Wie bekomme ich es hin, nach 11 Wochen doch noch voll zu stillen?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Wie bekomme ich es hin, nach 11 Wochen doch noch voll zu stillen?

Hallo! Mein Sohn ist nun fast 11 Wochen alt. Ich würde gerne wissen, ob es möglich ist, nach 11 Wochen meinen Körper noch dazu zu bringen genug Milch zu produzieren, damit ich ihn auch vollstillen kann. Im Krankenhaus schlief mein Sohn beim Stillen immer nach ein paar Minuten ein und trank also immer nur ein paar Schlucke. Ich bekam Stillhütchen, die ich zum Glück nach 2 Tagen wieder los wurde. Trotzdem blieb das Problem mit dem Einschlafen beim Trinken, also aufwecken, ausziehen, wachwickeln etc., der reinste Stillmarathon, also musste ich Milch abpumpen und zufüttern mit dem Feeder. Zu Hause ging es erstmal so weiter. Ich wollte nicht mehr feedern, also saß ich stundenlang mit dem Kleinen an der Brust da. 10-Min Wechsel, wachwickeln etc. Der Kleine war nach dem Stillen immer unruhig und schnappte immer noch. Meine Hebamme hat mir ab der 2. Woche dazu geraten zuzufüttern und der Kinderarzt hat mir bei der U3 gesagt, dass mein Kind nahe am Untergewicht sei und ich unbedingt zufüttern müsse. Verunsichert wie ich war, hab ich das dann gemacht. Mein Kleiner liegt laut Hebamme richtig an und saugt auch gut. Mittlerweile schläft er meistens beim Trinken nicht mehr ein. Ich stille ihn etwa 20 min pro Seite und füttere anschließend abgepumpte Milch, die gesammelt höchstens für eine Zufütterungsmahlzeit reicht oder Pre-Nahrung. Die Menge wird leider immer mehr. Der Kleine braucht ja auch immer mehr. Morgens nach dem Aufstehen reicht meine Milch allerdings anscheinend, da er nach der Mahlzeit an der Brust nochmal 3 Stunden schläft. Nachts schläft er 6-7 Stunden durch, sodass sich bis morgens wahrscheinlich mehr Milch bilden konnte. Ich würde mein Kind soooo gerne voll stillen! Marathonstillen über mehrere Stunden habe ich 1-2 Tage durchgehalten, aber das halte ich nervlich nicht tagelang aus und bin abends völlig verzweifelt. Bitte helfen Sie mir! Was muss ich tun, damit es klappt? Danke im Voraus und liebe Grüße

von sonnenschein1.0 am 17.01.2017, 00:42



Antwort auf: Wie bekomme ich es hin, nach 11 Wochen doch noch voll zu stillen?

