Stillen nach Trennung von Neugeborenem

 Kristina Wrede Frage an Kristina Wrede Stillberaterin

Frage: Stillen nach Trennung von Neugeborenem

Guten Tag, nach einer langen und schweren Geburt kam unser zauberhafter Sohn am frühen Morgen des 2.7. auf die Welt. Leider wurde unsere Freude schnell getrübt: Er wurde mit der Diagnose "Mekoniumaspiration mit Verdacht auf Lungenentzündung" auf die Intensivstation eines Kinderkrankenhauses eingeliefert und muss dort je nach endgültiger Diagnose und Verlauf 1-3 Wochen bleiben. Nach heutigem Stand hat er das Mekonium offenbar "nur" verschluckt, leidet aber unter einem Infekt und erbricht ständig, teilweise mit Blut. Ich hatte insgesamt nicht einmal eine volle Stunde mit meinem Baby und konnte ihn nur einmal kurz für wenige Minuten auf einer Seite anlegen. Ob er dabei Kolostrum getrunken oder nur genuckelt hat, weiß ich nicht mit Sicherheit. Wie in China üblich sind auf der Intensivstation keine Besucher gestattet. Das heißt wir werden unser Baby frühestens in 1 Woche wiedersehen. Ich habe eine Milchpumpe, mit der ich jetzt alle 2 Stunde je 5-10 Minuten pro Seite "arbeite" um den Milchfluss anzuregen. Muss ich diesen Rythmus auch nachts einhalten, oder würde da auch längere Pausen gehen? Und: Im Krankenhaus wird unser Sohn mit Milchpulver per Flasche gefüttert. Wie kann ich nach seiner Entlassung eine richtige Stillbeziehung aufbauen? Meine Befürchtung ist, dass er sich an das leichtere Saugen aus der Flasche und den Geschmack von Milchpulver gewöhnt. Ich möchte jedoch unglaublich gerne stillen. Mir tut es jetzt schon sehr Leid, dass er wohl kein Kolostrum bekommen wird (ich habe nur sehr, sehr wenig, sodass es nicht machbar ist, diese einzelnen Tropfen irgendwie aufzubewahren). Soll ich ihm nach seiner Entlassung besser zunächst MuMi aus der Flasche anbieten, oder sofort dazu übergehen, ihm ausschließlich die Brust zu geben? Kann ein Baby den Saugreflex irgendwie richtig verlernen, oder wäre da höchstens eine gewisse "Faulheit", die wir auch wieder überwinden können? Wie verhalte ich mich am Besten, falls er die Brust nicht annimmt? Immer wieder bzw. weiter versuchen? Gibt es diesbezüglich einen Punkt, an dem "Aufgeben" für das Baby die bessere Lösung wäre? Vielen Dank für Ihre Hilfe und viele Grüße aus Shanghai!

von ankh am 03.07.2015, 08:53



Antwort auf: Stillen nach Trennung von Neugeborenem

LIebe ankh, auch ich möchte dich am liebsten erst einmal in den Arm nehmen. Wie schlimm ist das, wenn noch so unmenschliche Sitten üblich sind. Zum Glück hat dir NaGa schon die Adresse von LLL in Shanghai gegeben - ruf dort an und hole dir Hilfe!!! Und sei trotz allem Elend getröstet: Ihr habt eine Chance, auch wenn der Start jetzt schwer ist, sobald du ihn hast, kannst du dich erst einmal tagelang mit ihm ins Elternbett kuscheln, ganz viel Hautkontakt geben und ihn das Stillen entdecken lassen. Mit der Hilfe einer erfahrenen LLL-Frau in eurer Nähe habt ihr immer noch eine gute Möglichkeit erfolgreich zu stillen! Meine Schwester hat ihre Kinder auch erst nach Wochen zum ersten Mal anlegen können, und dann doch monatelang stillen können. Lieben Gruß, Kristina

von Kristina Wrede am 03.07.2015



Antwort auf: Stillen nach Trennung von Neugeborenem

Liebe ankh, Ich habe deine Geschichte nun zufällig, da ich etwas Zeit habe, ein wenig mitverfolgt, im Forum von Frau Höfel und Dr. Busse. O Mann, was für eine schreckliche Situation! Es tat mir im Herzen weh, das alles zu lesen. Am Schlimmsten finde ich persönlich, dass ihr wirklich gar nicht zu ihm dürft! Wenn ich könnte, würde ich dich jetzt am liebsten drücken, obwohl ich dich gar nicht kenne! Du tust gerade das einzige, was du für deinen Sohn tun kannst, du pumpst ab. Und falls es dich ein wenig trösten kann, mein Sohn hat auch mein Kolostrum nicht bekommen, weil es mir nach der Geburt schlecht ging. Das Stillen klappt bei uns trotz 3-tägiger Trennung. Ich wünsche dir, dass du den Kleinen so schnell wie möglich mitnehmen darfst. Und dann wäre mein erster Gedanke, zieht euch beide aus und wiederholt das Bonding. Vielleicht riecht dein Kleiner ja die leckere Milch und sucht noch einmal danach. Da kannst du ihm dann auch helfen anzudocken. Ob es sofort wunderbar klappt, oder ob er noch mal lernen muss an der Brust zu trinken, kann glaube ich keiner sagen! Auch nicht, ob deine Milch sofort reicht. Vielleicht musst du am Anfang doch noch zufüttern? Ich bin selbst gespannt, was Biggi und Kristina schreiben werden. Gibt es eine La Leche Liga Gruppe da wo du wohnst? Vielleicht hilft dir das weiter... http://www.llli.org/shanghai.html Ich wünsche dir auch noch viel Kraft für die nächste Zeit. Alles gute, NaGa

von NaGa am 03.07.2015, 14:18