nächtliches Stillen und Ablehnung Brei - 7 Monate altes Baby

 Kristina Wrede Frage an Kristina Wrede Stillberaterin

Frage: nächtliches Stillen und Ablehnung Brei - 7 Monate altes Baby

Hallo liebe Biggi und Kristina, bestimmt ähneln sich alle Fragen, aber ich möchte auch meine loswerden um zu schauen, ob ihr noch weitere Tipps habt, bzw ich auf dem "richtigen" Weg bin. Mein Sohn ist nun 7 Monate alt. Ich habe von Beginn an voll gestillt. Sowohl tagsüber als auch nachts stille ich nach Bedarf. Manchmal nuckelt er auch nur etwas - da er keinen Schnuller nimmt, lasse ich ihn gewähren. Für meinen Mann und mich stehen die Bedürfnisse unseres Sohnes aktuell an erster Stelle. Unser Benjamin hat seine Bedürfnisse von Beginn an laut eingefordert :-) Mit Brei haben wir angefangen, allerdings mag er diesen nicht wirklich. Wenn wir auf 100 Gramm täglich kommen, ist es viel! Meist isst er etwas Obstbrei. Ich dränge ihm nichts auf, ich biete ihm 3 mal täglich Brei an (Frühstück, Mittag, Abendessen), ritualisiere das gemeinsame Essen damit. Fingerfood (gekochte Kartoffel, Möhre, Gurkensticks, dergleichen) haben wir ihm auch schon angeboten. Er spielt liebend gern damit und wenn etwas in den Mund gelangt, spuckt er es wieder aus :-) Seinen Hunger stillt er somit immer noch über die Brust. Nun ist mir aufgefallen, dass er an manchen Tagen tagsüber kaum trinkt, zum Einschlafen kommt dann die Extraportion. Ist das normal??? Ich mache mir Sorgen, ob er alle wichtigen Nährstoffe auch über die Muttermilch erhält. Ab welchem Alte müsste ich mir grds Sorgen machen??? Ich vertrete die Ansicht, dass Muttermilch das natürlichste überhaupt ist und daher nicht falsch sein kann. Bis wann könnte ich theoretisch "voll" stillen? Sollte ich meinem Sohn Wasser, Tee anbieten? Derzeit wacht Benjamin nachts jede Stunde auf. Ich stille ihn und er schläft wieder ein (Benni schläft gemeinsam mit mir in einem Bett). Nun wollen mein Mann und ich abends auch gerne mal wieder aus (etwas essen gehen). Zu meiner Schwiegermutter hat Benjamin ein super Verhältnis. Er fühlt sich pudelwohl bei ihr, lässt sich bei ihr in den Schlaf fallen (tagsüber) und kann auch bei ihr weinen. Sie würde abends in einhüten. Ist es in Ordnung, wenn sie ihn also ohne Stillen beruhigt, sobald er aufwacht??? Das könnte ja doch irritierend für ihn sein. Natürlich muss sie beim Einschlafen dabei sein. Bisher habe ich Feiern eher abgesagt, spüre auch, dass ich mich damit schwer tue "loszulassen", aber nun wird es doch auch mal an der Zeit, dass mein Mann und ich etwas für uns tun. Naja, mich verunsichern manchmal doch die Anmerkungen anderer Mütter, die schon weitaus früher abgestillt haben oder auch Schlaftrainings mit ihren Kindern durchgezogen haben :-( Vielen Dank, auch wenn sich bestimmt alles wiederholt! :-)

