was kann ich in der ss tun um milchbildung anzuregen?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: was kann ich in der ss tun um milchbildung anzuregen?

Hallo zusammen, ich bin jetzt zum zweiten Mal schwanger und meine Tochter soll Anfang Januar zur Welt kommen. Ich habe bereits eine Tochter.Leider konnte ich sie damals nicht wirklich stillen.Ich habe es zwar versucht, aber leider hatte ich nicht genug Milch.Das führte auch dazu, dass sie sehr quengelig und unruhig war.Klar, sie hatte Hunger. ;-) Ich habe dann relativ schnell auf Flasche umgestellt.Seitdem war alles besser.Das Abstillen an sich ging auch innerhalb weniger Tage, ohne das ich groß etwas machen musste. Wie gesagt soll bald meine zweite Tochter kommen.Natürlich möchte ich sie stillen.Ich hoffe das ich dieses Mal mehr Erfolg haben werde.Da es beim letzten Mal nicht geklappt hat, war ich schon sehr enttäuscht und traurig darüber. Gibt es etwas was ich jetzt in der restlichen Schwangerschaft noch machen kann, um die Milchproduktion vielleicht jetzt schon etwas anzukurbeln?Soll ich schon Stilltee trinken?Oder gibt es andere Möglichkeiten?Also ich habe dieses Kolostrum schon seit einigen Wochen.(Hatte ich aber bei meiner Großen auch.:-/ ) Ansonsten habe ich aber nicht großartig das Gefühl das sich meine Brust verändert hat.Einige BHs spannen etwas, aber ich sehe keinen großen Unterschied zu vorher. Kann dieses nicht-stillen-können eigentlich erblich bedingt sein?Meine Oma konnte meine Mama nicht stillen und meine Mama konnte mich nicht stillen, weil sie keine Milch hatte.Habe damals das auch eine Hebamme im KH gefragt, aber sie meinte das sie das noch nie gehört hätte. Habe von Natur aus einen relativ kleinen Busen. Aber das hat ja nichts zu bedeuten. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich auf diesem Wege vielleicht ein paar nützliche Tipps bekommen könnte! :-) Vielen Dank schon mal im Vorraus! Liebe Grüße PS: Sorry für den etwas lang geratenen Text! :-)

von dolphins1984 am 15.12.2014, 23:58



Antwort auf: was kann ich in der ss tun um milchbildung anzuregen?

