Saugverwirrung durch Fingerlutschen?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Saugverwirrung durch Fingerlutschen?

Liebe Frau Welter, ich bin sehr um meine Tochter besorgt. Sie ist jetzt 5 1/2 Monate alt und wiegt mit 68 cm Körperlänge nur 6,3 kg (zur Geburt: 58 cm, 4300g). Leider habe ich ihr Gewicht nicht sonderlich verfolgt aber seid Ostern hat sie nur ca 250g zugenommen. Von den Proportionen wirkt unheimlich lang und zart. Sie ist aber sehr aufmerksam, fröhlich und rollt und wuselt fleissig umher. Am Montag war ich mit ihr wegen einer Impfung beim Arzt und dieser meinte, ich solle dringend mit der Beikosteinführung anfangen und hat mir ein Vitamin-Präparat verschrieben. Ich stille sie seit Anfang an voll. Sie hat nie die Flasche bekommen oder einen Schnuller besessen. Allerdings hat sie mit ca 2 Monaten ihren Finger entdeckt und saugt genüsslich den ganzen Tag daran herrum. Sie hat wunderbar gelernt sich damit selbst zu beruhigen und schläft auch friedlich so ein. Die ersten Wochen lief das Stillen wunderbar, die letzten wird es immer nervenaufreibender, für uns beide. Das fängt schon beim Anlegen an, sie ist ungeduldig, dockt an und lässt nach 3 Mal saugen die Brustwarze wieder los, dockt an, lässt wieder los.. Das ganze wird begleitet von rumhampeln, an den Füßen spielen, an den Fingern saugen, festbeißen und wegdrehen.. das ist für mich sehr unangenehm und der Milchfluss kommt so nur sehr träge in Gang, ein Teufelskreis. Lege ich sie "zur Strafe" fürs Beißen zur Seite, saugt sie einfach an ihren Fingern weiter, beschwert sich auch nicht mit Hungerzeichen. Wenn sie denn nun endlich trinkt, ist das sehr kurz, war es allerdings schon immer. Sie hat eine bevorzugte Seite, an der der Milchfluss in Gang kommen muss, dort geht es schneller. An der Seite saugt sie aber dann nur kurz an und quengelt nach 3 Minuten. Also wechsele ich die Seiten, dort trinkt sie ca 5 min. Ich habe das Gefühl, dass sie nicht satt wird aber sie saugt auch nicht weiter, um den Milchfluss mehr anzuregen. Ich lege sie dafür oft an, um gar nicht erst den Riesen Hunger entstehen zu lassen. Auch mache ich mir jetzt öfter einen Kümmel-Fenchel-Anis-Tee um die Produktion wieder anzukurbeln. Ich stille sie liegend, was anderes mag sie gar nicht. Außerdem muss sie trotz Bäuerchen viel spucken. Das ist dann immer schade um die viele Mühe. :( Am besten trinkt sie nachts,dann klappt alles wunderbar. Sie schläft bei uns mit im Bett. Erschwerend kommt hinzu, dass wir in Belize (Zentralamerika) leben. Keine Stillberatung weit und breit. Nach der Geburt musste ich mich sehr gegen die Flaschenfütterung einsetzten. Stillen wird hier nicht sonderlich gefördert. Das heiß/schwüle Wetter macht es nicht leichter, zur Zeit tagsüber um die 35°C, nachts 28°C. Als die Temperaturen vor ein paar Wochen hochgingen hatte sie kaum eine feuchte Windel. Nach einer Woche hatte sich die Milchmenge aber wieder angepasst. Sie bekommt kein Wasser extra, nur jetzt zum Brei ein paar Schlucke aus dem Becher. Meinen Sohn hab ich auch komplett gestillt. Es gab nie Probleme und er war kerngesund. Mit 1,5 Jahren habe ich ihn dann abgestillt. Ich bin langsam ein wenig verzweifelt und ihr Untergewicht setzt mich noch mehr unter Druck. Pre-Nahrung will ich gar nicht erst dazufüttern, aus Angst, dass das Stillen noch schwieriger wird. Natürlich möchte ich aber trotzdem, dass sie schnell wieder zunimmt. Ich habe jetzt vor 3 Tagen mit der Beikost angefangen und sie ist begeistert, es kann ihr nicht schnell genug gehen. Vielleicht ist das ein Ausweg? Was kann ich noch probieren, damit das Stillen wieder entspannter abläuft? Vorm Trinken Puken? Aber dafür ist es hier leider zu heiß. Um eine Antwort würde ich mich sehr freuen und bedanke mich im Voraus herzlichst! Liebe Grüße aus der Ferne!

von lenteo am 29.04.2016, 06:55



Antwort auf: Saugverwirrung durch Fingerlutschen?

Liebe lenteo, eigentlich müsste dringend das Saugverhalten deines Babys beurteilt werden, aber das ich aus der Ferne natürlich nicht. Deshalb würde ich jetzt auch auf die Beikost setzen und zusätzlich Muttermilchsahne füttern, das bewirkt oft einen wirklich guten Zunahme- und Entwicklungskick. Schau, dass du Milch ausstreichst oder abpumpst, die du in 10-20 ml Spritzen aufziehst und dann kopfüber in ein Glas stellst (also mit der Spitze nach unten). Lass aber ein bisschen Luft, denn die Schwerkraft wird den Kolben vielleicht etwas weiter in die Spritze drücken... Oben auf der Milch wird sich eine Fettschicht absetzen, der Muttermilchrahm. Nach ca. 2-4 Stunden kannst du den wässrigen unteren Teil der Milch ausdrücken und deinem Kind die verbleibende Sahne in den Mund träufeln. Statt mit leeren Spritzen kannst du natürlich auch mit einer Tasse oder einem Glas arbeiten, in die du die gewonnene Muttermilch gibst. Oben wird sich der fetthaltige Rahm absetzen, du kannst ihn mit einem Löffel abschöpfen und deinem Kind geben. Wenn du das eine Woche lang machst (je länger, desto besser), wird deine kleine Maus ganz sicher deutlich zunehmen. Du kannst außerdem versuchen dein Baby anzulegen, wenn es schon sehr schläfrig oder fast eingeschlafen ist. Viele Babys, die sich weigern, an der Brust zu trinken, wenn sie hellwach sind, tun es im Halbschlaf dann doch. Du kannst ihm die Brust auch immer wieder anbieten, wenn es wach ist, dränge aber nicht. Manche Babys sind eher bereit zu trinken, wenn ihre Mutter umhergeht statt stillzusitzen. Weitere Maßnahmen, die sich bei einem Stillstreik bewährt haben, sind: im Umhergehen stillen, in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen, im Halbdunkeln stillen, im Halbschlaf stillen, das Baby mit der Brust spielen lassen, unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren, alle künstlichen Sauger vermeiden, das Baby massieren, viel Körperkontakt (Haut auf Haut), und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind, Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt. Bitte melde dich doch nach dem Wochenende noch einmal, wie es Euch dann geht. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 29.04.2016



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