Stillstreit bzw. Brustschimpfphase?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Stillstreit bzw. Brustschimpfphase?

Liebes Stillberatungsteam, meine Tochter ist nun gute 8 Wochen alt. Ich stille voll. Seit ca. 2 Wochen hab ich leider erhebliche Probleme beim Stillen. Sobald meine Tochter Hungeranzeichen äußert, lege ich sie, wie die ganze Zeit schon problemlos gehandhabt, an. Anstatt aber anzudocken und zu saugen, fängt sie an zu weinen und schreien. Sie wackelt dann wie von Sinnen mit dem Kopf hin und her und schlägt mit den Armen um sich und der Körper wird ganz steif. Manchmal muss ich sie dann nochmal hochnehmen und bisschen rumlaufen, weil sie immer lauter wird. Wenn sie dann wieder anfängt zu "suchen" lege ich sie nochmals an und das Spiel wiederholt sich. Irgendwann klappt es dann nach langem Kampf doch,dass sie andockt und saugt. Sie trinkt dann eine Weile und schreit zwischendurch immer wieder. Bis sie schlussendlich nur noch schreit und ich sie dann abnehme. Das Problem haben wir komischerweise hauptsächlich tagsüber. Nachts macht sie so ein Theater nicht bzw. wackelt nur leicht mit dem Kopf. Aber lange nicht so schlimm wie tags. Nachts schläft sie auch ein beim Stillen, was tags nicht mehr möglich ist. Anfangs dachte ich, ich habe plötzlich zu wenig Milch. Dann dachte ich, dass sie eine Saugverwirrung hat, weil ich ab und zu abgepumpte Milch mit der Flasche geben lasse (wenn ich z.B. einen Arzttermin habe). Irgendwie glaube ich aber nicht an die beiden Varianten, da die Probleme jetzt erst auftauchen. Wenn es wieder ganz extrem ist (wie heute Abend) bin ich kurz davor, dass ich zufüttern will. Es kommt mir so vor, als will sie bei mir nicht mehr trinken. Andererseits habe ich über Stillstreiks oder "Brustschimpfphasen" gelesen. Und dass man dann das Stillen auf keinen Fall aufhören soll. Aber momentan bin ich ratlos. Was denken Sie? Langsam bin ich mit meinem Latein am Ende....

von Dreamdance am 26.11.2015, 21:19



Antwort auf: Stillstreit bzw. Brustschimpfphase?

Liebe Dreamdance, eine Saugverwirrung lässt sich leider nie ganz ausschließen, auch nicht bei einem älteren Stillkind und auch nicht, wenn es vorher unter Umständen monatelang gut gegangen ist. Eine "Brustschreiphase" als solche gibt es tatsächlich nicht, auch wenn es viele Kinder gibt, die mal solches Verhalten zeigen. Meist gibt es auch irgend einen Auslöser für das unruhige Verhalten der Kleinen, doch der ist nicht immer leicht zu identifizieren. Vielleicht war irgend etwas am Wochenende, oder stehst du selbst gerade mehr unter Strom, hast Sorgen oder "Stress"? Unsere Kleinen haben sehr sensible Antennen für unsere Stimmungen und reagieren auch ganz empfindlich darauf. Eine Saugverwirrung entsteht, wenn ein Kind mit dem Wechsel zwischen den Trinktechniken an Brust und künstlichem Sauger (dazu gehören Flaschensauger, Schnuller und Stillhütchen) nicht zurecht kommt und dann die Brust schlussendlich sogar verweigern kann. Das ist ein ernsthaftes Stillproblem, das schon viele Sorgen und Tränen bei Müttern und Kindern verursacht hat. Doch eine Saugverwirrung kann überwunden werden. Dabei ist es die erste Maßnahme, dass sämtliche künstlichen Sauger weggelassen werden. In leichteren Fällen kann dies schon ausreichen. Hast du mal geschaut, ob es eine Stillberaterin in deiner Nähe gibt?? Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Bis du jemanden erreichst oder sich die Situation wieder entspannt, helfen hoffentlich auch diese Tipps: Du kannst versuchen dein Baby anzulegen, wenn es schon sehr schläfrig oder fast eingeschlafen ist. Viele Babys, die sich weigern, an der Brust zu trinken, wenn sie hellwach sind, tun es im Halbschlaf dann doch. Du kannst ihm die Brust auch immer wieder anbieten, wenn es wach ist, dränge aber nicht. Manche Babys sind eher bereit zu trinken, wenn ihre Mutter umhergeht statt stillzusitzen. Weitere Maßnahmen, die sich bei einem Stillstreik bewährt haben, sind: im Umhergehen stillen, in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen, im Halbdunkeln stillen, im Halbschlaf stillen, das Baby mit der Brust spielen lassen, unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren, alle künstlichen Sauger vermeiden, das Baby massieren, viel Körperkontakt (Haut auf Haut), und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind, Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 26.11.2015