von sweetyjessi am 19.12.2014, 22:58



Antwort auf: nächtliches Stillen und Ablehnung Brei - 7 Monate altes Baby

Liebe sweetyjessi, es ist nicht ungewöhnlich, dass ein 7 Monate altes Kind gar nicht so wild ist auf Beikost, und in erster Linie nur stillt. Absolut normal, das ändert sich ganz von alleine, wenn dein Kind so weit ist. Es lässt sich auch nicht beschleunigen. Sorgen machen musst du dir nie, solange dein Kind gesund und fit ist und sich altersgemäß entwickelt. Das Buch "Mein Kind will nicht essen" von Dr. Carlos González könnte euch vielleicht gute Dienste erweisen... Dr. Gonzalez hat eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken: Energie: 830 kcal = 1185 ml MM Eiweiß: 9,6 g = 910 ml MM Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen. Ich hänge dir unten noch eine Zusammenfassung eines Vortrages von Carlos Gonzalez an... Lieben Gruß, Kristina Mein Kind will nicht essen Vortrag von Dr. Carlos Gonzales auf der LLL Europa Konferenz 2000 in Nottingham zusammengefasst von Denise Both, IBCLC Dr. Carlos Gonzales ist Kinderarzt in Barcelona. In den letzten zwölf Jahren hat er Vorträge bei zahlreichen La Leche Liga Konferenzen gehalten. Er gründete ACPAM (eine katalanische Stillorganisation), organisiert Stillkurse für medizinisches Fachpersonal in ganz Spanien, übersetzte Veröffentlichungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ins spanische und ist Mitglied des Medizinischen Beirates von LLLInternational. Dr. Gonzales ist Vater von drei gestillten Kindern. 1999 hat Dr. Gonzales sein Buch "Mi nino no me come" (Mein Kind will nicht essen) veröffentlicht und mit diesem Thema beschäftigte sich auch sein Vortrag in Nottingham. "Mein Kind isst nicht(s)" das ist einer der Sätze, mit denen Kinderärzte fast täglich in ihrer Praxis konfrontiert werden. Besorgte Mütter berichten entsetzt, wie wenig ihre Kinder essen und schildern mit welchen Tricks sie versuchen, Nahrung in ihr Baby oder Kleinkind hineinzuzwingen. Der Kampf ums Essen spielt sich täglich ab und letztlich gibt es nur Verlierer. Dr. Gonzales erklärte in seinem Vortrag, dass er nun nicht ein Patentrezept liefern mag, mit dem erreicht wird, dass das Kind isst, sondern er will erklären, warum das Kind nicht isst. Zunächst einmal gibt es drei Gründe, warum ein Kind nicht isst: es gibt nichts zu essen, das Kind hat keinen Hunger oder das Kind ist krank. Der erste Grund ist in unserer Gesellschaft meist auszuschliessen. Ein gesundes Kind isst in der Regel wenn es hungrig ist, allerdings nicht immer das, was die Mutter möchte und schon gar nicht so viel wie es nach den Vorstellungen der Mutter essen müsste. Verwunderlich ist dabei, dass die Kinder noch nicht verhungert sind, obwohl sie laut Aussage der Mütter "nichts" essen. Gestillte Babys lehnen oft feste Nahrung über einen langen Zeitraum ab, nicht selten bis zum Alter von acht Monaten oder gar einem Jahr. Die Mutter verzweifelt und das Kind leidet, weil ständig versucht wird, es zum Essen zu überreden oder gar zu zwingen. Wie kommt es nun dazu, dass (anscheinend) immer mehr Kinder die Nahrungsaufnahme verweigern? Und ist es notwendig ein Kind zum Essen zu zwingen? Dr. Gonzales vergleicht, wie sich die Empfehlungen, wann das Baby feste Nahrung erhalten beziehungsweise wie lange es ausschliesslich gestillt werden sollte, im Verlaufe der letzten 100 Jahre verändert haben. Dann hat er das "Phänomen" der nicht essenden Kinder sowie die Sorge der Mütter, dass Ihre Kinder nicht essen, anhand der diesbezüglich in Kinderpflegebüchern auftretenden Ratschläge beleuchtet und einen erstaunlichen (oder vielleicht doch nicht erstaunlichen) Zusammenhang gefunden: Anfang des 20. Jahrhunderts wurde in spanischen Büchern zur Säuglingspflege eine Zeit von zwölf Monaten mit ausschliesslicher Muttermilchernährung empfohlen. Gleichzeitig findet sich nirgends ein Hinweis in diesen Büchern, wie mit einem Kind zu verfahren sei, das nicht essen will. Je weiter das Jahrhundert fortschreitet, um so jünger sollen die Kinder laut den