Wie genau geht "häufiges Anlegen" zur Steigerung der Milchmenge?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Wie genau geht "häufiges Anlegen" zur Steigerung der Milchmenge?

Liebe Biggi, erst mal herzlichen Dank für Deine Antwort auf meine letzte lange Mail, sie hat mich beruhigt. Jetzt habe ich aber doch nochmal eine Frage: Ist es möglich die Milchmenge pro Milchspendereflex zu erhöhen, so dass mein Sohn doch etwas schneller an die Milchmenge kommt, die seinen Hunger stillt? Er ist sehr saugbedürftig, daher habe ich keine Probleme ihn häufiger anzulegen. Da er aber doch dabei manchmal nach nur wenigen Minuten an einer Seite einschläft habe ich die Sorge, dass das kontraproduktiv für meine Milchmenge ist. Es ist doch richtig, dass einseitiges Anlegen sowie eine zu kurze Stilldauer die Milchmenge reduziert. Wie lange muss das Kind pro Seite saugen, damit ein positiver Effekt erzielt wird? Wie gehe ich am besten vor? Vielen Dank nochmals, Du und dieses Forum sind wirklich große Klasse! Löwenkind

von Löwenkind am 23.11.2012, 12:50



Antwort auf: Wie genau geht "häufiges Anlegen" zur Steigerung der Milchmenge?

