Hallo,
meine Tochter (gute 4 Monate) schläft eigentlich schon lange durch (ca. 10 Std. am Stück). Vor ein paar Wochen fing es an, dass sie 1 x die Nacht kam, dann 2 x und mittlerweile sind wir bei 5 x pro Nacht, die längste Schlafperiode sind 4 Stunden, danach 2- bzw. 1-stündlich. Hinzu kommt, dass sie seit ein paar Wochen nur noch 1 Brust pro Mahlzeit trinken will (wird voll gestillt), also natürlich abwechselnd, aber davor hat sie immer beide Seiten pro Mahlzeit getrunken, kam so alle 3 Std., jetzt trinkt sie nur noch eine Brust und kommt aber alle 2 Stunden. Wenn ich ihr die zweite Brust anbiete, nuckelt sie evtl. kurz dran und das wars oder geht gar nicht ran.
Sie hatte auch einige Wochen sehr wenig zugenommen, aber lt. Kinderarzt ist das ok, sie macht einen fitten Eindruck, hat eine rosige Haut, alles ok.
Nun stelle ich mir die Frage ob evtl. meine Milch nicht mehr ausreicht und sie deshalb nachts so viel trinken möchte, ob es daran liegt, dass sie pro Mahlzeit nur noch 1 Brust will und sich dann die restliche Milch nachts holt. Oder steckt sie in einem Wachstumsschub??
Sie nimmt keinen Schnuller, weshalb ich sie auch nachts ohne Brust nicht beruhigen kann, habe aber schon den Eindruck sie hat Hunger, weil sie trinkt kräftig, nuckelt nicht.
Mit Beikost will ich noch nicht anfangen, da sie keinerlei Anzeichen gibt.
Haben Sie mir einen Rat? Wie lässt sich feststellen ob die Milch zu wenig ist? Einen Tipp, damit sie nachts nicht so oft kommt? Komme schon auf dem Zahnfleisch daher, tagsüber schläft sie nämlich auch nicht mehr viel, höchstens 3 x 1/2 bis 3/4 Stunde...
Vielen Dank und Grüße
Sun
Mitglied inaktiv - 22.04.2014, 09:19
Antwort auf:
Wachstumsschub oder keine Milch mehr...?!
Liebe Sun,
ich bin sicher, dass deine Milchmenge nicht das Problem ist, aber ob dein Kind ausreichend gedeiht, kannst Du schnell selbst prüfen:
• mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass „nass" ist, kannst Du sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch (kein Wasser, Tee, Saft usw.).
• in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal)
• eine Gewichtszunahme entsprechende den Angaben der WHO Child Growth Standards WHO Multicentre Growth Referencs Study Group, 2006, d.h. im Durchschnitt:
• 1. bis 3. Monat: 200 400 g/Woche, mind. 150 g/Woche
• 4. Monat: 110 160 g/Woche
• 5. Monat. 400 500 g/Monat
• 6. Monat: 350 500 g/Monat
• eine gute Hautfarbe und eine feste Haut,
• Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs
• ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen.
Solange diese Kriterien erfüllt sind, dürfte alles in Ordnung sein
Als Eltern glauben und hoffen wir immer auf eine lineare Weiterentwicklung der Fähigkeiten unserer Kinder. Beim Schlafverhalten können wir jedoch nicht davon ausgehen, dass die Entwicklung kontinuierlich verläuft, im Gegenteil, relativ viele Babys schlafen mit zwei Monaten deutlich länger und anhaltender als mit vier oder acht Monaten.
Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ...
Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet.
Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt dir in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten.
Als stillende Mutter hast Du den ungeheuren Vorteil, dass Du dein Kind durch diese für alle anstrengende Zeit begleiten kannst, ohne dass Du richtig wach werden und aufstehen musst. Genieße dieses Privileg, dich einfach nur umdrehen zu müssen, so dass dein Kind an deine Brust kann und dann, wenn schon nicht sofort weiterschlafen zu können, so doch zumindest ruhen kannst.
Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchtest, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens „Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Du im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen kannst.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 22.04.2014