Liebe dolphins1984, etwa 98 % aller Frauen können stillen, vorausgesetzt, sie bekommen die richtigen Informationen, werden korrekt unterstützt und wollen stillen. Der Umkehrschluss von dieser Aussage lautet: zwei Prozent aller Frauen können tun und lassen was sie wollen, können die beste Unterstützung der Welt erhalten und werden dennoch nicht (voll) stillen können. Gründe für eine zu geringe Milchbildung oder gar ein Ausbleiben der Milchbildung können in unterentwickeltem Drüsengewebe, aber auch bei Stoffwechselproblemen liegen (so hat eine Schilddrüsenunterfunktion möglicherweise einen gravierenden Einfluss auf die Milchbildung). Auch extrem starke Blutungen nach der Geburt können dazu führen, dass die Frau eine Art Hypophyseninfarkt erleidet und keine oder nur sehr wenig Milch bilden kann (Sheehan Syndrom). Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist auch das Stillmanagement in der Zeit unmittelbar nach der Geburt. Nicht immer, lässt sich alles, was in diesem Zeitraum nicht optimal gelaufen ist, wieder korrigieren. Es gibt die „Prolaktin Rezeptoren Theorie", die besagt, dass das häufige Saugen des Babys in den ersten Tagen der Stillperiode die Entwicklung der Prolaktinrezeptoren im Brustdrüsengewebe fördert. Bleibt die Förderung dieser Entwicklung durch zu wenig Stimulation aus, ist es nicht immer möglich die Milchmenge später entsprechend zu steigern. Im Tierversuch ist diese Theorie bereits belegt. Ein ganz anderer Gesichtspunkt, der keinesfalls so augenscheinlich ist, ist die Psyche der Frau. Wenn wir eine Frau mit Stillproblemen vor uns sehen, kennen wird nur sehr selten die Geschichte dieser Frau. Wir wissen in der Regel nicht, ob sie zum Beispiel als Kind oder Jugendliche missbraucht wurde und deshalb die Nähe, die das Stillen unwillkürlich mit sich bringt, nicht ertragen kann. Diese Frau will vielleicht wirklich stillen, versucht auch vieles und schafft es nicht, weil ihre Psyche es nicht zulässt. Leider ist dieser letzte Punkt viel häufiger die Ursache für Stillprobleme, als wir es uns oft vorstellen. Auch andere psychische Ursachen sind nicht gerade selten. Bei vielen Frauen ist es aber nach wie vor so, dass es schlicht und ergreifend an der mangelnden Betreuung und falscher Information liegt. So wird zum Beispiel immer noch geraten, dass stillende Frauen extrem viel trinken müssten, um die Milchbildung zu fördern, obwohl bewiesen ist, dass eine zu hohe Flüssigkeitszufuhr zu einer Verringerung der Milchmenge führen kann. Es wird immer noch viel zu wenig Augenmerk auf das korrekte Anlegen und richtige Saugen des Kindes gelegt, beides Faktoren, die nicht nur wegen der wunden Brustwarzen sondern auch für die optimale Stimulation der Brust extrem wichtig sind. Viele Frauen werden immer noch angehalten das Stillen sowohl was die Häufigkeit als auch die Zeit an der Brust betrifft einzuschränken obwohl letztlich der wichtigste Faktor für die Milchbildung das häufige Anlegen bzw. Anregen der Brust ist. Es tut mir leid, dass Ihre erste Stillerfahrung nicht so war, wie Sie es sich gewünscht haben. Das muss sich beim zweiten Kind aber nicht zwangsläufig wiederholen. Es ist ein sehr guter Gedanke von Ihnen, sich bereits vor der Geburt des nächsten Kindes mit einer Stillberaterin in Verbindung zu setzen. Die wichtigste Vorbereitung für eine erfolgreiche Stillzeit ist, sich bestmöglichst zu informieren und sollte es nach der Geburt zu Stillproblemen kommen, haben Sie gleich eine kompetente Ansprechpartnerin an der Hand. Ganz kurz kann man die wichtigsten Punkte für den Grundstein einer erfolgreichen Stillbeziehung auf die folgenden Schlagworte zusammenfassen: Bald stillen oft stillen uneingeschränkt stillen keine Flüssigkeit oder andere Nahrung dazugeben außer bei medizinisch begründeten Fällen. Das Baby sollte so bald wie möglich nach der Geburt zum ersten Mal angelegt werden und dann jederzeit und ohne zeitliche Einschränkung an die Brust dürfen, wenn es das will. Bei eher schläfrigen Kindern oder Babys mit verstärkter Neugeborenengelbsucht muss die Mutter unter Umständen den Takt angeben und dafür sorgen, dass das Kind mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an der Brust