Frage: Stillen und Gewicht ?

Hallo, ich stille meinen Sohn seit seiner geburt voll (26.5.14). Ich habe stark abgenommen ( vor ss 46kg, während ss 60kg, jetzt 42kg bei 153cm, 26 Jahre). Jonathan nimmt verhältnismäßig wenig zu. Bei der Geburt wog er 4070g, jetzt 6230g. Das ist laut Kinderarzt noch im Rahmen, jedoch wenig. Kann es sein, dass ich zu wenig Milch habe? Ansonsten ist er sehr lebhaft, hat rosige Haut und keine Hautfalten. Auf 6 volle Windeln kommt er auch. Man soll ja ca. 600 kcal mehr essen. Ist das generell oder ein Durchschnittswert? Wird diese Menge automatisch weniger ab dem 5. Monat oder nur wenn man zufüttert? Liebe Grüße

von Lindazi am 23.10.2014, 20:45



Antwort auf: Stillen und Gewicht ?

Liebe Lindazi, erst wenn Du kurz vor dem Hungertod stehen würdest, dann würde die Qualität deiner Milch leiden. Ich zitiere dir jetzt aus dem „Handbuch für die Stillberatung" Mohrbacher, Stock, 1. Auflage 2000: „Untersuchungen in Entwicklungsländern und anderen Teilen der Welt zeigen, dass selbst leicht unternährte Mütter genügend Milch von guter Qualität für ihre Babys bilden. Erst wenn die Mutter vom Hungertod bedroht wird, beeinträchtigt die Ernährung der Mutter ihre Milchmenge oder die Zusammensetzung ihrer Milch (Perez Escamilla 1995; Prentice 1994). Selbst bei Nahrungsmangel kann die Milchbildung der Mutter nur leicht beeinträchtigt sein, wenn ihr Körper über genügend Reserven verfügt, die er für die Milchbildung einsetzen kann (Smith 1947). In einigen Entwicklungsländern, in denen die Lebensmittelversorgung eingeschränkt ist, konnte nicht festgestellt werden, dass die Babys der Frauen, die zusätzliche Nahrung erhielten, mehr an Gewicht zunahmen, als die Babys der Frauen, die keine zusätzliche Nahrung erhielten (Prentice 1983). Bei allgemein gut ernährten Müttern bleibt die Zusammensetzung der Milch meist gleich, selbst wenn sie sich nicht gut ernähren. Chronisch unterernährte Frauen, mit nur geringen Energiereserven und unzureichender Ernährung können Milch bilden, die einen geringeren Vitamingehalt aufweisen, einschließlich der Vitamine A, D, B6 und B12 (siehe auch im Abschnitt „Vegetarierinnen"). In diesen Fällen kehrt der Vitamingehalt ihrer Milch auf einen normalen Wert zurück, wenn die Ernährung der Mutter verbessert wird oder sie zusätzliche Vitamine erhält. Die Fettsäuren in der Muttermilch variieren in Abhängigkeit von der Ernährung der Mutter. So neigen zum Beispiel Mütter, die mehr ungesättigte Fette essen, dazu, Milch mit einem höheren Gehalt an ungesättigten Fetten zu bilden als Mütter, die mehr tierische Produkte essen (Sanders 1992). Dies scheint einer normalen Schwankungsbreite zu entsprechen." Riordan und Auerbach schreiben in „Human Lactation" 2nd edition 1999: „Ob sie (die Frau) auf den Berggipfeln im fernen Tibet, in einem staubigen mexikanischen Dorf oder in einem amerikanischen Vorort oder einer Stadtwohnung lebt, die stillende Frau bildet Milch, die erstaunlich homogen in der Zusammensetzung ist, trotz der ungeheuren Unterschiedlichkeit der konsumierten Nahrung. Nur die Milch einer Frau, die ernsthaft unterernährt ist wird eine messbare Verringerung im Nährstoffgehalt und der Menge aufweisen weil zunächst die körpereigenen Speicher geleert werden, ehe die Milch leidet" Ich gehe nun einmal davon aus, dass wir hier in Europa normalerweise nicht in die Situation kommen, dass eine Frau so extrem unterernährt ist, dass sie kurz vor dem Hungertod steht. Es gibt eine (extrem seltene) Erkrankung der Mutter, bei der die Qualität der Muttermilch so verändert ist. In diesem Fall ist die Zusammensetzung der Fette und Fettsäuren so verändert, dass die Milch nicht adäquat für die Ernährung des Babys ist. Doch diese seltene Situation lässt sich auch nicht über die Ernährung der Frau positiv beeinflussen. Es gibt nur einen Anhaltspunkt dafür, ob ein Baby genug Milch bekommt oder nicht: Sein Gedeihen. Dass dein Baby gut gedeiht erkennst du daran, dass es o mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass "nass" ist, kannst Du sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch (kein Wasser, Tee, Saft usw.). o in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen hat (später sind seltenere Darmentleerungen normal) o eine durchschnittliche wöchentliche Gewichtszunahme von mindestens 150 g pro Woche hat (Vom vierten bis sechsten Monat verlangsamt sich die Gewichtszunahme gewöhnlich auf 85 bis 142 Gramm pro Woche, im Alter von sechs Monaten bis zwölf Monaten verringert sie sich auf 42 bis 85 Gramm wöchentlich), ausgehend vom niedrigsten Gewicht o eine gute Hautfarbe und eine feste Haut hat, o Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs zu erkennen sind o ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten in den Wachphasen zeigt. Wenn diese Punkte alle zutreffen, und die Windelprobe eine hohe Differenz anzeigt, brauchst du dir keine Sorgen zu machen, auch wenn deine Kleine nach dem Stillen noch unruhig ist. Weitere gezielte Hilfe kann dir eine Stillberaterin vor Ort im direkten Gespräch geben, sie kann auch die Anlegetechnik überprüfen. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 23.10.2014



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