Urvertrauen des Babys kaputt machen und dem Kind das Gefühl geben, dass sowieso niemand kommt, wenn es in Not ist. Dies ist übrigens der Grund, warum diese Trainings auch "funktionieren": Weil das Baby jede Hoffnung verliert... Und das ist sicher nicht das, was wir unseren Kleinen als Botschaft mit auf den Lebensweg geben wollen, oder? Es ist übrigens gar nicht ungewöhnlich, dass ein 9 Monate altes Baby wieder häufiger stillen will. Es ist ein normaler entwicklungsphysiologischer Verlauf, dass Babys in diesem Alter nachts (wieder) vermehrt aufwachen. Dieses Aufwachen liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Darum ist Abstillen in der Regel auch keine Lösung sondern nur eine Verschiebung der Belastung. An der Brust findet es eben nicht nur Milch, sondern auch Geborgenheit, die ebenso wichtig ist wie die Milch an sich :-) Und die gerade in der Nacht gebraucht wird. Ich wünsche dir sehr, dass dein Baby bald reifer wird und Du etwas zur Ruhe kommst. Ich hoffe, der Text war dir jetzt nicht zu lange und wenn Du noch Lust zum Lesen hast, dann schau dir auch den angehängten Text von Dr. Paky an. Ich hoffe, die Antwort hilft dir weiter. LLLiebe Grüße Biggi Die Kunst, sein Kind schlafen zu lassen Prim. Dr. Franz Paky, Leiter der Schreiambulanz (Ambulanz für Schreien und Schlafstörungen) der Kinderabteilung des LKH Mödling Schlafen, Alleinsein, Finsternis Für ein Kind gibt es nichts Schlimmeres, als den Schutz und die elterliche Geborgenheit zu verlieren. Mit der Finsternis der Nacht reißt die Gewißheit ab, dass der elterliche Schutz gegeben ist. Nichts ist leichter verständlich, als dass sowohl das Einschlafen als auch das nächtliche Aufwachen für ein Kind mit Angst verbunden ist. Es ist ebensowenig verwunderlich, dass viele Methoden entwickelt wurden, den Übergang vom Wachzustand in den Schlaf für das Kind zu erleichtern. All diesen Riten ist gemeinsam, dass sie die elterliche Gegenwart in den Schlaf hinein zu erhalten suchen (Wiegenlied, Gute Nacht Geschichte, Gute Nacht Kuß, Kuscheltier als Übergangsobjekt usw.). Schlafen Loslassen Nicht nur für das Kind ist mit dem Einschlafen eine Trennung von den Eltern verbunden. In ähnlicher Weise erleben die Eltern das Einschlafen des Kindes als Trennung. Insgeheim stellt sich die Frage: Wird das Kind ohne unsere Hilfe einschlafen? Wird sich das Kind ohne weiteres (?) von mir trennen? Wird es auch wieder von selbst wach? Zwei Arten von guten Schläfern die echten und die resignativen Nicht alle Kinder, die unkompliziert einschlafen und durchschlafen, sind zu beneiden. Wenn Babys spüren, dass ihr Schreien in der Nacht die Eltern unter keinen Umständen auf den Plan rufen kann, geben sie auf und schlafen den Schlaf der Resignation. Auf diesem Mechanismus beruht der scheinbare Erfolg der älteren Generation, ein Kind beim Einschlafen unbegrenzt schreien zu lassen. Die Entwicklung des Babys und das Schlafproblem Um das sechste Lebensmonat erweitern Babys ihren sozialen Horizont beträchtlich. Sie lernen zwischen ihren vertrauten Eltern und fremden Menschen zu unterscheiden ("Fremdeln"). Die Angst, die damit einhergeht ("Achtmonatsangst"), führt nicht selten zu einer Störung des Schlafes. Kinder, die in den ersten Lebensmonaten zur Freude ihrer Eltern bereits durchgeschlafen haben, beginnen dann nachts mehrmals wach zu werden. Oft brauchen sie nicht mehr als die Versicherung, dass alles in Ordnung ist. Ein kurzes Nuckeln an der Brust oder allein der Zuspruch einer vertrauten Stimme genügen, dass das Kind weiterschläft. Häufig führt aber die Schlafstörung zur Sorge der Mutter, dass das schon größer gewordene Kind mit ihrer Milch nicht mehr genug hat. Dann erhält das Kind an Stelle des Trostes, den es braucht, mehrere Mahlzeiten, die eigentlich überflüssig sind. Welcher Erwachsene, der gut schlafen will, würde sich absichtlich zu diesem Zweck den Bauch voll schlagen? Das