trinkt. Tee, Glukoselösung oder Wasser sind überflüssig und vor allem bei einer eventuell verstärkten Neugeborenengelbsucht sogar kontraproduktiv. Das Bilirubin (der gelbe Farbstoff, der für die Gelbfärbung der Haut bei der Neugeborenengelbsucht verantwortlich ist) wird nur zu zwei Prozent über den Urin ausgeschieden, der Rest wird durch den Darm ausgeschieden. Daher ist es unsinnig, die Gelbsucht „ausschwemmen" zu wollen. Wichtig ist, dass der Darm mit Nahrung versorgt wird und die Verdauung angeregt wird, das Mekonium möglichst rasch ausgeschieden wird. Das Kolostrum, die wichtige erste Milch wirkt abführend und begünstigt damit die Ausscheidung des Bilirubins. Der Organismus eines Neugeborenen ist auf viele, kleine Mahlzeiten eingestellt. Sein Magen hat etwa die Größe eines Teebeutels. Kleine Mengen an Muttermilch sind also absolut richtig und in Ordnung. Wichtig ist, dass Ihr Baby ab dem zweiten, dritten Tag mindestens drei bis vier Darmentleerungen hat und ausreichend Urin ausscheidet. Eine Gewichtsabnahme von etwa sieben Prozent des Geburtsgewichtes innerhalb der ersten Tage ist normal, bis zehn Prozent sind bei einem ansonsten gesunden Kind tolerierbar. Spätestens mit drei Wochen sollte Ihr Baby sein Geburtsgewicht wieder erreicht haben. Milchbildungstee ist nicht notwendig und es hat keinen Sinn ihn bereits während der Schwangerschaft zu trinken. Wenn überhaupt Milchbildungstee getrunken wird, dann bitte auch nicht mehr als höchstens zwei bis drei Tassen täglich, da mehr zu Bauchproblemen beim Kind führen kann. Wunden Brustwarzen und anderen Stillproblemen können Sie am besten dadurch vorbeugen, dass Sie sich informieren. Wunde Brustwarzen entstehen in über 80 % der Fälle durch falsches Anlegen oder Ansaugen. Es ist extrem wichtig, korrekt anzulegen, nicht nur um wunde Brustwarzen zu vermeiden, sondern auch, damit die Brust gut stimuliert und richtig entleert wird und so die Milchbildung gut in Gang kommt bzw. aufrecht erhalten wird. Deshalb ist es entscheidend, dass Sie sich möglichst gut über das Stillen und die grundlegenden Dinge wie korrektes Anlegen und Ansaugen, das Prinzip von Angebot und Nachfrage, Stillen nach Bedarf usw. informieren. Nochmals: Ganz wichtig ist dass Sie wissen, wie korrekt angelegt ist und woran Sie erkennen, dass das Baby richtig ansaugt und effektiv an der Brust trinkt. Hierzu bietet sich neben dem Lesen der entsprechenden Literatur (z.B. "Stillen gesund und richtig" von Denise Both und Gabi Eugster, "Das Handbuch für die stillende Mutter" von der La Leche Liga, "Stillen einfach nur stillen" von Gwen Gotsch) der Besuch einer Stillgruppe an. In einer Stillgruppe treffen Sie nicht nur andere stillende Mütter, sondern Sie lernen auch gleich eine kompetente Ansprechpartnerin kennen, für den Fall, dass es nach der Geburt zu Stillproblemen kommen sollte. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus. Erkundigen Sie sich auch einmal, vielleicht gibt es in Ihrer Nähe ein stillfreundliches Krankenhaus, dort verläuft der Start der Stillbeziehung oft sehr viel besser und es gibt echte und gute Unterstützung nach der Geburt. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 16.12.2014



Antwort auf: was kann ich in der ss tun um milchbildung anzuregen?

Vielen Dank für die schnelle und ausführliche Antwort! Also eigentlich kann ich gesundheitliche Gründe (z,B. Schilddrüse) ausschließen.Auch möchte ich sehr gerne stillen und habe auch keinerlei negative Erfahrungen gemacht.Leider hatte ich nicht die größte Mögllichkeit meine Tochter zu stillen, dennoch fand ich diese, zwar relativ kurze Zeit, ein sehr schönes Erlebnis.Darum möchte ich ja jetzt auch meine zweite Tochter unbedingt stillen.Ich hoffe so sehr das es dieses Mal klappen wird! Ich wohne in 40215 Düsseldorf. Ich werde mal schauen, ob ich hier in der Nähe eine Stillgruppe finde.Dieses Mal habe ich mir auch eine neue Hebamme gesucht.Vielleicht kann sie mir ja noch ein wenig besser helfen. Ich bin einfach mal leicht positiv und optimistisch.Vielleicht klappt es ja dieses Mal.:-) Vielen Danke für Ihre Hilfe! Einen schönen Abend noch.

von dolphins1984 am 17.12.2014, 22:42



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