Empfehlungen der diesbezüglichen Bücher sein und: um so mehr Ratschlage gibt es, was mit einem Kind zu tun sei, das nicht essen will. Wird zu Beginn der dreissiger Jahre noch nur ganz kurz auf dieses Thema eingegangen, so sind 30 Jahre später schon seitenweise Abhandlungen zu finden, was mit einem die Beikost (im Alter von drei bis sechs Monaten) verweigernden Kind zu tun sei und die Seitenzahlen zu diesem Thema werden von Jahr zu Jahr mehr. Wie viel Nahrung braucht ein Kind? Der Nahrungsbedarf eines Kindes hängt ab von seiner Körpergrösse, seiner Aktivität und vom Wachstum des Kindes. Allerdings ist es nicht so, dass das Kind wächst, wenn es isst, sondern umgekehrt, das Kind isst, wenn es wächst. Der Nahrungsbedarf des Kindes lässt sich daher nicht pauschal bestimmen. Am ehesten gelingt dies, wenn das Kind sich in einer Wachstumsphase befindet, dann lässt sich eine Relation zwischen Gewicht des Kindes und erforderlicher Nahrungsmenge herstellen. Ein Kind im Alter zwischen einem und vier Jahren benötigt etwa 1000 bis 1100 kcal pro Tag (das entspricht etwa 102 kcal pro Tag und kg Körpergewicht). Nun gibt Dr. Gonzales an, was ein "nicht essendes Kind" täglich nebenbei zu sich nimmt: 1/2 l Milch (335 kcal), einen Becher Joghurt mit Früchten (141 kcal), einen Schokoriegel (275 kcal) und 150 ml Apfelsaft (85 kcal). Zusammen ergibt das bereits eine Kalorienaufnahme von 836 kcal. Wie soll das Kind dann noch zwei komplette weitere Mahlzeiten essen können, wenn es seinen Kalorienbedarf bereits zu gut 80 Prozent quasi "nebenbei" gedeckt hat? Wie lange kann ein Baby ausschliesslich mit Muttermilch ernährt werden? Die derzeit verbreiteste Empfehlung lautet, dass ein Baby mit sechs Monaten zusätzliche Beikost ergänzend zur Muttermilch benötigt. Nun gibt es aber bekanntermassen viele gestillte Kinder, die zu diesem Zeitpunkt noch keine Beikost akzeptieren. Dr. Gonzales hat deshalb eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken: Energie: 830 kcal = 1185 ml MM Eiweiss: 9,6 g = 910 ml MM Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen. Ohnehin sind die Empfehlungen dazu, wie viel ein Baby benötigt meist zu hoch. Die Empfehlungen beruhen beispielsweise darauf, dass untersucht wird, welche Mengen gesunde, reif geborene Babys im Durchschnitt essen. Daraus werden Richtwerte berechnet, die sich immer an den Höchstmengen orientieren und zusätzlich noch Sicherheitszuschläge enthalten. Babys benötigen auch weniger Eisen, als meist angegeben wird. Dabei lässt sich beobachten, dass die meisten Kinder instinktiv das essen, was bei einem Mehrbedarf an Eisen sinnvoll ist. Babys sind Skeptiker, wenn sie neue Lebensmittel essen sollen. Dieses Misstrauen ist ein Schutzmechanismus, der das Kind davor bewahren soll, etwas zu essen, was ihm nicht bekommt. Bevorzugt isst ein Baby das, was auch seine Mutter isst, denn dieser Geschmack ist ihm durch die Muttermilch vertraut. Es ist deshalb nicht erstaunlich, dass ein Baby gekochte Karotten ablehnt, wenn die Mutter nie gekochte Karotten isst. Die meisten Babys mögen kein Gemüse, aber sie essen gerne Bananen, Nudeln und Süssigkeiten. Ein Vergleich der Kaloriendichte ergibt, dass Babys Nahrungsmittel mit einer grösseren Kaloriendichte bevorzugen und Muttermilch liefert mehr Kalorien als Gemüse und die meisten Nahrungsmittel, aus denen Mahlzeiten für Babys hergestellt werden. Um die gleiche Menge an Kalorien, wie sie in 100 ml Muttermilch enthalten sind, durch den Verzehr von Karotten aufzunehmen, müsste das Kind fast 400 g gekochte Karotten essen! Daraus lässt sich ein Zusammenhang zwischen Unterernährung und Nicht Stillen erklären: da der Magen des Babys klein ist, benötigt es hochkalorische Kost. Gemüse kann nicht in so grossen Mengen gegessen werden, wie es notwendig wäre, um das Kind mit genügend Kalorien zu versorgen. Laut Dr. Gonzales weiss das Kind ganz genau, was und wann es essen muss. Deshalb lautete sein Schlusssatz, den er den Zuhörern mit nach Hause gab: Zwingen Sie ein Kind niemals zum Essen. NIEMALS!