Schlafparadoxon Wenn wir den Schlaf dringend herbeisehnen, stellt er sich am zögerndsten ein. Eine ganz ähnliche Erfahrung machen wir mit unseren Kindern. Wenn wir am wenigsten darauf angewiesen sind, schläft unser Kind am leichtesten ein. Brauchen wir dagegen unseren eigenen Schlaf dringend, weil wir am nächsten Tag früh aufstehen müssen oder einen schwierigen Termin haben, dann spielt das Kind nicht mit. Es will und will nicht einschlafen. Und noch weniger gönnt es uns einen ununterbrochenen Schlaf. Man gewinnt fast den Eindruck, als würden wir das Kind mit unserer Aura des Schlafzwanges am Schlaf hindern. Wenn sich ein Vater, der sein Kind mit allergrößten Mühen zum Einschlafen gebracht hat, auf leisesten Sohlen vom Bett fortschleicht, weckt er das Kind mit seiner Angst, dass es wieder wach werden könnte, tatsächlich auf. Dieses Phänomen zwingt uns dazu, über den eigenen Schatten zu springen. Wir müssen uns nach dem Rhythmus des Kindes richten und aufhören, ihm unsere Bedürfnisse aufzuzwingen. Individueller Schlafbedarf Jedes Kind braucht wie übrigens erwachsene Menschen auch eine individuelle Zahl von Schlafstunden. Die Spannbreite liegt bei Kindern im zweiten Lebenshalbjahr bei 9 bis 14 Stunden (Largo Kinderjahre 1999, S. 27). Behinderung der Selbstregulation Groß ist die Gefahr, dass sich Eltern in guter Absicht in Vorgänge einmischen, über deren Ablauf das Kind selbst bestimmen soll. Als Beispiele seien das Essen und das Trinken, die Kleidung und die Kontrolle von Stuhl und Harnausscheidung genannt. Die Selbstregulation über diese Vorgänge wird vom Kind im Lauf seiner normalen Entwicklung übernommen. Greifen die Eltern allerdings in diese Entwicklung ein, wird die Selbständigkeit nicht erreicht. Den Eltern bleibt damit die Bürde der Kontrolle erhalten, und das Kind bleibt in Abhängigkeit. In typischer Weise tritt dieser Mechanismus beim Schlaf auf. In der Meinung, dass die Eltern die volle Verantwortung für die Tiefe und die Dauer des Schlafes ihres Kindes tragen, wird dem Kind seine Selbständigkeit verwehrt und die Eltern zerbrechen an der Bürde der Kontrolle, die sie selbst nicht abgeben können. Die Kunst, sein Kind schlafen zu lassen Auf übermüdete und erschöpfte Eltern wirkt es vermutlich zynisch, wenn ich davon spreche, dass es bei der Kunst, sein Kind schlafen zu lassen, um die eigene Gelassenheit und das Loslassen des Kindes geht. Nach allem, was man schon versucht hat, sollte es gerade mit dem Loslassen funktionieren, wo man doch weiß, dass nichts schwerer ist im Leben als das Loslassen. Vertrauen in die Selbstregulation des Kindes ist der Schlüssel zum Loslassen und damit auch zum Schlafenlassen des Kindes. Wenn man dieses Vertrauen erwirbt, wird man sich vom Kind für die Zeit des Schlafes trennen können, ohne den Kontakt ganz zu verlieren. Das Kind wird auch in einer unruhigen Umgebung und ohne großes Geschrei einschlafen können. Vor allem wird es möglich sein, das Kind im Elternbett schlafen zu lassen und auf diese Weise das Stillen nach dem natürlichen Bedarf von Mutter und Kind beizubehalten. Jedes Kind kann schlafen lernen Weil es schwierig ist, diese Zusammenhänge bewusst zu machen, erfreuen sich Bücher, die sich auf ein Training bzw. auf eine Dressur des kindlichen Verhaltens beschränken, großer Beliebtheit. Am populärsten sind zur Zeit wohl Methoden der dosierten Frustration. Anstatt bei sich selber anzufangen, lässt man das Kind etwas länger schreien, so lange, bis es davon überzeugt ist, dass man als Nachtwächter oder Tröster nicht in Frage kommt. Der Erfolg stellt sich scheinbar ein, indem das Kind den Schlaf der Resignation schläft. Die Chance, dass sowohl die Eltern als auch das Kind aus dem Problem des gestörten Schlafes etwas lernen und auch für sich gewinnen, wird damit aber vertan.

von Biggi Welter am 24.08.2017



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