Liebe Löwenkind, Du kannst deinem Kind nicht beibringen, schneller zu trinken und es wird einfach öfter trinken, um satt zu werden. Die beste Methode, um die Brust zu einer höheren Milchbildung anzuregen, ist sie häufig effektiv zu stimulieren. Das kann ein korrekt saugendes Baby am allerbesten, beim Pumpen geht es nur dann, wenn auch tatsächlich dein Milchspendereflex ausgelöst wird (erkennbar daran, dass nach einem Weilchen - zwischen ein paar Sekunden und einer Minute - die Milch richtig zu fließen beginnt. Alles andere (besondere Getränke etc) ist in der Regel wenig wirksam und daher unnötig! Ganz wichtig ist, dass du dir eine kompetente Unterstützung vor Ort suchst, also jemanden, der sich wirklich gut mit dem Stillen auskennt. Eine Stillberaterin in deiner Nähe findest Du im Internet unter http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl stillen.de (Still und Laktationsberaterinnen IBCLC). Bis du jemanden gefunden hast, helfen dir die folgenden Informationen hoffentlich weiter. Am besten ist es, wenn du dein Kind so häufig wie möglich anlegst, so dass es nicht zuviel Hunger hat und die Geduld aufbringt, so lange zu saugen, dass der Milchspendereflex auch wirklich ausgelöst wird. Dann nämlich schluckt es regelmäßig und du erkennst, dass die Milch fließt beim Stillen. Flaschen können dazu führen, dass dein Kind diese Geduld verlernt, denn aus der Flasche fließt die Milch ja sofort und immer gleichmäßig. Aus diesem Grund empfehlen wir in den meisten Fällen, gar nicht erst zur Flasche zu greifen. Wie kannst du wissen, ob dein Baby beim Stillen genug Milch bekommen hat? Du erkennst das an folgenden Zeichen: o mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass "nass" ist, kannst Du sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch (kein Wasser, Tee, Saft usw.). o in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal) o eine durchschnittliche wöchentliche Gewichtszunahme von mindestens 130 g pro Woche ausgehend vom niedrigsten Gewicht (bei Krankheit und mit zunehmendem Alter verringert sich die durchschnittliche Gewichtszunahme), o eine gute Hautfarbe und eine feste Haut, o Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs o ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen. Damit dein Kind beim Stillen mehr Milch bekommt, empfehle ich dir die Methode des "Super-Wechsel-Stillens". Die Mutter lässt das Baby so lange an der Brust, wie es nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung schluckt. Sobald es seltener schluckt oder beginnt einzuschlafen, wird es von der Brust abgenommen. Die Mutter beugt es einige Male sanft von der Hüfte aus nach vorne, um es aufzuwecken; dann wird es an die andere Brust angelegt und wieder so lange gestillt, wie es regelmäßig schluckt. Erfolgt das Schlucken wieder seltener, lässt die Mutter das Baby aufstoßen oder beugt es in den Hüften, um es aufzuwecken, und legt es wieder an der ersten Brust an. Dieses »Wecken und Wechseln« wird 20 bis 30 Minuten lang durchgeführt, tagsüber mindestens alle zwei Stunden und nachts alle vier Stunden. Bei manchen Babys muss die Mutter möglicherweise schon nach jeweils 30 bis 60 Sekunden wechseln, zumindest in der Anfangsphase. Innerhalb von ein bis zwei Tagen wird die Mutter feststellen, dass Urin und Stuhlgangmenge ihres Kindes zunehmen und dass es regelmäßiger schluckt. Unter Umständen bemerkt die Mutter auch, dass ihre Milch ausläuft und sich ihre Brüste voller anfühlen. Dies sind Anzeichen für eine erhöhte Milchproduktion. Auch die Bruskompression kann hilfreich sein, ich hänge dir dazu einen Text mit an. LLLiebe Grüße, Biggi Brustkompression "Der Zweck der Brustkompression ist den Muttermilchfluss zum Baby weiter zu erhalten, auch wenn das Baby selber nicht mehr so produktiv trinkt ("weit geöffneter Mund Pause dann Schliessen des Mundes"). Auf diese Weise wird das Baby länger weiter trinken. Die Brustkompression simuliert einen Milchspendereflex ("Letdown reflex") und oft stimuliert sie sogar tatsächlich das Auftreten eines natürlichen Milchspendereflexes. Diese Technik kann bei schlechter Gewichtszunahme eines Babys hilfreich sein. Die Brustkompression setzt den Milchfluss fort, wenn das Baby nicht mehr richtig von der Brust trinkt, sondern nur noch daran nuckelt, und bewirkt beim Baby folgendes: 1. Es bekommt mehr Muttermilch. 2. Es bekommt mehr fettreiche Milch (Hintermilch). Die Brustkompression Wie funktioniert sie? 1. Halten Sie das Baby mit einem Arm/einer Hand. 2. Halten Sie die Brust mit der anderen Hand, den Daumen auf der einen Seite der Brust (am einfachsten ist es, wenn der Daumen auf der oberen Seite der Brust positioniert ist), die anderen Finger auf der anderen, unteren Seite (C Griff). Alle Finger sollten ziemlich weit weg von der Brustwarze sein. 3. Schauen Sie wie das Baby trinkt (zu Ihrem Verständnis können Sie folgenden Video anschauen unter: www.thebirthden.com/Newman.html). Machen Sie sich keinen Stress, sie brauchen nicht jeden Schluck zu erwischen. Das Baby bekommt eine nahrhafte Menge Muttermilch, wenn es mit der Technik "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes" trinkt. 4. Wenn das Baby nur noch an der Brust nuckelt und nicht mehr richtig mit der oben beschriebenen Technik trinkt, dann ist es Zeit, die Brustkompression einzusetzen. Rollen Sie nicht ihre Finger über die Brust zum Kind, sondern drücken sie nur. Aber nicht so sehr, dass es schmerzt und versuchen Sie, die Form des Brustwarzenhofes nicht zu verändern. Mit der Kompression sollte das Baby wieder anfangen effektiv zu saugen und schlucken, d.h. mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Benutzen Sie die Brustkompression nur dann, wenn das Kind nuckelt, nicht aber wenn es richtig trinkt! 5. Belassen Sie den Druck so lange, bis das Baby auch mit der Kompression nicht mehr richtig trinkt, dann lösen sie den Druck. Oft hört das Baby ganz auf zu saugen wenn der Druck wegfällt, aber es wird bald wieder damit anfangen, nämlich sobald die Milch wieder fließt. Falls das Baby nicht aufhört zu nuckeln warten Sie einen kurze Zeit, bevor Sie wieder mit der Brustkompression beginnen. 6. Die Gründe, wieso Sie den Druck lösen sollen sind einerseits, dass Sie Ihre Hand etwas ausruhen können und anderseits, damit die Muttermilch wieder zum Kind fließen kann. Das Baby wird, falls es aufgehört hat zu saugen als Sie die Kompression gelöst haben, nun wieder damit beginnen, wenn es die Milch wieder schmeckt. 7. Wenn das Baby wieder zu saugen beginnt kann es sein, dass es effektiv trinkt mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Falls dies nicht der Fall ist, d.h. das Kind nur nuckelt, benutzen Sie wieder die Brustkompression wie oben erklärt. 8. Fahren Sie so an der ersten Brust fort bis das Baby auch trotz der Kompression nicht mehr trinkt. Sie sollten dem Baby erlauben, noch eine kurze Weile länger an dieser Seite zu bleiben, da Sie manchmal einen erneuten "Let down" Reflex (Milchspendereflex) bekommen können. Das Baby würde dann von selber wieder zu trinken beginnen. Falls es jedoch nicht mehr trinkt, erlauben Sie ihm sich selbst von der Brust zu lösen oder nehmen sie es von der Brust. 9. Falls das Baby mehr möchte, offerieren Sie ihm die andere Seite und wiederholen den Prozess." (Quelle: Handout Nr. 15. Breast Compression. Revised Januar 2005 Verfasst von Dr. Jack Newman, MD, FRCPC. ©2005; www.BreastfeedingOnLine.com; Übersetzung von: Anke Käppeli Tinnes, IBCLC in Ausbildung, Zollikerberg, April 2006)

von Biggi Welter am 23.11.2012



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