Hallo, ich bin hier vielleicht nicht ganz richtig, aber ich weiß kein passendes Forum. mein Baby ist 4,5 Monate und schläft neuerdings tagsüber nur an meiner Brust ein. Ich habe alles versucht: Gesungen, gewiegt, nichts gemacht nur gehalten, Schnuller und Daumen nimmt sie nicht mehr. Von Anfang an ist sie schön eingeschlafen: Schnulli gegeben, Schmusetuch und alleine ins Bett gelegt im hellen Raum.Nachts gleiches Spiel nur im dunklen Raum (das klappt immer noch ohne Anstalten)
Sie ist müde und zeigt Anzeichen wie Augen reiben, gähnen, aber kann nicht einschlafen. wenn ich sie nicht anlege schläft sie nicht, kuckt und quengelt leise bzw. fängt dann das Weinen an. Wenn ich sie dann irgendwann abdocken kann und hinlege, schläft sie ein paar Minuten weiter und wacht dann auf. Meistens wacht sie aber sofort auf, wenn ich die Brust löse und sucht dann wieder danach. Da nichts geholfen hat, hab ich mich die letzten Tage immer mit hingesetzt. Sie hat sogar dadruch drei Stunden am Stück geschlafen gestern. Aber ich denke mir, dass kann ja so nicht sein, dass sie nur schläft, wenn sie an meiner Brust hängt. Im Kinderwagen schläft sie nach gut 1,5 Stunden Spaziergang/Fahrt dann für 15 Min. ein :-( Autofahren ist ja auch keine Lösung.
Ich weiß mir allerdings keinen Rat :-( Wie geschrieben: Nichts anderes hilft und sie schreit sonst einfach. Ich habe immer mal versucht sie nicht gleich ranzuhängen, aber nach zehn Minuten geweine und getröste, tat sie mir dann doch leid und ich habe es wieder gemacht. Mein Mann schafft es auch nicht sie zu beruhigen. Dadurch haben wir auch nicht wirklich einen richtigen Stillrhytmus und die Mahlzeiten sind nicht zur selben Zeit sondern jeden Tag verschieden. Ich kann mich auch nicht jeden Tag so lange hinsetzen, da ich noch einen Dreijährigen zuhause habe. Mittags bekommt sie jetzt Beikost und Stillen und abends ein Milchfläschchen.
Haben Sie einen Rat für mich?LG
Mitglied inaktiv - 18.07.2012, 12:28
Antwort auf:
Schläft nur an Brust
Liebe Petzi-Bär,
genau so wie Sie es beschreiben, machen es Mütter seit Urzeiten mit ihren Babys und es hat
noch nie einem Baby geschadet. Ein 4.5 Monate altes Baby muss mit Sicherheit NICHT alleine
einschlafen müssen!
Es gibt keinen Grund, dass Sie etwas daran ändern müssen, dass Sie Ihr Baby bei sich im Bett
haben und nach Bedarf stillen und auch in den Schlaf stillen, es sei denn SIE persönlich stört
etwas daran. Auch die immer wieder geäußerten Argumente, das Baby würde auf diese Weise
verwöhnt oder es würde so nie lernen alleine einzuschlafen bzw. nie wieder aus dem Elternbett
ausziehen, sind nicht stichhaltig. Babys in diesem Alter können noch nicht verwöhnt werden
und Kinder, die sich den Platz im Elternbett nicht erkämpfen oder ertrotzen mussten, ziehen
von selbst aus dem Elternbett aus, sobald sie reif genug dafür sind. Im Gegensatz dazu wollen
viele Kinder, die als Babys alleine schlafen mussten noch lange ins Elternbett, weil ihr Bedürfnis
(noch) nicht gestillt wurde. Sobald ein Baby die nötige Reife hat, lernt es alleine (ein)zuschlafen
und wird auch längere Schlafphasen haben.