Liebe sonnenschein1.0, hole dir bitte Hilfe vor Ort! Ich kenne dein Baby nicht, ich sehe nicht, wie es trinkt und wie es aussieht, deshalb könnte ich leider niemals sagen, wie Du weiter vorgehen kannst. Eben so wenig wie ein Arzt, dem Du am Telefon sagen „mir tut mein Rücken weh" eine Ferndiagnose stellen kann, kann eine Stillberaterin bei Saugproblemen aus der Ferne sagen „genau das ist es". Ich kann hier am PC aus dem, was mir die Frauen schildern, bestimmte Rückschlüsse ziehen und mehr oder weniger allgemeine Tipps geben, doch das ersetzt in vielen Situationen niemals die direkte Beratung durch eine Stillberaterin vor Ort. Ja, es wäre sogar fahrlässig, wenn ich behaupten würde, die Stillberatung über Internet kann alle Probleme lösen. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Ich gebe dir nun ein paar allgemeine Tipps, aber die Saugtechnik sollte dringend überprüft werden. Die Vorstellung, dass die Brust (ähnlich wie eine Flasche) nach dem Stillen leer ist und erst wieder aufgefüllt werden muss, ist so nicht richtig. Zwar wird zwischen den Stillmahlzeiten Milch produziert, der Hauptanteil der Milch wird jedoch erst während des Stillens gebildet. Das Saugen des Kindes gibt das entsprechende Signal zur Milchbildung, der Milchspendereflex wird dann ausgelöst. Deshalb ist es auch falsch zwischen den Stilmahlzeiten eine längere Pause einzulegen, damit sich die Milch in der Brust sammelt, sondern es muss häufiger angelegt werden, um die Milchmenge zu steigern. Mit Wechselstillen könntest du deinem Kleinen vielleicht etwas länger zum Trinken bringen... Dabei legst Du Dein Baby an und stillst es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nimmst Du es sanft von der Brust (vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und lässt es aufstoßen, streichelst seine Fußsohlen oder massierst es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Du es wieder etwas ermuntert hast. Und du kannst auch etwas tun, damit mehr Milch fließt beim stillen: Erstens helfen warme Auflagen auf der Brust (z.B. Kirschkernsäckchen), und du kannst beim Stillen die Brustkompression anwenden (s.u.). Lieben Gruß, Biggi Brustkompression "Der Zweck der Brustkompression ist den Muttermilchfluss zum Baby weiter zu erhalten, auch wenn das Baby selber nicht mehr so produktiv trinkt ("weit geöffneter Mund Pause dann Schliessen des Mundes"). Auf diese Weise wird das Baby länger weiter trinken. Die Brustkompression simuliert einen Milchspendereflex ("Letdown reflex") und oft stimuliert sie sogar tatsächlich das Auftreten eines natürlichen Milchspendereflexes. Diese Technik kann bei schlechter Gewichtszunahme eines Babys hilfreich sein. Die Brustkompression setzt den Milchfluss fort, wenn das Baby nicht mehr richtig von der Brust trinkt, sondern nur noch daran nuckelt, und bewirkt beim Baby folgendes: 1. Es bekommt mehr Muttermilch. 2. Es bekommt mehr fettreiche Milch (Hintermilch). Die Brustkompression Wie funktioniert sie? 1. Halten Sie das Baby mit einem Arm/einer Hand. 2. Halten Sie die Brust mit der anderen Hand, den Daumen auf der einen Seite der Brust (am einfachsten ist es, wenn der Daumen auf der oberen Seite der Brust positioniert ist), die anderen Finger auf der anderen, unteren Seite (C Griff). Alle Finger sollten ziemlich weit weg von der Brustwarze sein. 3. Schauen Sie wie das Baby trinkt. Machen Sie sich keinen Stress, sie brauchen nicht jeden Schluck zu erwischen. Das Baby bekommt eine nahrhafte Menge Muttermilch, wenn es mit der Technik "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes" trinkt. 4. Wenn das Baby nur noch an der Brust nuckelt und nicht mehr richtig mit der oben beschriebenen Technik trinkt, dann ist es Zeit, die Brustkompression einzusetzen. Rollen Sie nicht ihre Finger über die Brust zum Kind, sondern drücken sie nur. Aber nicht so sehr, dass es schmerzt und versuchen Sie, die Form des Brustwarzenhofes nicht zu verändern. Mit der Kompression sollte das Baby wieder anfangen effektiv zu saugen und schlucken, d.h. mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Benutzen Sie die Brustkompression nur dann, wenn das Kind nuckelt, nicht aber wenn es richtig trinkt! 5. Belassen Sie den Druck so lange, bis das Baby auch mit der Kompression nicht mehr richtig trinkt, dann lösen sie den Druck. Oft hört das Baby ganz auf zu saugen wenn der Druck wegfällt, aber es wird bald wieder damit anfangen, nämlich sobald die Milch wieder fließt. Falls das Baby nicht aufhört zu nuckeln warten Sie einen kurze Zeit, bevor Sie wieder mit der Brustkompression beginnen. 6. Die Gründe, wieso Sie den Druck lösen sollen sind einerseits, dass Sie Ihre Hand etwas ausruhen können und anderseits, damit die Muttermilch wieder zum Kind fließen kann. Das Baby wird, falls es aufgehört hat zu saugen als Sie die Kompression gelöst haben, nun wieder damit beginnen, wenn es die Milch wieder schmeckt. 7. Wenn das Baby wieder zu saugen beginnt kann es sein, dass es effektiv trinkt mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Falls dies nicht der Fall ist, d.h. das Kind nur nuckelt, benutzen Sie wieder die Brustkompression wie oben erklärt. 8. Fahren Sie so an der ersten Brust fort bis das Baby auch trotz der Kompression nicht mehr trinkt. Sie sollten dem Baby erlauben, noch eine kurze Weile länger an dieser Seite zu bleiben, da Sie manchmal einen erneuten "Let down" Reflex (Milchspendereflex) bekommen können. Das Baby würde dann von selber wieder zu trinken beginnen. Falls es jedoch nicht mehr trinkt, erlauben Sie ihm sich selbst von der Brust zu lösen oder nehmen sie es von der Brust. 9. Falls das Baby mehr möchte, offerieren Sie ihm die andere Seite und wiederholen den Prozess." (Quelle: Handout Nr. 15. Breast Compression. Revised Januar 2005 Verfasst von Dr. Jack Newman, MD, FRCPC. ©2005; www.BreastfeedingOnLine.com; Übersetzung von: Anke Käppeli Tinnes, IBCLC in Ausbildung, Zollikerberg, April 2006)

von Biggi Welter am 17.01.2017



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