von Kristina Wrede am 20.12.2014



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Ablehnung der Flasche

Ich habe eine Frage: Ich stille meinen Sohn (6,5 Monate) noch, habe bislang zwei Mahlzeiten ersetzt. Häufig hat er abends die Muttermilch aus der Flasche bekommen, da ich erstens dann den Überblick hatte, wie viel er (für die Nacht) trinkt und ich zweitens auch mal das Haus verlassen konnte... Seit zwei Wochen nimmt er partout die Flasche nicht ...


Ablehnung der Brust

Hallo Biggi, ich hätte da auch einmal eine Frage an Dich. Mein Sohn (5 Monate) lehnt plötzlich eine Brustseite ab. Er saugt höchstens eine halbe Minute und lässt dann wieder weinend davon ab. Was mich wundert ist dass das sonst seine Lieblingsseite war und er da manchmal ganz genüsslich eine halbe Stunde dran hing. Wir sind tagsüber jetz...


ablehnung eine Seite

Hallo, habe ein riesiges Problem, dass mein 7 Wochen alter Sohn die rechte Seite ablehnt. Zwar war die linke Seite schon immer seine Lieblingsseite, aber die Totalablehnung der rechten hat er jetzt seit Tagen. Warum kommt das auf einmal und was soll ich tun? Wollte im Internet recherchieren und habe eine Seite gefunden, die mir viel Angst machte. ...


Ablehnung einer Seite

Hallo ich bins nochmal, leider hat mich ihre Antwort sehr beunruhigt. Also kann es doch sein, dass bei einer Ablehnung der Brust eine Krebsgeschwulst vorliegen kann? Meine Oma hatte Brustkrebs und ist daran gestorben. Ich habe jetzt total die Panik! Wenn jetzt bei mir in der Brust ein Krebsgeschwulst sein würde, würde mein Sohn dann überhaupt ni...


Ablehnung der Flasche

Hallo, meine Tochter ist jetzt 5 Monate - ich stille voll. Würde dies noch gerne bis zum 6. Monat tun und dann aber langsam abstillen, da ich auch durch die das Stillen nicht so gerne von meinem Partner an der Brust berührt werde. Die Kleine beginnt nun auch langsam sich für alles zu interessieren, was wir essen - sie schnappt danach und steckt...


Einschalfstillen, Ablehnung der Brust und Schlafen am Tag

Liebe Stillberaterinnen, ich weiß nicht, ob Ihr mir weiterhelfen können, aber ich bin etwas verunsichert: Unsere Tochter (knapp 7,5 Monate alt (32 Wochen)) war bis vor 3 Tagen ein sehr fröhliches und ausgeglichenes Kind. Sie weinte fast nie und auch Einschlafen war lange kein Thema mehr. Sie machte am Tag meist einmal vormittags und einmal nachm...


Ablehnung der Brust

Hallo! Meine Tochter ist 6 Monate und möchte seit gestern meine Brust nicht annehmen, immer wenn ich sie anlege dreht sie den Kopf weg oder fängt an zu weinen.Wenn sie kury vor dem Enschlafen ist nehme ich den Nuckl weg und gebe ihr die Brust, dann trinks sie auch.Ich gebe ihr mittags und abends einen Brei. Vor ein paar Tagen hat sie ihren ersten ...


Ablehnung Mittagsbrei

Mein Baby ist 7 Monate und bekommt seit 7 Wochen Mittagsbrei, seit 3 Wochen Abendbrei. Die anderen Mahlzeiten werden gestillt. Leider kann sie sich an den Mittagsbrei nicht gewöhnen. Sie nimmt nur wenige Löffel, dann weint sie und sperrt sich dagegen. Ich bin mir sicher, dass es daran liegt, da es ein herzhafter Brei ist. Heute Mittag hatte s...


Ablehnung einer Brust bei Zwiemlich-Ernährung

Liebe Expertinnen, meine Tochter (12 Wochen alt) lehnt seit einigen Tagen die linke Brust ab. Sie setzt dort nur kurz an, scheint aber sofort frustriert, wenn die Milch nicht schnell genug fließt, und beschwert sich. Damit hat sie an der anderen Seite allerdings keine Probleme, hier macht sie einige ruhige Züge, wartet also geduldig ab. Da Li...


Ablehnung der Beikost

Liebe Biggi!  Ich möchte dich erneut um Rat bitten. Unsere Tochter ist 9 Monate alt. Sie wurde über 6 Monate voll gestillt ohne Probleme. Nach 6 Monaten habe ich mit Beikost in Form verschiedenster Breie nach Empfehlung begonnen. Bis heute mag sie es einfach nicht. Zu Beginn ist sie neugierig, lehnt es aber nach ein paar Löffeln ab. Ich bin auc...