Schnuller wird immer und immer wieder herausgefummelt und dann wird gemeckert

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Schnuller wird immer und immer wieder herausgefummelt und dann wird gemeckert

Hallo, ich habe eine Frage, die sich mehr oder weniger um das Stillen dreht, vielmehr um das Saugbedürfnis meine 17 Wochen alten Tochter. Seit ein paar Tagen nimmt sie gern mal den kompletten Daumen zum Saugen, es schmatzt richtig laut ;-) Und es ist auch schon ein paar Wochen her, dass sie es allein geschafft hat einzuschlafen; typisch ein Entwicklungssprung. Aber das anstrengende momentan ist, dass sie sich den Schnuller immer und immer wieder herausfummelt mit den Fingern und dann aber meckert, wenn er draußen ist. Nur manchmal hilft ein Schnuffeltuch, dass ich so über Wange und Schnuller positioniere, dass sie nicht an den Schnuller mit den Händen herankommt, sondern das Tuch greift; oft sind das allerdings Szenarien, die sehr viele Wiederholungen bedürfen. Was kann ich dagegen tun? Oder wie lernt meine Tochter, dass sie den Schnuller besser drin lässt, weil es ihr ja gut tut? Beim Einschlafen v.a. abends stört es mich, denn ich Schnuller einzuschlafen (oft wird er nach 10Min festem Schlaf ausgespuckt); aber da sie es nicht schafft, sich den Schnuller selbst wieder zu nehmen, muss ich immer beim Einschlafen dabei bleiben und ihre Hände davon abhalten etc. Was kann ich anders machen? Vielleicht habt ihr ja eine gute Strategie dafür? Ich danke jetzt schon für die Hilfe! VG Sabrina

von Sabsibabsi am 17.08.2017, 21:26



Antwort auf: Schnuller wird immer und immer wieder herausgefummelt und dann wird gemeckert

Liebe Sabrina, ich würde den Schnuller einfach weglassen und nur das Schnuffeltuch geben oder das Baby an den Fingern saugen lassen. Ein Schnuller ist kein zwingend notwendiger Bestandteil der Babyausstattung (eben so wenig wie die Flasche). Es ist auch nicht das Baby, das den Schnuller braucht, sondern es sind die Eltern, das sollte sich jede Mutter und jeder Vater bewusst machen. Beim Schnuller handelt es sich um nichts anderes als um eine Brustattrappe, eine Kopie. Und nun ist es eben so, dass eine Kopie nie wirklich das Original vollständig erreicht und das gilt auch und besonders für den Schnuller. Diese Attrappe kann manchmal sinnvoll und hilfreich sein, wenn sie überlegt und wohl dosiert eingesetzt wird. Aber Eltern sollten sich auch der Nebenwirkungen des Schnullers bewusst sein: • Schnuller sind künstliche Sauger und können beim Baby zum falschen Saugen an der Brust führen. Diese sogenannte Saugverwirrung kann ernsthafte Stillprobleme nach sich ziehen. • Durch Schnuller wird die Zeit, die das Baby an der Brust der Mutter verbringt eingeschränkt, was die Milchbildung der Mutter negativ beeinflussen kann. • Kinder ohne Schnuller erkranken seltener an Mittelohrentzündungen. • Schnullergebrauch kann Kieferfehlstellungen begünstigen. • Schnullergebrauch kann zu einer ungünstigen Mundatmung führen. Eine offene Mundatmung führt zu einer erhöhten Infektanfälligkeit und kann Haltungsprobleme begünstigen. • Kinder, die einen Schnuller hatten, brauchen häufiger eine logopädische Behandlung Ein Aspekt, der auch nicht zu vernachlässigen ist, ist, dass Eltern dem Kind den Schnuller zunächst angewöhnen und dann (nach einer mehr oder weniger langen Zeit) wieder abgewöhnen. Das Abgewöhnen des Schnullers kann sehr nervenaufreibend für alle Beteiligten sein. Ein „schnullerabhängiges“ Kind kann in der Nacht sehr oft die Eltern aus dem Bett springen lassen, weil es zum Wiedereinschlafen oder Weiterschlafen den Schnuller braucht und ihn alleine nicht findet. Wenn schon Schnuller, dann wirklich überlegt, wie ein Medikament überlegt eingesetzt werden sollte und auch mit Blick auf die Zukunft und nicht nur auf den momentanen „Vorteil“ Der Schnuller ist nicht die einzige Möglichkeit, ein aufgebrachtes oder sonstwie unruhiges Kind zu beruhigen, es gibt auch Alternativen. • Das Kind kann getragen werden. Durch das Tragen wird das Bedürfnis des Kindes nach Körperkontakt, Geborgenheit, Wärme und Nähe gestillt und mit einem gut gebundenen Tragetuch hat man mindestens eine Hand frei, um andere Dinge zu tun. • Das Kind kann gebündelt werden. Das Bündeln gibt dem Baby das Gefühl von Geborgenheit und lässt es seinen Körper und seine Grenzen spüren. Das Gefühl von Begrenzung hilft dem Kind sich sicher zu fühlen. • Man kann ein Nest bauen. Auch hier ist die Begrenzung der springende Punkt, der dem Kind Geborgenheit vermittelt. • Massage, eine warmes Bad oder auch ein warmes Körnerkissen können beruhigend wirken. Schaukelbewegungen (Wiege, Hängematte, Schaukelstuhl, mit Tragetuch spazieren gehen, Kinderwagen), monotone Geräusche (Staubsaugen, Auto fahren), beruhigende Musik, Singen und Tanzen mit dem Baby und auch der Schutz vor Überreizung (viele Besucher, Fernseher) helfen einem Kind sich zu beruhigen. Als Saugersatz bietet sich ein Finger (von Kind oder Vater oder Mutter) oder eventuell auch ein Lutschetuch an. Schnuller sind auch nicht „kiefergerecht“, wie es immer wieder behauptet wird. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 17.08.2017



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