Viele Mütter machen die Stillzeit mit dem Baby zu einer gemütlichen Kuschel- und Lesestunde für das größere Kind. Mit etwas Übung kann das Baby beim Stillen mit einem Arm gehalten werden und in den anderen Arm kann sich das größere Kind mit einem Bilderbuch o.Ä. kuscheln. Das ältere Kind kann das Buch so halten, dass die Mutter darin lesen kann oder mit ihm die Bilder anschauen und außerdem bekommt es die wichtige Aufgabe, die Seiten umzublättern.
Eine andere Möglichkeit die Stillzeiten für das große Kind zu etwas besonderem zu machen ist eine "Stillkiste" (der Begriff stammt von einer meiner Gruppenmütter). In dieser Kiste sind besondere Dinge (z.B. ganz spezielle Stifte und glänzende Papierbögen, bunte Perlen, die zu Ketten aufgereiht werden können, ein Spielzeugauto je nachdem, was für das Kind besonders attraktiv sein kann), die nur zu den Stillzeiten benutzt werden dürfen.
Die Nächte können sehr viel einfacher werden, wenn das Baby in unmittelbarer Nähe der Mutter schlafen kann. Für die Mutter ist es sehr viel praktischer, wenn das Baby mit im eigenen Bett liegt (was weltweit bei Mehrzahl aller Kinder und in unserer Kultur sehr viel mehr als von den Eltern zugegeben wird der Fall ist) oder auf einer Matratze oder in einem Kinderbett direkt neben ihrem Bett. Die Mutter muss nachts nicht aufstehen, muss nicht erst richtig wach werden, sondern kann im Liegen stillen und unmittelbar danach weiterschlafen. Auch das Kind muss gar nicht erst richtig wach werden und zu schreien beginnen und kann somit auch schneller wieder einschlafen. Auf diese Weise kann viel Kraft gespart werden und die Nächte verlaufen für alle Beteiligten ruhiger.
Die Tage sind einfacher, wenn das Baby am Alltag teilnehmen kann. Dazu ist ein Tragetuch das optimale Hilfsmittel. Ein Tragetuch ist fast ein Zaubermittel. Ihr Baby kann die Nähe der Mutter spüren, es wird sich an ihrem Körper beruhigen, die Koliken verringern sich, es wird weniger weinen, vielleicht sogar recht gut schlafen und Sie haben mindestens eine Hand frei (und auch Ihren Kopf, weil das Baby wieder ruhiger ist), um andere Dinge zu tun. Versuchen Sie es einmal. Eine Autorin nennt dies so schön „Perspektive teilen". Das Tragetuch ermöglicht es dem Kind, am Leben der Familie problemlos teilzunehmen und mit Ihnen die Perspektive zu teilen.
Lassen Sie sich von einer tucherfahrenen Frau einmal zeigen, wie vielseitig einsetzbar ein Tragetuch sein kann. Tucherfahrene Frauen finden Sie in fast jeder Stillgruppe und auch sonst wäre es sicher ein guter Gedanke, einmal ein Stillgruppentreffen zu besuchen. Neben vielen nützlichen Tipps bekommen Sie dort auch moralische Unterstützung.
Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Ich möchte Ihnen zu diesem Thema das Buch „Schlafen und Wachen ein Elternbuch für
Kindernächte“ von Dr. William Sears empfehlen. Dr. Sears (Professor für Kinderheilkunde) hat
zusammen mit seiner Frau Martha einige Bücher zum Thema Schlaf und Kindererziehung
geschrieben, in die nicht nur sein Wissen als Kinderarzt sondern auch die reichhaltige eigene
Erfahrung als achtfache Eltern eingeflossen sind. In „Schlafen und Wachen“ beschreibt er nicht
nur, warum Kinder so schlafen, wie sie es nun einmal tun und wo sie am besten schlafen, er gibt
auch Tipps wie Eltern und Kinder zu ruhigeren Nächten kommen können. Das Buch ist im
Buchhandel, bei der La Leche Liga und bei jeder LLL Stillberaterin erhältlich.
LLLiebe Grüße,
Biggi
von
Biggi Welter
am 18.07.2012